Wenn das der einzige Selektionsmechanismus wäre, hätten sämtliche Frauen in der Gegenwart den Habitus und Sexappeal einer ehemaligen bulgarischen Kugelstoßerin. Es gibt aber einen gegenläufigen Trend. Kleine zierliche Frauen werden von Männern oft als sexuell besonders attraktiv empfunden, siehe den "Erfolg" von Asiatinnen auf dem Rotlicht- und Heiratsmarkt. Will man es ganz makaber sagen, hier äußert sich eine abgemilderte Form der Pädophilie.
Kindchenschema ? Wikipedia
Man nennt diesen Prozess beim Menschen "Neotenisierung", abgeleitet von:
Neotenie ? Wikipedia
Gleiches kann man bei Haustieren durch die Generationen verfolgen.
Dieser Prozess hat ganz verstärkt im Holozän eingesetzt (weltweit sichtbar an Schädelfunden ANATOMISCH MODERNER MENSCHEN) und ist in Ost- und Südostasien (Siedlungsdichte) am weitesten fortgeschritten. Hat also nix mit Neandertalern zu tun, vielmehr domestizieren wir uns selbst, sind inzwischen quasi unsere eigenen Haustiere.
So intensiv habe ich die Neotonie/Kindchenschema - Links nicht gelesen, es kommt mir aber so vor, als verschränken sich verschiedene Phänomene.
1. Abnahme der Körpergröße zu Beginn der Domestizierung, ist bei Haustieren im Neolithikum eindeutig festgestellt worden bzw anhand der Knochenfunde konnte man feststellen, ob es sich noch um Wildrinder handelte oder um Hausrinder.
Ein Phänomen, dass bei Pflanzen nicht festgestellt wurde, im Gegenteil, macht man den Beginn des Ackerbaus auch daran fest, dass man bestimmte ausgelesene und damit verbesserte Getreiderückstände findet.
In der Pflanzenzucht scheint die Auslese auf erwünschte Eigenschaften durch das Sammeln der größten Früchte und Körner fast auf Anhieb geklappt zu haben.
Bei den Haustieren gab es vielleicht einen Übergang von Tierhaltung mit den Tieren selbst überlassener Fortpflanzung zu gezielter Tierzucht.
Dazu kamen
a. die nicht optimalen Ernährungs- und Haltungsbedingungen und
b. durch die Obhut des Menschen die Verminderung der Selektion durch Feinde,
so dass die Haustiere zu kleineren Formen degenerierten.
Aber trifft das auch auf den Menschen zu?
Die zierlichen Asiaten würde ich eher als Ergebnis einer Kombination vermuten und zwar von sehr früher Umweltselektion, die bei feuchtwarmer Regenwaldumgebung vielleicht ein kleinen Vorteil hatte und vor allem Gendrift und Isolation bei sehr kleiner Anfangspopulation.
Ob das allerdings etwas mit der heutigen Wertschätzung zu tun hat, möchte ich doch bezweifeln.
Da würde ich eher moderne, tiefenpsychologische Gründe bei den Männern vermuten, die meinen, wer optisch dem Kindchenschema entspricht, ist so leicht lenkbar wie ein Kind sein sollte.
Ich verstehe, was Du meinst (vgl.
http://www.reinhardkahl.de/pdfs/PS_10_05.pdf). Aber man kann dem auch Positives abgewinnen -->
Reife Offline-Links (letzter Abschnitt)!
Das will ich Dir gern glauben. :winke:
Fragt sich nur, ob man das auf die Frühzeit des Homo sapiens zurück projizieren kann. Und sicher darf man auch den Neotenie-Begriff nicht überstrapazieren - es gibt durchaus subtile Unterschiede zwischen Schwanzlurchen und Männern. :scheinheilig:
Zur Recherche angeregt, fand ich aber noch einen schönen Hinweis von Sloterdijk, der
vier Mechanismen für die Hominisation herausgearbeitet hat:
- Insulation, Schaffung von Schutzräumen in der Natur gegen die Natur, eine Art „Paradies“ (denn ein unspezialisiertes Wesen, bevor die Werkzeugintelligenz wirksam wurde, muss unangepasst und schutzlos gewesen sein)
- Körperausschaltung bzw. Handeinschaltung, d.h. weitere Naturdistanzierung durch Werkzeuggebrauch (Werfen, Schlagen, Schneiden). Selektion „führt dann nicht so sehr zur Anpassung an eine druckausübende Umwelt, sondern belohnt die Eigenschaften, die dem wachsenden Sapiens die erhöhte Distanzierung an sie erleichtern“
- Neotenie (oder fetale Retardation; der Mensch als ein zur Geschlechtreife gelangter Primatenfetus)
- Übertragung, womit eine symbolische Immunologie gemeint ist, zu der auch die Religionen gehören
EDIT: Gerade gesehen: Neotonie-Krimi von Jan C. König (
Über Neotenie - Schule und Lernen bei Directshopper (Best.Nr. 3601164)).
2. Hier handelt es sich vielleicht eher um Phänomene auf intellektueller und sozialer Ebene, die die Notwendigkeit zur geistigen Flexibilität (lebenslanges Lernen) hervorruft.
Das scheint mir eine sehr moderne Sichtweise zu sein, die aber vielleicht auch einen körperlichen Jugendkult auslöst.
Wenn Männer früher jüngere Partnerinnen bevorzugten, hatte das andere Gründe, wie größere Wahrscheinlichkeit für gesunde Kinder und Überleben der Geburt.
Außerdem habt ihr dabei vergessen, dass Frauen vielleicht andere Kriterien bei der sexuellen Selektion haben, deshalb mache ich mir eigentlich keine Sorgen, dass wir alle zu niedlichen Kindchen mutieren. :winke: