Mittelalter: Was machten Frauen während ihrer Periode?

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Gast
ich muss das unbedingt für geschi wissen...was haben die frauen im mittelalter gemacht, wenn sie ihre tage hatten???? ich würde mich über antwort freuen.
 
Die meisten Frauen (Bauern) blieben in ihrem Bett. Sie legten sich außerdem noch Leinen über ihren ,,Schlafplatz". So steht es allerdings in unserem Geschichtsbuch. Übernehm dafür aber keine haftung.
 
Ich würde deinem Geschichtsbuch nicht allzusehr vertrauen... Welche Frau aus dem einfachen Volk hätte die Zeit gehabt, sich alle vier Wochen für ein paar Tage ins Bett, noch dazu auf teurem Leinen, zu legen, wo sie doch arbeiten mußte. Allerdings gibt es wirklich wenig Überlieferung zu dem Thema, also wäre dies zumindest ideologisch möglich (von wegen Ernte verderben oder ähnlicher Hokuspokus), wenn auch praktisch eher schwer durchführbar. :confused:

Aber wir haben einen Thread zu diesem Thema schon mal gehabt http://www.geschichtsforum.de/community/1/4737.html?1074580982
 
Also so weit ich weiß galten Frauen damals als unrein, wenn sie ihre Tage hatten, in manchen Gegenden gab es dann auch gewissen Häuser, in denen sie sich "reinigen" konnten. Ansonsten denk ich, verwendeten sie Stoffe als "Windel" quasi...
http://www.ffgz.de/clio45.pdf Scha u hie rmal rein, da steht alles von der Antike bis zur Gegenwart drin...
LG Sissi
 
Warum stimmt das nicht? Wird die Frauenfeindlichkeit nicht bei den Hexenverfolgung ausgelebt? Wann denn dann? LG Sissi
 
Aufgrund rein praktischer Überlegungen und aufgrund eigener Erfahrungen: ich glaube nicht dass die mittelalterlichen Damen groß was anders gemacht haben, als an den übrigen Tagen. Ob sie Binden getragen haben, keine Ahnung aber, vielleicht eher unwahrscheinlich, denn Unterwäsche hat man im Mittelalter nicht getragen und eine Binde zwischen den Beinen festzuklemmen bzw. am Unterrock irgendwie festzustecken dürfte etwas sehr Bewegungseinschränkend gewesen sein, was für den Großteil der Bevölkerung - die ja schließlich arbeiten mussten, um leben zu können - also auch eher ausviel. Da eine Durchschnittfrau wärend ihrer Regel allerdings nicht mehr als eine halbe Tasse (50ml) Blut verliert, dürfte das aber kein Problem gewesen sein, wenn frau es dann einfach "laufen gelassen hat". So lässt sich vielleicht auch diese "Unrein-Sache" erklären: das Regelblut hätte ja beispielsweise auf die Ernte kommen können, oder so.
Aber keine Garantie, sind nur Überlegungen/Vermutungen meinerseits.
 
Zitat :
.. So lässt sich vielleicht auch diese "Unrein-Sache" erklären: das Regelblut hätte ja beispielsweise auf die Ernte kommen können, oder so ..
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"Die Unrein-Sache" bezog sich meiner Meinung nach eher auf die ignorierende wie diskriminierende Einstellung der kirchlichen Amtsträger damals, die in der Monatsblutung der Frau eine Erinnerung an den Sündenfall Evas sahen . So lange ist das noch nicht her, daß Reste dieser "Einstellung " in manchen ,vorallem ländlichen Gegenden verbreitet waren.. :idee:
 
Die Unreinheit der Frau hat mit dem Sündenfall nichts zu tun. auch der Mann ist nach dem Samenerguß lt. Bibel unrein- allerdings nur bis zum nächsten Abend.(Lev 15, 16)

Erklärbar ist es eher mit der antiken und mittelalterlichen Vorstellung, daß alle Körperflüssigkeiten schlecht seien, da in ihnen die Krankheiten gesammelt sind und krank machen.Nur das Gute wird für den Körper inbehalten und das Schlechte ausgeschieden.
Erinnert sei in diesem Zusammenhang z.B. an den Aderlaß, generell die Unreinheit der Ausscheidungen (ist ja auch heute noch so ;) )etc.
 
Zitat :
...Die Unreinheit der Frau hat mit dem Sündenfall nichts zu tun. auch der Mann ist nach dem Samenerguß lt. Bibel unrein- allerdings nur bis zum nächsten Abend.(Lev 15, 16).....
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Natürlich hat die Unreinheit der Frau nichts mit dem Sündenfall zu tun, hier gehts aber darum was im M.A. aus dem Thema gemacht wird und nicht was in der Bibel steht.
... was u.a. Hildegard von Bingen dazu schreibt ist wiederum von den kirchlichen Hierarchen
gerne verwendet worden : :idee:

http://www.ffgz.de/clio45.pdf
 
Arcimboldo schrieb:
Natürlich hat die Unreinheit der Frau nichts mit dem Sündenfall zu tun, hier gehts aber darum was im M.A. aus dem Thema gemacht wird und nicht was in der Bibel steht.
... was u.a. Hildegard von Bingen dazu schreibt ist wiederum von den kirchlichen Hierarchen
gerne verwendet worden
Dem Link, das habe ich oben schon gesagt, traue ich nicht.
Zu Hildegard kann ich entehmen, was die Autorin bei einer anderen Autorin über Hildegard abgeschrieben hat. Ob letztere nicht auch abgeschrieben hat, wäre noch zu prüfen.
 
Hallo Mercy.. ....nun , daß jemand bei jemanden abgeschrieben hat, muß ja nicht bedeuten ,das es falsch ist, wie jeder aus der Schulzeit noch weiß. :p

Nach der Erörterung der gestellten Frage nach dem praktischen Umgang mit der Menstruation
bleibt ,so denke ich , der sozialgeschichtliche Aspekt, der für alle Frauen besonders im 13.+14. Jahrhundert besonders mit der abstrusen Verquickung von antikem Erbe und patriarchalischer Absicherung des Klerus und ihrer offiziellen Lehrmeinung zu diesem Thema einhergeht und somit ein Tema zum M.A. darstellt. Die körperfeindliche Einstellung der Kirche kam ja nicht von ungefähr ,sondern wurde durch prominente Kirchenlehrer propagiert. Hier würde mich Deine Einstellung, oder ein Link aus Deiner Sicht interessieren, denn mir ist nicht klar ,was Dich an der Literatur dazu stöhrt- sind es die "Quellen" ,oder bezweifelst Du etwas Substanzielles hinter dem Thema ? Als prüfbares Beispiel zur Einstellung zum Körper damals nochmal ein Beispiel :

Die frühen Christen waren in ihren Badegewohnheiten überwiegend noch Menschen der Antike, die ihren Körper regelmäßig reinigten. Viele der damaligen Klöster waren mit Badeanlagen nach römischem Vorbild ausgestattet. Im Lauf der Zeit setzte sich jedoch mehr die paulinisch-christliche Körperfeindlichkeit durch. Nun sollte möglichst nicht mehr zum Vergnügen gebadet werden und auch nicht zu oft. Der Ordensgründer Augustinus (354 - 430) gab für seine Klöster die Anweisung, nur einmal im Monat zu baden. In der Antike war es hingegen üblich gewesen, täglich oder wenigstens wöchentlich den ganzen Körper zu waschen. Nicht selten wuschen sich Mönche und Nonnen aus tiefer Überzeugung überhaupt nicht; die Taufe blieb für sie das einzige Bad in ihrem Leben. Ein Extremfall war wohl der heilige Hieronymus, der vor allem Jungfrauen eindringlich vom Bad abriet. Seine Befürchtung war, sie könnten dabei ihren (eigenen!) Körper zu Gesicht bekommen und somit Schaden an der Seele leiden, deshalb sollten sie, wenn überhaupt, nur im Dunkeln baden.
...das ist abgeschrieben ,aber Du kannst bei Augustinus etc.. nachlesen, es sind keine Erfindungen feministischer Herkunft. :yes:
 
Diese Einstellung des seltenen Badens hat sich außerhalb der Klöster aber nur sehr langsam durchgesetzt und erst gegen Ende des Mittelalters bzw zu Beginn der Neuzeit so richtig um sich gegriffen.
In mittelalterlichen Städten waren Badehäuser weit verbreitet und grundsätzlich gemischtgeschlechtlich. Nach und nach hat sich aus der mittelalterlichen Badehauskultur der Beruf der Badedirnen (sowas wie "Edelhuren") entwickelt, was den Klerikern natürlich Feuer für ihre körper- und hygienefeindlichen Einstellung gab.
 
Badefreuden

Arcimboldo schrieb:
Die körperfeindliche Einstellung der Kirche kam ja nicht von ungefähr ,sondern wurde durch prominente Kirchenlehrer propagiert. Hier würde mich Deine Einstellung, oder ein Link aus Deiner Sicht interessieren, denn mir ist nicht klar ,was Dich an der Literatur dazu stöhrt- sind es die "Quellen" ,oder bezweifelst Du etwas Substanzielles hinter dem Thema ?
Die Substanz natürlich. Was hast Du denn für ein Mittelalterbild?

Als prüfbares Beispiel zur Einstellung zum Körper damals nochmal ein Beispiel :
Die frühen Christen waren in ihren Badegewohnheiten überwiegend noch Menschen der Antike, die ihren Körper regelmäßig reinigten. [...]
...das ist abgeschrieben ,aber Du kannst bei Augustinus etc.. nachlesen, es sind keine Erfindungen feministischer Herkunft.

Nein die einer Werbeagentur
http://www.connection-medien.de/special/aqua01/kultur.htm

Die angebliche Leibfeindlichkeit des Mittelalters ist eine Erfindung der frühen Neuzeit und der Aufklärung (woher rührt denn "das finstere Mittelalter"?).
Das scheint mir aber ein grundsätzlicheres Thema, das wir nicht hier bei der Frage nach den Bedingungen der Menstruation im MA erörtern sollten.
 
Ich kannte den o.g. Link schon, und auch ich habe meine Probleme mit den Ausagen, die in dem Artikel stehen. Denn der Artikel beschäftigt sich mit der Sichtweise, die Autoren über Frauen hatten, aber nicht mit der Menstruation an sich. Denn dazu gibt es bis auf wenige Ausnahmen keine Quellen. Warum wohl besteht der Abschnitt Mittelalter wohl zu mehr als der Hälfte aus Quellenzitaten (Zitat aus dem 1. Testament???) und kaum aus Aussagen; zudem wird sofort wieder die feministische Keule in einem Rundumschlag geschwungen. Polemisch zu werden hilft der Sache der Frauen sehr wenig...:motz:

Wie sollten wird auch an die Quellen kommen? Schreiben konnten oft nur Männer (Hildegard, Hrotsvit und Kolleginnen ausgenommen), Schreibwerkzeug war teuer und einer niederen Überlieferung des Alltags nicht wert. Ein Bespiel: Eines der Grundnahrungsmittel im Mittelalter war Kraut, doch scheint es in den Abgabenbüchern seltenst auf, da jede Burg, jede Stadt und jedes Kloster seinen Krautacker hatte und sich vermutlich selbst versorgte, oder aber die Aufzeichnung nicht lohnte, da es zu alltäglich war. Eier, Vieh, Hemden und Münzen mußten dagegen aufgezeichnet werden, da sie einen weitaus größeren, nichtalltäglichen Wert darstellten... Das Fehlen in den Quellen bedeutet nicht, dass es diese Dinge nicht gegeben hat, ein Forscher oder eine Forscherin müssen sie sich nur anders erschließen.

Auch denke ich nicht, dass das Mittelalter per se körperfeindlich war. Im Gegenteil, die körperliche Wahrnehmung und die Anwesenheit von Körpern waren von großer Bedeutung. Wir sollten uns nicht von asketischen Überlieferungen täuschen lassen, sie betreffen nur eine bestimmte Schicht und nicht die Mehrzahl der Menschen. Auch dürfen wir nicht dem Trugschluß erliegen, unser heutiges Urteil auf die Vergangenheit anzuwenden und Menschen verdammen, die sich für Gott am Körper kasteien (schon gar nicht ein ganzes Zeitalter...). Tun wir dies denn mit all dem jungen Mädchen, Frauen und Männern, die an Magersucht leiden? Legen wir dies auf unser ganzes Zeitalter um? Natürlich tun wir dies nicht, da wir ein umfassenderes Wissen über die Gegenwart haben; wir sollten es aber auch nicht tun, wenn wenige Quellen existieren.

Augustinus und Hieronymus sind eigentlich ein gutes Beispiel. Sie lebten im 5. Jahrhundert, in einer Zeit der Umbrüche und Anachoreten, und doch wird das, was sie schrieben für die nächsten tausend Jahre vorausgesetzt. Dass sich Benediktiner und Zisterzenser eine Zeitlang um das Recht stritten, Unterhosen zu tragen (was war wohl angenehmer?), dass Heloise Abelard bat, ihren Nonnen Leinenbinden während der Menstruation anstelle von Wollbinden zu tragen, ist erst sei kurzem - genauer gesagt, seit dem Durchbruch der Annales - Gegenstand der Forschung und dementsprechend wenig im Bild der Menschen von der Vergangenheit vertreten.

Deshalb sollten wir vorsichtig sein mit unserem Urteil und sehr genau abwägen, was und wem wir glauben und unser Bild von Vergangenheit und Gegenwart immer wieder reflektieren. Tja, und Frauengeschichte ist eines der problematischeren Geschichtsfelder - Ideologiekritik, Vorurteile, politische Intentionen und innere Zerissenheit gepaart mit dem Kampf um Anerkennung, neue Methoden und finanzielle Mittel...

Nachdem hier schon sehr viele Themen auf zusammenkommen, halte ich Mercys Vorschlag für eine gute Idee, die Körperwahrnehmung im Mittelalter in einem neuen Thread zu diskutieren. :hoch:
 
Zitat :
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Das scheint mir aber ein grundsätzlicheres Thema, das wir nicht hier bei der Frage nach den Bedingungen der Menstruation im MA erörtern sollten.
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...gute Idee..

Zitat :Die Substanz natürlich. Was hast Du denn für ein Mittelalterbild?
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Wenn Du meine Beiträge verfolgst ,auch zum Thema Inquisition,dann wirst Du feststellen,daß
ich ein Beispiel aus der Geschichte,sei es gesichert oder noch nicht, nie als Blaupause für eine ganze Epoche nehme. Auch nicht eine Religionsgemeinschaft oder ein Einzelschiksal als Zeuge für die ganze Zeit verwende.
Ein Standpunkt der Geschichtsaufarbeitung kann neutral berichtend sein , verständnisvoll für alle Vorgänge, ein anderer kann aber auch aus dem Blickwinkel der Betroffenen nunmal ein anderes Licht auf ein bestimmtes Thema werfen, welches in der Draufsicht von 1000 Jahren
entsprechend lau flackert. Ebenso kann sich eine Statistik, die sich über den Zeitraum von
500 -1000 n.Chr. befaßt nur nachträglich interessant sein, für einen Betroffenen damals aber
total daneben sein, weil er eben mal durchs große Raster gefallen ist.
Mein Mittelalterbild setzte ich also nicht aus einzelnen Episoden zusammen, da mir klar ist daß
die Summe der Einzelheiten noch nicht das große Ganze ergibt . ;)
Fehlentwicklungen in der Zeit größter Machtfülle der kath. Kirche berühren meine Beiträge
beim Thema Inqusition und Hygiene im M.A. Hier beziehe ich mich daher bewußt aufs 13.+14.Jahrh. also bitte ,die rethorische Keule etwas sensibler zielen. :motz:

Es geht mir beim Zitieren von Augustinus und Anderen nicht darum ,die Kirche damals zu verunglimpfen, sonder um darzustellen , wie eben solche Zitate eines Augustinus im 13.+14. Jahrh. zu einer Auslegung der Kirchenverfassung herhalten mußten, die für zuviele auf dem Scheiterhaufen endete.

Die leibfeindliche Vorstellung der kath.Kirche aus diesen Mißverständnissen heraus ,wirkt meiner Meinung nach bis heute nach, oder nicht ?
Hierüber würde ich mich über möglichst viel Aufklärung freuen.... :yes:
 
Arcimboldo schrieb:
Es geht mir beim Zitieren von Augustinus und Anderen nicht darum ,die Kirche damals zu verunglimpfen, sonder um darzustellen , wie eben solche Zitate eines Augustinus im 13.+14. Jahrh. zu einer Auslegung der Kirchenverfassung herhalten mußten, die für zuviele auf dem Scheiterhaufen endete.
Dann sollte man aber nicht die beide Herren Kirchenväter zitieren, sondern die Schriften, die sie im 13. und 14. Jahrhundert rezipierten, um die Thesen nachvollziehbar zu machen.
 
Schini schrieb:
Dann sollte man aber nicht die beide Herren Kirchenväter zitieren, sondern die Schriften, die sie im 13. und 14. Jahrhundert rezipierten, um die Thesen nachvollziehbar zu machen.
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Vielen Dank Schini ,

Merci , Mercy ...werde versuchen mich klarer auszudrücken.
Das Thema Hygiene verspricht ja spannend zu werden .. :bussi:
 
Frauen in Großbrittanien im 18. Jahrhundert

Hi,

Da ich eine "Fachfrau" für Großbrittanien und das 18. jahrhundert bin, kann ich Dir nur sagen, was ich über diese Zeit weiß.
In den Höheren Kreisen war es tatsächlich so, das sich die Damen ins Bett legten und dort auch blieben. Daher auch der Ausdruck "unpässlich".
In den niederen Kreisen war es jedoch so, das billige Stoffe wie Baumwolle oder so, als Windel verwendet wurden.
In den stark abergläubischen Gebieten, wie in den schottischen Highlands war es auch so, das die Frauen während ihrer Periode nur im Haushalt arbeiteten, da man Angst hatte die Ernte zu verderben.

Ich hoffe, Dir damit geholfen zu haben.

Liebe Grüße

Nene
 
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