Warum das OR so lange existierte, darüber gibt es schon einen Thread, inkl. einem Thread, warum grad das osmanische Emirat, welches eines der kleinsten war, nun sich schnell ausdehnte, ohne zu kollabieren, wie andere Reiche zuvor. Nur kurz dazu, es gab auch andere Reiche, z.B. mongolische, aber auch islamische, die sich schnell ausdehnten und dann stagnierten oder recht schnell wieder zusammenbrachen, z.b. die Akkoyunlu (nicht so bekannt, weil sie eben wieder verschwanden, aber mal sehr mächtig waren), die Karakoyunlu, die Safawiden, die eben igendwann stagnierten, die Ghaznawiden, die Timuriden, die ja oben schon angesprochen wurden, die Karamanli, die Nachfolger der Mongolen, z.B. die Krimtataren, usw. Viele davon hatten sehr gute Startbedingungen, brachten aber kein Weltreich, bzw. kein dauerhafteres zustande. Während man früher oft Ursachen in den Persönlichkeiten der Herrscher, also der ersten osman. Sultanen suchte, geht man heute eher von anderen Gründen aus, wiewohl die ersten Emire/Sultane durchaus intelligent, charismatisch und fähig waren, aber nicht sooo aussergewöhnlich, im Vergleich zu anderen Herrschern vor und nach ihnen. Also weg von vereinfachender Glorifizierung, hin zu anderen Gründen, als da wären, dass die Sultane mit den byzantinischen Strukturen und auch Kaisern durchaus zusammenarbeiteten und nach Eroberung oder Übernahme (Hochzeitsgeschenk) von Städten, deren Verwaltung weiter benutzten, dass insgesamt die Herrscher keine "Berührungsängste" mit Christen kannten, christl. Berater spielten z.B. anfangs durchaus eine größere Rolle, sie erkannten, was nützlich und brauchbar war, und was unbrauchbar war, von den ihnen umgebenden Reichen, vor allem Pragmatiker waren, also Krieg und Frieden, Kauf und Eroberung, Hochzeiten und Terror, Ehrlichkeit und Vertragstreue, je nach Lage neu ihr Handeln nach ausrichteten. Ausserdem gingen sie anders als Timur bei ihren Eroberungen, trotz der relativen Schnelligkeit, doch recht vorsichtig vor, dass heißt, sie ritten nicht in alle Himmelsrichtungen und unterwarfen alles, was sich nicht ergab, sondern sie zogen es vor, Konsolidierungsphasen abzuhalten. Oft errichteten sie auch ein komplexes Bündnissystem, d.h. Nachbarn wurden erst Alliierte, muslim. und auch christl. Reiche, danach wurden einige Tributpflichtig, mit lockeren Zügeln, dann mit engeren Zügeln Vasallen, manchmal wurden Vasallen illoyal, so dass sie ins Reich eingegliedert wurden, nach der Eroberung oder nach der Streckung der Waffen, andere Vasallen hingegen blieben jahrhundertelang Vasallen, usw.
* Dazu die Aufgeschlossenheit neuen Kriegs-Techniken gegenüber, die Möglichkeit, den Bevölkerungsdruck von flüchtenden oder wandernden Nomaden auf den Balkan umzulenken (die Aydinli bei Izmir hatten diese Möglichkeit eben nicht (Ägäis-Barriere, obwohl sie die erste türk. Seefahrernation wurden), und stagnierten irgendwann), auch die Anziehungskraft des "Heiligen Krieges" (die heute aber nicht mehr als Hauptgrund, wie noch vor 50 Jahren gesehen wird), die recht niedrige Steuerlast der Bevölkerung, die Rechtssprechung und daraus die Rechtsstaatlichkeit, die in einigen eroberten Gebieten schon lange nicht mehr so gut funktionierte, usw. was so gut wie keine Unabhängikeits-Revolten in der ersten Zeit zur Folge hatte, der Domino-Effekt von militär. Erfolgen und deren Beute, die weitere Krieger, Abenteurer, Techniker anzogen, dadurch weitere Erfolge, die Erziehung mit den besten Lehrern der Kronprinzen in der Provinz, später der Brudermord, also die Staatsräson über alles ging, und so einen "Alexander-Diadochen-Effekt" vermieden wurde, und so weiter.... Ich stoppe mal, weiteres in den anderen Threads.
* = Wer näheres zu der wohl dosierten Abstufung der Herrschaft von Reichsgebiet zu lockeren Vasallen lesen möchte, der schaue mal in meine Tabelle hier:
http://www.geschichtsforum.de/f42/einf-hrung-die-geschichte-des-osmanischen-reiches-20740/