Eine Begebenheit an der Ostfront hat meinen Großvater bis ins hohe Alter erregt, die sich im Winter 1942/43 an der Ostfront bei Rjev abgespielt haben muss. Die Wehrmacht hielt dort seit 1942 einen schlauchartigen abschitt, der sich tief in nordöstlicher Richtung in die gegnerischen Linien vorwölbte. Dort versuchte die Rote Armee mit aller Gewalt durchzubrechen und setzte dazu eine Vielzahl an Panzern ein, von denen viele im deutschen Minenfeld explodierten, wo Dutzende ausgebrannter Panzer lagen.
Gegen die deutschen Truppen mobilisierte die sowjetische Armeeführung ein Strafbataillion, dem Pardon versprochen wurde, wenn sie den deutschen Graben eroberten. Aus Aussagen von überlebenden Gefangenen ließ sich das Ganze rekonstruieren. Das waren oft Leute, die wie in deutschen Strafbataillionen wegen gerinfügiger Vergehen, etwa, weil sie zu spät zur Arbeit erschienen waren. Sie beobachteten die Deutschen und bekamen bald heraus, dass am Abend die halbe Grabenbesatzung abgezogen wurde, damit sich die leute ausschlafen konnten. Die Rotarmisten robbten bis nahe an die deutschen Stellungen heran, ließen sich einschneien und setzen im Morgengrauen überraschend zum Angriff an. Sie überraschten die Deutschen sozusagen im Schlaf, die meisten kamen gar nicht dazu, auch nur einen Schuss abzugeben, und viele Deutsche wurden im Bunker wie Füchse erwischt.
Sie postierten sich am Ausgang.
"Nemski, kommt raus!"
Sie warfen Handgranaten in die Luftschächte, und wer herauskam, wurde mit Gewehrkolben, Spaten und Faschinenmessern regelrecht abgeschlachtet.
Die Soldaten der Kompanie meines Großvaters, die den Gegenangriff organisierten, taten dann das Gleiche. Ein erbeutetes 7,62 cm Geschütz zwang die Rotarmisten in Deckung. Als man sie aus den Gräben herausholte, hieß es dann, "Ivan komm raus", und es blieben nicht viele Rotarmisten übrig, die dann als Gefangene beim Regiment verhört wurden. Ein Unteroffizier, der die Gefangenen abzuliefern hatte, erzählte, er habe gesehen, wie sie Erdlöcher als Gräber ausheben mussten, ehe man sie als "Partisanen" erschoss.
Bald darauf kam die SS- division Großdeutschland zur Unterstützung, die ungeheure Verluste erlitt, ebenso Wehrmachtseinheiten, die wie das
Regiment meines Großvaters bis auf sechs oder sieben Mann aufgerieben wurden.
Im März 1943 wurde dann der frontvorsprung um Rjev aufgegeben und die deutsche Front bis nach Wjasma zurückgenommen.