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Klaus schrieb:
Frage : Steckte hinter dieser Ausrottungsaktion ein zentrales politisches Konzept gegen die Indianer, oder ist die durch Gewinnstreben getriebene Jagd "aus Versehen" eskaliert ?
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[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Die Jagd wurde sowohl aus Gewinnstreben betrieben als auch gezielt eingesetzt, um den indianischen Ethnien auf den Plains die Lebensgrundlage zu entziehen. Dieser letzte Punkt ist auch durchaus gängige Praxis bei der Landnahme gewesen und nicht nur im Bereich der Plains zu beobachten. Bereits die Pilgerväter brannten indianische Dörfer nieder und raubten die Nahrungsvorräte (ohne diese Praxis hätten die Bewohner der Kolonie wohl nicht überlebt). In der Zeit der Landnahme in den Plains war die vorherrschende Sichtweise in den USA, daß die indianischen Völker 'dem Fortschritt' im Wege stünden und weichen müßten, was nicht metaphorisch verstanden wurde. Die Indianer wurden als nicht zivilisierbar angesehen, so daß für sie kein Platz in der weiteren Entwicklung vorgesehen war; Ausnahmen für einzelne Personen waren möglich, jedoch nur unter völliger Assimilierung. Den indianischen Völkern die Nahrungsgrundlage zu nehmen ermöglichte eine schnellere Lösung des 'Indianerproblems' (das ja darin bestand, daß diese das Land besaßen, das man in Besitz bringen wollte), die zudem noch den Vorteil hatte, kostenträchtige Armeeeinsätze unnötig zu machen: wer (ver)hungert, führt keinen Krieg. Im Gegenteil wurden die Kosten in den Wirtschaftssektor verlagert: die weißen Büffeljäger mußten ihre Ausrüstung entweder selbst finanzieren oder bei Weiterverkäufern abarbeiten. [/FONT]
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Querdenker SZ schrieb:
Lange vor den Weissen und der Eisenbahn hatten die Indianer selbst schon eifrig an der Dezimierung der Büffel mitgewirkt .
bevor sie das pferd kannten wurden , wie bei uns in der Steinzeit Herden in Panik versetzt und und im Abgründe getrieben , dabei wurden wesentlich mehr Tiere getötet als verwertet werden konnten .
Die meisten Stämme der Plains Indiander waren im 18.Jahrhundert noch Ackerbauern die die Büffel nur saisonbedingt jagden .
Nachdem das Pferd verfügbar war gaben sie diese Lebensweise auf und begannen als nomadisierende Stämme den Büffelherden zu folgen .
Über die Frage ob dies freiwillig oder unter direktem oder indirekten Druck durch die Weissen geschah , streiten sich die Gelehrten .
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[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Prärie und Plains sind unterschiedliche, wenn auch benachbarte Kulturareale. Die Prärie war bereits vor Ankunft der Weißen besiedelt; die Ethnien betrieben Feldbau und jagten im Sommer zusätzlich Büffel auf den Plains, die erst nach Erwerb von Pferden ganzjährig besiedelt werden konnten. Für die Aufnahme dieser Lebensweise war jedoch entscheidender, daß die Völker durch die sich ausbreitende weiße Besiedelung nach Westen verdrängt wurden. Ein weiterer Faktor ist das koloniale 'Teile und Herrsche', dh verschiedene Kolonisatoren (Engländer, Franzosen, Holländer …) banden einzelne Ethnien durch Handels/Freundschaftsverträge und lieferten ua Waffen. Diese Waffen wurden nicht nur für die Beschaffung von Pelzen für den Handel eingesetzt, sondern ebenfalls in Auseinandersetzungen um Jagdgebiete (und damit 'Einkommen') bzw zur Verteidigung des Gebietes gegen aus östlicheren Gebieten flüchtende indianische Ethnien. [/FONT]
[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Beim Pelzhandel im Osten der USA, bei dem hauptsächlich Biberfelle gefragt waren, wurden übrigens bearbeitete, also bereits gegerbte Pelze gehandelt. Dies bedeutete, daß der weiße Handel auf die Kooperation der Indianer angewiesen war, die die Felle bearbeiteten. Unbearbeitete Felle hätten den Transport nach Europa nicht überstanden. [/FONT]
[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Zum Thema der Bejagung von Spezies durch die Indianer:[/FONT]
[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Seit einigen Jahren besteht offenbar in den USA die Tendenz zu Veröffentlichungen, in denen der angebliche oder tatsächliche Anteil der indigenen Völker an der Ausrottung von Spezies sehr nachdrücklich betont wird, der weiße Anteil daran jedoch nicht Gegenstand der Betrachtung ist. Etliche Autoren sind dabei nicht vom Fach (wie zb Shepard Krech III). Es scheint sich um ein Rollback zu handeln, bei dem Gewichtungen aus politischen Motiven verschoben werden, was andere Wertungen sowie Entschuldungen ermöglicht. Im Zuge dieser Bemühungen werden die Auswirkungen der Treibjagd sowie die Zahl der jeweils so erlegten Tiere maximiert.[/FONT]
[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Dies wird nicht nur auf die präkolumbianische Zeit angewandt, sondern auch auf spätere Zeiten. Ein Beispiel ist die Formulierung, die indianischen Völker seien „den Büffelherden gefolgt“. Hierdurch entsteht das Bild von ganzen Völkern, die rund ums Jahr in stetiger Wanderschaft durch die gesamten Plains waren und dauernd Büffel in großer Zahl jagten – was nicht zutreffend ist. Die Gebiete, die die einzelnen Völker bewohnten, waren durchaus festgelegt und die Grenzen wurden beachtet. [/FONT]
[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Große, kollektive Jagden fanden meist im Spätsommer statt; zu anderen Jahreszeiten gingen einzelne Jäger oder kleinere Jagdgruppen zwar auch auf Büffel, jedoch ebenso bzw eher auf anderes Wild. Dies war übrigens in der präkolumbianischen Zeit nicht anders: kollektive Jagden gab es nur im Sommer, nachdem die Felder bestellt waren. In der bis zur Ernte verbleibenden Zeit wanderte ein Teil der Bevölkerung von der Prärie auf die Plains. Wichtige Kulturgüter wie zb das Tipi oder das Travois waren bereits präkolumbianisch im Kulturareal Prärie vorhanden (die Zelte waren kleiner, da als Transporttiere Hunde eingesetzt wurden). Gejagt wurde in der Tat mehr als man unmittelbar selbst benötigte – und zwar deswegen, weil ein Teil der Büffelhäute und andere Produkte als Handelsware bei benachbarten Völkern eingesetzt wurde. In der Zeit nach Ausbildung der Plainskulturen wurden zb Mais und andere Feldfrüchte eingetauscht. [/FONT]
[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Auch die Überjagung der Biberbestände im Osten, die gerne als Beispiel herangezogen wird, ist als Beispiel für traditionelle indianische Wirtschaftsweise nicht tauglich, da eben diese Überjagung durch einen von außen hinzutretenden Faktor ausgelöst wurde: nämlich den weißen Handel. Dieser schuf nicht nur neue Bedürfnisse durch neue Handelsgüter, sondern setzte einseitig den Tauschwert für diese Güter stark überhöht an, so daß exorbitante Profite erzielt wurden (zb erwarb Astor den Grundstock seines Vermögens im Pelzhandel). [/FONT]
[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Abschließend noch eine Anmerkung zur Darstellung, ein Sioux habe so-und-so-viele Frauen gekauft und geraubt: Frauen waren bei den Lakota/Dakota/Nakoda keine Handelsware. Daß bei Gelegenheiten wie zb Heiraten der *Austausch* von Geschenken als soziale Verpflichtung etabliert war, bedeutet nicht, daß Eigentum an Personen erworben werden konnte; diese Vorstellung gab es bei den indianischen Ethnien nicht. Und Personen, die auf Kriegszügen gefangen wurden, stand es frei, sich zu integrieren und somit auch, Ehen einzugehen. Wo sich dies nicht ergab oder nicht erwünscht war, konnten gefangene Personen auch mit Geschenken versehen zu ihrem Volk zurückgebracht werden.[/FONT]