Mussolinis Abenteuer auf dem Balkan führte zu einem militärischen und politischen Desaster und machte den Balkanfeldzug im Frühjahr 1941 erforderlich. Die Konsequenzen waren weitreichend. So kam es beispielsweise zu einer entscheidenden Verzögerung des Ostfeldzuges. Diese Verzögerung führte dazu, dass der deutsche Angriff auf Moskau im Schlamm des Herbstes 1941 steckenblieb. Ohne die zeitliche Verzögerung infolge des Balkanfeldzuges wäre es mit großer Wahrscheinlichkeit zu dem deutscherseits angestrebten Panzertreffen auf dem Roten Platz gekommen. Die Frage hätte dann nur noch gelautet, wessen Panzer zuerst vor dem Kreml aufgefahren wären - die von Hoepner, von Guderian oder von Hoth.
Gegenthese: keiner von den Dreien.
Die Verzögerung wird oft behauptet, u.a. mit dem Hinweis auf den ursprünglichen in Weisung 21 enthaltenen Barbarossa-Termin
ab 15.5.1941. In der Memoirenliteratur der Generalität nach dem Zweiten Weltkrieg findet man dazu einiges. Vor dem 15.5. war der Aufmarsch logistisch nicht erreichbar.
Ich halte die Auswirkungen der angeblichen "Verspätung" durch den Balkankrieg für eine Legende des Krieges.
Der Winter 1940/41 war einer der härtesten des Jahrhunderts (in der Kälteperiode 1939-1942. Osteuropa lag bis Ende April 1941 unter Schnee, die Ostsee war im Winter zugefroren, wie auch Teile der Nordsee, in den Wintermonaten mußten zB die alten Panzerkreuzer als Eisbrecher eingesetzt werden, weil der Schiffsverkehr zum Erliegen gekommen war (KTB SKL). Osteuropa lag monatelang unter einer Frostglocke, bis spät ins Jahr 1941 hinein.
14. Dezember-28. Dezember 1940 16 Tage Frostperiode tief: -13,9°C am 18.12.1941
30. Dezember-8. Februar 1941 41 Tage Frostperiode tief: -20,0°C am 29. 01.
Das Wetter in Berlin von 1933-1945
Berlin/Potsdam lag Jan-März 1941 durchschnittlich unter (Dezember-)Schnee.
Ergebnis: Mai bis Mitte Juni 1941 führten die osteuropäischen Flüsse Hochwasser, außerdem gab es eine späte Schlammperiode. Der Bewegungskrieg der letzten Juni-Woche 1941 war im Mai im Baltikum, Weißrußland und der Westukraine
witterungsbedingt unmöglich.
(der strenge Winter führte übrigens auch zu Verzögerungen beim Otto-Programm, Straßen und Schienenbau durch Polen zwecks Aufmarsch, aber davon abgesehen)
Eine Folge hatte der Balkanfeldzug dann allerdings: es fielen einige Panzerdivisionen zu Beginn aus (Verschleiß+Verlust), und auf die "zweite" Panzergruppe bei HG Süd mußte verzichtet werden; die war allerdings zu dem Zeitpunkt ohnehin nicht mehr vorgesehen.