Bei den Sonderreichen und zahllosen Gegenkaisern und Gegengegenkaisern bin ich allerdings unschlüssig, ob man da jeweils von einem aufstand sprechen kann. Oft blieb ja dem Kommandeur einer Armee gar nichts anderes übrig, als sich zum Imperator zu erklären, wollte er die Reichsverteidung koordiniert übernehmen- und nicht von der eigenen Soldateska erschlagen werden. Der Aufstand des Spartacus war der letzte große Sklavenaufstand und traf Rom bis ins Mark. Seit Hannibal hatte keiner mehr Rom in Italien in offener Feldschlacht besiegt.
Dennoch bin ich insgesamt und auch mit Blick auf den großen Judenaufstand während Trajans Partherkrieg und den Bar Kochba Aufstand geneigt, mich Tiberius Caesar anzuschließen. Es ist ja auch kennzeichnend, daß Roms Herrschaft den eroberten Völkern offenbar erträglich erschien. Bereits zu Caesars Zeiten drängten gallische Pairs in den Senat. Aus Spanien gingen Seneca, Lucanus, Martial, Trajan, Hadrian und Marc Aurel hervor. Wirklich ernsthafte zentrifugale Aufstandsbewegungen, die generell Roms Herrschaftsanspruch in Frage stellten, denen gewisse Grundprinzipien der hellenistisch- römischen Kultur schlichtweg unannehmbar waren, entzündeten sich in Judäa und im Umgang mit den Juden. Der Judenaufstand in Ägypten und der Cyrenaica bewirkte nicht zuletzt das Scheitern von Roms Partherfeldzug. Die Statthalter, die Rom nach Judäa schickte, waren wirklich nicht gerade preisverdächtig und jeder ein kleines bißchen schlechter, als sein Vorgänger.Man muß allerdings den Römern zugestehen, daß sie durchaus bereit waren, den Juden Zugeständnisse zu machen. Juden konnten an besonderen Tagen Getreidespenden abholen, um den Sabath zu achten. Die Vertreibung und Diaspora der Juden änderte bis zu Constantin nichts an der Eigenschaft des Judentums als religio licita. Auch das Christentum ist ja letztlich aus dem Judentum hervorgegangen. In den historischen Nachwirkungen, der zahlenmäßigen Stärke der Aufstandsbewegung und was es schließlich Rom an Substanz und Material kostete, sie niederzuschlagen, denke ich, daß die Juden den Römern am meisten zugesetzt haben. Sie konnten Aufstände niederschlagen, Judäa vollständig im römischen Sinne zu "befrieden", ist Rom nie gelungen.
Trotz der fatalen Folgen