Und DAS sagst grad du!
Du nimmst dir in höchstem Maße Subjektivität heraus...und maßt dir an Stefan Zweig zu kritisieren...Dabei stellt Zweig bereits im Vorwort eines Klar: "historische Korrektheit" die du ansprichtst, GIBT ES NICHT. Die Betrachtung der Geschichte - genauso wie die der Gegenwart - geht nur durch das Auge des Betrachters.
		
		
	 
Wenn es keine "historische Korrektheit" gäbe, müsste man konsequenterweise auch darauf verzichten, anderen vorzuwerfen, sie nähmen sich in höchstem Maße Subjektivität heraus - außer Subjektivität bliebe dann ja ohnehin wenig übrig in der Geschichtsbetrachtung. 
Ich leugne nicht, dass es in der allgemeinen Bewertung von historischen Personen oder Ereignissen schwerlich Korrektheit und Objektivität im strengen Sinn geben kann - ob wir eine Person "mittelmäßig" oder zum Beispiel "erbärmlich" oder "herausragend" finden, hängt von unseren Maßstäben bezüglich richtig und falsch, gut und schlecht, schön und hässlich usw. ab, also von unseren moralischen, ästhetischen und ähnlichen Glaubensbekenntnissen. Und da solche Bekenntnisse (wohl oder übel) nicht allgemeinverbindlich sind, handelt es sich gar nicht um geschichtswissenschaftliche Fragen, denn Wissenschaft strebt immer nach verbindlichen Aussagen. 
Wir können höchstens die Maßstäbe offen darlegen, nach denen wir solche Urteile fällen, und hoffen, bei anderen Geschichtsinteressierten auf Zustimmung zu stoßen. So hängt die Bewertung Hitlers stark davon ab, ob man die moralische Überzeugung teilt, nach der es falsch, schlecht und böse ist, Minderheiten zu dämonisieren und auszurotten. Insofern ist eine derartige Bewertung nie "historisch korrekt" - insofern sind Biographien, die erfahrungsgemäß nicht ohne Bewertung ihrer Protagonisten auskommen, nie "historisch korrekt". 
Aber, und das ist der entscheidende Punkt: Das heißt nicht, dass es historische Korrektheit überhaupt nicht gibt. Die Behauptung, Deutschland habe von 1939-1945 Krieg geführt etwa ist historisch korrekt, völlig unabhängig vom Auge des Betrachters, genauso wie die Behauptung, Marie Antoinette sei mit Ludwig XVI. verheiratet gewesen, oder die Behauptung,  Alexander der Große war ein erfolgreicher Feldherr. 
Das sind vielleicht banale Beispiele, aber sie zeigen, wie unpräzise und falsch der Satz ist, es gäbe in der Betrachtung der Geschichte keine Korrektheit und damit Verbindlichkeit. In der Regel ist nur die moralische, ästhetische usw. Bewertung der Geschichte in ihrer Verbindlichkeit grundsätzlich (weil methodisch) problematisch, nicht aber "Geschichtsbetrachtung" an sich. Wenn es die Quellenlage erlaubt (diese Einschränkung gilt selbstverständlich in vollem Ausmaß), sind sehr wohl verbindliche Aussagen möglich, von deren Korrektheit sich jeder selbst überzeugen kann und muss.