Deutschland und Österreich waren mehr als 500 Jahre lang, ein Ganzes!
Nö. Österreich und die Deutschen Länder waren insgesamt Teile des Heiligen Römischen Reiches, aber das wiederrum war kein "Staat" im eigentlichen Sinne.
Die einzigen Territorien, die tatsächlich historische Überschneidungen mit beiden beiden Konstrukten, sowohl mit Österreich, als auch mit dem heutigen Deutschland haben, dürfte der territorial zersplitterte Streubesitz der Habsburger im Besonderen im Breisgau und im Schwäbischen sein, der bis zu den napoleonischen Kriegen unter der Bezeichnung "Vorlande" oder "Vorderösterreich" firmierte.
Dafür hatte das heute unter der Bezeichnung "Burgenland" firmierende Territorium im Prinzip seit der ottonischen Zeit nichts mehr mit dem "Heiligen Römischen Reich" zu tun, insofern es im frühen 10. Jahrhundert an das Königreich Ungarn kam und sowohl über das Mittelalter als auch die Zeit der Habsburger Monarchie dort verblieb und erst im Gefolge der Verträge von St. Germain und Trianon (Praieser Vorortverträge betreffend das ehemalige Habsburgerreich) qua Volksabstimmung an Österreich kamen (allerdings ohne Sopron/Ödenburg).
Man kann zu Recht von einer föderalen Tradition sprechen.
Wäre ich ehrlich gesagt in beiden Fällen skeptisch.
Im Hinblick auf Österreich muss ich hierzu sagen, dass ich mich mit der Zeit der 1. Republik nicht so gut auskenne, bis zum Ende des Habsburgischen Österreich, würde ich mich schwer damit tun, von einem tatsächlichlichen, modernen Föderalismus zu sprechen.
Zwar wurden die verschiedenen historisch gewachsenen Kronländer im Laufe des 19. Jahrhunderts über die Nomenklatur hinaus zu tatsächlichen Verwaltungseinheiten mit Befugnissen auf Regionaler Ebene, in denen Teilweise (Sprachregelungen etc.) recht unterschiedliche Bestimmungen galten, allerdings von einem tatsächlichen politischen Einfluss der Verwaltungen der Kronländer auf die Gesamtpolitik der Monarchie, lässt sich, meine ich kaum sprechen, jedenfalls nicht auf dem Weg des Wiener Parlaments.
Ungarn wäre vielleicht noch ein Sonderfall, gehörte aber technisch gesehen seit 1867 nicht mehr in Form einer irgendwie untergeordneten Gliederung zu Österreich, sondern stellte eine im Prinzip gleichberechtigte staatliche Einheit dar, so dass die Habsburger Gesamtmonarchie in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eher denn Charakter eines Staatenbunds annahm.
Auch im Hinblick auf Deutschland könnte man das durchaus an Hand der Frage diskutieren, inwiefern den Gliedstaaten eine tatsächliche gleichberechtigte Teilhabe an der Politik beschieden war.
Das war zwar auf dem Papier eine Föderation, in der sich auf dem preußischen Staat allerdings enorme Vorrechte vereinigten, alleine schon durch die preußische Sperrminorität in Bundesrat in Verfassungsfragen, aber auch ganz konkret dadurch, dass die Kanzler und Regierungenn Deutschlands bis 1918 allein vom Kaiser, also vom Preußischen König ernannt waren und diesem gegenüber verantwortlich zeichneten, nicht allerdings den Oberhäuptern der anderen Gliedstaaten, die darauf wenig Einfluss hatten.
Insofern, daran ob man hier von einem wirklich entwickelten Föderalismus sprechen kann, was die Tradition betrifft, da kann man, denke ich ein Fragezeichen drann machen.
Ich möchte nun einmal der Frage nachgehen, welcher der beiden Staaten "besser" das heißt effizienter ist?
Woran sollte man das festmachen?
Die Frage ist doch eher ob diese Einteilung grundsätzlich ihren Zweck erfüllt oder ob sie von ihren Bewohnern als überholt empfunden wird.
Ich denke, was Österreich betrifft, gibt es z.B. recht gute Argumente dafür die Millionenstadt Wien vom umgebenden eher ländlich geprägten Niederösterreich getrennt zu regieren/verwalten und auch z.B. die "Alpenprovinzen" Voralberg, Tirol, Kärnten, Steiermark und Salzburg mit denn Eigenarten, die sie als Gebirgsregionen einmal haben anders zu verwalten, als die, nennen wir es mal "Donauprovinzen" Ober- und Niederösterreich, Wien und Burgenland, die landschaftlich weit weniger durch Gebirgsregionen geprägt sind (sofern wir den Wienerwald mal ignorieren) und in er Folge auch ganz andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen aufweisen.
Historisch machte der Föderalismus möglicherweise auch Sinn im Hinblick darauf das Land zusammen zu halten.
Ich weiß nicht, ob es im Burgenland jemals Tendenzen gab, sich wieder stärker an Ungarn orientieren zu wollen (spätestens nach dem 2. Weltkrieg wahrscheinlich nicht mehr), mindestens in Voralberg gab es nach dem 1. Weltkrieg ja durchaus mal den Wunsch sich an die Schweiz anzuschließen und ich weiß nicht, wie lange sich diese Vorstellung hielt, aber sicherlich ist eine föderale Einteilung und Regierungsform geeignet solchen Tendenzen die Spitze zu nehmen.
Ansonsten lässt sich im Hinblick auf Österreich sicherlich hinterfragen, ob man für ein so kleines Land so viele Gliedstaaten und Regierungsapparate mit entsprechenden Kosten braucht, aber das sind ja durchaus Diskussionen, die wir im Hinblick etwa auf Bremen und das Saarland in Deutschland ja auch haben, wo in einiger Regelmäßigkeit hinterfragt wird, welchen Sinn diese Bundesländer eigentlich machen und ob es nicht sinnvoller wäre sie Niedersachsen bzw. Rheinland-Pfalz zuzuschlagen.
Das ist richtig, allerdings war diese Neuschaffung nun auch nicht willkürlich, sondern orientierte sich zumindest an historisch gewachsenen Grenzen. Bayern verlor exterritoriales Gebiet, aber im Prinzip ist der Freistaat Bayern mit dem Königreich Bayern deckungsgleich.
Also das würde ich eher verneien, das war schon ziemlich willkürlich, mit Ausnahme von Bayern und Schleswig-Holstein in Gestalt der früheren preußischen Provinz.
Das preußische Wilhelmshaven wurde Niedersachsen, das weitgehend dem Königreich Hannover entsprach, zugeschlagen
Naja, dem Königreich Hannover, den Ghzm Oldenburg, dem Hzm. Braunschweig und einem Teil des ehemaligen Kurhessen, so wie Schaumburg-Lippe.
Die großräumige Ordnung "Niedersachsen" ist politisch sicherlich sinnvoll, aber ob das in diesem Sinne "natürlich gewachsen" genannt werden kann, kann man doch hinterfragen, zumal ja bereits das Ehemalige Königreich-Hannover ein Kunstprodukt des Wiener Kongresses war, mindestens was seinen westlichen Teil betrifft, der mit dem alten Braunschweig-Lüneburg herzlich wenig zu tun hatte.
in Nordrhein-Westfalen wurden Westfalen, das Rheinland und das Fürstentum Lippe zusammengefasst.
Vor allen Dingen wurde aber auch die historische Preußische Rheinprovinz zu Gunsten der Schaffung von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz geteilt.
Auch das, was Nordrhein-Westfalen angeht sicherlich schon allein wegen des Ruhrgebiets und der Ausdehnung seines wirtschaftlichen Zuammenhangs über Teile der alten Rheinprovinz und Westfalens sicherlich ein sinnvoller Vorgang, allerdings, es bedeutete den seit 130 Jahren einigeraßen Zusammenwachsenden Raum am Rhein zu Gunsten einer Vereinigung mit Westfalen (und ggf. auch, damit Frankreich in Rheinland-Pfalz seine eigene Besatzungszone bekommen konnte) zu zerteilen.