Ich muss es gestehen, ich habe eine Schwäche für den alten Schwerenöter Zeus, und Homer ist eine wahre Fundgrube wie es bei Götters zugeht. Besonders schön finde ich die Geschichte in der Odyssee wie Ares Hephaistos mit Aphrodite betrügt. Helios, der als Sonnengott alles sieht steckt es dem gehörnten Ehemann, und der konstruiert eine raffinierte Liebesfalle, so dass die beiden auf dem Lotterbett gefangen werden, was Hephaistos dann den Göttern zeigt, die sich darüber halb schlapp lachen.
Interessant, dass Ares auch Anhänger hat, denn der ist ja eigentlich nicht gerade ein Sympathieträger. Er ist der einzige Gott, der sich nicht zu schade ist, im Kampfgetümmel vor Troja selbst Männer zu töten. (Illias, 5, 841ff). Er ist launisch wie seine Mutter Hera, was ihm Zeus vorhält. Er ist der Gott des entfesselten Krieges (des männermordenden Ares), der Krieg ist ihm Vater aller Dinge, nicht die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln wie für Athena, die ihn in der Schlacht der Götter und Menschen besiegt und auch heimlich Diomedes stärkt, der ihn verwundet, worauf er losbrüllt wie 10.000 Sterbliche. Deimos und Phobos (Furcht und Schrecken" sind seine Begleiter. Von allen Göttern ist höchstens noch sein Onkel Hades ein finstererer Typ.
Ares stammt aus Thrakien, und die Griechen hatten offenbar eine Abneigung gegen die entfesselte Kriegsfurie, weshalb er auch wenige Kultstätten in Griechenland hatte. In Athen musste er sich mit dem Areshügel, dem Areopag zu Füßen der Burg begnügen. Er steht auf Amazonen und ist der Vater der Amazonenkönigin Penthesilea. In Makedonien und Karien wurden ihm Hunde geopfert.
Da gibt es doch sympathischere Olympier. Apollon, der Gott der schönen Künste, der Medizin und der Musen hat mir immer gut gefallen oder auch der pfiffige Hermes.
Einige der Olympier blieben bis zum Ende der Antike relativ attraktiv wie Hermes (Trimegistos), Aphrodite, die stark mit dem Kybele - Kult identifiziert wurde. Doch insgesamt liess der Glaube an die alten Götter nach, und sie verloren an Boden gegenüber Mysterienreligionen wie dem Isis- und Mithraskult oder messianischen Erlösungsreligionen wie dem Christentum. Bereits in der klassischen Periode nähern sich die Gottesvorstellungen der Intellektuellen monotheistischen Vorstellungen an, wie man bei Stoikern wie Seneca oder Marc Aurel sehen kann, bei denen einige Passagen Ähnlichkeiten zu christlichen Vorstellungen haben, ohne dass Seneca oder Marc Aurel sich mit christlicher Ethik beschäftigt hätten oder auch nur Sympathie für das Christentum hatten.
Die griechischen Götter sind wohl heute vor allem literarische Gestalten, ob heute noch viele Leute Zeus, Apollon oder Athena um göttlichen Bestand angehen, so wie das beim Gott der Juden, Christen und Muslime üblich ist, wage ich zu bezweifeln. Als literarische Götter sind sie jedenfalls unübertroffen und so viel lebenspraller, als ein finsterer, rachsüchtiger alttestamentarisch- christlicher Herrgott, Jehova oder Allah, für den Geschlechtsverkehr ein sündiger Akt, einzig zum Zweck der Vermehrung, ist und dessen Anhänger und Stellvertreter erhebliche Probleme mit gewissen wissenschaftlichen Erkenntnissen oder sexuellen Neigungen haben.
Der jüdische Jahwe ist allerdings auch eine großartige literarische Gottheit, und die Verfasser des Alten Testaments müssen von Psychologie ebensoviel verstanden haben, wie die Griechen.