Geschichtspolitik und meinungsbildende Eliten?

Scarlett

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Wer sind in einem Staat die meinungsbildenden Eliten in Bezug auf die Geschichtspolitik?
Und wie sähe es aus in einem Vergleich demokratischer / kommunistischer Staaten?
 
Wer sind in einem Staat die meinungsbildenden Eliten in Bezug auf die Geschichtspolitik?
Grundsätzlich diejenigen, die Macht ausüben können und ein Interesse daran haben die Geschichte oder auch aktuelle Vorkommnisse so hinzudrehen, damit sie selbst in einem besseren Licht stehen. Beziehst du dich auf eine bestimmte Zeit? Dann wärs auch leichter die "meinungsbildenden Eliten" zu umreißen.

Und wie sähe es aus in einem Vergleich demokratischer / kommunistischer Staaten
Auch wieder grundsätzlich: der Fokus der Geschichtsdarstellung ist unterschiedlich. z.B.: die Bedeutung von Thomas Münzer in der DDR
Aber es kommt natürlich darauf an, welche Form der Geschichtspolitik du meinst. Meinst du knallharte Manipulation/Verfälschung der Geschichte? Oder meinst du damit, dass auf bestimmte Themen in der Geschichte eines Landes nur ein verstärkter Fokus gelegt wird?
 
in meinem Thread Historiografien im Bereich osm. Reich findest du vielleicht in den Artikeln einiges zu SO-Europa, Türkei und arab. Staaten?
 
Grundsätzlich diejenigen, die Macht ausüben können und ein Interesse daran haben die Geschichte oder auch aktuelle Vorkommnisse so hinzudrehen, damit sie selbst in einem besseren Licht stehen. Beziehst du dich auf eine bestimmte Zeit? Dann wärs auch leichter die "meinungsbildenden Eliten" zu umreißen.

Da muss man auch unterscheiden.
Politiker haben Interesse etwas in ihrem Sinne hinzudrehen. Sind ihnen aber Presse, Funk und Fernsehen nicht hold, geht das nach hinten los.
Also meiner Meinung nach, sind Meinungsmacher für das Volk die Medien.

In der DDR zB. standen die Medien auch hinter der Partei, so das sich diese Frage auch erübrigt.
 
Gut, man kann also bei kommunistischen Staaten davon ausgehen, dass sich durch die massive Kontrolle des Staates die sich in einem demokratischen Staat von der offiziellen Politik unterscheidenden Medien und Verbände (etc) im Einklang mit der offiziell vertretenen Ideologie befinden.

Wie ist das dann in einem demokratischen Staat? Wer entscheidet, woran erinnert werden soll und woran nicht? Ist das nur die Politik, die hier Vorgaben gibt oder gibt es z.B. soziale (oder wissenschaftliche?) Impulse, die korrigierend / ändernd einwirken?
 
Wie ist das dann in einem demokratischen Staat? Wer entscheidet, woran erinnert werden soll und woran nicht? Ist das nur die Politik, die hier Vorgaben gibt oder gibt es z.B. soziale (oder wissenschaftliche?) Impulse, die korrigierend / ändernd einwirken?

Ich habe heute vormittag im Auto eine Reportage auf DLF gehört, zu den Kriegstraumata der deutschen Bevölkerung. Gräfin Schönfeld berichtete dort von dem Desinteresse Mitte der 70er Jahren in den Zeitungsredaktionen (u.a. war der Stern angesprochen, für den sie damals tätig war). Das änderte sich nach ihrer Wahrnehmung schlagartig mit der Holocaust-Serie im Fernsehen, die auf sehr viel Beachtung stieß und eine "Nachfrage" für die Themen des Weltkrieges und des Dritten Reiches auslöste. Viele zuvor angebotene Pubikationen seien zuvor von Redaktionen zurückgewiesen worden, weil man kein Interesse vermutete.
 
Ich habe heute vormittag im Auto eine Reportage auf DLF gehört, zu den Kriegstraumata der deutschen Bevölkerung. Gräfin Schönfeld berichtete dort von dem Desinteresse Mitte der 70er Jahren in den Zeitungsredaktionen (u.a. war der Stern angesprochen, für den sie damals tätig war). Das änderte sich nach ihrer Wahrnehmung schlagartig mit der Holocaust-Serie im Fernsehen, die auf sehr viel Beachtung stieß und eine "Nachfrage" für die Themen des Weltkrieges und des Dritten Reiches auslöste. Viele zuvor angebotene Pubikationen seien zuvor von Redaktionen zurückgewiesen worden, weil man kein Interesse vermutete.

Das ist recht interessant, danke! Die Serie Holocaust im Hinblick auf ihre Rezeption hochinteressant. Die damaligen Fernsehexperten waren sich quer durch die Bank einig, dass es sich im Grunde um eine Art "soap" handelte, also qualitativ nicht sonderlich hochwertig.
Und Desinteresse bezüglich der Serie in den Redaktionen ist noch recht freundlich formuliert, man war sogar sehr kritisch mit ihr, ohne sie überhaupt gesehen zu haben - die Verantwortlichen etwa beim WDR gingen in ihrer Darstellung etwa zum Aufkauf der Serie so weit, dass sie meinten sich dafür rechtfertigen zu müssen.

Die Zuschauerrekationen freilich haben anscheinend so ziemliche alle überrascht - das Interesse war anscheinend riesig und die Einschaltquoten sensationell.

Joachim C Fest schrieb damals in der FAZ (Januar 1979):
"wer die in wechselnden Zusammensetzungen immer neu offenbarte Unfähigkeit zum Dialog beobachtete, wird wenig Hoffnung haben dürfen. Die Entfremdung zwischen Fachleuten und Öffentlichkeit ist selten so entmutigend sichtbar geworden. Das von Historikern und Publizisten seit Jahren beklagte Desinteresse der Öffentlichkeit an der Vergangenheit entpuppte sich hier als das, was es in Wahrheit ist: das Desinteresse von Historikern und Publizisten an der Öffentlichkeit. Es war wie ein Offenbarungseid."
http://www.zeitgeschichte-online.de/zol/_rainbow/documents/pdf/mbauseneik.pdf

P.S: Weißt Du vielleicht, wie die entsprechende Sendung im DLF hieß? Würde mich interessieren, vielleicht finde ich es im *.mp3 format. :)
 
Geht aber auch politisch: in Frankreich gab es bis vor kurzem ein Gesetz, welches fordert, dass die Kolonialgeschichte im Geschichtsunterricht positiv darzustellen ist.
 
Grundsätzlich diejenigen, die Macht ausüben können
Natürlich sind das die Ersten, die einem da einfallen.
Aber es ist eigentlich immer wieder erstaunlich, wie oft es einer Regierung nicht gelingt, dem Volk ihre Sicht der Dinge nahe zu bringen (um es vorsichtig zu formulieren).

Für wichtiger als die "Mächtigen" halte ich zwei andere Gruppen: Die Journalisten in allen Medien (für die kurzfristige Sicht), und die Lehrerschaft (für die langfristige Interpretation).
Beide Gruppen sind natürlich sehr heterogen, aber wenn sich bei den zu einer Frage ein Konsens etabliert, dann hat das schon sehr prägende Wirkung auf die Gesellschaft.

Mein Eindruck ist: Die Wirkung von Medien und Schulen ist dann besonders hoch, wenn die Bevölkerung den Eindruck hat, sie wären weitgehend unabhängig von der Regierung.

Wenn (wie in Diktaturen) Medien und Schulen unter direkter Regierungskontrolle stehen, dann glaubt man diesen deutlich weniger.
 
Was die Medien angeht, so darf man Filme made in Hollywood nicht vergessen, die einen unglaublichen Einfluss ausgeübt haben und noch ausüben.

Ob das Alte Rom oder der Wilde Westen - durch zahlreiche Filme hat sich (so gut wie weltweit) ein Vorstellung von Geschichte entwickelt, die nur sehr selten mit der Realität übereinstimmt.

Hinzu kommen in filmischer Hinsicht nationale Interessen und Vorlieben der USA, die von vielen Ländern akzeptiert und teilweise auch übernommen wurden. (Ich weiß noch, wie ich vor vielen, vielen Jahren aufgrund einschlägiger Filme recht gut über den US-Bürgerkrieg informiert war und dann ganz erstaunt feststellen musste, dass fast zur gleichen Zeit auch ein deutsch-deutscher Krieg (1866) stattgefunden hat!)
 
Filme - sehr guter Aspekt.
Vor allem Hollywood natürlich, aber auch andere.

Ähnlich wirken natürlich populäre Bücher.
Ohne in Tagespolitik abschweifen zu wollen möchte ich zum Beispiel behaupten, daß manche Absonderlichkeiten der deutschen Nahost-Politik sich eigentlich nur dadurch erklären lassen, daß diverse Politiker und Journalisten wohl sehr viel Karl May gelesen haben ...
 
Gut, man kann also bei kommunistischen Staaten davon ausgehen, dass sich durch die massive Kontrolle des Staates die sich in einem demokratischen Staat von der offiziellen Politik unterscheidenden Medien und Verbände (etc) im Einklang mit der offiziell vertretenen Ideologie befinden.
Das ist übrigens in jeder Diktatur so, also nicht nur in kommunistischen, daß die Medien einer extremen Zensur ausgesetzt sind, sodaß eine freie Meinungsbildung hier gar nicht mehr möglich ist. Darin gleichen sich alle Diktaturen - egal welche Schattierung bzw. Ideologie sie haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist übrigens in jeder Diktatur so, also nicht nur in kommunistischen, daß die Medien einer extremen Zensur ausgesetzt sind, sodaß eine freie Meinungsbildung hier gar nicht mehr möglich ist.
Im Prinzip ja - aber es gibt da schon erhebliche Unterschiede.
In vielen Diktaturen gibt es gar keine echte Zensur (wo Zeitungen etc. von Beamte VOR Veröffentlichung kontrolliert werden), sondern es gibt nur einige Themen, bei denen man sich zurückhalten muß, um keinen Ärger zu kriegen.
In der Regel ist es insbesondere natürlich nicht erlaubt, den Diktator zu kritisieren oder zur Abschaffung der Diktatur aufzurufen.
Es ist aber bei vielen Diktaturen weitgehend frei möglich, über sonstige Bereiche oder die Vorgänge anderswo in der Welt zu berichten.
Das ist schon ein deutlicher Unterschied zu einer ideologischen Diktatur wie im Ostblock, wo alle Medienberichte zum Dogma passen mußten.
 
R.A. schrieb:
Es ist aber bei vielen Diktaturen weitgehend frei möglich, über sonstige Bereiche oder die Vorgänge anderswo in der Welt zu berichten.
Das ist schon ein deutlicher Unterschied zu einer ideologischen Diktatur wie im Ostblock, wo alle Medienberichte zum Dogma passen mußten.
Kannst du mir dazu einige Beispiele nennen?
 
Ich denke, dass in jeglichen Systemen die jeweilige Gegenwart für die Geschichtspolitik entscheidend ist.

Die Frage, die ich mir am häufigsten bei entsprechender Lektüre stellte, war weshalb genau an manche Sachverhalte erinnert wird und an manche nicht. Bei diktatorischen Regimen haben wir häufig einen im Vgl zu demokratischen Regierungsformen einen erhöhten Bedarf an Geschichtspolitik - denn etwa bei kommunistischen Systemen sollte der eigenen Bevölkerung der jeweiligen Staat in seiner spezifischen Konstruktion schlicht sinnhaft gemacht werden.
Als Beispiel böte sich hier Osteuropa mit der ja durchaus nicht als "angenehm" empfundenen Anwesenheit der Roten Armee und der meiner Ansicht nach nicht nur aus ideologischen - sondern konkret auch realpolitischen - betonten Freundschaft mit der Sowjetunion.

Was mir nicht so klar ist, wie genau das dann in der BRD ablief, als demokratischer Staat, was bedingt sich da wie? Gibt hier auch die Politik eine gewisse Vorgabe oder gibt es eben auch soziale Impulse, die hier korrigierend einwirken?
 
Ja und nein. Natürlich gibt der Staat - wenn wir mal das Volk als Souverän als mehr theoretisches Konstrukt, denn gelebte Wirklichkeit außen vor lassen - mittels der einzelnen Bundesländer, welche die Bildungshoheit haben vor, was im Geschichtsunterricht gelehrt wird und bildet damit auch ein gewisses Geschichtsbild. Der Klassiker: die attische Demokratie. Nichtsdestotrotz hat ein Geschichtslehrer innerhalb der Rahmenrichtlinien einen gewissen Bewegungsspielraum. Aber(!) der Staat ist nicht alleine tonangebend, sondern auch der Markt (dies nicht im Sinne nationalökonomischer Analyse). Nehmen wir das aktuelle Buch von Anne Siemens Für die RAF war er das System, für mich der Vater, worin die Autorin versucht, die Geschichte der RAF aus der Sicht der Sekundäropfer zu erzählen. Ihr Buch hat - wohl auch durch die Diskussion um Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt, etwas besseres an PR konnte Frau Siemens kaum passieren - eine Diskussion ausgelöst, die eben nicht nur in den Parlamenten, sondern auch in der Presse diskutiert wurde. Dieses Buch ist dazu geeignet, ein anderes Geschichtsbild zu konstituieren, als das etwa das offiziös bundesrepublikanische Geschichtsbild der beiden Helmuts konstituiert, oder auf der Gegenseite das Selbstbild der RAF und ihrer Sympathisanten. Zwar beeinflussen Politiker und Journalisten als maßgebliche Meinungsmacher sich gegenseitig, aber die Politik hat - und das unterscheidet den Meinungsbildungsprozess in der Demokratie von dem in der totalitären Diktatur - kein Monopol auf die veröffentlichte Meinung.
 
Mit einer Gesellschaft ist es wie mit einem Individuum : Die persönliche Geschichte bestimmt das Selbstverständnis.

Eine Gesellschaft hat aber gegenüber dem Individuum mehr Möglichkeiten, seine eigene Geschichte nachträglich dem gewünschten Selbstverständnis anzupassen; derzeit ist die Vergangenheit politisch korrekterweise multikulturell und feministisch.

Die USA haben ihre gesamte Geschichte von edelen Cowboys und dümmlichen Indianern in den Studios Hollywoods frei erfunden. Das Bild von Arminius oder Friedrich II sagt viel über die politische Großwetterlage der jeweiligen deutschen Gesellschaft aus.

Offenbar ist die "Wahr-Nehmung" der Geschichte ein gruppendynamischer Prozess, ein basisdemokratisches, kollektives Design des erwünschten Platzes in der Welt. Diesen Prozess als Machenschaften einiger Mächtiger zu verstehen ist eine Hilfskonstruktion, die dem Verständnis eher im Wege steht.
 
Klaus schrieb:
Offenbar ist die "Wahr-Nehmung" der Geschichte ein gruppendynamischer Prozess, ein basisdemokratisches, kollektives Design des erwünschten Platzes in der Welt. Diesen Prozess als Machenschaften einiger Mächtiger zu verstehen ist eine Hilfskonstruktion, die dem Verständnis eher im Wege steht.

Pas d'accord! Was für eine offene demokratische Gesellschaft mit unabhängigen Medien gilt, gilt eben nicht für die totalitäre Diktatur, welche die Meinungsbildung (Schule, Medien) kontrolliert. Sich als Individuum dagegen durchzusetzen ist überaus schwer.

Noch eine Ergänzung zu dem gestern geschriebenen: Seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts gibt es die Strömung der internationalen Schulbuchrevision. Die Vertreter dieser internationalen Schulbuchrevision hatten es sich nach dem WK I. zum Ziel gesetzt, die Gräben zwischen den Völkern zu überwinden, indem sie mehr Gewicht auf die gemeinsame Geschichte von Nachbarvölkern legten als auf die kriegerische Geschichte untereinander. Durch den Nationalsozialismus ist, wie man sich denken kann, diese Strömung rasch wieder ad acta gelegt worden. Aber 1972 gründete sich die deutsch-polnische Schulbuchkommission. Deren Ziel war und ist es, die gemeinsame Geschichte so darzustellen (Dt. Orden, polnische Teilungen, WK II. etc.), dass sowohl die genuin deutsche, als auch genuin polnische Betrachtungsweisen der gemeinsamen Geschichte in den Schulbüchern beider Länder aufgenommen werden. Diese deutsch-polnische Schulbuchkommission, die nunmehr seit 35 erfolgreich arbeitet, war Vorbild für eine Reihe weiterer Historikerkommissionen. Ein pikantes Detail ist vielleicht noch, dass das sozialistische Polen und die BRD es im Geschichtsbild trotz des Systemgegensatzes auf einen gemeinsamen Nenner brachten, die DDR, die man versuchte mit ins Boot zu holen, es aber mit den polnischen Historikern nicht auf einen gemeinsamen Nenner brachte, vor allem, was den Bereich der deutsch-polnisch-sowjetischen Geschichte anging (u.a. wg. Katyń).
Unser Geschichtsbild wird also nicht nur national geprägt, sondern auch mittels Ansätzen der internationalen Schulbuchrevision, supranational.
 
Unser Geschichtsbild wird also nicht nur national geprägt, sondern auch mittels Ansätzen der internationalen Schulbuchrevision, supranational.
Das Thema Schulbuch finde ich auch eminent wichtig, auch wenn mancher Lehrer das Lehrbuch umgehen mag, durch dieses sind schon Grundschemen festgelegt. Grundlegend falsches habe ich in alten Schulbüchern aus der DDR-Zeit bspw. nicht gefunden, aber die Fragen waren anders gestellt und die Schwerpunkte anders gelegt als in denen, die ich ab 1995 selber im Geschichtsunterricht genießen durfte. Außerdem waren die Aufgabenstellungen so formuliert, dass die Antworten der Schüler zu DDR-Zeiten schon in eine bestimmte Richtung gesteuert waren, nämlich in die welche der Politik aus Berlin entsprach. Nur beim ersten Hinschauen verwundert es, dass man sich den Merkmalen des Feudalismus und den Bedrückungen der Unterschicht während der Frühen Neuzeit mehr zuwendete, also insgesamt tendenziel dieser Problematik mehr Beachtung schenkte, als ich es in Büchern nach der Wende antraf. Aber logisch wird es, wenn man damit ja die eigenen Maximen und erreichten Ziele des Sozialismus um so positiver darstellen konnte.

Also sehe ich auch, das Stichwort Thomas Müntzer war gut, dass vor 1989 in Ostdeutschland andere Schwerpunkte gesetzt wurden und die Schlüsse aus dem Gelernten natürlich politisch geleitet waren. Natürlich zog sich ein kompletter Wechsel in dieser, nicht unbedingt verkehrten, Geschichtsdarstellung im Unterricht hin, die Lehrer von vor 1989 gab/gibt es noch immer.

Bei mir selbst und Bekannten konnte ich durchaus feststellen, dass das Vermittelte aus dem Unterricht auch im Erwachsenenalter recht gut hängen blieb. Wer einen Lehrer hatte, der das Lehrbuch bspw. von vorn bis hinten exakt durchgearbeitet hatte, der hat oftmals einen eher an die Zusammenhänge gewöhnten Blick auf die Geschichte, zumindest wenn diese Person als Schüler an dem Thema Interesse zeigte.

Wie diejenigen, die vor mir schrieben, denke ich auch, dass die Medienpräsenz wichtig ist. Selbst staatliche Versuche sind da nicht ganz spurlos in meinen Augen verloren gegangen. So erinnere ich mich recht positiv an die Veranstaltungen anlässlich des Jahrestages des Westphälischen Friedens, wozu es u.a. Ansprachen des Bundespräsidenten Roman Herzog 1998 gab und auch manche Dokumentationen das Fernsehbild durchaus bereichterten. (immerhin jährte sich auch zugleich der Kriegsanfang folglich zum 380. Mal ;)) Mit dem Versuch in der Öffentlichkeit Themen auf das Programm zu setzen, sehe ich derzeit durchaus eine erfolgreiche Bemühung von einem einseitig auf die schreckliche Zeit Deutschlands begrenzten Geschichtsfokus, diesen auf die gesamte Geschichte eher auszudehnen. 2001 Preußenjahr (300 Jahre Königreich Preußen), 2005 als Schillerjahr, 2006 als Mozartjahr und als Jahr des Endes des Heiligen Römischen Reiches und der Schlacht bei Jena und Auerstedt fand ich durchaus Projekte, welche auch massenwirksam (gemessen an den Zuschauerströmen bspw. zur Ausstellung in Berlin zum HRR) erfolgreich waren. Dass dieses Lenken auch und nicht zuletzt von der Öffentlichen Hand kommt finde ich mehr als eine Fußnote.
Dabei wird heute, vielleicht und nicht in wenigen Fällen von der EU gefördert, auf die Gemeinsamkeit in der europäischen Geschichte und die Wechselhaftigkeit angenehm hingewiesen.:yes:
 
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