Die Inquisition

Hallo,
da ich mich noch nicht allzu umfassend mit diesem Thema auseinandergesetzt habe, jedoch hier auf einen großen Haufen fachlicher Kompetenz zurückgreifen zu können glaube, möchte ich hier nun eine Frage anbringen die mich doch schon etwas länger beschäftigt:
War der Mißbrauch der Inquisition durch weltliche Herrscher wie z.B. durch Phillip den Schönen bei der Verfolgung und Ausrottung des Templerordens um an deren Vermögen zu kommen (nur als kurzer Umriß der Situation, klar gab es da sicher noch mehr hintergründe), nun die Regel oder die Ausnahme?
Ebenso war es meiner Information nach ja der Inquisition auch nur erlaubt auf Anzeige tätig zu werden, war dem wirklich so?

Grüße Chronos
 
Inqisition ist zunächst einmal eine ältere Prozeßform, die in Deutschland bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts gebräuchlich war. Die Inquisition hat also mit der katholischen Kirche zunächst einmal nichts zu tun. Es war lediglich so, daß sich aus deiser Prozeßform auch der Name der hl. Inquisition herleitet. das besdeutet, daß dieses kirchliche Gericht die Prozeßform der Inquisition verwandte. Aus rechtshistorischen Quellen ist zudem belegt, daß Kriminelle so oft es ging, sich in die Gerichtsbarkeit der hl. Inquisition füchteten, weil das Strafmaß in der Regel wesentlich geringer ausfiel als vor weltlichen Gerichten.
 
Inqisition ist zunächst einmal eine ältere Prozeßform, die in Deutschland bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts gebräuchlich war. Die Inquisition hat also mit der katholischen Kirche zunächst einmal nichts zu tun. Es war lediglich so, daß sich aus deiser Prozeßform auch der Name der hl. Inquisition herleitet. das besdeutet, daß dieses kirchliche Gericht die Prozeßform der Inquisition verwandte. Aus rechtshistorischen Quellen ist zudem belegt, daß Kriminelle so oft es ging, sich in die Gerichtsbarkeit der hl. Inquisition füchteten, weil das Strafmaß in der Regel wesentlich geringer ausfiel als vor weltlichen Gerichten.

Huhu ^^

Noch was kurzes dazu:
Der Unterschied des Inquisitionsverfahrens zum "normalen" Verfahren lag darin, dass die Inquisitoren selber nachforschen und ANklagen konnten ohne auf einen Kläger warten zu müssen. Sie ermittelten selbstständiger und somit viel effizienter als die "normalen" Gerichte, die frei nach dem Motto: Wo kein Kläger, da kein Angeklagter agierten. ^^
 
Zur Systematik der Inquisition bzw. des Inquisitionsprozesses hatten wir übrigens schon einmal eine Diskussion im Forum: http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=4573

Und gerade bin ich noch auf eine ältere, bislang unbeantwortete Frage gestoßen...

War der Mißbrauch der Inquisition durch weltliche Herrscher wie z.B. durch Phillip den Schönen bei der Verfolgung und Ausrottung des Templerordens um an deren Vermögen zu kommen (nur als kurzer Umriß der Situation, klar gab es da sicher noch mehr hintergründe), nun die Regel oder die Ausnahme?

Dieser konkrete Fall war eine Ausnahme, denn der König hatte genaugenommen keinerlei richterliche Gewalt über den Orden der Tempelritter - wie übrigens auch über keinen anderen Ritterorden. Die Ritterorden unterstanden allesamt der päpstlichen Gerichtsbarkeit.
 
Ich halte es für sehr wichtig, dass man sich nochmal klar macht, dass Inquisition nicht gleichbedeutend ist mit Folter und auch zuerst einmal ein reines Rechtsmittel war. Bis zum 4. Laterankonzil lag das Risiko (v.a. finanziell) bei einer Anklage immer bei Anklagenden. Dies führte dazu, dass viele Anklagen gar nicht erst zustande kamen. Und aus diesem Grund wurde die Inquisition als Instrument eingeführt - zuerst einma aber ohne den Gedanken der Folter.

Gruß Seianus
 
Ein guter Einwand, @Seianus! Die von der Inquisition entwickelte Prozeßform hielt sich immerhin bis zu den Justizreformen in napoleonischer Zeit. Kennzeichnend für den Inquisitionsprozess ist eine strenge Beweisführung. Ein Täter konnte nur durch zwei Tatzeugen, und nicht etwa Komplizen, oder durch ein Geständnis überführt werden. Eine Indizienbeweisführung wie im modernen Strafrecht gab es nicht. Sofern ein Angeklagter nur leugnete, konnte er selbst bei erdrückender Beweislast nicht verurteilt werden.
 
Hallo Scorpio,

da moechte ich Dir aber auesserst freundlich und heftig widersprechen:
Kannte ein Angeklagter die Maschinerie des Prozessverfahrens nicht, wenn er also treudoof war, und verhaengisvollerweise gottvertrauend ehrlich, dann war er so gut wie verurteilt.

Es gibt in Lissabon Prozessdokumente der Inquisition, die belegen, dass neu-christliche (also zwangsgetaufte heimlich juedische) Studenten aus Brasilien regelrecht trainiert wurden, um im Falle einer Anklage in Portugal, wohin sie zum Studium wollten, gewappnet zu sein.

Der Trick: Stueckchenweise und zu festen Terminen seine Schuld eingestehen und moeglichst mit vielen Denunzierungen den Prozess ad absurdum fuehren....
aber niemals starrsinnig abstreiten oder mit Nichtwissen bestreiten.

Dazu einen Beitrag:
http://briefeankonrad.tripod.com/Le...rasilien-in-coimbra-zur-zeit-der-inquisition/

die Quelle ist leider auf portugiesisch.
Ralf
 
Dann nimm dies mal zur Kennnis:
Herold schrieb:
Standen alle europäischen Staaten vor diesem Problem und haben letztlich eine solche Sozialdisziplinierung erfolgreich vollzogen, so bestand in Spanien mit seinem hohen Anteil von Conversos (zwangschristianisierten Juden) und Moriscos (zwangschristianisierten Mauren) ein verschärfter Bedarf nach der Schaffung eines homogenisierten Untertanenverbandes. Die Antwort der spanischen Könige auf diese Herausforderung bestand in der Einsetzung der spanischen Inquisition.

Die spanische Inquistion war somit ein unter den speziellen Bedingungen der iberischen Halbinsel geschaffenes Instrument zur religiösen und sozialen Disziplinierung, die einem fortschreitenden Wachsen der Staatsgewalt diente und stellte damit ein bedeutender Aspekt der Modernisierung des vormodernen spanischen Staatswesens dar. Daraus ergibt sich der Nutzen dieser Institution.


http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?p=135841&highlight=inquisition#post135841
 
Ein Inquisit hatte freilich nur eine sehr geringe Chance, dann tatsächlich freigelassen zu werden, @Ralf und Lena. Auch mit der Tortur verfuhr man, gerade bei ohnehin rechtlosen Gaunern und Vaganten oft nach Gutdünken.
Ein erfahrener Räuber, der wegen seiner Beteiligung an einem großen Einbruch 1699, bei dem die "Güldene Tafel", ein vermutlich von Heinrich dem Löwen gestifteter Reliquienschrein geraubt wurde, war sehr erfahren mit der Folter und soll sich mit Opiumtinktur gegen die Schmerzen geschützt haben. Der fragte den Henker, "wieviele Gradi man hier habe". Er bekam die Antwort: "Hier frage man nicht nach Gradi, sondern fahre solange fort, bis Inculpat gestehe." (zitiert nach Uwe Danker, Räuberbanden im Alten Reich um 1700) Außerdem konnten die Untersuchungsrichter bei Lügen des gefangenen ein Anzahl von Stock- oder Peitschenhieben verhängen, und wer achtete schon darauf, daß diese Anzahl nicht überschritten wurde? Auch im Zeitalter der Aufklärung wurde mancher Gefangene furchtbar zugerichtet. Auch wenn die Folter keine Anwendung fand, konnte kaum ein Gefangener dem psychologischen Druck lange stand halten. Doch immerhin gibt es auch Gegenbeispiele. Der prominente Räuber Abraham Picard wurde 1805 in Bergen bei Frankfurt verhaftet. Um nicht an die Franzosen ausgeliefert zu werden, gestand er, an einem Raub in Hessen beteiligt gewesen zu sein und erfand einen anderen. Mit seiner Taktik, gerade soviel zu gestehen, um nicht auf linksrheinisches Gebiet ausgeliefert zu werden und sonst strikt zu leugnen, so viele Indizien auch gegen ihn sprachen, war er letztlich erfolgreich. Die kurhessischen Beamten ermittelten zwei Jahre lang und konnten ihm seine Schuld am Ende nicht nachweisen. Picard starb allerdings 1807 im Gefängnis von Marburg.

(Literatur: Martin Lange "Räuber und Gauner ganz privat" Tectum Verlag ISBN 978-3-8288-9289-7)
 
Hallo Mercy,

das ist ja die Lehre, die wir aus der Inquisition ziehen koennen:
Die Politiker verlangen "Einheit" (z.B. Europaeische ) anstatt "Einigkeit".
Ich sehe das hier in Portugal wie Du es zitierst:
Die Herrschaften glaubten ernsthaft, den Unglaeubigen einen sozialen Gefallen geleistet zu haben.
Wie heute:
Nur heisst es heutzutage: Integration und Gleichbehandlung
Nur dass die Menschen (z.B. die Buerger Europas) nicht gleichbehandelt werden wollen (zB. wenn sich es ums "Arbeiten") handelt.

Scorpio, der Trick wie er in den portugiesischen Quellen beschrieben wird, klappte auch nicht immer, ging oft nach hinten los....
Man stelle sich nur mal vor, wieviel Zeit und Kosten fuer diesen Unsinn ausgegeben wurden !
Ralf
 
Hallo Mercy,

das ist ja die Lehre, die wir aus der Inquisition ziehen koennen:
Die Politiker verlangen "Einheit" (z.B. Europaeische ) anstatt "Einigkeit".


Die Politiker lassen wir mal beiseite.

Ich sehe das hier in Portugal wie Du es zitierst:
Die Herrschaften glaubten ernsthaft, den Unglaeubigen einen sozialen Gefallen geleistet zu haben.


Du kennst Zitate, von denen ich keine Ahnung (mehr?) habe.
 
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