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Hallo 'Köbis' und an die ‚Flottenspezialisten’,
Ja das schau ich mir noch einmal genauer durch.
Im Nachtrag noch zugespitzt zwei zusätzliche Aspekte:
Der eine bezieht sich auf den Umstand, dass die deutschen Großkampfschiffe anscheinend erheblich günstiger im Anschaffungspreis waren als die britischen und französischen, was sich im Prinzip auf die Produktionstechniken beziehen müsste. Ist es richtig, dass dieses Faktum bei der Kostenrechnung im internationalen oft nicht berücksichtigt wird und worauf präzise basierte der entscheidende Kostenvorteil?
Dazu wird bei der weitgehenden Vernachlässigung der wirtschaftlichen Aspekte des Flottenbaus und des damit verbundenen Know-How-Transfers immer von der eigentlichen Nutzlosigkeit der Flotte ausgegangen und daraus ein zusätzlicher Kritikpunkt an der Tirpitzschen Flottenpolitik entwickelt. Greift das nicht aber viel zu kurz, wenn man berücksichtigt, dass nach einer Analyse der Royal Navy alleine die Präsenz der Flotte einen Durchbruch in die Ostsee unmöglich gemacht hat und dazu das angedachte Abschneiden von den Erzlieferungen aus Schweden so verhinderte, zumal ein Gefecht direkt in der deutschen Bucht nach Einschätzung der Royal Navy in sehr ungünstigem Gewässer stattfinden würde?
Ist also das Patt in der Nordsee aus der strategischen Perspektive nicht viel eher ein Erfolg der Tirpitzschen Flottenpolitik in der Perspektie einer ‚Abschreckung’ und nicht ein Symbol des Scheiterns wie ihn die Kritik redundant interpretiert?
Grüße und Dank für anregende Feedbacks
Vitruv
Natürlich war die deutsche Flottenpoltik ein "Erfolg". Wenn man von den Gesichtspunkt aus geht, das immer der Grundgedanke, die sogenannte Risikogedanke eine Rolle spielte.
Tirpitz hatte immer im Augenmerk, die Flotte so weit auszubauen, das es für England ein Risko darstellte, sich in eine Seechlacht gegen Deutschland zu stellen.
Schon in den ersten Denkschriften Mitte 90iger von Tirpitz, erwähnt er, das nur eine große Seeschlacht entscheiden könne.
Damit war sein weg klar, eine Flotte mit einen großen Charakter der Schlagkraft zu errichten. Daher auch der vernachläßigte Bau von großen Kreuzern. Wenn es nach Tirpitz gegeangen wär, hätte er gar keine gr. Kreuzer bauen lassen.
Aus einfachen Grund, Geldmangel.
So verdoppelte sich der Preis eines Linienschiffes innerhalb von 15 Jahren von 1898 mit ca. 20 Mio Mark, auf 1913 mit ca. 57 Mio Mark.
Im Vergleich stiegen die Kosten für gr.Kreuzer sogar von 1898 mit 14 Mio Mark auf 1913 mit 47 Mio Mark um mehr als das Dreifache.
Somit waren die deutschen Schiffe immer kleiner und leichter bewaffnet, als vergleichbare Schiffe anderer Nationen. Sparen war angesagt, wenn die Zahl der gefordeten Planung des Flottengesetzes von 1900 eingehalten werden soll.
Das führte dazu, das der Ausbau der deutschen Flotte immer im Bereich der Größe zu England 2:3 bleiben sollte. Hinzu kam noch, dass die deutschen Neubauten immer kleiner gehalten worden, als die britischen Schiffe, um die "Begeisterung" am Flottenaufbau auch weiter anhalten zu lassen. Vor allem was die Bewilligung zusätzlicher Finanzspritzen angeht, um beim Bau von den neuen Großlinienschiffen mithalten zu können. Denn als Vorwand brachte man beim Reichstag immer wieder ein, ja nur eine Flotte zu bauen, die sich Verteidigen muß. Ein größeres Schiff zu bauen, als die Neubauten der Briten, hätte allerdings den Beigeschmack eines Schiffes mit Angriffscharakter gehabt, somit war das Tabu.
Und bei aller Kostenknappheit, sollten dennoch qualitativ hochwertige Schiffe gebaut werden. Was ja auch gelang.
Das bedeutet, das die Schiffe vielleicht im direkten Kostenvergleich mit anderen Marinen billiger waren, das hatte ebend diesen Grund. Sparen.
Und der Einkauf oder besser gesagt, die Vergabe von Bauaufträgen für Großlinienschiffen bei den deutschen Privatwerften war ebenfalls ein Problem. Denn die neuen Technologien liessen sich die Unternehmer teuer bezahlen.
Bis 1904 teilten sich die Werft Schichau in Danzig, Blohm & Voss, der Stettiner Vulcan und die Germaniawerft die Aufträge für Neubauten von Linienschiffen. Ab 1904 nahm man noch die A.G. Weser in Bremen und ab 1908 die Howaldt in Kiel mit ins "Boot".
Dies hatte den Vorteil für das RMA ( Reichsmarineamt), dass man etwaigen Preisabsprachen entgegnete, da die zuerst genannten Werften in Hoffnung auf Bauaufträge ab 1898 enorme Investitionen getätigt hatten.
So konnte z.B. auch wieder die eine oder andere Mio gespart werden. Desweitern wurde eine genaue und sehr penible Kostenplanung vor jeden Neubau durchgeführt, die natürlich immer auch nach technischen Möglichkeiten ausgerichtet war.
So wurden z.B. die Geschütze kleiner gewählt, da das 30,5 cm Geschütz billiger war, als ein neues 35 cm oder gar 38 cm Geschütz. Dabei wurde das 30,5 cm soweit entwickelt, das es besser Schußeigenschafften hatte als ein britisches Modell.
Jedes Gewerk, das ein gutes Linienschiff ausmachte wurde so eingesetzt und zusammengepuzzelt, bis die veranschlagetn Kosten erreicht waren.
Die Schiffe hatten somit ein gutes Kosten Nutzen Verhältnis im Vergleich mit britischen Schiffen.
Und ein Einsatz der britischen Marine in der Ostsee, war durch die praktisch nicht mehr existierende russische baltische Flotte unmöglich. Deutschland hatte in der Ostsse durch gut gelegte Minenfelder das bischen baltische Flotte lahm gelegt.
Der Einsatz von britischer Seite her hätte einen so großen logistischen Akt abverlangt, der durch die Anwesenheit deutsche Flotte zu einen Himmelfahrtskommando geworden wäre.