Vor dem Zweiten WK lag Deutschlands Kraftstoff-VERBRAUCH noch auf einem relativ geringen Nievau: 3,7 Mio. Tonnen Mineralöl im Jahr 1934. Dieser Verbrauch sollte sich im Krieg aufgrund des Bedarfs der Wehrmacht nahezu verdoppeln: 6,4 Mio. t im Jahr 1940 (dv. 3 Mio. t für die Wehrmacht); 8,1 Mio. Tonnen im Jahr 1941 (dv. 4,6 Mio. t Wehrmacht); 7,6 Mio. Tonnen im Jahr 1942 (dv. 4,4 Mio. t Wehrmacht); vgl. Eichholtz, S. 8, und Blumenhagen, S. 236.
Bei dem niedrigeren Verbrauch der Vorkriegszeit lag die Ölimportquote bei 65 bis 70 Prozent, die zu 75 Prozent aus Übersee, fast ausschließlich aus Nord- und Lateinamerika kamen. Doch infolge der Seeblockade brach diese Bezugsquelle mit Beginn des Zweiten WKs weg (vgl. Eichholtz, S. 8 ff).
Die Lücke im Verbrauch wurde geschlossen durch vermehrte Kraffstoffproduktion in den Hydrierwerken, durch die Steigerung der Ausbeutung neu entdeckter Erdölfelder im Wiener Becken, durch die Ausbeutung polnischer Erdölfelder in Westgalizien und französischer in Elsaß-Lothringen sowie durch Ölimporte vor allem aus Rumänien und in der Zeitspanne von 1939-41 auch aus der SU.
Nicht zu unterschätzen ist die Ausbeute aus den österreichischen Erdölfeldern:
1938: 57.000 t
1939: 145.000 t
1940: 412.000 t
1941: 624.000 t
1942: 868.000 t
1943: 1.104.000 t
1944: 1.214.000 t
1945: 452.000 t.
Quelle: Eichholtz, S. 16 mwN.
Die Ölförderung in Gallizien und im Elsaß erreichte zusammen ca. 200.000 t pro Kriegsjahr. Die genauen Zahlen findet man bei Eichholtz, S. 21 und S. 23.
Eine große Bedeutung hat die Ölversorgung aus rumänischen Importen. Mit Rumänien geriet im Laufe des Krieges das damals viertgrößte Erdölförderland unter deutsche Kontrolle. Es entwickelte sich zu Deutschlands Haupt-Mineralöllieferanten:
1938: 628.000 t (12,7 % der deutschen Importe)
1939: 1.272.000 t (19,1 %)
1940: 1.177.000 t (50,6 %)
1941: 2.963.000 t (96,8 %)
1942: 2.192.000 t (86,8 %)
1943: 2.406.000 t (82,7 %)
1944: 1.043.000 t (Anteil unbekannt)
Quelle: Eichholtz, S. 39 mwN. Die Mengenangaben umfassen auch die Lieferungen für das Protektorat "Böhmen und Mähren". Bei den Prozentangaben wurde der Protektorats-Anteil nicht einberechnet; entsprechend dem deutschen Importanteil.
Zwischen 1939 und dem Sommer 1941 nahmen aber auch die Ölimporte aus der SU eine große Bedeutung ein: im Jahr 1940 importierte Deutschland (ohne Protektorat) 1.599.000 t Kraftstoffe, davon 664.000 t aus der SU, was einem Importanteil von 41,5 % (!) entsprach. 1941 wurden 2.040.000 t importiert, davon bis zum 21.6.41 298.000 t aus der SU (14,6 % des Gesamtjahresimportes); Quelle: Blumenhagen, S. 235 f.
Entgegen anders lautenden Gerüchten importierte der NS-Staat während des Krieges sein Öl nicht über dunkle amerikanische Kanäle sondern aus Rumänien und bis zum 21.6.1941 auch aus der SU.
Literatur:
Dietrich Eichholtz, Krieg um Öl, 2006;
Karl Heinz Blumenhagen, Die deutsch-sowjetischen Handelsbeziehungen 1939-1941, 1997.