Tib. Gabinius
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Der Gerechtigkeit halber sei erwähnt: da nimmt sich der Empfänger nichts mit dem Sender. Ich habe von Cherusaker allzuoft vorgeworfen bekommen, ich hätte keine Ahnung oder solle lieber mal in die Bücher schauen.@ Maelonn, um ehrlich zu sein, frage ich mich, was du mit deinem Beitrag bezweckst. Im Gegensatz zu dir hat Cherusker für seine Position, die er hier vertritt, gewisse Argumente auf seiner Seite, wie auch El Quijote etwa genauso gute für die seinige hat. Daher finde ich es unhöflich und deine Bemerkung inadäquat, daß Cherusker Blödsinn schreibe!
Das der Tonfall hier nichts zu suchen hat, darin stimme ich aber zu, von keiner Seite. Weder klar formuliert (Maelonn) noch in zynischen Randbemerkungen oder Formulierungen.
Was die Argumente anbelangt sei auf die unmittelbar vorangegangene Diskussion verwiesen, wie die römische Quellen zu lesen seien. Cherusker nimmt sie als Argument wörtlich und unkritisch, nicht wenige (wenn wie immer auch nicht alle) aus der Fachwelt verweisen dabei auf ein verzerrtes Bild, welches bereits die Römer vermittelt bekamen. Übrigens teilen sich Paul van Ossel und Carnap-Bornheim die Einführung zur Welt der Germanen in "Rom und die Barbaren".
Dazu auch nochmal das Wort an M. Todd
M. Todd, Die Germanen, Stuttgart, 2000, S. 61Wir können von unserem heutigen Standpunkt aus die Siedlungsform in der germanischen Welt innerhalb ihres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kontextes sehr viel besser darstellen als ein Schriftsteller der klassischen Antike. Das muß man sich klar vor Augen führen, denn es wird immer wieder versucht, die Archäologie der Besiedlung auf der Basis der Berichte von Caesar und Tacitus zu erklären und einzuordnen. Doch dabei zeigt sich immer deutlicher, dass dieser Ansatz völlig ungeeignet ist und leicht zu Irrtümern führen kann.
Insofern ist das o.g. vollkommen korrekt und zurecht kritisiert. Auf der Basis der römischen Quellen sich ein Bild der (sic!) germanischen Gesellschaft zu machen kann nur zu einem vollkommen verzerrten Ergebnis führen.
Ansonsten würde ich vorschlagen, die Einführungen zu den Germanen zu lesen, darin wird vieles beantwortet. Zum Teil klarer als Manchem recht sein wird.
Zum inhaltlichen also
Dazu:Und dann das weitere Gerede von der "noch 'halbnomadischen' Lebensweise", etwa weil "die Viehwirtschaft dominiert hat"? Und wie habe ich mir solch halbnomadierenden Germanen vorzustellen? Wie im Mesolithikum mit wechselnden Stationen?
feif:
P. van Ossel auf S. 74 seines Artikels in Rom und die Barbaren.Diese unregelmäßige Besiedlungsmuster wurden durch die große Mobilität innerhalb einer Gegend noch verstärkt. Auslöser für die Verlegung waren Generationenwechsel und die begrenzte Haltbarkeit der hölzernen Bauten.
Dazu wiederAch, die "Leute haben ihre Rinder nicht gefressen! Oder jedenfalls nicht oft. Fleisch stand nur ganz selten auf ihrem Speiseplan. Nur Rinder, die LEBEN, nutzen dem Viehzüchter!" Maleonn, wie stellst du dir das jetzt wieder vor? Haben sich die Rinder gar deswegen so stark vermehrt, weil sie im hohen Alter sterben durften? Ist das gar der Grund, daß die Germanen ihre Felder nicht beackern konnten, weil sie zur viele Rinder hatten - wohl kaum. Na einen Grund nennst du:
"Also haben sie 'Milchwirtschaft' betrieben. Und wenn sie nicht vom Fleisch ihres Viehs gelebt haben, wovon dann? Ihre Diät war eine überwiegend vegetarische. Sie waren aber keine Sammler mehr. Also muss die Masse dessen, was sie gegessen haben, durch ACKERBAU erzeugt worden sein."
Ich frage mich allerdings, wofür haben sie ihre Schafe und Schweine gehabt? Oder hatten sie die gar nicht gezüchtet? Und überhaupt: wie kriegten sie die Milch aus den Bullen ohne Euter?
feif:
M.Todd (s.o.) S. 73In einigen Siedlungen wurde etwa ein Drittel der Schafe während ihrer ersten 18 Lebensmonate getötet. Auch Ferkel wurden geschlachtet, Kälber jedoch weniger. Riner hielt man eindeutig wegen ihrer Milch und der Produkte, die sich daraus herstellen ließen. Die Häute der ausgewachsenen Tiere wurden zu gegebener Zeit zu Leder verarbeitet und auf vielfältige Art verwendet.
Zur Erläuterung, Todd wertet hier Knochenfunde in Siedlungen aus.
Das Kälber seltener geschlachtet werden hängt sicher auch mit der Vermehrungsgeschwindigkeit / den Zuchtumständen zusammen. Ein Rind trägt rel. lang, bringt weniger Kälber pro Abkalben hervor usw.
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