DDR - Sowjetunion (1946-1948)

royal

Mitglied
hi leutz,

habe derzeit nen problem. oft ist, im bezug zur ddr, die rede von einem "besonderen dt. weg zum sozialismus". dieses statement propagierte die SED in den jahren 1946-48, um dann doch ihren kurs zu änderen, sprich die sowjetunion als ihr vorbild zu nehmen ("Von Stalin lernen heißt siegen lernen!")...
es muss aber ein anderer weg gewesen sei, denn die ökonomischen verhältnisse waren in SU und ddr andere gewesen. habe dazu leider noch nicht viel gefunden; kennt ihr zu diesem thema unterschiede oder anregungen?
 
Suche nach Anton Ackermanns Schriften und seinem Leben. Der hatte diesen speziellen deutschen Weg aufgezeigt und wurde dann unschön abgesägt.
 
möchte euch diesen absatz einer internet-seite zeigen:

Freilich vermittelte die Formel vom »demokratischen Weg« zum
Sozialismus den Eindruck reformkommunistischer Wandlungen.
Mit dem im Februar 1946 veröffentlichten Artikel von Anton
Ackermann »Gibt es einen besonderen deutschen Weg zum So-
zialismus?« stellte die KPD-Führung die Möglichkeit eines demo-
kratischen Weges zum Sozialismus in Deutschland in Aussicht.
Doch was dies nun konkret bedeuten würde, blieb völlig offen.
Nicht beantwortet war die Frage, ob und wie dieser Weg auch ein
parlamentarischer sein werde. Von der Erringung parlamentari-scher Mehrheiten war in dem Artikel Ackermanns und den»Grundsätzen und Zielen« der SED nicht die Rede, lediglich voneiner »Beschränkung auf rein gesetzliche Mittel«. Sowohl der Wegzum Sozialismus selbst als auch das Ziel wurden inhaltlich nichtkonkretisiert, und fraglich blieb auch, ob der »friedliche Weg« für alle Teile Deutschlands Gültigkeit haben könnte.

heißt das, solch ein "weg" war bloß eine idee, um vll die SPD zu beschwichtigen? denn es kam ja später zur vereinigung von SPD und KPD zur SED...


btw, hier ist der text: seite 3
http://72.14.221.104/search?q=cache...sozialismus+merkmale&hl=de&ct=clnk&cd=1&gl=de
 
Zuletzt bearbeitet:
...heißt das, solch ein "weg" war bloß eine idee, um vll die SPD zu beschwichtigen? denn es kam ja später zur vereinigung von SPD und KPD zur SED...
btw, hier ist der text: seite 3
http://72.14.221.104/search?q=cache...sozialismus+merkmale&hl=de&ct=clnk&cd=1&gl=de
Hallo, habe den Pfad gerade gelesen.
Also ich hätte dazu zu sagen, daß es, trotz der sehr ähnlichen Poltik aller Ostblockstaaten, in der "DDR" doch einige kleine Unterschiede zur UdSSR gab.
Ich denke da z. B. an das 5-Parteien-System, das außer der SED auch noch 4 weitere Blockparteien zuließ, auch wenn diese in Wirklichkeit nichts "zu melden hatten" - um es mal salopp auszudrücken, während es in der SU nur die KPdSU gab.
Ein weiterer Unterschied ist für mich die Akzeptanz einer nationalen Minderheit - die Sorben. Während die sorbische Sprache bei uns in den entsprechenden Landkreisen sogar in der Schule gelehrt wurde, versuchte die SU ihre nationalen Minderheiten ihrer eigenen Sprache zu berauben, indem die einheimischen Sprachen aus dem öffentlichen Leben verbannt wurden. Das hieß in der Praxis, ein Litauer sollte nicht mehr Litauisch sprechen, ein Este nicht mehr Estnisch, ein Armenier nicht mehr Armenisch, ein Kasache nicht mehr Kasachisch usw., sondern es war nur noch Russisch erlaubt - sowohl in den Ämtern, in Schulen, bei den Medien.
Für mich ist vor allem Letzteres ein sehr wichtiger Unterschied, den man mal festhalten sollte.
 
Zuerstmal wurde die DDR erst 1949 gegründet, von 1946-48 muss man also korrekt von der Sowjetischen Besatzungszone SBZ sprechen.

Für die innenpolitische Entwicklung jener Zeit kann ich nur Wolfang Leonhards "Die Revolution entlässt ihre Kinder" empfehlen, in dem er sehr detailliert berichtet. Leonhard kannte Ackermann persönlich, beide gehörten im Mai 1945 zu den deutschen Kommunisten, die aus Moskau einreisten, um die Organisation des Aufbaus der SBZ zu leiten.

Auch auf die Debatte über einen besonderen deutschen Weg zum Sozialismus wird eingegangen.
 
also kann man schon sagen, dass dieser weg nur ne idde war, und er nie realität wurde...

da die ddr erst 1949 gegründet wurde, die idee 1948 verworfen, hat der "besondere weg" also nie eine rolle gespielt?
 
also kann man schon sagen, dass dieser weg nur ne idde war, und er nie realität wurde...
da die ddr erst 1949 gegründet wurde, die idee 1948 verworfen, hat der "besondere weg" also nie eine rolle gespielt?
Das mit der Gründung 1949 ist natülich richtig. Insofern ist natürlich der Titel: DDR-Sowjetunion (1946-1948) nicht korrekt.
Mein Beitrag bezog sich auf die ´70er und ´80er Jahre und da wurden die von mir angesprochenen Unterschiede als "Sonderweg" bezeichnet. Mehr war innerhalb des Warschauer Paktes auch nicht möglich.
Außer - weiß jemand konkret, wie es bei der Religionsfreiheit in der SU aussah?
 
Zuletzt bearbeitet:
btw, würdet ihr die ddr als "sowjetische diktatur" bezeichnen?

es gibt etliche merkmale die dafür sprechen: zB starke militarisierung der ddr ausgehend von moskau, zerschlagung des juni-aufstandes ´53 von den sowjt. truppen oder, es wurde 3 mal die souveränitat ausgerufen, doch das änderte nichts an der unabhängigkeit zur sowjetunion...
 
Hier ein paar Fundstellen zum Thema:


Aus einem Artikel der "Thüringischen Landeszeitung":

Bis in das Jahr 1947 hinein schien die politische Entwicklung in der SBZ nach wie vor weitgehend offen zu sein. Mit dem Scheitern der Londoner Außenministerkonferenz im Dezember 1947 änderten sich jedoch die außen- wie innenpolitischen Rahmenbedingungen. Die SED ließ ihre These von einem besonderen deutschen Weg zum Sozialismus fallen und trat statt dessen für die Übertragung des sowjetischen Modells auf die SBZ ein. Bereits auf ihrem zweiten Parteitag im September 1947 hatte sich die SED öffentlich zur führenden Kraft erklärt. Sie wandelte sich nach dem Vorbild der stalinistischen KPdSU zu einer marxistisch-leninistischen Kaderpartei mit gesamtgesellschaftlichem Führungsanspruch, zu einer so bezeichneten "Partei neuen Typus". Zur gleichen Zeit prägten Kommunisten die weitere Entwicklung in den Massenorganisationen FDGB, FDJ und VdgB. Einhergehend mit den Veränderungen im Parteien- und Gesellschaftssystem der SBZ vollzog sich auch die Umbildung des sowjetzonalen Wirtschaftssystems, die zu einer stärkeren Zentralisierung und Lenkung der Wirtschaft führte.

Quelle: http://www.tlz.de/tlz/tlz.wirueberuns.startseite_95847.php


Aus den persönlichen Tagebüchern des sowjetischen Diplomaten V.S. Semenov:​

Später war ich recht oft zusammen mit Pieck, Ulbricht und Grotewohl bei Gen. Stalin. Das gab uns Energie für Monate. Damals herrschte zwischen uns volles gegenseitiges Verständnis. Er organisierte im Frühjahr 1946 die Desavouierung der Konzeption von Ackermann über den „besonderen deutschen Weg zum Sozialismus“. Offenbar war da auch ein Element des Machtkampfes mit dabei. Bei der Organisation der SED spielten Pieck und Grotewohl die führende Rolle. Ulbricht war „der Motor der Partei“ (Pieck). Er bemühte sich um die erste Position in der Partei, wozu er zuerst die Persönlichkeit Thälmanns herabzumindern suchte, mit dem er laut Gerüchten Zusammenstöße gehabt hatte, als Walter Sekretär der Berliner Organisation gewesen war. Dann versuchte Ulbricht, auch Pieck, besonders aber Grotewohl zu ducken, aber die SMAD (und das ZK unserer Partei) verhinderten das, worauf Ulbricht nervös reagierte.

Quelle: http://www1.ku-eichstaett.de/ZIMOS/forum/docs/Semenov.htm


Zu den Vertretern, die nach Gründung der DDR den "deutschen Weg zum Sozialismus" vertraten, gehörte Wolfgang Harich, über den es allein bei Google über 20.000 Einträge gibt.

Gruß

Jacobum
 
Ich würde in der Tat die SED als den "verlängerten Arm" der KPdSU bezeichnen. In regelmäßigen Abständen fand sich die politische Führung der SED in Moskau ein, um sich ihre Direktiven abholten, die sie dann umsetzten. Die "DDR" war im Grunde nichts weiter, als ein Satellitenstaat der UdSSR. Eine echte eigenständige Politik - jenseits vom "Großen Bruder" war nicht möglich, denn das hätte Folgen, ähnlich wie beim "Prager Frühling", gehabt.
 
Es gab in allen Ostblockstaaten bis 1948 Bemühungen sich vom "Befreier" Sowjetunion zu lösen. Schliesslich waren es selbständige Staaten, mit Ausnahme der deutschen SBZ. In Rumänien sind erst 1947 alle bürgerlichen Parteien verboten (der König dankte im selben Jahr ab), in der Slowakei gewannen die Demokraten mit über 60 Prozent die Wahlen klar und wurden durch die tschechischen Wahlen praktisch durch die stalinistischen Kommunisten entmachtet.
Zudem ging Jugoslawien (Vereinigte Slawen!!, ein politischer Affront gegen die Sowjetunion) bereits im 2.Weltkrieg unter Tito seinen eigenen sozialistischen Weg, der als sozialistisches Bundesland in den Nichtpaktgebundenen Staaten eine gewichtige Rolle in der Welt einnahm und später weitere sozialistische Länder in Afrika, Asien und Südamerika inspirierte nicht dem osteuropäischen Sozialismus sich anzuschliessen (Kriegsgefahr im Land durch Blockbildung).
Albanien verabschiedete sich Ende der 50er Jahre zum chinesischen Weg.

Dass es nur bei der Idee in der SBZ blieb ist doch wohl verständlich. Sonst wäre alles anders geworden, auch in der DDR.
 
Außer - weiß jemand konkret, wie es bei der Religionsfreiheit in der SU aussah?

Nur aus Erzählungen und Gesprächen mit Russen und Ukrainern seit 1999. Die Religionsausübung soll nicht groß behindert worden sein, gewissermaßen Privatsache. Mit den Kirchen und Klöstern, soweit vorhanden, ging man wohl etwas anders um (zwei Beispiele aus Moskau/Kloster:Chemiefabrik und Tscherkassy/Kirche: Materiallager). Anderes Beispiel: Wiederaufbau der Christus-Kathedrale in Moskau.

Grüße
Thomas
 
weiß jemand konkret, wie es bei der Religionsfreiheit in der SU aussah?
Also Religion und die SU, dass ist so eine Sache. Wirklich gerne gesehen war die Kriche in der SU nicht. Es sind in dieser Zeit einige Kirche verlassen wurden oder für andere Sachen verwendet wurden. Viele sind heute nur noch Ruinen. Stalin lehnte die Kirche teilweise gänzlich ab.
Kirchen findet man heute zwar in Russland, doch nicht mehr die Anzahl, die es früher gab, was einiges sagen dürfte zu dem Verhältnis SU und Religion.
 
Na ja, die Kommunisten haben die Kirche generell nicht gerne gesehen - egal in welchem Land, aber hier waren sie wohl an internationale Verträge gebunden, durch die den Menschen Religionsfreiheit garantiert werden mußte.
 
Für was würdet ihr denn euch letztendlich entscheiden: War die DDR eine sowjetische Diktatur oder hatte sie "einen besonderen Weg zum Sozialismus" gefunden?
Wäre schön, wenn ihr mal eure Meinung dazu sagt.
 
meiner ansicht nach kann es nur die sowjet. diktatur gewesen sein, denn die idee des "besonderen weg" wurde 1948 verworfen, die DDR aber 1949 geründet. spielte also gar keine rolle mehr zu DDR zeiten...

würdet ihr zustimmen?
 
Also mit Thema schlage ich mich für eine Arbeit in Geschichte herum und so richtig entscheiden kann ich mich nicht. Es spricht einiges dafür, dass es eine sowjetische Diktatur war. Aber jetzt mal von "dem besonderen Weg" abgesehen, die DDR könnte auch ein souveräner Staat gewesen sein, der stark von der Sowjetunion abhängig ist.
 
naja, die DDR wurde schon stark nach sowjet. muster aufgebaut, was sich zB in der militarisierung der DDR gezeigt hatte (von moskau angeordnet).

somit war sie bedeutend abhängig von der sowjetunion, vll sogar "spielball"?
 
Zurück
Oben