1944: Rote Armee und Wehrmacht während des Warschauer Aufstands

Was bestätigt denn Deine Vermutung?

Stalin wurde vorher von der polnischen Exilregierung aus London informiert, dass ein bewaffneter Aufstand bevorstehe. Zudem wusste Stalin über geplante Hilfsflüge der Amerikaner nach Warschau, von denen nur einer realisiert werden konnte, da sowjetische Flugplätze nach Abwurf der Hilfsgüter benötigt wurden um zwischenzulanden und die Sowjets nur eine Aktion (18.9.44) genehmigten. Die bisherigen Hilfsflüge der Amerikaner waren so als ob Fliegen im fliegen pinkelten.

Man stelle sich vor:
die Sowjets hätten Hilfsflüge für die Befreiung von Städten an der deutschen Westfront übernehmen wollen, weil die westlichen Alliierten Selbstbefreiungsaktionen dort nicht unterstützten.
 
Man stelle sich vor:
die Sowjets hätten Hilfsflüge für die Befreiung von Städten an der deutschen Westfront übernehmen wollen, weil die westlichen Alliierten Selbstbefreiungsaktionen dort nicht unterstützten.

Hurvinek, wir reden eigentlich über zwei verschiedene Dinge.

Deine Kritik richtet sich auf unterlassene Hilfestellung.
Meine These bezog sich auf die militärische Unmöglichkeit, Anfang August 1944 Warschau mit der Roten Armee zu besetzen.

Aus dem Ersteren zu schließen, dass man beim Zweiten nicht nur nicht konnte, sondern auf Anweisung nicht durfte, mag plausibel sein, bleibt aber mangels Können hypothetisch.

Wo sind Belege für die Möglichkeit der Einnahme?
 
@silesia sagt es ganz klar. Die sowjetische Luftwaffe war nur fähig, von frontnahen Flugplätzen aus zu operieren und diente der unmittelbaren Unterstützung auf dem Gefechtsfeld. Diese Plätze waren aber nach der schnellen Offensive noch gar nicht funktionsfähig.Zu einem strategischen Luftkrieg war sie gar nicht in der Lage, ja nicht einmal zur ernsthaften Behinderung des Nachschubs. Ins Hinterland verirrten sich ihre Flieger jedenfalls fast nie.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ins Hinterland verirrten sich ihre Flieger jedenfalls fast nie.

Um das zuzuspitzen:

Bei Beginn von BAGRATION
http://www.geschichtsforum.de/f68/der-untergang-der-heeresgruppe-mitte-1944-a-15897/

... somit 400-500 km weiter östlich,

war die sowjetische Luftwaffe nach großer Bereitstellung und Konzentration noch zu wirksamer Unterstützung fähig. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch stärkere Luftangriffe auf Bahnhöfe, Verkehrsknotenpunkte, etc. im deutschen Rückraum geflogen, ebenso Angriffe auf Truppenverbände (zB die Beresinaübergänge).

Mitte Juli 1944 und weiter westlich ist mW die Wirkung der sowjetischen Luftwaffe im fraglichen Bereich auf die Kampftätigkeit unwesentlich.
 
Hurvinek, wir reden eigentlich über zwei verschiedene Dinge.

Deine Kritik richtet sich auf unterlassene Hilfestellung.
Meine These bezog sich auf die militärische Unmöglichkeit, Anfang August 1944 Warschau mit der Roten Armee zu besetzen.

Von Besetzung spreche ich auch nicht.
Ich spreche von Unterstützung.
Aber du hast recht. Sowjetische Fernbomber gab es wenige, da diese nicht in das militärische Konzept vorgesehen waren.
1941 am Anfang der Invasion in die Sowjetunion flogen einige sowjetische strategische Bomber von Saaremaa über Pommern und Mecklenburg nach Berlin und liessen paar Bomben fallen (meine Heimatstadt bekam auch was ab).
 
Jetzt möchte ich auch gern wieder in die aktuelle Diskussion eingreifen und ein paar interessante Darstellungen und Details aus SED-Sicht einwerfen. Darum hab ich mir mal ein Buch zur Hand genommen, aus dem ich nun einige Zitate bringen möchte.

Aus: Der zweite Weltkrieg 1939-1945, kurze Geschichte, vom Dietz Verlag Berlin (DDR-1985)
>>Die mehr als zwei Monate dauernde Offensive der drei Belorussischen Fronten und der 1. Baltischen Front wurde am 29. August mit dem Erreichen der Linie Jelgava – Dobele – Augustow und der Flüsse Narew und Weichsel abgeschlossen. Sie hatten die gestellten Aufgaben erfüllt, und die sowjetischen Truppen gingen zur Verteidigung über. Damit war die Belorussische Operation beendet, in deren Verlauf eine der stärksten strategischen Gruppierungen der Wehrmacht, die Heeresgruppe Mitte, zerschlagen wurde.
(...)
Als Ergebnis der Kämpfe wurden die Belorussische SSR, Teile der Litauischen und der Lettischen SSR sowie die ostwärtigen Gebiete Polens befreit. Mit dem Vorstoß der sowjetischen Truppen bis zur Linie westlich der Städte Siauliai und Kunas bis zu den Flüssen Neman, Narew und Weichsel sowie mit der Bildung von Brückenköpfen an diesen Flüssen waren günstige Bedingungen für spätere Offensiven in der Königsberger sowie in der Berliner Richtung geschaffen worden.
Zu der Zeit, als der Aufmarsch zur Offensive der sowjetischen Truppen in Richtung Minsk-Warschau im Gange war, entfesselte die reaktionäre polnische Führung der Landesarmee (Armia Krajowa) mit Wissen und Zustimmung der polnischen Exilregierung in London ohne Abstimmung mit dem Komando der sowjetischen Truppen und der Polnischen Armee am 1. August 1944 in Warschau einen bewaffneten Aufstand. Die Befehlshaber der Landesarmee wünschten keine Mitwirkung der Sowjetarmee an der Befreiung Warschaus und hatten für den Beginn des Aufstandes den ungünstigsten Zeitpunkt gewählt. Die sowjetischen Truppen, die am 23./24. Juni ihre Offensive begonnen hatten, waren nach reichlich einem Monat ununterbrochener harter Kämpfe 600 Kilometer nach Westen vorgestoßen und hatten Ende Juli die Linie Belostok-Brest erreicht. Sie hatten dabei erhebliche Verluste erlitten und bedurften der Auffüllung und Ruhe; die rückwärtigen Dienste mussten nachgezogen werden. Dennoch ergriffen das sowjetische Kommando und das Kommando der Polnischen Armee alle möglichen Maßnahmen, um eine Offensive auf Warschau durchzuführen. Die Zugänge nach Warschau waren von Osten her jedoch durch eine Sperre aus starken deutschen Panzerverbänden gedeckt, und es gelang nicht, diese aus der Bewegung zu durchbrechen. Ende August stießen Truppen der 1. Belorussischen Front zum Narew nördlich von Warschau vor und eroberten einen Brückenkopf im Raum Serock. Am 14. September gelang es ihnen gemeinsam mit polnischen Truppen, die Warschauer Vorstadt Praga zu befreien und die Weichsel zu erreichen. Vom 16. bis zum 20. September wurden Versuche unternommen, die Weichsel im Raum der polnischen Hauptstadt zu forcieren. Sechs verstärkte polnische Bataillone wurden auf das linke Ufer des Flusses übergesetzt. Sie vermochten jedoch den Widerstand der faschistischen Panzer- und Infanterieverbände nicht zu überwinden, erlitten erhebliche Verluste und mussten sich wieder zurückziehen.
Dennoch unterstützte das Kommando der 1. Belorussischen Front und der 1. Armee der Polnischen Streitkräfte die Aufständischen weiterhin mit Einsätzen der Artillerie und der Fliegerkräfte und halfen ihnen materiell-technischer Hinsicht. Vom 13. September bis 1. Oktober 1944 flogen die 16. Luftarmee und die ihr unterstellte 1. polnische gemischte Fliegerdivision im Interesse der Aufständischen 4821 Einsätze, davon 1361, um auf Anforderung der Aufständischen gegen deutsche Truppen in Warschau Angriffe zu richten, und 2435, um Frachten zu den Aufständischen zu befördern. Für sie wurden 156 Minenwerfer, 505 Panzerbüchsen, 2667 Maschinenpistolen, Gewehre und Karabiner, 3.300.000 Patronen für Schützenwaffen, sonstiges Kriegsmaterial, Medikamente und mehr als 130 Tonnen Nahrungsmittel abgeworfen.
Alle diese Tatsachen widerlegen die Geschichtsfälscher, welche die sowjetische Hilfe für die Warschauer Aufständischen totzuschweigen oder zu bagatellisieren versuchen.
(...)
Aus dem Wunsch heraus, dem polnischen Volk in seinem Kampf gegen die faschistischen Okkupanten maximale Hilfe zu leisten, stießen die Truppen der 1. Ukrainischen Front am 29. Juli an die Weichsel vor, forcierten sie und bildeten einen Brückenkopf im Raum Sandomierz. Dort wurde den ganzen August hindurch erbittert gekämpft. Der Gegner leistete Widerstand und führte starke Gegenangriffe, um die sowjetischen Truppen aus dem Brückenkopf zurückzudrängen und die Verteidigungslinie am Fluß wiederherzustellen. Zu diesem Zweck verlegte er an den Brückenkopf 13 Divisionen und 6 Sturmschützenbrigaden. Unter den Divisionen, die vor Sandomierz eingesetzt wurden, befanden sich 5 Infanteriedivisionen aus Deutschland, von denen ein Teil zur Unterdrückung des Warschauer Aufstandes vorgesehen war. Die schweren Kämpfe der sowjetischen Truppen im Brückenkopf von Sandomierz schwächten beträchtlich die Kräfte der Kampfgruppe, die gegen die Aufständischen eingesetzt wurde.
Dem deutschen Oberkommando gelang es nicht, die Verteidigung an der Weichsel wiederherzustellen, geschweige denn die sowjetische Offensive aufzuhalten. Am 18. August fiel Sandomierz, und bis Monatsende wurde der Brückenkopf frontal auf 120 Kilometer und in die Tiefe auf 50 Kilometer verbreitert.<<

Noch einige Seiten weiter heißt es hier zum Warschauer Aufstand:

>>In dieser Situation löste das Kommando der Landesarmee mit Billigung der polnischen Exilregierung am 1. August im besetzten Warschau einen bewaffneten Aufstand aus. Er wurde ohne Abstimmung mit dem sowjetischen Kommando, dem Kommando der Polnischen Armee und der Führung der Volksarmee begonnen und war ein Versuch, die Exilregierung in der polnischen Hauptstadt an die Macht zu bringen. In dieser Hinsicht war er gegen das Polnische Komitee der Nationalen Befreiung gerichtet.
Bei der Auslösung des politisch und militärisch nicht vorbereiteten Warschauer Aufstandes spekulierte die Führung der Landesarmee mit General Tadeusz Bór-Komorowski an der Spitze darauf, dass mit dem Heranrücken der sowjetischen Truppen und der Polnischen Armee in der Garnison der deutschen Truppen und in der faschistischen Verwaltung Warschaus Panik ausbrechen werde. Die Einwohner Warschaus kannten die wahren Ziele der Organisatoren der bewaffneten Erhebung nicht, sehnten die rascheste Vertreibung der Okkupanten aus der Stadt herbei und reihten sich deshalb aktiv in den Kampf gegen die gut bewaffnete faschistische Garnison ein, wobei sie wahren Heldenmut an den Tag legten. Das sowjetische Kommando unterstützte die Aufständischen, warf für sie Waffen, Munition und Medikamente ab, war jedoch außerstande, ohne entsprechende Vorbereitung ein so großes Wasserhindernis wie die Weichsel zu überwinden.
Ende September kam der Aufstand zum Erliegen. Am 2. Oktober, nach 63tägigem Widerstand, waren die Aufständischen gezwungen, den Kampf einzustellen. Während des Aufstandes kamen etwa 200.000 Kämpfer und friedliche Einwohner ums Leben.
(...)
Die Niederlage des Warschauer Aufstandes bedeutete das Scheitern der politischen Konzeption der Exilregierung und der mit ihr verbundenen bürgerlich-konservativen Untergrundbewegung...<<
Soviel zu meinem Buch – wie gesagt – aus DDR-Sicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schön @Barbarossa, dass du mal eine DDR-Quelle zitierst. Allerdings ist das mit diesen von "ganz oben" politisch abgenickten und tendenziösen Darstellungen (ohne solchen Segen der Partei konnte man nicht einmal ein Kinderbuch veröffentlichen) so eine Sache. Der Autor musste sich ausschließlich auf sowjetische Quellen stützen, wie die Memoiren von Schukow, Konew und Rokossowski. Die sind aber von ähnlicher Wahrheitsliebe und Objektivität geprägt wie die von Guderian und Manstein - in vieler Hinsicht Grimms Märchen.

Die schlimmsten "Ausschreitungen" sowjetischer Soldaten in Deutschland waren in diesen sowjetischen Erinnerungen, in der DDR übersetzt und gedruckt, vielleicht dass ein aufgebrachter Weißrusse einen Ortsgruppenleiter vermöbelte. Ansonsten wurden die Soldaten natürlich mit Freuden begrüsst.
 
Zuletzt bearbeitet:
entfesselte die reaktionäre polnische Führung der Landesarmee (Armia Krajowa) mit Wissen und Zustimmung der polnischen Exilregierung in London ohne Abstimmung mit dem Komando der sowjetischen Truppen und der Polnischen Armee am 1. August 1944 in Warschau einen bewaffneten Aufstand. Die Befehlshaber der Landesarmee wünschten keine Mitwirkung der Sowjetarmee an der Befreiung Warschaus und hatten für den Beginn des Aufstandes den ungünstigsten Zeitpunkt gewählt.

Als die ersten Soldaten dieser "Polnischen Armee" in Warschau erscheint sind, haben die Warschauer einige wunderliche Soldaten, in wunderlichen Uniforme, mit genauso wundelichen Adler (ohne Krone, als "Piasten-Adler" stilisiert) an ihren Mutzen gesehen. Die aber polnisch gesprochen haben. Polnische Bevolkerung hat kein Kontakt mit der polnischen Armee Berlings gehabt. Diese Manner wurden aus sowjetischen Lagern ausgezogen und am heufigsten war das ihre einzige Chance, um aus SU auszuwandern. Der ganze Kader dieser "polnischen" Armee von Battalion ab war in 100% russisch bis zu 1950en Jahren.

Für sie wurden 156 Minenwerfer, 505 Panzerbüchsen, 2667 Maschinenpistolen, Gewehre und Karabiner, 3.300.000 Patronen für Schützenwaffen, sonstiges Kriegsmaterial, Medikamente und mehr als 130 Tonnen Nahrungsmittel abgeworfen.

Ich glaube, dass mein Grossvater sehr viel fur eine Maschinenpistole in Warschau'44 geben wuerde haha :rofl:
 
Ich glaube, dass mein Grossvater sehr viel fur eine Maschinenpistole in Warschau'44 geben wuerde haha :rofl:

Irgendwann hat mir mal einer erzählt, der er wissen musste, dass im Frühjahr 1944 in Warschau die Taxe für eine Gans eine russische MPi war.

d.h. jeder Landser der aus Warschau kommend Richtung Osten unterwegs und im Besitz einer Gans, fällig war....
 
Irgendwann hat mir mal einer erzählt, der er wissen musste, dass im Frühjahr 1944 in Warschau die Taxe für eine Gans eine russische MPi war.

d.h. jeder Landser der aus Warschau kommend Richtung Osten unterwegs und im Besitz einer Gans, fällig war....


russische ? warum russische ?
die Aufstandigen haben zur Verfugung gehabt:
- ca 1000 Gewehre
- ca 70 MGe
- ca 300 MP
- 29 Pnzerbuchsen und 6 PIATen.
- 2 Kanonnen und 16 Morser
- 25 000 Granaten und 12 000 Flachen mit Benzin.
- Flammenwerfern wurden selbst gemacht.

das alles bedeutet, dass AK in "Stunde W" (17:00 am 1.08.44) um 70 voll bewaffnete Zuge haben konnte. 3500 Warschauer (irgendwie) bewaffnet waren unter 36 000, die in Aufstand kampfen wollten.

Andererseits hat mir mein zweiter Grossvater (ehem. Partisan) erzahlt, dass Pistole am teuerste Waffe auf schwarzem Markt war. Pistole war mehr handlich - im Wald und in der Stadt.
 
Gerade geht mir da etwas durch den Kopf:

Um noch mal auf mein Zitat zurück zu kommen - einerseits heißt es ja:

>>Die mehr als zwei Monate dauernde Offensive der drei Belorussischen Fronten und der 1. Baltischen Front wurde am 29. August mit dem Erreichen der Linie Jelgava – Dobele – Augustow und der Flüsse Narew und Weichsel abgeschlossen. Sie hatten die gestellten Aufgaben erfüllt, und die sowjetischen Truppen gingen zur Verteidigung über...Sie hatten dabei erhebliche Verluste erlitten und bedurften der Auffüllung und Ruhe; die rückwärtigen Dienste mussten nachgezogen werden.

Andererseits aber:

Dennoch ergriffen das sowjetische Kommando und das Kommando der Polnischen Armee alle möglichen Maßnahmen, um eine Offensive auf Warschau durchzuführen.

Aber:

Die Zugänge nach Warschau waren von Osten her jedoch durch eine Sperre aus starken deutschen Panzerverbänden gedeckt, und es gelang nicht, diese aus der Bewegung zu durchbrechen...
Das sowjetische Kommando unterstützte die Aufständischen, warf für sie Waffen, Munition und Medikamente ab, war jedoch außerstande, ohne entsprechende Vorbereitung ein so großes Wasserhindernis wie die Weichsel zu überwinden...

Es ist in meinem Buch-Zitat also die Rede von der Offensive, die planmäßig abgeschlossen wurde.
Dabei stellt sich mir die Frage, ob das üblich war, vor einer Großstadt halt zu machen, oder ob aus strategischen Gründen wenigstens diese Stadt normalerweise noch einzunehmen versucht wurde?

Gab es da überhaupt ein bestimmtes Schema?
:fs:
 
Dabei stellt sich mir die Frage, ob das üblich war, vor einer Großstadt halt zu machen, oder ob aus strategischen Gründen wenigstens diese Stadt normalerweise noch einzunehmen versucht wurde?
Eine verteidigte Millionenstadt hinter einem großen Fluss nimmt man nicht so einfach aus der Bewegung, siehe auch Berlin.
Ein Vergleich mit Rom oder Paris verbietet sich (nicht verteidigt, zum Glück für die Kulturschätze), bei Hamburg und München wer der Krieg im Grunde vorbei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dabei stellt sich mir die Frage, ob das üblich war, vor einer Großstadt halt zu machen, oder ob aus strategischen Gründen wenigstens diese Stadt normalerweise noch einzunehmen versucht wurde?
Gab es da überhaupt ein bestimmtes Schema?

Dass eine Offensive an einem Hindernis wie der Weichsel abgeschlossen wird, ist nicht ungewöhnlich.

Ziel der Roten Armee war die Bildung der oben genannten Brückenköpfe. Deutscherseits waren beträchtliche Anstrengungen unternommen worden, diese wieder einzudrücken.

______________
Übrigens findet sich Vergleichbares 1941 mit den deutschen Dnjepr-Brückenköpfen, sowjetisch dann Mius 1942, Dnjepr 1943, Dnjestr 1944 etc.
 
Jetzt möchte ich auch gern wieder in die aktuelle Diskussion eingreifen und ein paar interessante Darstellungen und Details aus SED-Sicht einwerfen. Darum hab ich mir mal ein Buch zur Hand genommen, aus dem ich nun einige Zitate bringen möchte.

Lieber Barbarossa,
ist die Sicht der SED zum Warschauer Aufstand 1944 wirklich so spannend und wichtig sie zu zitieren?
Deine Zitate sind nu wirklich übelste Propaganda. Die Zeilen in dem Buch vom Dietz-Verlag der DDR wurden gerade wegen dem beschämenden Hintergrund der Haltung der sowjetischen Seite verfasst. Ich nenne solche Sachen linken Geschichtsrevisionismus. Die Historiker der DDR (gabs überhaupt freie Historiker) waren ohne Absegnung der SED-Meinung gar nicht in der Lage ein Buch zu veröffentlichen.
 
Es ist in meinem Buch-Zitat also die Rede von der Offensive, die planmäßig abgeschlossen wurde.
Dabei stellt sich mir die Frage, ob das üblich war, vor einer Großstadt halt zu machen, oder ob aus strategischen Gründen wenigstens diese Stadt normalerweise noch einzunehmen versucht wurde?

Gab es da überhaupt ein bestimmtes Schema?
:fs:

Berlin ist das bekannteste Beispiel für Sammlung der Kräfte vor dem Sturm.
Schon der Begriff "planmäßig" aus dem Propagandabuch lässt mich Schauer über den Rücken laufen.
 
@Hurvinek: Deine Zitate sind nu wirklich übelste Propaganda.

Das haben wir schon längst weiter oben festgestellt. Trotzdem ist ganz lehrreich, vor allem für die Jüngeren, mal auch "die andere Perspektive" zu sehen. Ich jedenfalls meine, man soll ALLE Quellen anführen, ohne eine kritische Distanz verlieren, wenn diese auf dem rechten oder linken Auge blind sind. Selbst Herr Prof. Knopp erzählt manchmal im ZDF ziemlichen Stuss.
 
Lieber Barbarossa,
ist die Sicht der SED zum Warschauer Aufstand 1944 wirklich so spannend und wichtig sie zu zitieren?
Deine Zitate sind nu wirklich übelste Propaganda. Die Zeilen in dem Buch vom Dietz-Verlag der DDR wurden gerade wegen dem beschämenden Hintergrund der Haltung der sowjetischen Seite verfasst. Ich nenne solche Sachen linken Geschichtsrevisionismus. Die Historiker der DDR (gabs überhaupt freie Historiker) waren ohne Absegnung der SED-Meinung gar nicht in der Lage ein Buch zu veröffentlichen.


Im Polen wurde AK von kommunistischen Historiker nicht anders als "Banden" genannt. In Januar 1945 sind die ersten sowjetischen Truppen in Polen eingekommen. Und sofort haben sich die Probleme mit AK angefangen.
Die Russen haben mit AK sehr gern wahrend des Kampfes zusammengearbeitet, aber dann wurden AK-Soldaten sofort verhaftet oder einfach erschossen. In Kreis Wilno wurde ca 25 000 AK-Mitglieder von NKWD noch im Sommer 1944 verhaftet. Andererseits - AK hat die Panzer, Flugzeuge und Artillerie der Russen gebraucht, um Deutschen aus Polen wegzuwerfen. Und nichts mehr. Ausserdem waren sie fur Polen ausschliesslich der nachste Okkupant. Sofort nach II WK hat die Reste von Armia Krajowa (als "Wolność i Pokój" Organisazion) den Burgerkrieg gegen kommunistischen Regierung angefangen. Die letzten antikommunistischen Partisanen wurden im Polen erst in 1963 (!) vernichtet. Nur Major Zygmunt "Łupaszka" Szendzielorz hat zwiechen 1944 - 1948 zwei volle "Wilner Partisanen Brigaden" zur verfugung, die von Podlasie im Osten durch Masowien und Masuren bis Pommern operiert haben. In diesem Zeit haben sie zB uber 200 sowjetischen Offiziere getotet. Das zeugt die Skale des Wiederstandes.

Also: Stalin musste etwas mit AK im Polen machen, so schnell wie es moglich ist und erst bevor er seine eigene Regierung hier montieren mochte, also fur Aufstand in Warschau konnte er nur dem Gott danken.
 
ist die Sicht der SED zum Warschauer Aufstand 1944 wirklich so spannend und wichtig sie zu zitieren?
Deine Zitate sind nu wirklich übelste Propaganda. Die Zeilen in dem Buch vom Dietz-Verlag der DDR wurden gerade wegen dem beschämenden Hintergrund der Haltung der sowjetischen Seite verfasst.
Eben drum. Aufgrund der engen Bindung zur SU kommt es deren offizieller Sichtweise bestimmt sehr nahe. Ich find es auffällig, dass nicht einfach nur die Unmöglichkeit von Hilfe abgestritten wird, sondern gleich noch ein Teil der Schuld auf die Polen abgewälzt wird (nahmen keinen Kontakt mit der roten Armee auf,...was sich doch mit Quellen wiederlegen lassen sollte). Hier kann man misstrauisch werden und vermuten, dass mehr im Busche war.
 
Auch von mir ein längeres Zitat; es ist ganz interessant, was Glantz als einer der profiliertesten Kenner des Ostkriegs dazu schreibt:
The Failures of Historiography: Forgotten Battles of the German-Soviet War (1941-1945) COL David M. Glantz Foreign Military Studies Office, Fort Leavenworth, KS.

"Soviet (1st Belorussian Front's) Actions East of Warsaw in August-September 1944

No Eastern Front action has generated more heated controversy then Soviet operations east of Warsaw in August and September 1944, at the time of the Warsaw Uprising against the Nazis by the Polish Home Army. Western historians have routinely blamed the Soviets for deliberately failing to assist the Poles, and in essence, aiding and abetting destruction of the Polish rebels by the German Army for political reasons. Soviet historians have countered that every attempt was made to provide assistance but that operational considerations precluded such help. No complete single Soviet volume exists which recounts in detail these operations on the approaches to Warsaw. The historian is forced to reconstruct events by referring to a host of fragmentary sources. Ironically, German archival materials, in particular Second Army records and other materials (and probably the records of Ninth Army, captured by the Soviets and unavailable to Western historians), help to justify the Soviet argument.

Operational details about Soviet combat on the approaches to Warsaw can be reconstructed from fragmentary Soviet and German archival sources (see map 15). On 28 July 1994, Maj. Gen. A. I. Radzievsky's 2d Tank Army, which had been turned north from the Magnuszew region to strike at Warsaw, with three corps abreast, engaged German 73d Infantry Division and the Hermann Goering Parachute Panzer Division 40 kilometers southeast of Warsaw. A race ensued between Radzievsky, who was seeking to seize the routes into Warsaw from the east, and the Germans, who were attempting to keep these routes open and maintain possession of Warsaw. The nearest Soviet forces within supporting range of Radzievsky were 47th Army and 11th Tank and 2d Guards Cavalry Corps, then fighting for possession of Seidlce, 50 kilometers to the east. On 29 July Radzievsky dispatched his 8th Guards and 3d Tank Corps northward in an attempt to swing northeast of Warsaw and turn the German defender's left flank, while his 16th Tank Corps continued to fight on the southeastern approaches to the city's suburbs.

Although 8th Guards Tank Corps successfully fought to within 20 kilometers east of the city, 3d Tank Corps ran into a series of successive panzer counterattacks orchestrated by Field Marshal W. Model, new commander of Army Group Center. Beginning on 30 July, the Hermann Goering and 19th Panzer Divisions struck the overextended and weakened tank corps north of Wolomin, 15 kilometers northeast of Warsaw. Although the corps withstood three days of counterattacks, on 2 and 3 August, 4th Panzer Division and SS Panzer Division Viking joined the fight. In three days of intense fighting, 3d Tank Corps was severely mauled, and 8th Guards Tank Corps was also severely pressed. By 5 August 47th Army forces had arrived in the region, and 2d Tank Army was withdrawn for rest and refitting. The three rifle corps of 47th Army were now stretched out along a front of 80 kilometers from south of Warsaw to Seidlce and were unable to renew the drive on Warsaw or to the Narew River. German communications lines eastward to Army Group Center, then fighting for its life north and west of Brest, had been damaged but not severed.

Meanwhile, on 1 August the Polish Home Army had launched an insurrection in the city. Although they seized large areas in downtown Warsaw, the insurgents failed to secure the four bridges over the Vistula and were unable to hold the eastern suburbs of the city (Praga). During the ensuing weeks, while the Warsaw uprising progressed and ultimately failed, the Soviets continued their drive against Army Group Center northeast of Warsaw. For whatever motive, 1st Belorussian Front focused on holding firmly to the Magnuszew bridgehead, which was subjected to heavy German counterattacks throughout mid-August, and on driving forward across the Bug River to seize crossings over the Narew River necessary to facilitate future offensive operations.

Soviet 47th Army remained the only major force opposite Warsaw until 20 August, when it was joined by 1st Polish Army. Soviet forces finally broke out across the Bug River on 3 September, closed up to the Narew River the following day, and fought their way into bridgeheads across the Narew on 6 September. On 13 September lead elements of two Polish divisions assaulted across the Vistula River into Warsaw but made little progress and were evacuated back across the river on 23 September.34

Political considerations and motivations aside, an objective consideration of combat in the region indicates that, prior to early September, German resistance was sufficient to halt any Soviet assistance to the Poles in Warsaw, were it intended. Thereafter, it would have required a major reorientation of military efforts from Magnuszew in the south or, more realistically, from the Bug and Narew River axis in the north in order to muster sufficient force to break into Warsaw. And once broken into, Warsaw would have been a costly city to clear of Germans and an unsuitable location from which to launch a new offensive.

This skeletal portrayal of events outside of Warsaw demonstrates that much more needs to be revealed and written about these operations. It is certain that additional German sources exist upon which to base an expanded account. It is equally certain that extensive documentation remains in Soviet archival holdings. Release and use of this information can help answer and lay to rest this burning historical controversy."

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Dem Argument, dass der Roten Armee das Halten der Brückenköpfe wichtiger war, wäre hinzuzufügen: die Frage ließe sich auf die Alternative Warschau oder Balkan zuspitzen könnte. Diese Entscheidung hat Stalin bereits im Mai 1944 getroffen, und sie hat mit dem Warschauer Aufstand nichts zu tun.: "Balkans first!" Für diese Operationen wurde die Masse (1/2) der Panzerarmeen bereits in den ersten Maitagen 1944 auf den Durchbruch bei Jassy-Targul Frumos angesetzt; es endete in einer Katastrophe, das größte Fiasko der sowjetischen Panzertruppen mit Hunderten Verlusten in 3 Tagen; in der letzten August-Dekade 1944 wurde die Offensive dann nach monatelanger Vorbereitung wiederholt. Das Ergebnis in Rumänien ist bekannt, in ein paar Wochen wurde der Balkan bis nach Ungarn und Nord-Jugoslawien hinein besetzt - vor irgendwelche Aktionen der Westalliierten.
 
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