Ich lese zZ ein Buch von Helfferich (1914/18 Finanz und Innenstaatssekretär) er schreibt, dass Grey ca. 27. juli einen Flottenangriff durch den Kanal oder um die britischen Inseln herum, gegen die franz. Flotte oder gegen die franz. Überseeverbindungen als "Cassus Belli" für Großbritannien bezeichnet hätte.
d.h. ein Krieg mit GB gar nicht zu verhindern gewesen wäre.
Auch wären Anfragen welche konkreten Bedingungen GB für die Neutralität stellen würde nur ausweichend beantwortet worden. GB müsse sich alle Optionen offen halten.
Das ist ja relaitv mager (für die Franzosen), was Grey da ausgeführt hat. Denn: Ein Angriff an der französischen Küstel, siehe Schlieffenplan, war ja auch deutscherseits gar nicht geplant gewesen. Und das GB sich alle Optionen offen halten müsse, war ja der Uneinigkeit der britischen Führung geschuldet. Dem entsprechend hat Grey taktiert.
Wie Grey taktierte, zeigt diese Depesche von Grey an den englischen Botschafter Bertie in Paris vom 01.August 1914 um 20:20 Uhr:
"Nach der heutigen Kabinettssitzung sagte ich Herr Cambon, die gegenwärtige Lage unterscheide sich völlig von der durch die Marokkozwischenfälle geschaffenen Lage. In letzterer stelle Deutschland Forderungen an Frankreich, die es nicht gewähren konnte und in deren Zusammenhag wir besondere Verpflichtungen gegen Frankreich übernommen hatten. In Bezug auf sie würde die öffentliche Meinung eine Unterstützung Frankreichs seitens der britischen Regierung bis zum Äußerten gerechtfertigt haben. Jetzt wäre die Lage so, dass Deutschland bereit sei, Frankreich nicht anzugreifen, wenn Frankreich in Falle eines Krieges neutral bliebe. Wenn Frankreich daraus keinen Nutzen zu ziehen vermöge, dann deshalb, weil es durch ein Bündnis gebunden sei, an dem wir nicht beteilig wären und dessen Bestimmungen wir nicht kennten. [.......................]
Herr Cambon sagte, die französische Küsten seien unverletzlich. Die deutsche Flotte könne jederzeit durch den Kanal laufen und angreifen.
Ich entgegnete, das dürfte die öffentlich Stimmung hier ändern, ebenso wie eine Verletzung der belgischen Neutralität. Er könne seiner Regierung berichten,
dass wir die belgische Frage bereits in Erwägung zögen und dass ich das Kabinett bitten würde, auch die Frage der französischen Küsten in Betracht zu ziehen. Er könne melden, das Kabinett habe noch keine Entscheidung getroffen." (1)
Allerdings muss auch darauf hingewiesen werden, das der deutsche Botschafter in London Fürst Lichnowsky davor gewarnt hat, das GB an der Seite Frankreich bzw. Belgiens stehen würde, um diese zu gegen Deutschland zu beschützen. Allerdings hat diesen Ausführungen Lichnowskys in Berlin niemand geglaubt.(2)
(1) Juli 1914, Die europäische Krise und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges, dtv Dokumente heruasgegeben von Immanuel Geiss, S.357f
(2) Fürst Lichnowsky, Meine Londoner Mission 1912 - 1914