Schwerter: Da hier immer eine Trennung von Lang- und Kurzschwertern postuliert wird, eine solche klare Trennung hat es meiner Ansicht nach nicht gegeben.
Schön das du dich einschaltest.
Na offensichtlich doch, sonst hätten wir keine zwei verschiedene Begriffe, die eindeutig zwei verschiedene Waffen meinen, würden die längeren Schwerter nicht erst im anderen Kontext auftauchen und schließlich, inklusive einer Übergangsphase die kürzeren Waffen verdrängen.
Heute wird immer das Wort Langschwert verwendet, der Begriff bezeichnet aber eigentlich ein Schwert das man mit Zwei Händen führen kann.
Hier in diesem Thema bin es vor allem ich gewesen, der den Begriff des Langschwertes benutzte, in diesem Fall als Synonym für spatha und die längeren Ringknaufschwerter. Ich bin dabei nach den Worten von Sach vorgegangen:
"In der einschlägigen Literatur der ganzen Welt findet man zum Beispiel die Teilung nach ihrem Aussehen (kurze, lange u.ä. Waffen), nach ihrer Verwendung (Hieb-,Stich-, Schlagwaffen usw.) nach ihrer gesellschaftlichen Funktion (Kriegs-, Zivil-, Jagd-, Sport- oder Zeremonialwaffen).
Die Bezeichnung von Schwertern ist heute also deshalb so konfus, weil die Begrifflichkeiten sich verändert haben und es keine klare Klassifikation mehr gibt, die Frage ist also, was man mit einem bestimmten Begriff überhaupt meint.
Du gehst hier davon aus, dass es sie jemals gab, dem ist aber nicht so. Klassifizierung und Verwendung hat sich schon immer nach dem Betrachter und seiner Präferenzen gerichtet oder nach der Arbeit und deren Gesichtspunkten in der die Waffen untersucht / dargestellt wurden.
Fachnomenklatur richtet sich also entweder nach der jeweiligen Ursprungssprache (in unserem Fall bspw. gladius und spatha) oder eben bestimmten "Schulen". Das ist nicht ungewöhnlich, wenn auch sperrig. Ich gehe davon aus, da alle wissen worum es in diesem Thema geht, können wir daher auf die deutschsprachige Bezeichnungsdiskussion in anderen Themen verweisen und es dabei belassen. Auch wenn du in der Grundsache natürlich recht hast.
(sonst müßte man die Fachbegriffe auch in den plural setzen usw.)
Noch bei der Eroberung Britanniens durch die Römer finden sich eine ganze Menge von Skelleten die massive Hieb und Schnittspuren römischer Schwerter aufweisen. Das gleiche in den Jahrhunderten davor an allen Orten wo man Opfer römischer Militäraktionen ausmachen konnte.
Zwar wurde in der Schlacht in der engen Schildformation der Stich aufgrund der Umstände der Kampfweise vorgezogen, es wurden aber ebenso Hiebe eingesetzt und zwar immer wenn es ging. Der Stich war also mehr eine Folge der Kampfweise im Massennahkampf, und nicht die präferierte Kampfweise. Dies hat vermutlich mit der Mannstoppwirkung zu tun, ein kräftiger Hieb mit einem römischen Schwert schaltet den Gegner wortwörlich auf einen Schlag aus. Bei einem Stich kann er gegebenenfalls immer noch einige Zeit lang weiterkämpfen.
Das der gladius zum Hieb ebenfalls einzusetzen war hat auch niemand ernsthaft bezweifelt, deine Formulierung bedürfte aber eine Unterstützung. Meine Argumentation, warum es sich primär um eine Stichwaffe handelte, findest du weiter unten, eine ähnliche Begründung würde ich mir an dieser Stelle wünsche, wenn das Gegenteil behauptet wird.
Zu den Körperfunden: diese sagen aus, dass es auch zu Hiebwaffeneinsatz kam. Sie sagen nicht aus, ob die Gefallenen von Legionaren mit dem gladius umgebracht wurden oder von Hilfstruppen mit gladius oder spatha oder von Reiterei mit der spatha. Auch ist eine statistische Erfassung kaum möglich, weder im direkten Vergleich der Gefallenen noch an den Einzelnen direkt. Wie viele Stiche etwa die Verstorbenen abbekamen und vor seinem Tod abwehrte läßt sich eher selten klar beweisen, zumal wir annehmen müssen, dass die Stiche in erster Linie auf die Eingeweise zielten.
Falls dich das noch nicht überzeugt,
Tac. Ann. 12,35
"(...) et sie auxiliaribus reisterent,
gladiis ac pilis legionarum, si huc verterent,
spathis et hastis auxiliarium sternebantur."
Übers. "und wenn sie den Hilfstruppen widerstand leisteten, wurden sie von den gladii und pila der Legionare, wenn sie sich gegen diese wandten, von den spathae und hastae der Auxiliarsoldaten niedergemacht."
Damit postuliert ein antiker Autor übrigens eben eine Trennung.
Man sollte zur Frage der Einsatzweise römischer Schwerter auch beachten, daß diese auch zur Hinrichtung von Menschen durchgehend im Hieb gebraucht wurden. Selbst die sogenannten "Kurzschwerter" vom Typ Gladius Pompeji waren also keine reinen Stichwaffen und genau genommen auch keine wirklichen Kurzschwerter. Selbst ein Gladius vom Typ Pompeji hat im Schnitt eine ca 50cm lange Klinge bei einer Gesamtlänge von ca 75 cm.
Falls du etwa auf die Köpfungsszenen auf der Marc Aurelsäule hinweist, so sollte beachtet werden, dass wir uns hier bereits in der Übergangsphase befinden und nicht klar ist, welche Waffe die Henker benutzen.
Das fustuarium wurde nicht mit Schwertern durchgeführt, das Symbol der exekutiven Macht über Leben und Tod war das Axtblatt in den fasces.
So findet es sich denn auch bei Polybios, Frontinus und bei Tacitus. Klar formuliert es DNP: "Die auf diese Weise bestimmten Opfer (gemeint ist das Los bei der dezimierung, Anm. Tibl) wurden nicht durch das Beil sondern durch Stockschläge hingerichtet."
DNP, Artikel zur Dezimierung.
Zum Vergleich ein Spatha das immer als Langschwert klassifiziert wird obwohl auch das Spatha insbesondere Stechend eingesetzt wurde. Gerade die frühen Spatha wurden nicht anders eingesetzt als der Gladius Pompeji aus dem sie sich entwickelten, also oft stechend. Warum also ist ein Spatha ein Langschwert und ein Gladius ein Kurzschwert? Beide wurden gleich eingesetzt, ein Spatha hat aber gegenüber dem "Kurzschwert eine 60cm bis 70cm lange Klinge. Es ist also genau genommen 10 bis 20 cm länger, das ist alles. Ist ein Schwert deshalb ein Langschwert weil es 10 cm länger ist??
Dafür wären Quellen oder Argumente zum Einsatz von Interesse. Denn gerade der Einsatz in der Kavallerie (auch bei den kleineren Pferden) sagt etwas anderes aus.
Bevor man also über die Einsatzweise diskutiert müsste man erst mal feststellen daß die Waffen gar nicht so unterschiedlich waren und das die Fechtweise oft gleich war.
Einsatzweise und Fechtweise sind fast identisch, man kann nicht postulieren, dass die Fechtweise bekannt ist, wenn man genau darüber diskutiert und keine Quellen genannt oder gar bekannt sind.
Erst viel später, als der Gladius außer Gebrauch gekommen war wurden die Klingen der Spatha länger, wobei dies im 4 Jahrhundert nach Christus geschah. Die Kavallerieschwerter erreichten dann eine Klingenlänge von 80 cm und waren nun eindeutiger für den Hieb ausgelegt.
Die vorherige Verwendung als Kavalleriewaffen, die bei Miks zu findenden Größenvergleiche die auch diverse spathae anführen, die durchaus an die Länge der Spätantiken Waffen heranreichen, die oben angeführte bereits antike Trennung der Waffen und letztlich ein schönes Zitat des Vegetius, welches spathae als "lange gladii" bezeichnet sprechen dagegen.
Miks, die umfangreichste und beste Untersuchung römischer Schwertbewaffnung dazu:
"Demnach verbirgt sich hinter dem Begriff "Spatha" zunächst einmal ein in seiner Größe gesteigerter "Gladius" und nicht notwendigerweise in übrigen typologischen Merkmalen von den kleineren Verwandten abweichende Waffe." Er geht im folgenden übrigens deutlich auf die Unterscheidung zwischen gladius als Kurzschwert, spatha als Langschwert (er selbst formuliert es ebenalls so), und einer Zwischenstufe, der Semispatha ein.
Darin auch eine gute Übersicht, die deiner These widerspricht, denn die weitaus meisten Funde von über 700 - 800 mm Klingenlange stammen aus dem 3. Jh.n. Chr., im zweiten Jahrhundert bereits ist die Zahl der Klingen über 600 mm bis 700 mm doppelt so groß wie die der 400 - 500 mm langen Klingen, die in der zweiten Hälfte des 1. Jh.n.Chr. zusammen mit den 500 - 600 mm Klingen die Masse stellen und den "typischen" gladius darstellen, wie wir ihn kennen.
Daneben gibt es noch viele weitere römische Schwerttypen die in der Diskussion keine Beachtung finden, beispielsweise die Ringknaufschwerter. Kurze Ringknaufschwerter sind nun viel eher Kurzschwerter und für den Stich ausgelegt.
Ringknaufschwerter kamen in der Diskussion bereits vor (zumindest von meiner Seite) und gerade diese Schwerter sind nicht klar zu definieren. Denn sie gibt es in ihrer kurzen Existenz von ca. Mitte 2. Jh. bis Mitte 3. Jh. in allen Formen, sowohl als Kurz- als auch als "Langschwert".
Zur Frage der Verwendung von Pila als Nahkampfwaffe: bei Alesia setzten die Legionäre das Pilum beispielsweise temporär im Nahkampf ein. Beim Eintreffen Cäsars jedoch warfen sie es und gingen dann gegen den Feind vor. Das läßt darauf schließen, daß das Pilum Abstand vom Gegner brauchte, und nicht direkt im Massennahkampf geworfen wurde, auch nicht über die Köfpe der Kameraden hinweg. Das Pilum konnte also nur eingesetzt werden ,wenn der Gegner nicht im Nahkampf befindlich war und nicht stürmte.
Dazu wären Stellen nett. Denn ich finde derartiges nicht. Ich lese von der Verwendugn der pila muralia (Caes. bc. 7,82 "ut ex vallo ac turribus traiecti
pilis muralibus interibant") als vermeintliche "Nahkampfwaffen" und bei Caesars erscheinen "schleudern" sie das pilum nicht, sondern lassen es fallen:
"Nostri
omissis pilis gladiis rem gerunt." (Caes. bc. 7,88).
Die Darstellung des Pilumeinsatzes im Ganzen bei Caesar unterstützt, trotz der Färbung in den Darstellungen aber in der Tat die Zweifel am Nahkampfeinsatz.
Das zeigt, daß die Römer die Dichte ihrer Formation nicht für den Wurf einiger Pilen aufgaben. Sie blieben also zusammen wenn der Gegner direkt in den Nahkampf überging, und setzten dann das Pilum eben nicht ein.
Wie gesagt, so eindeutig würde ich es nicht lesen, aber es deutet wirklich eher in diese Richtung.
Daraus läßt sich rückfolgern das das Pilum eben nur vollständig eingesetzt wurde, wenn der Gegner langsam vorging oder zunächst noch Abstand hielt und der Nahkampf sich daher etwas verzögert.
Naja, da widerspricht der Einsatz des von dir gegen die Germanen geschleuderten pilums ebenso wie der Einsatz in der Nervierschlacht oder in den Bürgerkriegen.