Hallo
Klaus, Balticbirdie, Dieter
Darf ich Euch drauf hinweisen, dass gerade vor Euren drei Beiträgen der Mediator gebeten hat, nicht vom Thema "Wer oer was war Wotan ?" abzuweichen.Das aber tut Ihr gerade mit der Discussion um Landwirtschaftsformen: Wildbeuter, Ackerbauern, Nomaden.
Trotzdem sind Eure Überlegungen nicht unwichtig, aber ich möchte ie doch für den Augenblick zurückstellen.
Also Wotan:
dazu ist zunächst festzustellen, dass wir über ihn eigentlich nur wissen, dass er bei den Kontinentalgermanen verehrt wurde, und vermuten, dass deren angeblicher Mercurius-Kult sich auf Wodan bezieht. Beide sind Weltwanderer, listig und ihr charakteristisches Emblem ist eine besondere Art von Hut. Das ist wenig, aber die kontinentalen Quellen geben nicht mehr her und in den Schilderungen skandinavischer Provenienz ist dieser Weitwanderer so gründlich mit einer anderen Gestalt verquickt, Odin, dem fürstlichen Reiter im Goldhelm , sodass wir nicht sagen können, wem von beiden ursprünglich der "Galdr", der magische Gesang zuzuordnen ist: Wodan, Odin oder Beiden ?
Es ist auch unverkennbar, dass der kontinentale Wodan so wenig ein Souverän ist wie Hermes/Mercurius, auch wznn Tacitus diesen als den grossen Gott der Germanen bezeichnet(germania 9).
. Der grosse Gott dieses Systems war wohl eigentlich "Ziu", dessen Name mit "Zeus" und "Jupiter" verwandt scheint, ebenso wie mit dem indischen "*Dyaus-pitar" der Veden.
Der scheint aber schon früh zum "Deus Otiosus" geworden zu sein, der zwar da ist, aber fern und menschlichen Bitten und Opfern unzugänglich.
Tacitus kennt auch einen Tuisto, Vater bzw Grossvater der Menschheit (Germania 2).
(Da von keiner ausdrücklichen Mutter die Rede ist, mag "Tuisto" vielleicht "*Zwitter" bedeuten.)
Es gab da zweifellos eine Fülle von "Ortsgöttern", aber dass es eine gegliederte Göttergesellschaft gab, analog den "Olympiern", das lässt sich nur vermuten, auch wenn es eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich hat.
Im Übeigen muss man mit Gestalten rechnen deren Verehrung über den germanischen Raum hinaus reichte.
So ist bei den Sachsen ein Schwertgott "Sahsnot" bezeugt, dessen zweiter Namensteil einerseits mit dem gallischen "Nodens" identisch ist und andererseits mit dem irischen "Nudd Argatlam" (Silberhand) der demnach wohl ebenso einhändig ist wie der nordische "Tyr".
Gilt also dessen Geschichte auch fûr "Nudd", "Nodens" und "Sahsnot"? Wir wissen es nicht.
Und weiter:
Warum ist aber "Tyr" überhaupt ein Gott? Nach der Edda (Hymskvida 4-5, 11) ist er der Sohn des Riesen "Hymir".
Auf jeden Fall hat "Wodan(Wuotas, Muotas, *Wodhanaz)" etwas mit "Wut" zu tun, und so sagt auch Rudolf von Fulda (+865) "Wodan, id est furor".
Es scheint aber auch, dass da eine Vorstellung von "Sturm, kriegerischem Ansturm" mitschwingt. So ist es verständlich, dass auch, laut Tacitus (Annalen 13, 57) die Chatten "Mercurius" und "Mars" auf die gleiche Ebene stellten.
Auf jeden Fall steht "Wodan" um die Zeitenwende nicht an der Spitze einer Götter-Sippe, Göttergesellschaft.
Insgesamt wissen wir aldo so gut wie nichts über diese Götter. Sie haben für uns keine Geschichte, denn kaum eine Anekdote aus ihren Sagen ist überliefert.
Das ändert sich erst, als während und nach der Völkerwanderung eine Tendenz zur Verschriftlichung der Traditionen auch die Germanen erreichte.
Aber für die Göttermythen war es zu spät.Wir haben nur Heldensagen.
Lesiglich in Skandinavien wurden auch heidnische Götterlieder aufgezeichnet - fern von Rom.
Genug für heute
Fortsetzung folgt
Boiorix