Ausbildung für Henker?!?

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Hallo Zusammen, und zwar habe ich vor kurzem eine Doku über Heinrich den 8ten gesehen. Da war die Rede davon, dass fast alle seiner Frauen geköpft wurden. Meistens wie wohl damals üblich mit der (stumpfen und rostigen) Axt. Nur für seine Lieblingsfrau" hat er gnädigerweise einen Experten mit dem Schwert aus Frankreich kommen lassen.
Jetzt zu meiner eigentlichen Frage: Wo hat man das Enthaupten mit dem Schwert gelernt? Es heist ja nicht umsonst, dass das eine der schwersten Künste in diesem Gewerbe war.
Bei Wikipedia habe ich gelesen, dass Henker, die nicht sofort getroffen haben stellenweise vom Mob gelyncht wurden, da hatte doch keiner Zeit an Verurteilten zu üben^^

Danke im Voraus,

MfG
 
Hallo Zusammen, und zwar habe ich vor kurzem eine Doku über Heinrich den 8ten gesehen. Da war die Rede davon, dass fast alle seiner Frauen geköpft wurden. Meistens wie wohl damals üblich mit der (stumpfen und rostigen) Axt.

Dieses sadistische Element ist mehr moderne Phantasie als historische Praxis. Der Tod sollte schnell vonstatten gehen.
 
von henkern/scharfrichtern in westfalen weiß ich, dass sie ihr handwerk als gehilfen des henkers erlernten und das amt dann später von diesem übernahmen. auch wurde es manchmal vom vater auf den sohn vererbt.


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Hallo Zusammen, und zwar habe ich vor kurzem eine Doku über Heinrich den 8ten gesehen. Da war die Rede davon, dass fast alle seiner Frauen geköpft wurden. Meistens wie wohl damals üblich mit der (stumpfen und rostigen) Axt. Nur für seine Lieblingsfrau" hat er gnädigerweise einen Experten mit dem Schwert aus Frankreich kommen lassen.
Jetzt zu meiner eigentlichen Frage: Wo hat man das Enthaupten mit dem Schwert gelernt? Es heist ja nicht umsonst, dass das eine der schwersten Künste in diesem Gewerbe war.
Bei Wikipedia habe ich gelesen, dass Henker, die nicht sofort getroffen haben stellenweise vom Mob gelyncht wurden, da hatte doch keiner Zeit an Verurteilten zu üben^^

Danke im Voraus,

MfG


Die Scharfrichter mussten tatsächlich befürchten, verporügelt oder im schlimmsten fall gelyncht zu werden, wenn sie eine Hinrichtung verpatzten. Jedenfalls bekamen sie sie nicht bezahlt, und die Hinrichtung mit dem Schwert war die schwierigste. Allerdings konnte man auch bei anderen Hinrichtungsarten viel verkehrt machen, und ein Henker wurde eine Woche ins Narrenhaus gesperrt, weil er bei einer Verbrennung die Holzmenge zu hoch geschätzt hatte, dass der Scheiterhaufen zu hoch brannte und sich das Publikum in Sicherheit bringen musste. Die meisten Scharfrichter waren auch Abdecker, und geübt wurde an Tierkörpern, vor allem an Schweinen. Es war wichtig, dass der oder die Verurteilte mitspielte und still hielt. Einem Henker konnte nichts schlimmeres passieren, wenn ein Delinquent tobte. Um eine Stelle zu besetzen, musste ein Henker eine Arbeitsprobe vorlegen, und es wurden dazu Delinquenten verwendet, bei denen keine öffentliche Hinrichtung vorgesehen war. es gibt darüber viele Anekdoten. So bewarben sich einmal drei Bewerber um eine Scharfrichterstelle. Der erste ließ den Delinquenten auf einen Stuhl setzen und schlug ihm mit einem Hieb den Kopf ab. Der zweite erledigte den Job indem er den Delinquenten im Stehen enthauptete, was als besonders schwierig galt. der Dritte aber befestigte mit zwei Lederbändern eine Erbse am Hals des Delinquenten, enthauptete ihn und zerteilte dabei die Erbse in der Mitte. Dieser Bewerber erhielt den Job.

Manche Scharfrichter führten Tagebuch, und eine sehr interessante quelle ist das des Henkers von Nürnberg Meister Franz Schmidt, der akribisch alle Diensthandlungen auflistete mit Namen der delinquenten, Strafmaß, Vorstrafen etc.
 
Hallo Zusammen, und zwar habe ich vor kurzem eine Doku über Heinrich den 8ten gesehen. Da war die Rede davon, dass fast alle seiner Frauen geköpft wurden. Meistens wie wohl damals üblich mit der (stumpfen und rostigen) Axt. Nur für seine Lieblingsfrau" hat er gnädigerweise einen Experten mit dem Schwert aus Frankreich kommen lassen.
Jetzt zu meiner eigentlichen Frage: Wo hat man das Enthaupten mit dem Schwert gelernt? Es heist ja nicht umsonst, dass das eine der schwersten Künste in diesem Gewerbe war.
Bei Wikipedia habe ich gelesen, dass Henker, die nicht sofort getroffen haben stellenweise vom Mob gelyncht wurden, da hatte doch keiner Zeit an Verurteilten zu üben^^

Danke im Voraus,

MfG

Ich weiss nicht, ob das stimmt, aber ich habe mal gelesen, dass heinrich zur Hinrichtung von Anne Bolyen, extra einen Scharfrichter aus Frankreich bestellte. Sie wurde dann ja mit dem Schwert geköpft. Kann das sein?
Das würde doch bedeuten, das der Kerl einer "humanen" Hinrichtung bei seinen Frauen durchaus nicht abgeneigt war.
 
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Ich weiss nicht, ob das stimmt, aber ich habe mal gelesen, dass heinrich zur Hinrichtung von Anne Bolyen, extra einen Scharfrichter aus Frankreich bestellte. Sie wurde dann ja mit dem Schwert geköpft. Kann das sein?
Das würde doch bedeuten, das der Kerl einer "humanen" Hinrichtung bei seinen Frauen durchaus nicht abgeneigt war.


Das ist richtig! Die Enthauptung mit dem Schwert war oft Personen von Stand vorbehalten und galt als am wenigsten ehrenrührige Art der Exekution. Gute Scharfrichter waren offenbar rar, so dass die Stadt Amsterdam zu Beginn des 17. Jahrhunderts einen Henker aus Haarlem kommen lassen musste, um verurteilte Delinquenten zu exekutieren. In Stoßzeiten war der Job wirklich anstrengend, am anstrengendsten während des Bauernkrieges. So beschäftigte Georg Truchsess von Waldburg einen eigenen Scharfrichter, Meister Augustin, der nach einer verlorenen Schlacht an der Donau mehr als 50 Verurteilte mit eigener Hand exekutiert haben soll.

Noch etwas zur Exekution mit dem Schwert! In Nürnberg wurden auch Kindsmörderinnen mit dem schwert hingerichtet, und es war der oben erwähnte Franz schmidt, der das durchsetzte. Zuvor wurden Kindsmörderinnen ertränkt, und einige ratsherren wiesen schmidt darauf hin, dass Frauen leichter hysterisch reagieren und so die Hinrichtung erschwerten. Schmidt und andere Scharfrichter nurtzten gerne das Überraschungsmoment aus und schlugen zu, wenn es der/die Verurteilte am wenigsten erwartete. War der Scharfrichter geschickt, nicht allzu sehr betrunken und spielte das Opfer mit, war eine Enthauptung eine relativ humane Methode. Es kam allerdings vor, dass ein Henker einen schlechten Tag erwischte und mehrmals zuschlagen musste. Je aufgeregter die Menge und das Opfer reagierte, desto schwieriger wurde der Job.
 
Dieses sadistische Element ist mehr moderne Phantasie als historische Praxis.

Worauf stützt sich diese Auskunft?

Ein recht differenziertes Bild vermittelt Roland Villeneuve: Grausamkeit und Sexualität. Sadistisch-flagellantische, pathologische, gesellschaftlich-machtpolitische und religiöse Hintergründe der Leibes- und Todesstrafen, Hinrichtungsarten, Martern und Qualen bis in die Gegenwart in Wort und Bild. Stuttgart: Decker 1968 (Neuaufl. 1988)
 
Dazu hätte ich jetzt auch mal ein/zwei Fragen.

Ist es möglich, dass bei einigen Hinrichtungen auch "ungelernte" Henker eingesetzt wurden?

Wenn ja, was musste der Verurteilte getan haben, damit er solch eine Hinrichtung "verdient"?
 
Meistens wie wohl damals üblich mit der (stumpfen und rostigen) Axt. Nur für seine Lieblingsfrau" hat er gnädigerweise einen Experten mit dem Schwert aus Frankreich kommen lassen.
MfG
Es ist richtig, dass im Mittelalter und bis in die Neuzeit Hinrichtungen viel häufiger mit dem Beil als dem Schwert erfolgten. Allerdings keineswegs mit einem stumpfen. Mit dem Schwert war es auch nicht das gnädigere Verfahren, ganz im Gegenteil. Das Schwert war viel schwieriger zu führen und der Scharfrichter konnte viel leichter Fehler machen und ein Gemetzel anrichten.

Der Scharfrichter, der den Anlass für die Erzählung "Das Beil von Wandsbek" gab, soll ein Fleischer gewesen sein. Zu der Zeit gab es aber schon keine "richtigen Profis" mehr. Im Mittelalter waren die Scharfrichter, wie oben schon mal erwähnt, außerdem Abdecker und ähnliches und damit "outcasts" der Gesellschaft, die in der Regel auch nicht innerhalb der Stadt wohnen durften.
 
Worauf stützt sich diese Auskunft?

Ein recht differenziertes Bild vermittelt Roland Villeneuve: Grausamkeit und Sexualität. Sadistisch-flagellantische, pathologische, gesellschaftlich-machtpolitische und religiöse Hintergründe der Leibes- und Todesstrafen, Hinrichtungsarten, Martern und Qualen bis in die Gegenwart in Wort und Bild. Stuttgart: Decker 1968 (Neuaufl. 1988)


Ein preislich noch erschwingliches, inhaltlich aber gehaltvolles Werk hat u. a. Richard Van Dülmen vorgelegt, der sich eingehend mit der Inszenierung der Strafgerichtsbarkeit beschäftigt und deutlich macht, weshalb die vormoderne Justiz auf diese Inszenierung staatlicher Macht zurückgreifen musste.

Richard Van Dülmen, Theater des Schreckens


Die Tagebücher der berühmten Scharfrichterdynastie Sanson wurden übrigens herausgeben und werfen ein schlaglicht auf die Strafjustiz von 1685- 1847.
 
Soweit ich mal gelesen habe, soll die Hinrichtung mit dem Schwert eine elende Quälerei gewesen sein, denn der Henker ein Stümper war und den Kopf nicht mit dem ersten Schlag richtig erwischte und ein paarmal zuschlagen mußte.
 
Na gut Flo, das wäre eine Erklärung. ;)
Ich kenn nur eine Hinrichtung unter Henry VIII., in der er einen ungelernte Scharfrichter (nach einigen Angaben, einen 16jährigen) anwies, seinen Ratgeber zu exekutieren. Der Junge brauchte 3 Schläge, um den Kopf vom Körper zu trennen.

Anne wurde wegen angeblichen Ehebruchs hingerichtet. Natürlich könnte es sein, dass dieser Vorwand gefunden wurde, weil sie Henry keinen Sohn gebar und Henry sein Augenmerk schon auf Jane Seymour gerichtet hatte. ... Aber das ist eine andere Geschichte. ;)
 
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Anne wurde wegen angeblichen Ehebruchs hingerichtet. Natürlich könnte es sein, dass dieser Vorwand gefunden wurde, weil sie Henry keinen Sohn gebar und Henry sein Augenmerk schon auf Jane Seymour gerichtet hatte. ... Aber das ist eine andere Geschichte. ;)

Wer Macht hat, liebe Naph, kann sich seine Feinde aussuchen.
 
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Anne wurde wegen angeblichen Ehebruchs hingerichtet. Natürlich könnte es sein, dass dieser Vorwand gefunden wurde, weil sie Henry keinen Sohn gebar und Henry sein Augenmerk schon auf Jane Seymour gerichtet hatte. ... Aber das ist eine andere Geschichte. ;)


Meine liebe Naphae,

ohne jetzt kleinlich sein zu wollen, aber soweit ich weiß, wurde Anne Boleyn wegen Hochverrats angeklagt und hingerichtet.......

Gruß ;)
 
OT
Liebe Josi,

ich danke dir, für die Berichtigung. Muss wohl in dem ganzen Durcheinander des Anne-Falls untergegangen sein. Natürlich hast du Recht.

Liebe Grüße ;)
OT
 
Mich schüttelts bei diesen Themen.:S

Es muss wohl tatsächlich Fachleute gegeben haben.
Denn aus der Regional-Geschichte weiß ich, dass der Henker "immer" von Tübingen anreiste.
(in Tübingen wurde übrigens das letzte Todesurteil in der BRD vollstreckt, am Tag bevor das Grundgesetz in Kraft trat)


schüttel, schüttel
 
Meine liebe Naphae,

ohne jetzt kleinlich sein zu wollen, aber soweit ich weiß, wurde Anne Boleyn wegen Hochverrats angeklagt und hingerichtet.......

Gruß ;)

Hochverrat? Ich dachte immer, mich in diesem Gebiet der Geschichte halbwegs auszukennen, und dachte, Anne wäre hingerichtet worden, weil sie vom Gericht der Inzucht (mit ihrem Bruder) schuldig gesprochen wurde ... also auch des Ehebruchs (was natürlich nur vorgeschobene Gründe waren). Ist der Ehebruch der Hochverrat? Oder gab es noch eine Anklage?

Und, ich weiss, das ist echt extrem pingelig, *besserwissermodus an* aber, um auf den ersten Beitrag in diesem Thema zurückzukommen... Henry ließ nicht die meisten seiner Frauen hinrichten, sondern "nur" zwei von immerhin sechs... *g* *besserwissermodus aus*
 
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Hochverrat? Ich dachte immer, mich in diesem Gebiet der Geschichte halbwegs auszukennen, und dachte, Anne wäre hingerichtet worden, weil sie vom Gericht der Inzucht (mit ihrem Bruder) schuldig gesprochen wurde ... also auch des Ehebruchs (was natürlich nur vorgeschobene Gründe waren). Ist der Ehebruch der Hochverrat? Oder gab es noch eine Anklage?

Und, ich weiss, das ist echt extrem pingelig, *besserwissermodus an* aber, um auf den ersten Beitrag in diesem Thema zurückzukommen... Henry ließ nicht die meisten seiner Frauen hinrichten, sondern "nur" zwei von immerhin sechs... *g* *besserwissermodus aus*


Hallo,

natürlich wurde Anne Boleyn der Inzucht mit ihrem Bruder bezichtígt, bezeichnenderweise von der Ehefrau des Bruders.

Ich meine, es war so, dass sich Heinrich VIII. auf den Standpunkt stellte, Ehebruch an ihm, dem König von England, könne nur Hochverrat sein, aber soviel ich weiß, ist inzwischen bewiesen, dass Anne Boleyn keinen Ehebruch begangen hat.

Gruß...
 
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Hallo rinoabutzile!

Das war auch mein Denkfehler! Aber ich hab noch einmal nachgeschlagen:

Anne Boleyn wurde am 2. Mai 1536 wegen mehrfachen Ehebruchs, inzestuöser Beziehungen zu ihrem Bruder und des Plans, den König umzubringen, angeklagt. Obwohl diese Anschuldigungen unbewiesen blieben, wurde sie wegen Hochverrats zum Tode verurteilt.
... Ich sehe grad, da war Josi schneller... ;)
 
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