Armee der Franken

Paullus

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Ich will bitte von euch wissen

-alles über die Fränkischen Panzerreiter, Ausrüstung, welche Bevölkerungsschicht etc.

-wie war es mit den Fußsoldaten, Ausrüstung, welche Bevölkerungsschicht etc.

-gab es Kampfformationen und Taktiken

-ich habe irgendwo in einem anderen Thread gelesen, dass es schon Langbögen im Frankenreich gab
 
In der Lex Ribuaria werden die Ausrüstungsteile und -kosten aufgelisten: Spangenhelm, Brünne (Panzerhemd), Beinschienen, Schwert (Typ Spatha), Flügellanze und Schild kosten 38 Solidi, ein Pferd 12 Solidi (spätrömische Goldwährung). Ursprünglich konnte sich daher nur der Adel oder Reiche diese Ausrüstung leisten, aber Karl der Große bestimmte in seinen Kapitularien 807/8, dass Bauern mit mehr als 4 Hufen Land Kriegsdienst leisten und Bauern mit mehr als 12 Hufen dies als Panzerreiter tun sollten.
Die Taktik unterschied sich ein wenig von den Rittern, die Panzerreiter wurden z.B. als mobile Eingreiftruppe gegen die Muslime an den Grenzen eingesetzt. Die Lanze wurde frei über dem Kopf oder am langen Arm geführt (im Gegensatz zu den Rittern, die sie unter dem Arm geklemmt führten). Steigbügel verbesserten den Halt im Sattel.
 

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Es gibt einen Brief von KDR an Abt Fulrad von St Denise( suche Reclamm heft zu Geschichtsquellen), dort werden die Ausrüstungsgegenstände aufgeführt, die für Reiter Pflicht waren, interessant ist was weggelassen wird Helm und Panzer, dies scheint nach dem Geldbeutel und persönliches ermessen gelaufen zu sein.
 
Langbögen klingen unwahrscheinlich, es gibt Hinweise das die Kelten sie benutzten, aber die Blütezeit erreichten diese Waffen erst mit den Engländern im 14. Jahrhundert. Wenn sie von Franken benutzt worden sind, starb diese Waffengattung irgendwann aus.
Die Fußsoldaten waren aus den ärmeren bäuerlichen Schichten (zwischen vier und zwölf Hufen Land verpflichteten ab 807 zum Kriegsdienst, wer weniger besaß musste sich mit anderen zusammentun und die Ausrüstung für einen von ihnen bezahlen). Über die Ausrüstung kann ich nur spekulieren: Spangenhelm, leichte Rüstung (selten eine Brünne, vielleicht ein gepolstertes Hemd oder eine Lederrüstung, wenn überhaupt), Holzschild, Speer, evtl. Nahkampfwaffen wie Äxte, Franziska-Wurfbeile, selten Schwerter.
Fernkampfwaffen (außer Franzisken) kampfen vermutlich nur von Berufsschützen wie Jägern zum Einsatz, die dann primitive Jagdbögen benutzen.
Formationen, bei Fußsoldaten kam vermutlich Taktiken wie der Schildwall oder der Schiltron (Kreisformation) zum Einsatz, die Kavallerie dürfte Keilformationen benutzt haben.
 
Franziska war bei den Karolingern schon ziemlich out.
Der Langbogen war wahrscheinlich üblich wenn auch nicht der englische.
Funde von Wikngerlangbögen und alemannischen (fünfkantigen) sprechen dafür.
 
Wie schon gesagt, bei den Panzerreitern kenne ich mich ganz gut aus, aber bei der fränkischen Infanterie kann ich nur spekulieren.
 
Wie lange mussten sie Kriegsdienst leisten oder war das eher eine Miliz

Es war ein Heerbann, der vom König einberufen wurde: zunächst in Form eines Volksheeres, ab dem 8. Jh. dann in Form von Berufskriegern.
Anm.: Vom Kriegsdienst befreit waren die Angehörigen des Klerus bzw. des geistlichen Standes (wiewohl es andererseits bspw. immer wieder Bischöfe gab, die gerüstet im Heer bzw. sogar an dessen Spitze mitzogen).
Wir hatten das ja bei den Normannen schon einmal - siehe also bspw. http://www.geschichtsforum.de/350780-post4.html und http://www.geschichtsforum.de/350864-post11.html
Die Dauer des Kriegsdienstes richtete sich danach, wie lange sie gebraucht wurden: zwar hatte der König oftmals - von Karl d. Gr. gibt es ein entsprechendes überliefertes Schreiben - eine ungefähre Vorstellung, wie lange der Kriegszug dauern würde, doch richtete sich dies letztendlich danach, wie lange die (Ver-)Sammlung des Heeres, der Weg zum Kampfplatz sowie die entsprechende kriegerische Auseinandersetzung bzw. die Schlacht wirklich dauerte.
Zum Heerbann gerufen werden konnte man faktisch ein Leben lang bzw. solange man zum Kämpfen in der Lage war.
 
Heerbann Berufskrieger, Klerus vom Kriegsdienst befreit, jetzt wird es komplex.

Du hast eine Kriegsdienstpflicht, wie oben beschrieben, nach Eigentum geregelt, dem unterliegt jeder Eigentümer ohne Ausnahme!
Klerus vom Kriegsdienst befreit, ja als reale Person, nicht als juristische, der Klerus, Klöster etc als riesige Großgrundeigentümer haben Kontingente gestellt (aber keine Kleriker, sondern Berufskrieger oder Abhängige).
Übrigens eine frühe Form der Kriegsdienstverweigerung, als kleiner Bauer dem Kriegsdienst verpflichtet, übergibt dieser sein Eigentum an den Klerus, welcher lieber Berufkrieger aufstellt, als den Bauer von der Scholle zu holen, Dieser Bauer wird im allgemeinen sein ehemaliges Eigentum weiterhin besitzen und bearbeiten und nur Abgaben an den Klerus entrichten.

Soviel zur Kriegsdienstpflicht, da diese beschränkt ist dient sie vor allem zur Landesverteidigung und einen großen Eroberungsfeldzug wird man nicht damit machen können. Eien Bauern kannst Du nicht erzählen wir gehen jetzt anderthalb Jahre nach Italien.

Hier kommen wieder die Großen des Reiches in Spiel, diese haben die Möglichkeit durch Ihre aufgestellten Kontingente ( Berufskrieger) mehr als die Kriegsdienstpflicht zu leisten und z.B. einen Italienfeldzug zu unternehmen, dies wird dann auch besonders belohnt z.B. durch Vergrößerung des Lehens.
P.S. Größter Großgrundbesitzer war der König/Kaiser der entsprechend sich selber Kontingente stellte.
 
des mit den bauern verstehe i net gibt er sein land her um berufskrieger zu sein oder wie kannst es mir besser erläutern
 
Der Bauer will eigentlich nur sein Land bestellen, muss aber in den Krieg ziehen, deswegen sagt er sich ich verschenke symbolisch mein Land an die Kirche.
Die Kirche nimmt es dankend an und lässt den Bauern darauf weiter arbeiten.
Entscheidend ist dabei, dass die Kriegsdienstpflicht vom Bauern an die Kirche übergeht, weil diese jetzt Eigentümer ist.
Die Kirche sieht zu, dass dieses Land immer bearbeitet wird und nimmt lieber landlose Abhängige zum Kriegsdienst oder hat sowieso ein stehendes Kontingent an Soldaten.
Im Endeffekt muss nur die Rechnung X Land = X Leute aufgehen.

Trainiert wurde auf alle Fälle
 
@Sascha: Klerus vom Kriegsdienst befreit, ja als reale Person, nicht als juristische, der Klerus, Klöster etc als riesige Großgrundeigentümer haben Kontingente gestellt (aber keine Kleriker, sondern Berufskrieger oder Abhängige).

Waren die Angehörigen der Ritterorden nicht auch Kleriker? Ferner gab es immer wieder mal streitbare Kirchenmänner, die auch selbst zum Schwert griffen. Solche Typen wie Bischof Turpin in der Rolandssage.
 
Paullus er hat das Land noch, ist aber nicht mehr Eigentümer (Unterschied Besitz/Eigentum)
Es sind halt nicht alle Kriegsbegeistert.

Baltic, die Ritteroden sind später…
Offiziell befreit sind sie, trotzdem ziehen einige Bischöfe mit, es gibt Eroberungen, welche man verteilen kann, persönlichen Einfluss auf die Politik zu gewinnen etc, außerdem gerät der hohe Klerus in Konflikt, weil er oft auch weltlicher Eigentümer großer Gebiete (Familiengut und Eigengut) ist. Ein Bischof kann auch Privatbesitz haben.

Ich glaube Bonifatius hat sich gegen solche Kleriker ziemlich ausgelassen und sich dagegen geäußert, aber hier geht es dann in Stichworte wie Simonie etc…
Die Bewegungen innerhalb des Klerus sind schon unterschiedlich.
 
Waren die Angehörigen der Ritterorden nicht auch Kleriker? Ferner gab es immer wieder mal streitbare Kirchenmänner, die auch selbst zum Schwert griffen. Solche Typen wie Bischof Turpin in der Rolandssage.

Dann nimm lieber Otto von Freising, Ulrich von Augsburg oder Jiménez de Rada. Das sind Bischöfe deren Anwesenheit bei/Beteiligung an Kampfhandlungen belegt ist. Nicht legendäre Figuren wie Turpin.
 
danke jetzt kenn ich mich aus, nur noch eine frage waren alle kriegsfähigen leute berufskrieger oder mussten ab 807 nicht mehr alle in den krieg ziehen
 
Ausrüstung:

Brief an Abt Fulrad (wie schon weiter oben gepostet) und auch der weitgehend zeitgleiche Waffenstatut von Lönig Aistulf. Der Knabe war zwar Langobarde, aber die Ausrüstung glich weitgehend der der Franken zur gleichen Zeit. Allerdings muss man bedenken, dass Aistulf um sein Überleben kämpfte, weshalb sein Statut als Mobilmachung zu einer Art "totaler Krieg" zu verstehen ist. Die fränkischen Vorschriften könnten also ein wenig légèrer gewesen sein.
Bemerkenswert ist dabei übrigens, dass sowohl bei den Franken als auch bei den Langobarden die Ausrüstung mit Pfeil und Bogen noch unter der mit Speer und Schild kommt.
"Langbögen" ist eine begriffliche Problematik. Was definierst Du (oder der, von dem Du das gehört hast) als "Langbogen"? Es gibt Abbildungen von fränkischer (merowingischer) Infanterie mit Recurve-Bögen(!) genauso wie fränkische Kavallerie (karolingisch) mit "geraden" Self-Bögen. Die Länge der letzteren dürfte wohl nach Belieben variiert haben, ob das als Definition für einen "Langbogen" ausreicht, mag im Ermessen des Einzelnen liegen.

Wert der Ausrüstung:
Nakharar hat Werte aus der Lex Ribuaria angegeben. Dabei ist allerdings zu betonen, dass diese auf das 6./7. Jahrhundert datiert wird. Zu diesem Zeitpunkt war der Solidus in Franken keine spätrömische Währung mehr, sondern eine fränkische.
Durch einen Rückgang des Goldgehalts der Münzen sank der Wert schon von spätrömischer Zeit an kontinuierlich. Die Franken übernahmen zwar die Währung "Solidus" von den Römern, aber der tatsächliche Wert ist keinesfalls vergleichbar mit römischen Quellen. Aus Goldmangel ersetzten die Franken den Goldsolidus (der in Byzanz als Goldmünze weiterhin üblich war) durch den Silbersolidus. Wertunterscheid: 40 Denare : 12 Denare. Wie man sieht, ist der Unterschied gravierend. Daher ist die Wertangabe sehr unzuverlässig, obwohl genaue "Preise" angegeben sind. Somit ist hier bei einer reellen Wertabschätzung Vorsicht geboten.

Taktiken:
Von den Franken selbst sind keine überliefert. Allerdings war zum damaligen Zeitpunkt das strategisch/taktische Lehrbuch des (zivilisierten) Abendlandes das (byzantinische) "Strategikon des Maurikios", das auf etwa 600 angenommen wird. Es war allerdings noch lange danach das Standardwerk gebildeter Heerführer. (In überarbeiteter Form wohl bis ins 11. Jahrhundert) Es ist davon auszugehen, dass die Franken duchaus über gebildete Heerführer verfügten, die dieses Werk fast zwangsläufig kannten.
Ob sie es tatsächlich im Felde umsetzten ist nicht zu beweisen, aber sehr wahrscheinlich.
Das Strategikon des Maurikios kann übrigens käuflich erworben werden.

"Bevölkerungsschicht" der Truppen:
Alle freien Franken waren zum Kriegsdienst verpflichtet. In welcher Ausrüstung sie zum Dienst erschienen hing, wie schon erwähnt, von ihrem Reichtum ab, der in Landbesitz gemessen wurde. Reichere Freie hatten besser ausgerüstet zu erscheinen, ärmere bescheidener. Näheres hierzu ist in besagten Statuten und Kapitularien nachzulesen.

Im Übrigen kann ich mich Timotheus anschließen:
Viele Deiner Fragen wurden zumidnest ansatzweise schon in den beiden anderen Threads besprochen. Auf jeden Fall sind beide sehr lesenswert, wenn Du Dich für die fränkische Armee interessierst.


Gruß,

Panzerreiter
 
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