Kreuzer

Das Mit der Ölfeuerung wurde auch bei den Briten erst langsam eingeführt , zur Zeit der Falklandschlacht fuhren die beiden SChlachtkreuzer noch mit Kohlefeuerung.
Die Deutsche Selbstversorgung mit Öl klappte ja nur weil die Marine noch mit Kohle heizte an der es Deutschland nich mangelte , abgesehen davon boten die Kohlebunker einen Extraschutz .
Das Ansehen der Royal Navy beruhte zum grossen Teil auch in Ihrer Jahrhunderte alten Tradition .
Die Qualtität ihrer Besatzungen war aber stark unterschiedlich , was zum Teil an der schlechteren Schulbildung der Bevölkerung und an den Reservisten lag.
Ein grossteil der Flotte war in Friedenszeiten in der Reserve , nach der Mobilmachung musten Reservisten die 10 oder 20 Jahre vorher auf einer Vor-Dreadnaught oder einem Panzerkreuzer mit Kolbenmaschinen gedient hatten und noch im Direktbeschuss ausgebildet waren moderne Turbinenschiffe bemannen und den Feind auf grosse Entfernung im Indirekten-Beschuss bekämpfen .
Die Folgen konnte Fatal sein wie z.B. bei Coronel oder dem schlechten abschneiden der Schlachtkreuzer am Skagarak .
Die britischen Werften waren ungleich Leistungsstärker aber wenn mit zu hohem Druck gearbeitet wurde waren die Ergebnisse bescheiden ( siehe die Turbinen der Dreadnaught ).
Die qualität der Deutschen Werften lies im Verlauf des Krieges auch merklich nach ( siehe erhebliche Nachbesserungen an der SMS Hindenburg ).

Bei den Einteilungen der Kreuzer der nach 1919 Klassen sollte man nicht vergessen das auch hier noch viel herumexperimentiert wurde.
Abgesehen von den Flak- und Minen-Kreuzern , Italien und Frankreich bauten einige sehr schnelle aber nahezu ungepanzerte Kreuzer ,Flugzeugkreuzer wie die Schwedische Gotland oder die Umbauten der Japaner , Torpedokreuzer der Japaner .
Man beachte auch die Grössenunterschiede von der 3.350 Tonnen kleinen Tromp bis zur fast 15.000 Tonnen grossen USS Fargo bei den leichten Kreuzern , von einer Furutaka oder York mit um die 8.000 t standart bis zu den 17.000 t der USS Des Moines .
 
Das Mit der Ölfeuerung wurde auch bei den Briten erst langsam eingeführt , zur Zeit der Falklandschlacht fuhren die beiden SChlachtkreuzer noch mit Kohlefeuerung.
Die Deutsche Selbstversorgung mit Öl klappte ja nur weil die Marine noch mit Kohle heizte an der es Deutschland nich mangelte , abgesehen davon boten die Kohlebunker einen Extraschutz .

Das mit dem "Extraschutz" begreife ich unverändert nicht.
http://www.geschichtsforum.de/f62/technische-berlegenheit-der-hochseeflotte-25918/

Weder sind dazu Beispielfälle - der Schiffe mit Ölfeuerung zB Warspite etc., im Sinne größerer Verwundbarkeit - bekannt oder benennbar, noch geben das überhaupt die theoretischen Überlegungen zu den Beschussschäden her [natürlich abweichend zum Erkenntnisstand 1914].

Aber egal, zur Ölfeuerung:
Das Problem der Kohlefeuerung ist nicht allein die absolute Einsatzreichweite des Schiffes, sondern die sehr nachteilige Betriebsbedingung der Kohlefeuerung in der Schlacht selbst. Kohlefeuerungen/Rostfeuerungen mußten in kurzen Abständen (bei voller Fahrt alle paar Stunden, abhängig von der Kohlequalität 3-4 Stunden) gereinigt werden, was bei Gefechten und Verfolgungen sehr nachteilig sein konnte - Geschwindigkeitsverlust. Die deutschen Schiffe hatten daher eine Ölzusatzfeuerung - Teerölzusatzheizung, um den Dampfdruck während der Rostreinigung überhaupt halten zu können. Siehe dazu Bericht SMS Seydlitz in der Skagerrakschlacht, Teil II: Kesselbetrieb und Maschinenanlage während der Schlacht und der Bergung, in: Epkenhans etc., Skaggerakschlacht, Dokument 6 zum Aufsatz von Rahn.

Weiteres Problem der Kohlebunker: aufgrund des "Gefechtsverschlusses" konnten hier Engpässe auftreten, wenn die Bedienung aus den Gefechtsbunker (Außenbunker) bei Schottenverschluss leergeräumt wurde. Die bei Gefecht zunächst zugängliche Reserve betrug zB bei Seydlitz 258 to. Dazu kamen die Beschränkungen durch die körperliche Leistungsfähigkeit der Heizer und Kohlentrimmer. Die Treffer bei der Seydlitz belegen übrigens auch das Problem/die gleiche Verwundbarkeit bei Kohleversorgung: die Bunker liefen voll, und waren wegen Schottenverschluss zT unzugänglich.

Ein anderer interessanter Aspekt für den Verwundbarkeitsmythos, der bzgl. Ölbunker statt Kohlebunker gepflegt wird:
Die Kohlebunker hatten bei der Kaiserlichen Marine die Bezeichnung "Schutzbunker". Das war nur eine damalige theoretische Vorstellung, die aber durch die Skaggerakschlacht beachtlich befördert wurde. Der Mythos schlug dann - obwohl die Ölfeuerung keinen Beitrag zu den britischen Schiffsverlusten geliefert hatte -bei den Neuüberlegungen nach der Skaggerakschlacht zu:
"Der Schutz- und Sicherheitsgedanke hat in den Vorstellungen von Hebbinghaus [Leiter des Allgemeinen Marinedepartments] eindeutigen Vorrang. Deshalb wollte er auch die Zahl der Ölkessel gegenüber Kohlekessel nur dann vermehrt wissen, wenn der wirksame Kohlenschutz nicht vermindert werde und die mit der Ölfeuerung entstehenden besonderen Gefahren [*] durch entsprechende Verteilung und Unterbringung des Brennstoffs eliminiert werden könne."

*) Ein kompletter Fehlschluß, wobei die Beobachtungen aus der Skagerrakschlacht eine Rolle spielten: Hier wurde vermutet, dass die starken Brände auf den vernichteten britischen Schlachtkreuzern durch Treffer in die Ölbunker verursacht worden waren (so BA MA 2051). Wie wir heute wissen, gab es andere Ursachen für die Explosionen.
Quelle: Forstmeier/Breyer, Deutsche Großkampfschiffe 1915-1918.
 
Das mit dem "Extraschutz" begreife ich unverändert nicht.


Silesia, vielleicht hilft dir ein Beispiel:

Wenn ein Geschoß einen entsprechenden Panzer durchschlägt, indem sich dahinter ein leerer Raum befindet, wird die Durchschlagsenergie nur von dem Panzer gebremst. So könnte das Geschoß weiter mit hoher Energie in das Schiffsinnere gelangen und Schaden anrichten. Wenn sich jetzt aber hinter diesen Panzer eine sand- oder geröllartige Substanz befindet, hat diese eine stark bremsende Wirkung, denn sie nimmt sehr viel Bewegungsenergie auf. Das Geschoß könnte so nicht tiefer ins Schiffsinnere gelangen.

Ich kenne z.B. Schießstände der Army, die mit großen Sandbunker versehen sind, um die Geschoße zu bremsen, oder ein ganz anderes Beispiel aber mit der selben Wirkung sind die kiesgefüllten Auslaufzonen an Straßen mit sehr starkem Gefälle. Auch hier nehmen die Kieselsteine viel Bewegungsenergie auf, um Fahrzeuge aufzufangen, die ein Bremsproblem haben.

Die Kohlebunker befanden sich bei den Kriegsschiffen jeweils rechts und links hinter dem Gürtelpanzer in Höhe der Wasserlinie, a.) weil es da den meisten Platz für die Kohle gab und b.) er hatte auch eine gewisse Schutzfunktion in diesem Bereich, durch seine Fähigkeit, Bewegungsenergie der Geschoße abzubauen.

Verstehst Du es jetzt?
 
Schön erklärt 0815 , ein weiterer Vorteil der Kohle , sie lies sich zur Not nass verfeuern , drang wasser in einen Ölbunker ein war dieses wertlos und hinterlies auch noch eine Ölspur .
Siehe Bismarck nach der Schlacht in der Dänemarkstrasse.
Der Hauptgrund für die Kohlefeuerung lag aber an der Verfügbarkeit der Kohle , im WW II wurden die Minensucher der Kriegsmarine extra mit der veralteten Kohlefeuerung ausgestattet um Treiböl zu sparen.
 
Die Ölfeuerung der Royal Navy, hauptsächlich durchgesetzt von Churchill gegen vielerlei Widerstände, ist ein sehr interessantes Kapitel der Weltwirtschaftsgeschichte.

So gehörte die BP lange Zeit der Navy und hatte ihre "Haupt-Ölquellen" im Iran. Wo auch die erste nennenswerte Ölpipeline entstand. Im 1.WK mehrfach durch deutsche Kommandounternehmen zerstört.

War hier schon Thema, Suchfunktion!
 
Hallo 0815, hallo querdenker SZ,

die Darstellung überzeugt mich unverändert nicht, das Beispiel war mE auch schon früher gebracht. Es berücksichtigt insbesondere nicht den Ablauf beim durchschlagenden Treffer (Gürtelpanzerung bzw. Horizontalpanzerung bei großer Entfernung).

Bitte doch einmal folgendes bedenken:

a) Trefferwirkung anhand eines realen Beispieles -dazu hatte ich reichlich Beispiele gebracht.
b) Folge des Durchschlags der Gürtelpanzerung oder der Deckspanzerungen betr. APC-Granaten für dahinter liegende Räume, egal ob Duschräume oder Kohlenbunker iVm der Sprengladung.
c) Gewichtsdifferenzen Kohle/Öl und Folgen für Schiffspanzerung: die Kohle als "Panzer" zu betrachten, ist nämlich zu kurz gesprungen, da sie Panzerungsstärke frisst
d) der Vorteil der tiefliegenden Ölbunker als passivem Unterwasser-Schutz (vgl. Friedman, US Battleships, S. 105)

Unverändert: keine Erhöhung der Protektion durch Kohlebunker, sogar Absenkung der Kampfkraft und Schutz des Schiffes (wozu man eigentlich, der Vollständigkeit halber, noch die Geschwindigkeit zählen müßte - die kann man aber angesichts der sonstigen Vorteile des Öls weglassen).



P.S. und OT: die Ölspur bei Bismarck ist kein gutes Beispiel, weil irrelevant. Der Mythos beruht auf dem PE-Manöver insofern, als sie sich kurz hinter BS setzte. Mit der Verfolgung hat das nichts zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo silesia,
die Panzerwirkung des Kohlenbunkers beruht auf dem Sandsackeffekt .
Zwischen den einzelnen Kohlestücken befindet sich Luft ,die sich bekanntlich verdichten läst .
Im Gegensatz dazu läst sich Öl kaum verdichten (darum benutzen wir es ja auch für Hydrauliksystheme ).
Erzeugst du in einem Öltank Überdruck , für den er nicht ausgelegt ist platzt dieser .
Weil Flüssigkeiten den Explosionsdruck so herrvoragend weiterleiten sind Magnetminen - und torpedos viel wirkungsvoller als solche mit Kontaktzündern ( siehe auch Wirkung einer Wasserbombe ) .

Sicher brachte die Ölfeuerung Vorteile bei längerer Fahrt mit Höchstgeschwindigkeit , da die Pumpen im Gegensatz zu den Heizern nicht ermüdeten aber wenn das Treiböl nicht allererster Qualität war verkokten auch hier die Brenner .
War ein geeignter Marinetanker oder ein Hafen mit Tankstelle vorhanden ging beim Treiböl auch das Betanken schneller aber Kohle lies sich auch ohne Pumpen , per Hand übernehmen ( Auslands- und Hilfskreuzer ergänzten Kohle aus Prisen ).
Nasse Kohle lies sich noch verheizen (veringerte etwas den brennwert und erhöhte die Rauchentwicklung ) , mit Seewasser kontaminiertes Treiböl lies sich aber nicht verheizen ( abgesehen vom schlechteren Brenwert hätte das Salzwasser Pumpen , Leitungen , Ventile und Brenner zerstört )

Nach der Entdeckung durch die RAF verliess Admiral Lütjens Norwegen ohne die Bismarck vollgetankt zu haben , der Treffer im vorderen Ölbunker reduzierte das noch vorhandene Treiböl und zwang ihn erheblich mit der Fahrt herunter zu gehen damit er überhaupt noch Brest erreichen konnte.
Ohne diesen Treibstoffmangel hätte das Schiff , mit höherer Fahrt in einem weiteren Bogen, Brest anfahren können und wäre damit wahrscheinlich den Briten entkommen .
 
Silesias Zweifel bezüglich der Schutzwirkung der Kohlebunker sind berechtigt.

Die Idee mit der Kohle als Schutz vor Granaten stammt aus dem 19 Jh. bspw. Royal-Sovereign-Klasse ? Wikipedia. Damals war aber nicht nur das Panzermaterial weniger widerstandsfähig, sondern vor allem die Wirkung der Geschosse im Ziel wesentlich geringer.

Die Fortschritte in der technischen Entwicklung von Panzerung und Artillerie werden in den Gefechten im ersten Balkankrieg 1912/13 zwischen den beiden türkischen Panzerschiffen Turgut Reis (ex-Weißenburg) und Barbaros Hayreddin (ex-Kurfürst Friedrich Wilhelm) (Brandenburg-Klasse (1891) ? Wikipedia) und dem griechischen Panzerkreuzer Georgios Averoff (Georgios Averoff (1910) ? Wikipedia mehr als deutlich:

Die 28cm-Granaten der Panzerschiffe - Stand 1890 - durchschlugen Gürtel- Barbette- und Turmpanzerung des 1910 vom Stapel gelaufenen Panzerkreuzers nur noch bis zu einer Entfernung von 3.000 m!

Die Panzerschiffe mußten die Gefechte mit zum Teil erheblichen Beschädigungen, bspw. bis zu 29 Brände auf Barbaros Hayreddin, abbrechen, ohne ihren Kontrahenen ähnlich schwer zu treffen. Geschossen wurde übrigens viel, getroffen eher selten - ca. 0,2 % Trefferquote! (vgl. Nottelmann - Die Brandenburgklasse).

Die ölbetriebene Queen Elizabeth-Klasse (Queen-Elizabeth-Klasse (Schlachtschiff) ? Wikipedia) und die wieder kohlebefeuerte nachfolgende Royal Sovereign-Klasse (Revenge-Klasse ? Wikipedia) bieten eine gute Vergleichsmöglichkeit für die Einschätzung der Schutzwirkung der Kohlebunker:

Gürtelpanzer Vorgänger Queen Elizabeth: 305 mm
Gürtelpanzer Queen Elizabeth: 330 mm
Gürtelpanzer Royal Sovereign: 330 mm

Torpedoschotts Queen Elizabeth: durchgehend 5,08 cm
Torpedoschotts Royal Sovereign: 2,54 und 3,08 cm

Beim Gürtelpanzer versprach man sich durch Kohle keine Schutzwirkung und behielt die erhöhte Stärke bei, beim Torpedoschott entsprach die Kohle einer vergleichbare Schutzwirkung von bis zu 25,4 mm.

Die Gewichtseinsparung durch den Wechsel von Kohle zu Öl machte unterm Strich einen besseren Schutz möglich - denn der Bunkerstand spielte keine Rolle mehr und der Gürtelpanzer konnte verstärkt werden.
(vgl. Raven/Roberts Die britischen Schlachtschiffe des 2. Weltkrieges, Bd. 1)

Spätestens seit der Einführung panzerbrechender Geschosse mit Kappe (vgl. http://www.geschichtsforum.de/419845-post26.html) war Kohle als Schutz vor Panzersprenggranaten ohne Bedeutung.

Beispielhafte Durchschlagsleistungen finden sich in Naval Gun Armor Penetration Tables.

Zwei weitere Nachteile der Kohle als Betriebsstoff - selbst zu Friedensbedingungen - sind:

- die Gefahr einer Kohlenstaubexplosion
- die Gefahr einer Selbstentzündung (Selbstentzündung ? Wikipedia).
 
Zuletzt bearbeitet:
Über die nachweisbaren konstruktiven Absichten der Schutzwirkung von Kohlebunker ist tatsächlich strittig diskutiert worden.

Fest stehen die entsprechenden Untersuchungen zu der Schutzwirkung, zB Beschussversuche der US Navy oder der Royal Navy.

Man hat sich darüber Gedanken gemacht. Ein "Ersatz" von Vertikalpanzerung durch die Verteilung der Bunker hinter dem Gürtelpanzer ist aber mE unverändert umstritten. In der Diskussion hier
http://www.geschichtsforum.de/f58/technologische-grundlagen-der-hochseeflotte-40497/index4.html

...ist offen geblieben, warum zB Vitalzonen wie die Maschinenanlage dann von dem Bunkerschutz ausgespart geblieben sind. Das ist mE die entscheidende Frage. Die Bunker waren mindestens bei der RN nicht durchlaufend über die Schiffslänge angebracht, woraus sich der Effekt von "Löchern im Käse" ergeben würde, hätte man tatsächlich Panzerstärke wegen der Kohlebunker eingespart. Das ist nach den Quellen nicht belegt. Richtig ist allerdings, dass bei Explosionen nach Durchschlag der Vertikalpanzerung bei direkt dahinter angelegten Kohlebunkern die Schäden auf einfache Weise begrenzt werden.
 
c) Gewichtsdifferenzen Kohle/Öl und Folgen für Schiffspanzerung: die Kohle als "Panzer" zu betrachten, ist nämlich zu kurz gesprungen, da sie Panzerungsstärke frisst

Diese Argument zählt aber nur für die zu dieser Zeit übliche Panzerung über die gesamte Schiffslänge. Hätte man die Kohle ausserhalb einer hypothetischen Zitadellpanzerung deponiert, hätte man sogar Panzerung sparen können. Aber soweit dachte man damals noch nicht.

Gruss
jchatt
 
Diese Argument zählt aber nur für die zu dieser Zeit übliche Panzerung über die gesamte Schiffslänge. Hätte man die Kohle ausserhalb einer hypothetischen Zitadellpanzerung deponiert, hätte man sogar Panzerung sparen können. Aber soweit dachte man damals noch nicht.


Hallo jchatt,

bei der deutschen Marine leider schon. :ironie:

Die Royal Navy war schon weiter. Man hat sich sehr wohl Gedanken darüber gemacht, als man nach der Queen Elizabeth-Klasse mit der eher konventionellen R-Klasse wieder zur Kohle als Antriebsmittel zurückkehrte. (vgl. Beitrag #29). Deshalb wurde die Stärke des Gürtelpanzers auch nicht verringert, sondern beibehalten.

Es gab auch sowohl auf deutscher wie auf englischer Seite nicht nur theoretische Überlegungen, sondern praktische und kostspielige Versuche (Beschussversuche, Sprengversuche), an ausgedienten Schiffen und extra für diesen Zweck nachgebauten Abschnitten "moderner" Schiffe.

Der Gürtelpanzer war um 1910 nur noch ein schmaler Streifen an den Schiffsseiten. Er deckte weder die volle Rumpflänge geschweige denn die gesamte Höhe ab.

Oberhalb des Gürtelpanzers schloss sich die Zitadellpanzerung an, die mehr oder weniger stark war. Den Durchschlag schwerer Panzersprenggranaten sollte und konnte sie in der Regel auch nicht verhindern. Unterhalb des Gürtelpanzers, d. h. schon ab wenigen Meter unterhalb der Wasserlinie, war der Schiffsrumpf ungepanzert.

Silesia hat hier zwei anschauliche Darstellungen mit dem Schema der Panzerung des Schlachtkreuzers Seydlitz veröffentlicht.

In http://i39.tinypic.com/24fch1l.jpg kann man deutlich sehen, dass sich Kohlebunker sowohl oberhalb, als auch unterhalb des Panzerdecks befanden.

Die Kohlebunker über dem Panzerdeck stellten keinen Schutz dar, sondern waren eine Brandgefahr für das Schiff. Das zeigte das Beispiel Barbaros Hayreddin. Hier geriet ein Kohlebunker vermutlich nur durch die Sprengstücke eines Naheinschlages in Brand. Es kamen alle Zutaten zu einem schönen Feuer zusammen - Luft und damit Sauerstoff, glühende Eisenstücke und Kohle.

Das Thema gehört m. E. aber eher in einen Bereich wie "Technik - Schiffsschutz über und Unterwasser im Wandel der Zeit", da es ja nicht nur Kreuzer betrifft.
 
Diese Argument zählt aber nur für die zu dieser Zeit übliche Panzerung über die gesamte Schiffslänge. Hätte man die Kohle ausserhalb einer hypothetischen Zitadellpanzerung deponiert, hätte man sogar Panzerung sparen können. Aber soweit dachte man damals noch nicht.

Gruss
jchatt

So aus der Hand würde ich sagen, dass der Gedanke wegen der Schiffsstabilität nicht funktioniert. Die Länge der Zitadelle ab dem dreadnought-Zeitalter wird durch die Barbetten und die mittschiffigen Vitalteile definiert, muss also die Antriebsanlagen umfassen. Damit ist eine Mindestlänge definiert.
 
OT:
Also ich möchte nochmal betonen, daß der Kohlevorrat zwar als Panzerschutz bzw. Detonationsbremse angedacht war, aber nicht als solcher zum Panzerschutz der Konstruktion hinzugezählt wurde.

Die Verteilung der Kohlebunker war zu dem, wie auch von silesia erwähnt, nicht einfach so nach Bedarf möglich, denn die Stabilität des Schiffes musste zu jeder Zeit gewährleistet sein, ob nun mit vollen oder leeren Bunker.

Dabei fällt mir gerade etwas ein: Wenn der Kohlebunker leer gefahren war, verliert er ja auch seine zusätzliche Schutzwirkung. Könnte dies z.B. auch einen Einfluß auf die Versenkung der russischen Linienschiffe bei Tsushima gehabt haben? Immerhin war das russische Geschwader schon lang unterwegs und stand kurz vor dem Ziel Port Arthur ...:grübel:
 
Die Royal Navy war schon weiter. Man hat sich sehr wohl Gedanken darüber gemacht, als man nach der Queen Elizabeth-Klasse mit der eher konventionellen R-Klasse wieder zur Kohle als Antriebsmittel zurückkehrte. (vgl. Beitrag #29). Deshalb wurde die Stärke des Gürtelpanzers auch nicht verringert, sondern beibehalten.

Das ist wohl aus Kostengründen passiert. Schließlich sahen die Etats 8 "R's" vor, statt 5 "QE's".

Der gemischte Antrieb Kohle/Öl gestattete die noch kostengünstigere Kohlefeuerung, Einsparung an Schiffslänge, damit an Panzerstahl usw. Die R-Klasse war insofern bei sprunghaft steigenden Kosten eine Sparversion der QE.

Der Wechsel gestattete ausserdem eine Entspannung in dem Öl-Beschaffungs- und -bevorratungsproblem für die Navy.
 
So aus der Hand würde ich sagen, dass der Gedanke wegen der Schiffsstabilität nicht funktioniert. Die Länge der Zitadelle ab dem dreadnought-Zeitalter wird durch die Barbetten und die mittschiffigen Vitalteile definiert, muss also die Antriebsanlagen umfassen. Damit ist eine Mindestlänge definiert.

Es sprechen sicherlich mehr Gründe gegen die Benutzung von Kohle als Panzerung, als dass sich ein Konstrukteur darüber ernsthaft Gedanken gemacht hätte.
Die erforderliche Nähe zu den Öfen hätte die Kohlebunker zumindest mittschiffs neben die dortige Zitadellpanzerung gezwungen, so daß die grösste Gewichtsersparnis nur über den damals noch unterentwickelten Vertikalpanzer zu erzielen gewesen wäre. So ganz abwegig scheint mir das aber nicht zu sein, wenn ich mir die Konstruktion des späteren Torpedowulstes anschaue, der später vor den Gürtelpanzer gesetzt wurde. In dem zusätzlichen Raum hätte man Kohle bunkern können.
Datei:Nagatoarmor.svg ? Wikipedia

Da das aber für einen Kreuzer doch recht unpassend scheint,genug OT und
zurück zum Thema:still:
Gruss
jchatt
 
Das ist wohl aus Kostengründen passiert. Schließlich sahen die Etats 8 "R's" vor, statt 5 "QE's".

Der gemischte Antrieb Kohle/Öl gestattete die noch kostengünstigere Kohlefeuerung, Einsparung an Schiffslänge, damit an Panzerstahl usw. Die R-Klasse war insofern bei sprunghaft steigenden Kosten eine Sparversion der QE.

Der Wechsel gestattete ausserdem eine Entspannung in dem Öl-Beschaffungs- und -bevorratungsproblem für die Navy.

Hallo Silesia,

in Bezug auf Kosten und Versorgungssicherheit volle Zustimmung.

Ich möchte eigentlich auf den Widerspruch hinaus, dass man zwar wieder Kohle einsetzte, aber trotzdem den stärkeren und damit auch teureren Panzerschutz der QE gegen Granaten beibehielt. Bei den Vorgängern hatte man sich ja mit max. 305 mm zufrieden gegeben und beim Unterwasserschutz hat man ja gespart.

Schiffbaulich könnte man noch anmerken, dass lt. Raven / Roberts die ursprünglich vorgesehen 1.500 ts Öl und 3.000 ts Kohle für die gemischte Anlage durch 3.400 ts Öl ersetzt wurden. Mithin eine Gewichtsersparnis von 1.100 ts

von den 75 eingesparten Heizern mal ganz zu schweigen. :ironie:

die zu anderen Zweck genutzt werden konnten. Aber jetzt bin ich schon weit weg von allen Kreuzern und deshalb für mich :still:.
 
OT:
...
Dabei fällt mir gerade etwas ein: Wenn der Kohlebunker leer gefahren war, verliert er ja auch seine zusätzliche Schutzwirkung. Könnte dies z.B. auch einen Einfluß auf die Versenkung der russischen Linienschiffe bei Tsushima gehabt haben? Immerhin war das russische Geschwader schon lang unterwegs und stand kurz vor dem Ziel Port Arthur ...:grübel:

Das ist ein interessanter Gedanke, den man mal untersuchen sollte.

Wie steht es eigentlich mit der Brandgefahr, und oder der Gefahr eine Kohlenstaubexplosion? Bei Grubenunglücken konnte eine Staubexplosion als Sekundärfolge eines Schlagwetters erfolgen. Die Grubengasexplosion wirbelt Staub auf, der dann in direkter Folge entzündet wird. Kann so etwas nicht auch durch eine Folge an Einschlägen passieren?

In Friedenszeiten hat es ja eine Reihe von Unfällen mit der Kohle auf Schiffen gegeben, auch als Frachtgut. Gibt es Berichte über solche Ereignisse im Kampf?

Ein Punkt der noch nicht angesprochen wurde ist die Qualität der Kohle. Bei minderwertigen Brennstoff sank die Leistung der Kessel radikal. Die Spanische "Colon" stand beim Ausbruch aus Santiago kurz davor, die Flucht zu gelingen, als die Kohle aus Cardiff ausging und man begann die Kessel mit minderwertiger kubanischer Kohle zu feuern. Die Geschwindigkeit ging so deutlich herunter, dass die US-Kreuzer das Schiff einholten und zusammenschossen.
 
Das ist ein interessanter Gedanke, den man mal untersuchen sollte.
Der ist mE schon mal diskutiert worden, weniger bei Großkampfschiffen aus der deutschen Sicht einer Nordsee-Konfrontation, aber mehr aus britischer Sicht, in der die Schiffe weiträumiger operierten und leere oder halbleere Bunker ohnehin keine zusätzliche Schutzwirkung entfalten. Zu den Nachteilen inkl. Volllaufen leerer Bunker bei Gefechtsverschluss siehe hier.
http://www.geschichtsforum.de/f328/kreuzer-24423/index2.html#post418678

Wie steht es eigentlich mit der Brandgefahr, und oder der Gefahr eine Kohlenstaubexplosion? Bei Grubenunglücken konnte eine Staubexplosion als Sekundärfolge eines Schlagwetters erfolgen. Die Grubengasexplosion wirbelt Staub auf, der dann in direkter Folge entzündet wird. Kann so etwas nicht auch durch eine Folge an Einschlägen passieren?

In Friedenszeiten hat es ja eine Reihe von Unfällen mit der Kohle auf Schiffen gegeben, auch als Frachtgut. Gibt es Berichte über solche Ereignisse im Kampf?

Das hatten wir hier.
http://www.geschichtsforum.de/f328/explosionen-kohlebunker-34093/
Es gab Unfälle mit Handelsschiffen in Regionen mit Hitze und geringer Luftfeuchtigkeit (siehe die dort erwähnten Untersuchungen bei Handelsschiffen und "Versicherungsfällen" nach Verlust). Entsprechend gab es danach technische Lösungen auch auf Handelsschiffen, Ventilationen etc.
Siehe auch hier:
http://www.geschichtsforum.de/f58/t...er-hochseeflotte-40497/index4.html#post616671

Als direkte Folge von Einschlägen ist da nichts bekannt aus der Zeit 1914/18, wohl aber gab es massenhaft Schwelbrände in den Kohlebunkern. Das war beinahe ein "gewöhnliches" Problem.
 
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