Die Geschichte des Judentums

Interessant. Bisher bin ich davon ausgegangen, daß die Konversion der Chasaren immer noch gültiger Forschungsstand ist.


Die Konversion der Chasaren ist unbestritten. Es geht um die Behauptung, daß das Ostjudentum größtenteils aus dem Chasarentum hervorgegangen sei; diese ist kaum verifizierbar.
 
Die Konversion der Chasaren ist unbestritten.
Aha und wo? Es gibt hierfür nicht eine Quelle sondern alleine jüdische Schilderungen aus viel späterer Zeit welche auch nicht von den Chasaren sondern alleine von einem Herrscher und einige seiner Anhänger sprechen.
diese ist kaum verifizierbar.
Sicherlich ist es dieses u.a. durch Gentests aber auch anderes wie Sprachentwicklung, Kultur etc. So gibt es kaum Belege welche für eine Konversion der Chasaren sprechen, ausser das Vorkommen von vermeindlich jüdischen Symbolen in der Region.
 
Kannst Du etwas erklären, wer das wann widerlegt hat?
Die Aussage bezog sich nicht auf die Konversion sondern die Theorie, dass das Ostjudentum mehrheitlich von den Chasaren abstammt wie dieses u.a. Arthur Koestler behauptet.

Quellen u.a.:
Abramsky, Chimen. "The Khazar Myth."
Lewis, Bernard. "Semites and Anti-Semites"
McInnes, Neil. "Koestler and His Jewish Thesis."
Plaut, Steven. "The Khazar Myth and the New Anti-Semitism"

Wobei selbige Quellen sich auch mit der Chasaren-Theorie allgemein kritisch auseinander setzen. So gibt es, wie ich schon schrieb, keine Belege dafür. Und obwohl die ganze jüdische Ausbreitung und Wanderungen in Europa vor, während und nach dieser Zeit überall dokumentiert sind, ihre Spuren hinter lassen haben und auch innerjüdisch auftauchen, sind die Chasaren hier ein schwarzer Fleck, als hätte es sie als Juden nie gegeben. Praktisch hätte aber eine solche Massenkonversion ihre deutlichen Spuren hinterlassen müssen, alleine der Bedarf an Gelehrten wäre imens gewesen und hätte zu Abwanderungen in die Region, aber auch von Einwanderungen in andere jüdische Gemeinden führen müssen. Nur findet sich davon nichts.
 
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Aha und wo? Es gibt hierfür nicht eine Quelle sondern alleine jüdische Schilderungen aus viel späterer Zeit welche auch nicht von den Chasaren sondern alleine von einem Herrscher und einige seiner Anhänger sprechen.

Wie stark die konvertierte Anhängerschaft war, mag wohl umstritten sein. Ich bin in der Quellenlage nicht firm, hatte nur vor längerer Zeit das Buch von Swetlana A. Pletnjowa: Die Chasaren - Mittelalterliches Reich an Don und Wolga, Wien 1978 in Händen. Momentan muß ich mich mit Wikipedia behelfen:

Entweder am Ende des 8. Jahrhunderts oder im frühen 9. Jahrhundert konvertierte das chasarische Herrscherhaus, der Adel sowie Teile der einfachen Bevölkerung zur jüdischen Religion. Welcher Anteil der Bevölkerung hiervon erfasst wurde, ist Gegenstand historischer Debatten. Früher glaubten die meisten Wissenschaftler, ausschließlich die Oberschicht sei zur jüdischen Religion konvertiert, diese These wird durch zeitgenössische islamische Texte gestützt. Neuere archäologische Ausgrabungen haben jedoch weitverbreitete Wandlungen bei Begräbnispraktiken gezeigt. Um die Mitte des 9. Jahrhunderts begannen die chasarischen Begräbnisse einen dezidiert jüdischen Charakter anzunehmen. Grabbeigaben verschwanden fast vollständig. Die Begräbniskultur spricht dafür, dass die jüdische Religion um 950 in allen Klassen der chasarischen Gesellschaft verbreitet war.
[...]
Der Briefwechsel zwischen dem chasarischen Herrscher Josef und dem spanisch-jüdischen Gelehrten Chisdai ibn Schaprut ist erhalten geblieben.

Chasaren ? Wikipedia

Siehe auch:
Medieval Sourcebook: The Medieval Jewish Kingdom of the Khazars


hyokkose schrieb:
Es geht um die Behauptung, daß das Ostjudentum größtenteils aus dem Chasarentum hervorgegangen sei; diese ist kaum verifizierbar.

jakow schrieb:
Sicherlich ist es dieses u.a. durch Gentests aber auch anderes wie Sprachentwicklung, Kultur etc.

Entweder hast Du mich falsch verstanden oder ich verstehe Dich gerade falsch.
Ich denke doch, daß wir in diesem Punkt einer Meinung sind: Die Behauptung, das Ostjudentum sei größtenteils aus dem Chasarentum hervorgegengen, ist kaum verifizierbar.
 
Die Behauptung, das Ostjudentum sei größtenteils aus dem Chasarentum hervorgegengen, ist kaum verifizierbar.
Kann sein, dass wir hier einer Meinung sind, wobei ich ja weiter gehe und nicht nur behauptet, dass diese These nicht verifizierbar ist, sondern ihr Gegenteil verifizierbar ist, obige These also eindeutig wiederlegt wurde.

Die Begräbniskultur spricht dafür, dass die jüdische Religion um 950 in allen Klassen der chasarischen Gesellschaft verbreitet war.
Und diese These teile ich nicht im Ansatz, da eine Begräbniskultur noch lange keine Juden macht bzw. Anhänger der jüdischen Religion. Ansonsten könnte ich genauso behaupten, dass Christen und Muslime der jüdische Religion anhängen, da deren Kultur in einigen Teile auch der jüdischen ähnlich oder gleich ist.
 
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Danke für die Antworten.

Konsens ist also, daß es eine Konversion bei den Chasaren gab (nicht umbedingt das ganze Volk).
Und es ist wohl auch davon auszugehen, daß diese Juden chasarischen Ursprungs Teil der Ostjuden wurden (wo sonst sollten sie abgeblieben sein?).

Sie hätten aber dort nicht die Mehrheit gestellt - was ich nun alleine deswegen für plausibel halte, weil sich ja dort die Sprache der jüdischen Auswanderer aus dem Rheinland durchgesetzt hat.

Strittig ist offenbar nur, ob diese Minderheit chasarischen Ursprungs überhaupt eine nennenswert große Gruppe sein kann - ich habe das so verstanden, daß Jakow das bestreitet.

Und zwar mit der Begründung:
Und obwohl die ganze jüdische Ausbreitung und Wanderungen in Europa vor, während und nach dieser Zeit überall dokumentiert sind,
Das überrascht mich jetzt doch.
Allgemein ist doch die Quellenlage aus dem Mittelalter nicht so dicht, daß man nun flächendeckend einen genaueren Bevölkerungsnachweis führen könnte.
Eine geschlossene Wanderung der Chasaren von ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet nach Norden in das "ostjüdische" Gebiet wäre wohl in den Überlieferungen aufgetaucht, das hat also wohl nicht stattgefunden.

Aber immer wieder Einzelpersonen, die in die Gemeinden Osteuropas übersiedelten, die kann es doch schon gegeben haben.
Wie schon gesagt: Irgendwo müssen die chasarischen Juden doch geblieben sein.
 
Aha und wo? Es gibt hierfür nicht eine Quelle sondern alleine jüdische Schilderungen aus viel späterer Zeit welche auch nicht von den Chasaren sondern alleine von einem Herrscher und einige seiner Anhänger sprechen.
Sicherlich ist es dieses u.a. durch Gentests aber auch anderes wie Sprachentwicklung, Kultur etc. So gibt es kaum Belege welche für eine Konversion der Chasaren sprechen, ausser das Vorkommen von vermeindlich jüdischen Symbolen in der Region.

Zumindest gab es im 10. Jahrhundert das Gerücht, dass die Khazaren zum Judentum konvertiert waren, davon legt zumindest der berühmte Brief des cordobeser Arztes und Diplomaten Hasday Ibn Shaprut Zeugnis ab.
Medieval Sourcebook: The Medieval Jewish Kingdom of the Khazars
 
Konsens ist also, daß es eine Konversion bei den Chasaren gab (nicht umbedingt das ganze Volk).
Und es ist wohl auch davon auszugehen, daß diese Juden chasarischen Ursprungs Teil der Ostjuden wurden...Wie schon gesagt: Irgendwo müssen die chasarischen Juden doch geblieben sein.
"Das Chasarenreich ging in den Mongoleneinfällen des 13. Jahrhunderts unter."

Um die Mitte des 8. Jahrhunderts traten- beeinflusst durch jüdische Kaufleute, königliche Berater und Ärzte aus Byzanz und Kleinasien- König und ein größerer Teil der Oberschicht der Chasaren zum Judentum über- "ein Schritt, der in der jüdischen Diaspora Westeuropas großes Aufsehen erregte und messianischen Hoffnungen neue Nahrung gab;..."
Demzufolge war die Konversion jenseits des Chasarenreichs wohl doch nicht gänzlich unbekannt.

Ein Zusammenhang zwischen osteuropäischen und ungarischen Juden ist bis heute nicht geklärt. Da pflichte ich @jakow bei. Ebenso ist mir ein missionarischer Aspekt des Judentums unbekannt.

(vgl. und siehe J. H. Schoeps, Neues Lexikon des Judentums, Gütersloh 2000, S.162; als Quellen werden hier P. B. Golden, Khazar Studies, Budapest 1980 und A. H. Posselt, Geschichte des chazarisch- jüdischen Staates, Wien 1982 angegeben, vielleicht hilft diese Literatur weiter)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ein Zusammenhang zwischen osteuropäischen und ungarischen Juden ist bis heute nicht geklärt. Da pflichte ich @jakow bei.
Da ist mir ein Fehler unterlaufen. Ich wollte schreiben:
Ein Zusammenhang zwischen jüdischen Chasaren und osteuropäischen sowie ungarischen Juden ist bis heute nicht geklärt.
 
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