Ich weiß nicht, ob dieses Buch schon erwähnt wurde, und wahrscheinlich sind schon alle Aspekte von mehreren Seiten durchleuchtet worden, aber ich habe leider wenig Zeit, und die kann ich entweder "opfern", indem ich alle Postings durchlese, und schaue, wo noch Unklarheiten bestehen, oder einfach drauflos schreiben oder exzerpieren:
Hier auf Seite 110 ff. findet man
kompakt die meisten Antworten in diesem allgemeinen Standardwerk zum spätosman. Reich und der Türkei - oft frei einsehbar:
Turkey: a modern history - Google Bücher
Mal sehen, wann meine Lust schwindet die dortigen Erkenntnisse hierher zu übertragen...
1. Seit Ende des 1. WK wird in der Türkei darüber debattiert, warum und wie die CUP in den 1. WK eintrat.
2. Folgende Chronologie könnte man erstellen:
a) Seit den Balkankriegen erkannte die osman. Führung, wie isoliert sie gewesen ist. Nun befürchtete sie nach der Ermordung des Kronprinzen in Sarajewo das Ende des Osm. Reiches, sollte sie diese Isolierung gegenüber den Großmächten nicht durchbrechen. Jegliches Bündnis war besser als keines.
b) Zuerst wurde Frankreich nach einem Bündnis gefragt, jedoch wurde dieses abgelehnt, denn Frankreich hatte gute Beziehungen zu England und Russland und bevorzugte wenn überhaupt ein Bündniss zu den Balkanstaaten, da sie sich für die Levante (als ihr Einflussgebiet) mehr versprachen.
c) dann wurden die Achsenmächte gefragt. Zuvor hatte schon Habsburg die Fühler wegen einer antiserbischen Koalition ausgestreckt, und fanden in dem Osm. Reich Anklang.
d) es wurde ein Geheimbündnis mit den Achsenmächten geschlossen, einen Tag, nachdem die Russen gegen diese mobil machten. (siehe S. 111 für die acht Artikel) Dieses mussten auch die CUP gewusst haben, also stellt sich dir Frage, warum machten sie dieses, denn es war wahrscheinlich, dass dieses in einen Krieg münden würde.
Drei mögliche Antworten darauf:
d a) Einmal der Wunsch überhaupt eine Koalition zu schließen, die Isolation zu beenden
d b) Es wurde auf Augenhöhe mit den Achsenmächten/Deutschland gesprochen (offenbar mit ihnen als einzigen potentiellen Alliierten); ein wichtiger Punkt in dem Ansinnen der osm. Führung, den semikolonialen Status ihres Reiches nach und nach hinter sich zu lassen
d c) Eine Fehleinschätzung der CUP: siehe Seite 112 für Details, die CUP dachte, der Krieg würde vor allem nur gegen Russland gehen, und den würden die Achsenmächte schon gewinnen...
e) Die Osmanen hatten nicht die ernsthaften Möglichkeiten einen (Welt-)Krieg zu führen, weder ökonomisch, noch militärisch, noch aufgrund ihrer mangelhaften kommunikativen Fähigkeiten.
f) Dies wusste auch Deutschland, die nicht davon ausgingen, nun große militärische Unterstützung seitens der Osmanen zu erhalten, sondern ihnen ging es mehr um die Beschäftigung der Franzosen und Briten mit ihren von Muslimen bevölkerten Kolonien und die Sperre des Bosporus gegen russ. Schiffe. [meine Ergänzung - die die meisten eh schon kennen: Den Einfluss des Kalifen auf die Muslime der Welt wurde jedoch maßlos überschätzt, nicht nur von Deutschland, sondern auch von den Briten, usw., insofern band die Furcht vor Aufständen in den Kolonien durchaus Truppenverbände, auch wenn es nicht so nötig gewesen wäre.]
Hmm, doch kürzer als ich dachte... Naja, solche allgemeinen Überblickswerken haben den Vorteil oft die Sachen auf den Punkt zu bringen, oder die zahllosen Argumente zu sichten und die wichtigsten dem Leser zu präsentieren... was hiermit geschah..:winke: