Ausbildung für Henker?!?

Dieses Thema im Forum "Sonstiges im Mittelalter" wurde erstellt von Gast, 4. Mai 2009.

  1. simplicissimus

    simplicissimus Neues Mitglied

    Genau, mir gehts bei diesem Thema genauso!

    Die Scharfrichter waren verachtete Leute, deren Umgang jedermann mied. Daher war z. B. für Sie in den öffentlichen Trinkstuben ein besonderer Platz, abseits von den Gästen, reserviert und ihre Trinkgefäße waren mit Ketten an der Wand befestigt - siehe Originalzeichnung aus dem Bildersaal Deutsche Geschichte von 1890.

    Meine Frage wäre, kann jemand sagen wieso die Trinkgefäße der Scharfrichter angekettet waren?
     

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  2. rinoabutzile

    rinoabutzile Neues Mitglied

    @ Josi und Naphae: Danke für die schnelle Antwort :) Und wieder was gelernt.
     
  3. florian17160

    florian17160 unvergessen

    Das steht vieleicht in den Akten.
    Einem Heinrich fiel es leicht irgentetwas hinzudrehen. Der hat ja sogar dem Papst gekündigt.
    Der brauchte Platz für eine neue Erzeugerin eines Sohnes.
     
    Zuletzt bearbeitet: 4. Mai 2009
  4. Naphae

    Naphae Neues Mitglied

    Natürlich stand das so in den Akten... Es gibt ja bis heute keinen Anhaltspunkt für die Echtheit der Anklagepunkte... ;)
     
  5. FoxP2gen

    FoxP2gen Neues Mitglied

    Eben. Es gibt einen schönen Reim für englische Schulkinder, um Heinrich VIII. Frauen zu lernen:
    "divorced, beheaded, died, divorced, beheaded, survived".
     
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  6. rinoabutzile

    rinoabutzile Neues Mitglied

    @ Simplicissimus:

    Hab im Internet was gefunden:

    Lesebuch Altes Reich - Google Buchsuche

    Da steht
    Der Text bezieht sich auf genau dieses Bild von Martin Wiegand aus dem Jahr 1890.
    Die Kette könnte also als Kennzeichnung dienen, damit andere Leute nicht irrtümlich den Krug des Scharfrichters berührten oder, Gott bewahre, gar verwendeten.

    Genau, Foxy, das hatte ich schon wieder vergessen :) Ist aber echt ein süsses Sprüchlein. Und erinnert mich an eine Begebenheit, bei der ich meinen Geschichtslehrer überzeugte, dass er nicht eine, sondern zwei Frauen köpfen ließ *g*
     
    Zuletzt bearbeitet: 4. Mai 2009
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  7. simplicissimus

    simplicissimus Neues Mitglied

    @rinoabutzile

    Genau, die Originalzeichnung stammt von Martin Wiegand! Ich sehe den Grund für das Anketten der Trinkgefäße ebenso und möchte nur gedanklich ergänzen, dass es auch beabsichtigt war, dass der Scharfrichter mit vollem Gefäß sich nicht zu den anderen Gästen gesellen konnte, wenn er einen in der Birne hat.

    Danke für die prompte Rü.
     
  8. Josephine

    Josephine Neues Mitglied


    Hallo flo,
    klar brauchte er einen Sohn, aber ich denke mal, Heinrich VIII. war Triebtäter, sprich, ihn trieb sein Trieb und eine hingerichtete Ehefrau machte am wenigsten Probleme.

    Gruß..... :ironie:
     
  9. Jacobum

    Jacobum Neues Mitglied


    Zuerstmal die Feststellung, dass nicht "fast alle" Frauen Heinrichs VIII. geköpft wurden, sondern "nur" 2 von 6.

    Wenn man die Berichte der Augenzeugen liest, die Anne Boleyn in ihren letzten Stunden begleitet hatten, dann wird deutlich, dass der König gnadenhalber auf die übliche Exekution mit dem Beil (der kopf ruht dabei auf dem Hackklotz) verzichtet und stattdessen das Köpfen mit dem Richtschwert gestattet hat. Dabei kniet die Delinquentin wie in betender Haltung, der Hieb kommt waagerecht.

    Die Person des Henkers ist für mich vage. Angeblich hieß er Jean Rombaud, aber Belege für diesen Namen konnte ich bislang nicht finden.

    Zurück zur Ausgangsfrage: Wie wird man Henker? Siehe hier:

    Scharfrichter und Abdecker

    Was das Henkerswesen generell angeht, so kann ich ein paar Seiten im www empfehlen:

    Scharfrichter und Wasenmeister in Umstadt - Teil 1

    Scharfrichter
     
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  10. megatrend

    megatrend Aktives Mitglied

    So was gab es schon, aber in erster Linie auf die Hinrichtung durch Erhängen (am Galgen oder am Baum). Dort wurden teils völlige Laien angestellt, die meist allerdings einen Schwarzen Ueberhang oder Kopfschleier verwendet. Grund: damit sich allfällige Angehörige oder Freunde des Opfers nicht an ihnen rächen konnten. Für ihren Dienst erhielten diese Leute oft einen Henkerslohn.

    Der Tod am Galgen galt als eine der niedrigsten Todesarten, war meistens für Mörder, Räuber, Piraten oder Verräter vorbehalten.
     
  11. Caro1

    Caro1 Neues Mitglied

    Dazu gibt es eine interessante Site über den Henker Jakob Kuisl, der wirklich gelebt hat http://www.br-online.de/bayerisches...man-buchvorstellung-hilmer-ID124031529644.xml

    Autoren schreiben bei historische-romane.de: Oliver Pötzsch - Historische Romane

    Mehr Info auch hier http://www.elmsagen.de/erzaehl.asp?Kap=E21&Titel=E21T3

    Alles in allem lässt sich sagen, dass es zwar keine ungeübten Henker gab, wohl aber ungeschickte oder ungeeignete. Ein guter Henker verbat sich selbst jede menschliche Regung und Nervosität, um das Ergebnis nicht zu beeinträchtigen. Je mehr er mit sich haderte, umso mehr schadete er letztlich dem/der Verurteilten.

    Dabei muss man wohl zwischen dem Henker und dem Scharfrichter unterschieden. Der Henker war dabei wohl eher für den Galgen und der Scharfrichter für das Köpfen verantwortlich
     
    Zuletzt bearbeitet: 5. Mai 2009
  12. askan

    askan Neues Mitglied

    Zitat:" Der Tod am Galgen galt als eine der niedrigsten Todesarten, war meistens für Mörder, Räuber, Piraten oder Verräter vorbehalten."

    Hmm, also in meiner Heimatstadt war der Galgen für Diebe, Fälscher und Betrüger vorgesehen. Mörder wurden gerädert.
     
  13. CAROLVS MAGNVS

    CAROLVS MAGNVS Neues Mitglied

    Ich glaube das war von Region zu Region unterschiedlich. Schliesslich kam es auch darauf an wo man mit Schwert oder Axt enthauptet wurde.
    Genauso wie es der Umgang mit den Deliquenten überall anders war.
    Ich habe einmal gelesen dass die Henkersmahlzeit, nicht wie landläufig gesagt wird, ein Akt der Gnade war, sondern man "verwöhnte" den Verurteilten, um seinen Geist friedlich zu stimmen. Schliesslich war Aberglaube sehr verbreitet, und man hatte Angst, dass ein Verurteilter zurück kommen könnte um Rache zu üben. Deshalb hat man wohl auch darauf geachtet dass die Hinrichtung schnell und schmerzlos von statten ging.
    Allerdings glaube ich hierbei, dass es da auch auf die Gegend ankam. Grausame Strafen, zur Abschreckung waren ja schliesslich auch sehr beliebt.

    Mfg

    Carolus
     
  14. Caro1

    Caro1 Neues Mitglied

    Zu 1. Ich glaube das liegt daran, dass der Tod am Galgen länger dauern konnte bzw. der Verurteilte länger litt und zur Abschreckung auch gerne hängengelassen wurde. Die Erzählung, nach der Störtebeker ohne Kopf an der Reihe seiner Kumpanen vorbeiging und sie damit vor dem Tode bewahrte, oder vielmehr bewahren wollte, ist frei erfunden. Das ist medizinisch schlicht unmöglich. Normalerweise setzte der Tod beim Köpfen unmittelbar ein.

    Beim Strang konnte der Erstickungstod allerdings länger dauern, was manchmal Absicht war.
     
    Zuletzt bearbeitet: 5. Mai 2009
  15. CAROLVS MAGNVS

    CAROLVS MAGNVS Neues Mitglied

    Soweit ich weiss, tritt der Tod nicht sofort ein, nachdem der Kopf gefallen ist. Allerding ist das Opfer sofort nach dem Schlag bewustlos.
    Deshalb ist es auch Blödsinn, dass der Kopf noch etwas sieht^^

    Auf der Wikipedia ist hierzu auch ein kurzer Artikel

    http://de.wikipedia.org/wiki/Enthauptung

    MfG

    Carolvs
     
    Zuletzt bearbeitet: 5. Mai 2009
  16. muheijo

    muheijo Aktives Mitglied

    Ich hatte mal gelesen, dass der Kopf zumindest noch registriert, dass er vom Rumpf getrennt wurde. (In einem Bericht ueber die Guillotine)

    Gruss, muheijo
     
  17. Caro1

    Caro1 Neues Mitglied

    Die Mediziner sehen das anders
    Aus Kopflos Rumpf Kopf abtrennen Überleben ohne Körper möglich? - optikur
     
  18. megatrend

    megatrend Aktives Mitglied

    Rädern war für den Fall vorgesehen, dass man jemanden vor dem Tod noch möglichst lange quälen wollte. Strafen waren immer individuell je Ort und Zeit; und in bestimmt etlichen Fällen kann man von Lynchjustiz sprechen: die Masse wollte den Täter (oder vermeintlichen Täter) lange leiden sehen. Deshalb wurde auch gevierteilt.
    Leider habe ich in meinem Beitrag das 'etc.' vergessen.

    Beim Erhängen stirbt der Erhängte in dem meisten Fällen durch Genickbruch, da man ihn irgendwie fallen liess (z.B. durch wegziehen einer Klappe oder eines Stuhls). Dabei tritt in vielen Fällen unmittelbar ein Genickbruch ein, und der Tod tritt somit schnell ein.
     
  19. Caro1

    Caro1 Neues Mitglied

    Das stimmt nur bedingt. Im Mittelalter übte man das "langsame Erdrosseln" und selbst beim "langen Fall", wie in den USA üblich, kam es nicht immer zum erwünschten Genickbruch. Erhängen ? Wikipedia
     
  20. Cephalotus

    Cephalotus Aktives Mitglied

    Um wieder auf die Ausbildung der Henker zurückzukommen.

    Henker oder Scharfrichter (manchmal etwas beschönigend auch "Nachrichter" genannt), galten, wie bereits geschrieben wurde, als unehrenhafte Menschen, mit denen man als ehrbarer Mensch nichts zu tun haben durfte/wollte.

    Henker hatten deshalb auch immer das Problem, Ehepartnerinnen zu finden, denn "normale" Frauen hätten ja nie freiwillig einen Henker geheiratet, da sie auch als unehrenhaft gegolten hätten. Deshalb fanden Heiraten bei Henkern i. d. R. innerhalb der eigenen Berufsgruppe statt, d. h. man heiratete halt die Tochter eines anderen Henkers. So entstanden ganze Schafrichterfamilien oder -Dynastien, die sich manchmal über Jahrzehnte oder Jahrhunderte verfolgen lassen.

    Den Kindern von Henkern war es "natürlich" verwehrt, einen ehrbaren Beruf zu ergreifen, so dass sie zwangsläufig wieder Henker werden mussten. Insofern dürfte die Ausbildung so erfolgt sein, dass der eigene Vater/Onkel etc. seine Söhne anlernte und ausbildete. Henker waren übrigens oft bessere Anatomen als Ärzte...

    Viele Grüße,

    Cephalotus
     
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