Territoriale Zersplitterung

A

alhera

Gast
:autsch: hey Lieben...ich brauche sehr dringend Hilfe: ich soll ein Referat schreiben, mein thema heisst: die territoriale zersplitterung ( an 2-3 Beispielen) der Hohepunkt der Kleinstaaterei 1648-1789.

Ja das Thema ist sehr schwehr...ich wiess nich weiter. Ich bin aus Polen..und soll den Referat auf deutsch schreiben, leider kann ich nichts im Internet finden. Ich bitte um schnelle Hilfe.....AlherA
 
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Als Beispiel würde sich Regensburg eignen. In den Mauern der Stadt befanden sich als reichsunmittelbare Territorien:

Kloster St. Emmeram
Stift Obermünster
Stift Niedermünster
Bürgertum (freie Stadt)
Hochstift Regensburg

Außerdem hatte der bayerische Herzog noch eigenes Gebiet in der Stadt, den Herzogshof.
 
Meine Empfehlung wäre da Oberschwaben, d.h. das Gebiet zwischen Donau, Bodensee und Lech.

Da findet sich in dieser Zeit eine ganz unglaubliche Zersplitterung, alle wesentlichen Typen sind vertreten: Fürstliche Territorien (vor allem der Habsburger), Reichsstädte (darunter mit Buchau am Federsee die kleinste überhaupt), Reichsritter und Klöster.

Andere interessante Regionen wären Franken und Thüringen.
 
Oberschwaben ist sehr gut! Im Norden war die Zersplitterung weit weniger stark, obwohl es auch recht kleine Territorien gab (Bsp. Schaumburg-Lippe). Vielleicht könntest du @ alhera dies dem noch gegenüberstellen.
 
Als Beispiel würde sich Regensburg eignen. In den Mauern der Stadt befanden sich als reichsunmittelbare Territorien:

Kloster St. Emmeram
Stift Obermünster
Stift Niedermünster
Bürgertum (freie Stadt)
Hochstift Regensburg

Außerdem hatte der bayerische Herzog noch eigenes Gebiet in der Stadt, den Herzogshof.
Na wenn du da jeden Lehnsträger als eigenen Staat ansiehst, ist das noch gar nichts. Ich kenne da Städte in Thüringen, wo bis zu 25 unterschiedliche Gerichtsbarkeiten in einer Stadt vorherrschten.
Es ging hier wohl mehr um die wirklichen Staaten, wobei hier wohl der thüringische Raum eines der zergliedertsten Gebiete war.
 
Na wenn du da jeden Lehnsträger als eigenen Staat ansiehst, ist das noch gar nichts. Ich kenne da Städte in Thüringen, wo bis zu 25 unterschiedliche Gerichtsbarkeiten in einer Stadt vorherrschten.
Es ging hier wohl mehr um die wirklichen Staaten, wobei hier wohl der thüringische Raum eines der zergliedertsten Gebiete war.


Es ging hier gewiss nur um solche Territorien, die Reichsstandschaft besaßen, zuzüglich der Reichsritterschaft. Alles andere (Aufsplitterung von Grundherrschaften, Nieder- und Hochgerichtsbarkeit, Aufteilung unter mehrere Linien eines Hauses, nicht hochfreie Herrschaften usw.) ist überhaupt nicht mehr kartierbar bzw. darstellbar.

Auch so gleichen z.B. die süddeutschen Territorien um 1789 - also vor Napoleon und dem Reichsdeputationshauptschluss - einem bunten Flickenteppich!
 
Auch so gleichen z.B. die süddeutschen Territorien um 1789 - also vor Napoleon und dem Reichsdeputationshauptschluss - einem bunten Flickenteppich!
... obwohl schon zu der Zeit zusehends Territorien kassiert wurden, die ehemals reichsunmittelbar waren oder eine gewisse Unabhängigkeit erstrebt hatten. Tendenziell nahm die Zahl der Reichsstände im 17. und 18.Jh. wieder ab, ausgenommen das Beispiel der Ernestiner, welche noch im 17.Jh. eine dauerhafte Zersplitterung an Staaten erfuhren.
Mancherorten wurden Nebenlinien durch alte Hausverträge wieder zusammen geführt.
So fiel Sachsen-Weißenfels (1746) zurück an Kursachsen,
so kam Baden-Baden zurück zu Baden-Durlach (1771 durch Aussterben der bernhardinisch-katholischen Linie),
so fielen Ansbach und Bayreuth (1791) durch Verkauf durch Markgraf Karl Alexander an Preußen...
 
Einen ersten größeren Schrumpfungsprozess gab es in Verbindung mit der Reformation und dem Westfälischen Frieden, in dessen Folge eine Reihe geistlicher Reichsfürstentümer (z.B. Magdeburg, Verden, Halberstadt usw.) säkularisiert wurden. Ich glaube jedoch, dass die weltlichen Reichsfürsten für diese einst geistlichen Territorien nach wie vor eine Stimme im Reichsfürstenrat führen durften.

Die Zahl der Territorien mit Reichsstandschaft betrug Ende des 18. Jh. noch immer über 300 (exklusive der Unzahl reichsritterschaftlicher Territorien). Irgendwo in Wikipedia o.ä. kann man das ganz exakt nachlesen.
 
:autsch:hey Lieben...ich brauche sehr dringend Hilfe: ich soll ein Referat schreiben, mein thema heisst: die territoriale zersplitterung ( an 2-3 Beispielen) der Hohepunkt der Kleinstaaterei 1648-1789.

Einen ersten größeren Schrumpfungsprozess gab es in Verbindung mit der Reformation und dem Westfälischen Frieden, in dessen Folge eine Reihe geistlicher Reichsfürstentümer (z.B. Magdeburg, Verden, Halberstadt usw.) säkularisiert wurden. Ich glaube jedoch, dass die weltlichen Reichsfürsten für diese einst geistlichen Territorien nach wie vor eine Stimme im Reichsfürstenrat führen durften.
Hier sehe ich eine klare Diskrepanz. Wobei ich Dieter Recht geben möchte, was den Schrumpfungsprozess anbelangt.
Sicherlich muss man zwischen den Territorien entscheiden welche dauerhaft säkularisiert wurden und den jeweiligen weltlichen Staaten zugeschlagen und denen, welchen lediglich ein weltlicher Fürst vorstand. Ich denke da an den tollen Halberstädter, Herzog Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel (1599-1626), welcher der weltliche Administrator des Bistums Halberstadt war.
 
Das Thema ist mehr als kompliziert.


Ich erinnere hier mal an Sigmaringen. Sitz einer Linie der süddeutschen Hohenzollern. diese Linie war "Reichsunmittelbar", aber nicht in Sigmaringen, das Vorderösterreichisch war und Hohenzollern von Habsburg zu Lehen hatte.


weshalb jene Linie einige Jahrzehnte ihren Sitz nach Haigerloch verlegte, wo sie "Reichsunmittelbar" war. Ohne natürlich auf den Besitz von Sigmaringen zu verzichten.
 
Wenn wir nur die "Konsolidierungen" nach dem westfälischen Frieden betrachten (d.h. die Reformations-bedingten Säkularisierungen sind im wesentlichen erledigt), dann findet man ja vor allem das Phänomen, daß diverse fürstliche Territorien durch Erbschaftsverträge etc. von einer Dynastie in Personalunion zusammengeführt werden.

Das wäre dann immer noch "Zersplitterung", weil es juristisch getrennte Gebiete bleiben, die teilweise auch gesondert Sitz und Stimme auf dem Reichstag führen.
Aber de facto werden diese Gebiete immer einheitlicher regiert und bilden als solche wahrnehmbare Territorien.

Es empfiehlt sich daher bei Beispielen wie Oberschwaben (oder Franken) zu bleiben, da hat sich wirklich erstaunlich wenig im Betrachtungszheitraum geändert.
 
Ich erinnere hier mal an Sigmaringen. Sitz einer Linie der süddeutschen Hohenzollern. diese Linie war "Reichsunmittelbar", aber nicht in Sigmaringen, das Vorderösterreichisch war und Hohenzollern von Habsburg zu Lehen hatte..


Ein interessanter Schachzug, den du da erwähnst, Repo!

Ich habe hier gerade eine große Karte mit den süddeutschen Territorien zum Stichjahr 1789 vor mir liegen, die auch die Sitzverteilung und Stimmenführung im Reichstag zeigt.

Danach führten der Fürst von Hohenzollern-Hechingen und der von Hohenzollern-Sigmaringen je eine Virilstimme. Die sächsischen Herzöge der ernestinischen Linie - also "Thüringen" - führten 5 Virilstimmen, und zwar für Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen und Sachsen-Gotha-Altenburg.

Die unglaubliche Zersplitterung wird allerdings erst richtig sichtbar, wenn man sich die unzähligen Grafen anschaut, die für wenige Großregionen nur jeweils eine Kuriatstimme (Gesamtstimme) führten. So waren allein im Wetterauischen Grafenkollegium, das lediglich eine Kuriatstimme im Reichstag führte, 26 Grafen bzw. gräfliche Linien vereinigt. Ähnlich sieht es z.B. beim Schwäbischen, Fränkischen oder Westfälischen Grafenkollegium aus.

Hinzu kommen dann noch die Prälatenkollegien mit zahlreichen Reichsabteien sowie das Rechsstädtische Kollegium bzw. die Städtbank. Ganz zu schweigen schließlich von den Ritterkantonen ohne Reichsstandschaft wie dem Schwäbischen, Fränkischen oder Rheinischen Ritterkreis, zu denen unzählige selbstständige Reichsritterschaften zählten.
 
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Ich habe hier gerade eine große Karte mit den süddeutschen Territorien zum Stichjahr 1789 vor mir liegen, die auch die Sitzverteilung und Stimmenführung im Reichstag zeigt.
Holla!
Welche Karte ist das? Wo gibt es die?

Bisher kenne ich das nur getrennt: Irgendeine Karte im Geschichtsatlas, und dann die Reichsmatrikel, und man muß mühsam alles zusammensuchen.

Klingt irgendwie nach einer Geschenkidee, wenn die Familie wieder mal fragt ;-)
 
Holla!
Welche Karte ist das? Wo gibt es die?

Bisher kenne ich das nur getrennt: Irgendeine Karte im Geschichtsatlas, und dann die Reichsmatrikel, und man muß mühsam alles zusammensuchen.

Klingt irgendwie nach einer Geschenkidee, wenn die Familie wieder mal fragt ;-)


Diese Karte hat ein Format von 44 x 31 cm, zeigt auf einer Tafel am rechten Kartenrand die Sitzverhältnisse im Reichstag und ist herausklappbarer Bestandteil folgender Publikation:

Bayerischer Geschichtsatlas, hrsg. v. Max Spindler, Bayerischer Schulbuchverlag, München 1969

Meines Wissens wurde der Atlas mehrfach aufgelegt, sodass er möglicherweise noch heute lieferbar ist.
 
@Dieter:
Danke für die Info.
Das heißt wohl, daß ich bei Gebrauchtbüchern suchen muß.
Und zwar höchstpersönlich - der Familie kann ich nicht zumuten zu kontrollieren, ob das auch eine Ausgabe mit Stimmrechts-Ausklappteil ist ...
 
Daß es immer noch den "Bayrischen Geschichtsatlas" gibt - das glaube ich gerne.
Aber Dein Exemplar ist ja fast 30 Jahre alt, und die heutige Ausgabe dürfte sich deutlich verändert haben (alleine schon wegen der aktuellen Entwicklungen seit 1990).

Insbesondere hat sich in dieser Zeit einiges in der Geschichtsdidaktik geändert (sogar in Bayern ;-)

Es würde mich sehr überraschen, wenn so etwas wie die Zusammensetzung des alten Reichstags noch Schulstoff wäre.
Dafür wird es heute eine Menge Karten (z. B. zu Sozial- und Wirtschaftsgeschichte) geben, die damals nicht enthalten waren.

Es hat schon seinen Grund, daß ich die Geschichts-Atlanten meines Großvaters und meines Vaters immer noch einsetze ;-)
 
Daß es immer noch den "Bayrischen Geschichtsatlas" gibt - das glaube ich gerne.
Aber Dein Exemplar ist ja fast 30 Jahre alt, und die heutige Ausgabe dürfte sich deutlich verändert haben (alleine schon wegen der aktuellen Entwicklungen seit 1990).
Insbesondere hat sich in dieser Zeit einiges in der Geschichtsdidaktik geändert (sogar in Bayern


Obwohl ihn der Bayerische Schulbuchverlag herausgibt, ist dieser Atlas nicht für Schulen gedacht, sondern ein wissenschaftsorientierter Geschichtsatlas für Historiker und Universitäten. Er enthält zudem einen besonderen, von Fachhistorikern kommentierten Schriftteil.

Natürlich gibt dieser Verlag auch einen Schulatlas heraus, nämlich den "bsv-Geschichtsaltlas": ein schmaler Band mit generalisierten Standardkarten.
 
@Dieter:
Interessant.
Und kurzes Googeln zeigt: Der wird auch als Quelle gerne zitiert.
75,- Euro sind auch nix für den kleinen Schulbuben ;-)

Da werde ich doch mal zuschlagen ...
 
75,- € ??? Das dürfte dann der Preis für einen Band sein, wenn wir hier von demselben "Großen historischen Weltatlas" des "Bayerischen Schulbuchverlages" sprechen. Es sind drei Bände (Altertum, Mittelalter, Neuzeit) zzgl. eines Ergänzungsbandes für die Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Ich glaube sogar, daß es noch einen "Erläuterungsband" dazu gibt.
Alles in allem nicht unbedingt billig, aber diese Werke stellen imho alles andere in den Schatten!
 
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