Framen sind in erster Linie Stoßwaffen.
Da sagt Adler in seiner Arbeit zu den germanischen Waffen etwas anderes.
Zum einen haben wir wirklich wenig vernünftige Exemplare die man zuordnen kann, zum anderen sind die Speerspitzen die wir haben durchaus auch geeignet, zu schneiden und, wie mit jedem Speer, auch Hiebe zu verteilen, die zwar stumpf, nichts desto trotz effektiv sind.
Dass ein Gladius auch zum Hieb taugte, bezweifelt angesichts seines Gewichts niemand. Erst als gegen Ende der Kaiserzeit der Charakter der Kämpfe an den Grenzen sich veränderte - weg von großen Schlachten dicht gestaffelter Verbände und hin zu aufgelösten Konfrontationen -, wurden längere Schwerter sinnvoller als kurze.
Nur sind eben, und das versuche ich zu sagen, diese Entwicklungen weder so klar noch so liniear noch zu den von dir verorteten Zeiten zu sehen.
Das Ringknaufschwert entwickelte sich bereits im zweiten Jahrhundert, mitten im Zeitalter der Adoptivkaiser und damit nicht gegen "Ende der Kaiserzeit", und die Entwicklung sprang nicht vom Kurz- zum Langschwert sondern hin zum Ringknaufgladius mit sich ständig ausdehnender Länge.
Im dritten Jahrhundert sehen wir dafür aus einem Depotfund eine ganze Reihe umgearbeiteter Spatha, die scheinbar einmal gebrochen waren und zu Kurzschwertern umfunktioniert wurden, möglicherweise als tertiäre Waffe.
Auch in der historischen Entwicklung sehen wir, dass es eben nicht per se "weg von großen Schlachten" geht, sondern bereits seit der frühen Kaiserzeit auch kleinere Auseinandersetzungen an der Tagesordnung sind, dafür aber auch stets größere Schlachten ihren Platz in der Geschichte beibehalten.
Dein Hinweis auf die Rüstungen: Ein Blick in die Geschichte lehrt uns, dass die Entwicklung von Angriffs- und Abwehrwaffen immer eng zusammenhing
Das will ich nicht abstreiten, aber was die Rüstungen eben angeht, so ist die Entwicklung keineswegs klar. Wir kennen nunmal nur wenige explizite Beispiele, wie die Kreuzbänder auf den Helmen des frühen 2. Jh.n.Chr., die wir mit bestimmten Waffen abgleichen können.
Die Regel sind eher allgemeine Entwicklungen die auch stark modisch (nicht im Sinne ästhetischen Geschmacks) bedingt sind.
In letzter Konsequenz führte das dazu, dass mittelalterliche Ritter so schwer gepanzert waren, dass sie nicht mehr ohne Hilfe aufstehen konnten, wenn sie mal hinfielen.
Dazu z.B. ist eben auch ein Blick auf die Themen hier im Forum nötig, die sich mit dieser Zeit auseinandersetzen. Denn genau das Bild ist ebenso ein verallgmeinerndes, wie das von mir oben kritisierte Format.
Quintus Fabius z.B. hat mehrfach auf ein paar Versuche verwiesen, in denen Darsteller in schwerer Rüstung noch akrobatische Stücke vollführten.
Ich selbst bin da weniger enthusiastisch und sehe durchaus eine Einschränkung, aber nichts desto trotz kann ich der oben stehenden Aussage nicht zustimmen.
Mal ganz abgesehen davon, dass "Ritter" bestimmte Truppentypen sind, die auch nicht zwangsläufig die Masse eines Heeres stellten, anders als römische Infanterie, die ja ebenfalls schwer gepanzerte Kavallerie gekannt hat (auf eigener wie fremder Seite).
Gleichzeitig wurden Waffen entwickelt, die selbst solche Panzerungen brechen konnten. Und damit hatten sich solche Plattenrüstungen dann überlebt. Sie verschwanden. Und in der Folge änderten sich auch die Schwertformen wieder. Zum Beispiel wurden nach und nach Säbel eingeführt (gekrümmt: schneidende Wirkung. Gerade Waffen hatten dagegen panzerbrechende Wirkung).
Wenn wir bei konrekten Beispielen bleiben entsteht für die römische Zeit z.B. ein Problem.
Die dakische falx war in der Lage, zumindest deuten Tests dies an, segmentatae zu penetrieren, und damit ist sie eine der wenigen Handwaffen, die dies vermag. Der Schutz wird damit unterwandert. Auch das scutum kann damit gespalten werden. Trotzdem wurde die seg. nicht ausgemustert, sie hielt sich bis ins dritte Jahrhundert, wenn wir auch nicht genau wissen, wann sie aus der Mode kam. Im dritten Jahrhundert stellen wir keine neueingeführte Waffe im großen Stil fest, die diese Kondition erfüllt.
Das Kettenhemd hingegen bietet weder gegen Falx noch die meisten anderen Stich und Hiebwaffen wirklichen Schutz, den muß die Unterpolsterung besorgen. Das Kettenhemd bietet vor allem Schnittschutz.
Trotzdem bleibt sie eine dominierende Rüstung bis zum Ende des Mittelalters. Hier versagt also der blanke abgleich von Waffenevolution nach dem Schere, Stein, Papier Prinzip.
Wie gesagt, iich gebe dir recht, es
GIBT diese Entwicklungen, nur sind sie eben längst nicht so generalisierend, wie das gerne angenommen wird.
Das stimmt. In späterer Zeit wurde aber zunehmend auf den Schild verzichtet. Grund: Man kann einem Hieb auch ausweichen. Man muss seine Wucht nicht mit einem Schild auffangen. Nur: Auch dazu braucht man wieder Platz. In enger Formation hat man diesen Platz nicht. Also bleibt nur der Schild als Abwehrwaffe. Mit dem Abrücken von Formationskampftaktiken verlor der Schild folglich an Bedeutung.
Für die römische Entwicklung ist das allerdings nicht der Fall. Die Rund- und Ovalschilde der Spätantike sind mit ca. 1 m Durchmesser noch immer sehr groß und schwer. Mit ihnen ist vermutlich eher eine zumindest teilweise / phasenweise Rückkehr zu phalanxartiger Kampfweise verbunden. Dies deutet auch die restliche Bewaffnung an (Beinschienen und Speere etwa).
Auch sieht man dieses Prinzip nicht bestätigt in der hellenischen Phalanx. Keine Bewegungsfreiheit, Formationskampf bei kleineren Schilden.
Im Mittelalter, als das zweihändig eingesetzte Lange Schwert zu einer Hauptwaffe wurde, verschwand der Schild fast ganz. Seine Funktion übernahm die Parierstange des Schwerts.
Der Parierschild, Ersatzweise auch der Parierdolch überlebte allerdings bis in die Neuzeit.
Leicht war der Anderthalbhänder nicht. Aber jedenfalls nicht nennenswert schwerer als ein Gladius.
Zum Stichwort Katzbalger: Man muss hier auch berücksichtigen, dass der Umgang mit einem Schwert ein hohes Maß an Ausbildung erforderte. Die Masse der Landsknechte, die zum Beispiel im 30-jährigen Krieg kämpften, hat diese Ausbildung nicht erhalten. Es wäre Verschwendung gewesen, diese Leute mit Anderthalbhändern auszustatten. Katzbalger waren auch keineswegs ihre Hauptwaffen. Damals wurde bereits ausgiebig geschossen. Der Katzbalger war nur eine zusätzlich Rückversicherung für Nahkämpfe.
Wir sollten dies auslagern, auch da würde ich sehr gerne weiterdiskutieren
Du hast Recht. Bezogen auf eine einzelne Schlacht den Grund für Sieg oder Niederlage finden zu wollen, ist heikel. Da die römischen Legionen zu ihrer "hohen Zeit" aber die meisten ihrer Kämpfe gewonnen haben, muss es grundlegende Vorteile gegeben haben, die auf ihrer Seite lagen. Ohne Zweifel spielten hier die Ausrüstung und die überlegenen Formationskampftaktiken eine Rolle.
Absolute Übereinstimmung.
Die Möglichkeit, Ort und Zeitpunkt des Gefechts zu bestimmen, war aber ähnlich bedeutsam. Die Legionen waren in der Regel weit besser vorbereitet, als die Gegner, gegen die sie im Angriff vorgegangen sind. Sie konnten zum Beispiel Nachschub sicherstellen, während ihre Gegner unter Zeitdruck improvisierte Gegenmaßnahmen ergreifen mussten. Betrachte die Niederlagen des Lollius und des Varus. In beiden Fällen haben die Germanen Ort und Zeitpunkt bestimmt und den Angriff geführt - und waren entsprechend vorbereitet.
Wenn wir genaue Details über die beiden Schlachten hätten würden wir darüber auch diskutieren können. Aber das meiste ist, entgegen der Fernsehsendungen, doch sehr vage.
Was wäre z.B. geschehen, wenn sich die Römer verschanzt hätten. Wie lange hätten Arminius' Männer ohne sichtbare und vor allem auch spürbare Erfolge Verstärkung und Nachschub erhalten, wie lange hätten die Römer gebraucht einen brauchbaren Überblick über die Lage zu bekommen?
Wir wissen es nicht und werden es nie erfahren.
Wie gesagt, ich stimme dir zu, dass die Wahl des Schlachtfeldes von immenser Bedeutung ist, Sun Tzu verwendet ja darauf fast schon Kapitel.
Aber römische Erfolge gründen sich im Kehrschluß nicht darauf.
Versorgung hingegen kann sowohl bei vorbereiteten als auch unvorbereiteten Beteiligten ein Problem sein. s. dazu Caesars Winterprobleme, die Bürgerkriege, die schnelle Einrichtung der Rhein- und Donauflotte usw.