Mittelalter: Was machten Frauen während ihrer Periode?

Leider sind es nicht unbedingt immer die Männer, die die Diskriminierung der Frauen in der Gesellschaft durchsetzen oder daran festhalten. Eine gesellschaft besteht aus Männern und Frauen, und die Regeln werden meistens von beiden Geschlechtern getragen. Wenn sich wirklich 50% der Bevölkerung unterdrückt fühlen würden, könnten Patriachate gar nicht existieren, glaube ich.

Aber ich schweife ab...

Grüße,

Tawabet
 
Tawabet schrieb:
Leider sind es nicht unbedingt immer die Männer, die die Diskriminierung der Frauen in der Gesellschaft durchsetzen oder daran festhalten. Eine gesellschaft besteht aus Männern und Frauen, und die Regeln werden meistens von beiden Geschlechtern getragen. Wenn sich wirklich 50% der Bevölkerung unterdrückt fühlen würden, könnten Patriachate gar nicht existieren, glaube ich.

Ich finde es schön, dass du abschweifst. Wenn es sich zu sehr vom Thema entfernt, verschiebe ich es einfach in einen neuen Thread. ;)

Wenn du dir die Geschichte anschaust, ist es leider so, dass die Frauen zumeist den Kürzeren ziehen, ohne dass sie es heraufbeschworen haben. Frauen, die ihr Leben in einer patriachalischen Gesellschaft akzeptiert und geduldet haben, mögen es den Männern sicherlich leichter gemacht haben; ein wirkliches "Mitverschulden" an diesem Zustand sehe ich jedoch nicht.
 
Tawabet schrieb:
Ich würde sagen, dass das individuell sehr unterschiedlich ist. Es hat schon auch einen klitzekleinen Grund, warum in manchen Kulturen frauen, die ihre Tage haben, als unrein gelten und sich in dieser zeit zurückziehen ;) .

Grüße,

Tawabet

„Als der Fluß der Begierde in Eva eingezogen war, wurden alle ihreGefäße dem Blutstrom geöffnet. Daher erlebt jede Frau bei sich stürmische Vorgänge im Blute, so daß sie,ähnlich dem Ansichhalten und Ausfließen des Mondes, die Tropfen des Blutes bei sich behält und vergießt (..). Denn wie der Mond zu- oder abnimmt, werden beim Weibe Blut und Säfte während der Zeit des Monatsflusses gereinigt. Andernfalls würde es nicht am Leben bleibenkönnen, weil es reichlicher an Flüssigkeit ist als der Mann, und inschwere Krankheit verfallen (...).Alle Gefäße des Weibes würden unversehrt und gesund geblieben sein, wenn Eva allezeit im Paradies geblieben wäre."

(Hildegard von Bingen)
Die unpässliche Frau - Monatshygiene im Wertewandel

Gruß
Cassandra
 
Zuletzt bearbeitet:
Cassandra schrieb:
Alle Gefäße des Weibes würden unversehrt und gesund geblieben sein, wenn Eva allezeit im Paradies geblieben wäre."

(Hildegard von Bingen)

Bei allem Respekt fuer den Innovationsgeist der guten Frau - das muss man ja nu nich wirklich ernst nehmen, oder?! :S
 
parago schrieb:
Bei allem Respekt fuer den Innovationsgeist der guten Frau - das muss man ja nu nich wirklich ernst nehmen, oder?! :S

Es war ihre feste Überzeugung, sie war schließlich eine gläubige Frau. Es dreht sich eben um die Erbsünde Evas.
 
@Cassandra: sehr interessante PDF, danke!

@Lukrezia: Leider ist es nicht sooo einfach. Es sind tatsächlich häufig die Frauen selbst, die an den "Unterdrückungsmechanismen" festhalten (um noch mehr vom Thema abzuschweifen und ein ganz krasses Beispiel zu wählen: in Ägypten sind die meisten Männer gegen Frauenbeschneidung, die aber von den Frauen an ihren Töchtern bzw. Enkelinnen durchgeführt wird...)

Warum das so ist? Weiß ich auch nicht.

Grüße,

Tawabet
 
Tawabet schrieb:
@Cassandra: sehr interessante PDF, danke!

@Lukrezia: Leider ist es nicht sooo einfach. Es sind tatsächlich häufig die Frauen selbst, die an den "Unterdrückungsmechanismen" festhalten (um noch mehr vom Thema abzuschweifen und ein ganz krasses Beispiel zu wählen: in Ägypten sind die meisten Männer gegen Frauenbeschneidung, die aber von den Frauen an ihren Töchtern bzw. Enkelinnen durchgeführt wird...)

Warum das so ist? Weiß ich auch nicht.

Grüße,

Tawabet

Die Gründe für eine Beschneidung werden hier noch mal kurz beschrieben:
WIESO WIRD DIE FGM PRAKTIZIERT?

Gruß
Cassandra
 
Danke, Cassandra, für den weiteren interessanaten Link!

Nur möchte ich bezweifeln, dass der Initiationsritus bei Babys wirklich eine Rolle spielt ;) - die ägyptischen familien, die ich kenne, beschneiden ihre Töchter kurz nach der Geburt.

Grüße,

Tawabet
 
Tawabet schrieb:
@Lukrezia: Leider ist es nicht sooo einfach. Es sind tatsächlich häufig die Frauen selbst, die an den "Unterdrückungsmechanismen" festhalten (um noch mehr vom Thema abzuschweifen und ein ganz krasses Beispiel zu wählen: in Ägypten sind die meisten Männer gegen Frauenbeschneidung, die aber von den Frauen an ihren Töchtern bzw. Enkelinnen durchgeführt wird...)


Natürlich gibt es solche Frauen. Habe ich das bestritten? Die Gründe dafür sind jedoch in der Tradition männlich dominierter Gesellschaften zu suchen, in der sie leben.

Frauenbeschneidung ist ein heikles Thema. Wenn du dir die angeblichen Gründe dafür anschaust, wirst du feststellen, dass es sicherlich keine Frau war, die sich diese Verstümmelung einfallen hat lassen. Des weiteren wird die Beschneidung in Ländern praktiziert, in denen die Frau dem Manne untergeordnet ist.

Wenn Großeltern und Mütter die Verstümmelungen ihrer Töchter zulassen und gutheißen zeigt das lediglich, dass sie sich in dieses Schema einordnen wollen. Soweit ich weiß, haben es unbeschnittene Frauen in den entsprechenden Regionen der Erde schwerer, einen Mann zu finden, da die Jungfräulichkeit bis zur Ehe gewährleistet ist. Dies ist sicherlich auch ein Punkt, warum die Beschneidung von Töchtern/Enkelinnen gewollt wird.

Hast du gesicherte, zuverlässige und auf repräsentativen Umfragen beruhende Quellen dazu, dass die Mehrheit der Männer in Ägypten gegen eine Beschneidung der Frauen ist?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mal eine Doku (ARTE) über Mali gesehen, dort hiess es auch, das die Männer von der Beschneidung der Töchter kaum eine Ahnung hatten. Sie hatten Sozialarbeiterinnen interviewt, die Erfahrungen damit hatten. Die schwerste Überzeugungsarbeit haben sie mit den Frauen. In manchen Gegenden gibt es keine Frauen die nicht unbeschnitten sind und die Frauen können sich nicht vorstellen, wie man eine Frau werden kann ohne beschnitten zu sein.
 
askan schrieb:
Ich habe mal eine Doku (ARTE) über Mali gesehen, dort hiess es auch, das die Männer von der Beschneidung der Töchter kaum eine Ahnung hatten. Sie hatten Sozialarbeiterinnen interviewt, die Erfahrungen damit hatten. Die schwerste Überzeugungsarbeit haben sie mit den Frauen. In manchen Gegenden gibt es keine Frauen die nicht unbeschnitten sind und die Frauen können sich nicht vorstellen, wie man eine Frau werden kann ohne beschnitten zu sein.


Und woher kommt diese Weltanschauung bei den Frauen? Ich halte es nicht für sehr wahrscheinlich, dass ihre Ahninnen sich zusammengesetzt haben und beschlossen haben, sich selbst zu verstümmeln.
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Und woher kommt diese Weltanschauung bei den Frauen? Ich halte es nicht für sehr wahrscheinlich, dass ihre Ahninnen sich zusammengesetzt haben und beschlossen haben, sich selbst zu verstümmeln.
Genauso unwahrscheinlich ist es, das sich Männerrunden gebildet haben, die beschlossen, die Frauen gegen ihren Willen klein zu halten.

Kulturen werden nicht konstruiert, sie wachsen. Dort (böse) Absichten zu unterstellen will mir nicht in den Sinn.

Bleiben wir also bei den Fakten. In der Vergangenheit wie der Gegenwart gibt es patriacharlische Kulturen, in denen Frauen kaum Rechte besitzen und oftmals sehr schlecht behandelt behandelt werden, bis hin zur schwersten Körperverletzung und Mord.
Daran beteiligt sind Männer wie Frauen, die ihre Traditionen "verteidigen" (die Anführungszeichen sollen den heroisierenden Beigeschmack des Wortes mildern).

Übrigens wäre ein extra Thema dafür ganz nett :)
 
Im Sinne der Sozialgeschichtsschreibung ist es immer hochinteressant, unsere noch lebenden Vorfahren nach ihren Sitten und Gebräuchen zu fragen. Schließlich werden gerade die kleinen Dinge des Lebens nicht aufgezeichnet und bis vor kurzem "ziemte" es sich auch in der Forschung nicht, nach solchen Gebräuchen (wie zum Beispiel bei der Menstruation) zu fragen. Heute ist jedoch keine Demut mehr angebracht... :yes:

(Flachsprodukte kamen doch an fast jedem Hof vor... wieso bin ich nicht von selbst auf die Idee gekommen...) ;)
 
Oja, durch "Oral History" weiss ich auch, das es damals für junge Frauen nützlich war, die Adresse von geldbedürftigen Medizinstudenten zu kennen, im Falle das die Menstruation nicht kommt. Aber das ist ein anderes Thema, passt aber zum Kommentar das "Alltagsdinge" kaum überliefert werden.
 
Würde mal sagen, dass die ärmeren Frauen normal gearbeitet haben aber wenn sie schmerzen hatten sich ins Bett legten.
 
Schwangerschaft

Beim Überfliegen des threads scheint mir unerwähnt die ungleich höhere Zahl an Schwangerschaften. Die Periode war wohl für mittelalterliche Frauen kein ständiger "Begleiter" wie das Frauen womöglich heute empfinden. Bei 20 Schwangerschaften käme man schon auf 15 Lebensjahre in denen Frauen gar nichts mit der Monatsblutung zu tun hatten. Womöglich auch relevant obgleich etwas weniger: Hunger oder Krankheit können durchaus auch mal zum Ausbleiben oder zur Verzögerung der Periode führen.
 
Zustimmung

benjohnson schrieb:
Beim Überfliegen des threads scheint mir unerwähnt die ungleich höhere Zahl an Schwangerschaften. Die Periode war wohl für mittelalterliche Frauen kein ständiger "Begleiter" wie das Frauen womöglich heute empfinden. Bei 20 Schwangerschaften käme man schon auf 15 Lebensjahre in denen Frauen gar nichts mit der Monatsblutung zu tun hatten. Womöglich auch relevant obgleich etwas weniger: Hunger oder Krankheit können durchaus auch mal zum Ausbleiben oder zur Verzögerung der Periode führen.

Das ist völlig richtig.
Erstmal waren die Frauen öfter schwanger als heute, zweitens wurden die Kinder nicht mit industriell gefertigter Babynahrung gefüttert, sondern gestillt und das durchaus bis zum 2. Lebensjahr und länger. Sofern man keine Amme "zur Hand hatte", mußte die Mutter selbst stillen. Dies führt (bei ausschließlicher Ernährung des Säuglings durch Muttermilch) zu einer Unterdrückung der Periode. Das wird Euch jede Hebamme bestätigen.

Dann starben die Frauen früher (schlechtere Ernährung, med. Versorgung, Kindbettfieber, schwerere Geburten- Sectio war damals nicht üblich, und wenn eine Frau Zwillinge erwartete, war es wahrscheinlicher, daß sie die Geburt nicht überlebte) und daher war der Zeitraum auch kürzer, in dem sie ihre Perioden hatten.

Hungersnöte und Krankheiten (oder einfacher ausgedrückt: Mangelernährung) führen ebenso zu einem Ausbleiben der Periode.
Und - schließlich waren die Frauen damals nicht so früh "reif", d.h. sie bekamen ihre 1. Periode sehr viel später als gleichaltrige Frauen/Mädchen heute (hängt auch mit der besseren Versorgung zusammen).

Gruß, Snaedis
 
Für verheiratete Frauen stimmt das. Aber: es gab auch im Mittelalter eine große Anzahl nichtverheirateter Frauen:
Das Heiratsalter lag verhältnismäßig hoch, die Zeit zwischen der ersten Periode und der ersten Schwangerschaft war dementsprechend lang.
Eine Eheschließung setzte ein gewisses Vermögen voraus; oft heiratete nur eine Tochter pro Familie (damit zwei Höfe zusammengelegt werden konnten, wenn es keinen Sohn gab :still: ). "Überzählige" Mädchen wurden in ein Kloster geschickt (was auch eine "Mitgift" vorraussetzte und daher nur für wohlhabende Familien in Betracht kam) oder blieben als Arbeitskraft der Herkunftsfamilie erhalten. In beiden Fällen mussten sie jedoch mit einer monatlichen Blutung leben.
Es gab im Mittelalter auch jede Menge unehelicher Kinder, aber unverheiratete Frauen bekamen nicht alle ein - zwei Jahre ein Kind, sondern insgesamt (!) vielleicht ein oder zwei Kinder - und hatten dementsprechend oft auch ihre Periode.

Die Vorstellung von der ständig schwangeren oder stillenden mittelalterlichen Frau stimmt so pauschal nicht. Und das man(n?) die Menstruation durchaus als Problem empfand, zeigen die mit dem Thema zusammenhängenden Vorschriften, Reinigungsrituale - und bis heute überlieferten, abergläubischen Vorstellungen (besonders im Zusammenhang mit der Zubereitung von Lebensmitteln).
 
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