Ausrottung der Bisons

Der Büffel lebt ja nicht dauernd in einer Gegend sondern wandert .
Eine Kuh bringt nach 9 Monaten 1 Kalb zur Welt, das benötigt 2-3 Jahre zur Geschlechtsreife .
Auch dem nicht nomadisierenden Indiander bleiben durch die Wanderungen der Tiere 2 Möglichkeiten im jahr die Bisons zu jagen , angesichts der Vermehrungsrate und der Zeit bis zur Geschelchtsreife können solche Verluste nicht ausgeglichen werden .
Ich habe auch mal einen Bericht aus der Zeit bevor die Indianer Feuerwaffen hatten gelesen , auch dort wurde berichtet das weitaus mehr Tiere erlegt wurden als verwertet werden konnten .
 
...dass weitaus mehr Tiere erlegt wurden als verwertet werden konnten.
Entscheidend, ob eine Bejagung zur Ausrottung führt, ist nicht, ob jeder Jäger seinen Teller leerisst, sondern die oben von mir beschriebene Populationsdynamik.

In diesem Zusammenhang fällt mir ein Satz aus einer Fernsehsendung ein, in der (sinngemäß) gesagt wurde, dass der Cro Magnon dem Neanderthaler deshalb überlegen war, weil er es schaffte, auch bei sinkender Mammutpopulation noch welche zu erwischen. Genau das ist es, was den Menschen so viel "effektiver" macht als andere Raubtiere.

Nur - die Bisons sind nicht in solch einem schleichenden Prozess ausgestorben, sondern deutlich erkennbar innerhalb kürzester Zeit ausgerottet worden. Spekulationen, ob es allein durch indigene Jäger sowieso irgendwann mit ihnen aus gewesen wäre, sind daher nicht zielführend.
 
Klaus,
schleichend ist relativ , die Bejagung durch die Indianer der Plains dauerte keine 200 Jahre , davor waren sie sesshafte Ackerbauern .
Im vergleich dazu brauchte der Cro Magnon zehntausende von Jahren um das Mammut verschwinden zu lassen .
Unter den Vorfahren der Indianer starben lange vor dem erscheinen des weissen Mannes schon etliche andere Arten aus .
Sicher haben die weissen Büffeljäger und die Eisenbahnen das Ende sehr beschleuningt aber der Untergang der grossen Büffelherden begann schon vorher .
 
Für welchen Zeitraum nimmst Du eine indianische Bejagung der Büffel an? Setzt sie etwa zeitgleich mit der der Mammuts ein? Wenn ja, wieso hat der Büffel das Mammut relativ lange überlebt?
Müssen wir wirklich davon ausgehen, dass eine komplette Herde getötet wurde oder ist es auch möglich, dass nur ein Teil abgetrieben wurde und in eine Schlucht stürzte (auch wenn es immer noch über den Bedarf hinausging)?
 
Spekulationen, ob es allein durch indigene Jäger sowieso irgendwann mit ihnen aus gewesen wäre, sind daher nicht zielführend.
Offenbar beteiligten sich auch indigene Jäger an der kommerziellen Ausrottung.
Irgendwie musste ja ein Winnetou seine Silberbüchse, die bunten Glasperlen und anderen Nippes finanzieren. Um Gewehre, Kochtöpfe und andere neue Konsumgüter und Werkzeuge zu erwerben, mussten die Indianer nun einmal handeln. Felle waren offenbar fast das Einzige, was ihnen die weißen Händler abkaufen wollten.
Ziat "Wie der Präriebison zugrunde ging", Herbert Cerutti.
"Der Handel mit den Weissen eskalierte im 19. Jahrhundert zum ökologischen Ausverkauf. Schon bald waren die Biber ausgerottet - als Ersatz kam jetzt der Bison an die Reihe. Allein zwischen 1825 und 1830 exportierte die American Fur Company 785 000 Bisonhäute den Mississippi hinunter nach New Orleans. Produktionstechnischer Engpass für den Büffeljäger war jetzt das aufwendige Präparieren der Tierhäute, weshalb sich ein junger Sioux als Arbeitskräfte bis zu acht Frauen kaufte oder raubte."
Erst mit der Eisenbahn kamen weiße Jäger. Erst danach konnten die rohen Häute auch zur industriellen Weiterverarbeitung abtransportiert werden. So kam der Bison anders als der Biber nicht mehr zu der Ehre von indigenen Jägern an den Rand der Ausrottung getrieben zu werden.

Zur gleichen Zeit gab es in Europa bereits Schonzeiten und Hege, also im Grunde nachhaltige Jagd. Natürlich wurde nur das nützliche Wild geschont. An eine Regeneration der Bestände wurde in Europa also schon gedacht. In einem Obrigkeitsstaat, in dem nur das Adel das Jagdprivileg hatte, konnte dies ja leichter umgesetzt als im eher anarchischen Westen Amerikas. (Da konnte sich jeder Mann beweisen, dass er ein richtiger Mann war, indem er möglichst große Tiere erschoss, während in Europa die Teil der Macho-Kultur gehobenen Kreisen vorbehalten blieb. Großwildjagd war ein durchaus anerkanntes Hobby.)
An die Möglichkeit, dass der riesige Bisonbestand in der Prärie erschöpflich sei, dachte am Anfang nur wenige.
Der US-General Philip Sheridan schrieb diesen berühmten Kommentar zur Bisonjagd: Let them kill, skin and sell until the buffalo is exterminated. Lasst sie töten, häuten und verkaufen bis der Büffel ausgerottet ist.
Er schlug die Verbindung von von Bison- und Indianerausrottung vor. Dass er aber Einfluss auf die jene nach dem schnellen Geld schielende Jäger hatte, müsste erstmal nachgewiesen werden. Sheridan kommentierte da nur, was ohnehin schon passierte. Eine Befehlskette zu den Jägern gab es nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Klaus schrieb:
Frage : Steckte hinter dieser Ausrottungsaktion ein zentrales politisches Konzept gegen die Indianer, oder ist die durch Gewinnstreben getriebene Jagd "aus Versehen" eskaliert ?
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[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Die Jagd wurde sowohl aus Gewinnstreben betrieben als auch gezielt eingesetzt, um den indianischen Ethnien auf den Plains die Lebensgrundlage zu entziehen. Dieser letzte Punkt ist auch durchaus gängige Praxis bei der Landnahme gewesen und nicht nur im Bereich der Plains zu beobachten. Bereits die Pilgerväter brannten indianische Dörfer nieder und raubten die Nahrungsvorräte (ohne diese Praxis hätten die Bewohner der Kolonie wohl nicht überlebt). In der Zeit der Landnahme in den Plains war die vorherrschende Sichtweise in den USA, daß die indianischen Völker 'dem Fortschritt' im Wege stünden und weichen müßten, was nicht metaphorisch verstanden wurde. Die Indianer wurden als nicht zivilisierbar angesehen, so daß für sie kein Platz in der weiteren Entwicklung vorgesehen war; Ausnahmen für einzelne Personen waren möglich, jedoch nur unter völliger Assimilierung. Den indianischen Völkern die Nahrungsgrundlage zu nehmen ermöglichte eine schnellere Lösung des 'Indianerproblems' (das ja darin bestand, daß diese das Land besaßen, das man in Besitz bringen wollte), die zudem noch den Vorteil hatte, kostenträchtige Armeeeinsätze unnötig zu machen: wer (ver)hungert, führt keinen Krieg. Im Gegenteil wurden die Kosten in den Wirtschaftssektor verlagert: die weißen Büffeljäger mußten ihre Ausrüstung entweder selbst finanzieren oder bei Weiterverkäufern abarbeiten. [/FONT]




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Querdenker SZ schrieb:
Lange vor den Weissen und der Eisenbahn hatten die Indianer selbst schon eifrig an der Dezimierung der Büffel mitgewirkt .
bevor sie das pferd kannten wurden , wie bei uns in der Steinzeit Herden in Panik versetzt und und im Abgründe getrieben , dabei wurden wesentlich mehr Tiere getötet als verwertet werden konnten .
Die meisten Stämme der Plains Indiander waren im 18.Jahrhundert noch Ackerbauern die die Büffel nur saisonbedingt jagden .
Nachdem das Pferd verfügbar war gaben sie diese Lebensweise auf und begannen als nomadisierende Stämme den Büffelherden zu folgen .
Über die Frage ob dies freiwillig oder unter direktem oder indirekten Druck durch die Weissen geschah , streiten sich die Gelehrten .
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[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Prärie und Plains sind unterschiedliche, wenn auch benachbarte Kulturareale. Die Prärie war bereits vor Ankunft der Weißen besiedelt; die Ethnien betrieben Feldbau und jagten im Sommer zusätzlich Büffel auf den Plains, die erst nach Erwerb von Pferden ganzjährig besiedelt werden konnten. Für die Aufnahme dieser Lebensweise war jedoch entscheidender, daß die Völker durch die sich ausbreitende weiße Besiedelung nach Westen verdrängt wurden. Ein weiterer Faktor ist das koloniale 'Teile und Herrsche', dh verschiedene Kolonisatoren (Engländer, Franzosen, Holländer …) banden einzelne Ethnien durch Handels/Freundschaftsverträge und lieferten ua Waffen. Diese Waffen wurden nicht nur für die Beschaffung von Pelzen für den Handel eingesetzt, sondern ebenfalls in Auseinandersetzungen um Jagdgebiete (und damit 'Einkommen') bzw zur Verteidigung des Gebietes gegen aus östlicheren Gebieten flüchtende indianische Ethnien. [/FONT]


[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Beim Pelzhandel im Osten der USA, bei dem hauptsächlich Biberfelle gefragt waren, wurden übrigens bearbeitete, also bereits gegerbte Pelze gehandelt. Dies bedeutete, daß der weiße Handel auf die Kooperation der Indianer angewiesen war, die die Felle bearbeiteten. Unbearbeitete Felle hätten den Transport nach Europa nicht überstanden. [/FONT]






[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Zum Thema der Bejagung von Spezies durch die Indianer:[/FONT]
[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Seit einigen Jahren besteht offenbar in den USA die Tendenz zu Veröffentlichungen, in denen der angebliche oder tatsächliche Anteil der indigenen Völker an der Ausrottung von Spezies sehr nachdrücklich betont wird, der weiße Anteil daran jedoch nicht Gegenstand der Betrachtung ist. Etliche Autoren sind dabei nicht vom Fach (wie zb Shepard Krech III). Es scheint sich um ein Rollback zu handeln, bei dem Gewichtungen aus politischen Motiven verschoben werden, was andere Wertungen sowie Entschuldungen ermöglicht. Im Zuge dieser Bemühungen werden die Auswirkungen der Treibjagd sowie die Zahl der jeweils so erlegten Tiere maximiert.[/FONT]


[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Dies wird nicht nur auf die präkolumbianische Zeit angewandt, sondern auch auf spätere Zeiten. Ein Beispiel ist die Formulierung, die indianischen Völker seien „den Büffelherden gefolgt“. Hierdurch entsteht das Bild von ganzen Völkern, die rund ums Jahr in stetiger Wanderschaft durch die gesamten Plains waren und dauernd Büffel in großer Zahl jagten – was nicht zutreffend ist. Die Gebiete, die die einzelnen Völker bewohnten, waren durchaus festgelegt und die Grenzen wurden beachtet. [/FONT]
[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Große, kollektive Jagden fanden meist im Spätsommer statt; zu anderen Jahreszeiten gingen einzelne Jäger oder kleinere Jagdgruppen zwar auch auf Büffel, jedoch ebenso bzw eher auf anderes Wild. Dies war übrigens in der präkolumbianischen Zeit nicht anders: kollektive Jagden gab es nur im Sommer, nachdem die Felder bestellt waren. In der bis zur Ernte verbleibenden Zeit wanderte ein Teil der Bevölkerung von der Prärie auf die Plains. Wichtige Kulturgüter wie zb das Tipi oder das Travois waren bereits präkolumbianisch im Kulturareal Prärie vorhanden (die Zelte waren kleiner, da als Transporttiere Hunde eingesetzt wurden). Gejagt wurde in der Tat mehr als man unmittelbar selbst benötigte – und zwar deswegen, weil ein Teil der Büffelhäute und andere Produkte als Handelsware bei benachbarten Völkern eingesetzt wurde. In der Zeit nach Ausbildung der Plainskulturen wurden zb Mais und andere Feldfrüchte eingetauscht. [/FONT]


[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Auch die Überjagung der Biberbestände im Osten, die gerne als Beispiel herangezogen wird, ist als Beispiel für traditionelle indianische Wirtschaftsweise nicht tauglich, da eben diese Überjagung durch einen von außen hinzutretenden Faktor ausgelöst wurde: nämlich den weißen Handel. Dieser schuf nicht nur neue Bedürfnisse durch neue Handelsgüter, sondern setzte einseitig den Tauschwert für diese Güter stark überhöht an, so daß exorbitante Profite erzielt wurden (zb erwarb Astor den Grundstock seines Vermögens im Pelzhandel). [/FONT]




[FONT=Nimbus Sans L, sans-serif]Abschließend noch eine Anmerkung zur Darstellung, ein Sioux habe so-und-so-viele Frauen gekauft und geraubt: Frauen waren bei den Lakota/Dakota/Nakoda keine Handelsware. Daß bei Gelegenheiten wie zb Heiraten der *Austausch* von Geschenken als soziale Verpflichtung etabliert war, bedeutet nicht, daß Eigentum an Personen erworben werden konnte; diese Vorstellung gab es bei den indianischen Ethnien nicht. Und Personen, die auf Kriegszügen gefangen wurden, stand es frei, sich zu integrieren und somit auch, Ehen einzugehen. Wo sich dies nicht ergab oder nicht erwünscht war, konnten gefangene Personen auch mit Geschenken versehen zu ihrem Volk zurückgebracht werden.[/FONT]
 
Liebe @Ingeborg, das ist ja alles unbestritten. Tatsache ist aber auch dass die Büffelherden schon von den Indianern übernutzt wurden. Die Plainskultur war relativ neu. Den endgültigen Beweis nahmen ihnen allerdings die weißen Jäger ab.
 
Liebe @Ingeborg, das ist ja alles unbestritten. Tatsache ist aber auch dass die Büffelherden schon von den Indianern übernutzt wurden. Die Plainskultur war relativ neu. Den endgültigen Beweis nahmen ihnen allerdings die weißen Jäger ab.

Du bist ja vom Fach, @BB. Was mich interessieren würde, ist ob es Schätzungen der Bisonpopulation für den Verlauf des 19. Jahrhunderts gibt. Handelte es sich um eine Überbenutzung durch zu starke Bejagung durch die Great Plains Kulturen oder um einen exzessiven Raubbau, der auch ohne die Iniative der Weißen die Bisons an den Rand der Ausrottung geführt hätte?
 
Offenbar beteiligten sich auch indigene Jäger an der kommerziellen Ausrottung.
Irgendwie musste ja ein Winnetou seine Silberbüchse, die bunten Glasperlen und anderen Nippes finanzieren. Um Gewehre, Kochtöpfe und andere neue Konsumgüter und Werkzeuge zu erwerben, mussten die Indianer nun einmal handeln. Felle waren offenbar fast das Einzige, was ihnen die weißen Händler abkaufen wollten.
Also waren es in jedem Fall die Weißen, ob nun aktiv oder passiv ist letztlich zweitrangig. Im Gegenteil, weil die Indianer selbst den Bedarf nicht decken konnten und sich der Handel auch für die Weißen rentierte, sie vielmehr den Indianern nicht den Gewinn überlassen wollten, zogen sie selber los, wie in Kanada und Nordamerika die Trapper. Nur hatten es die Büffeljäger einfacher in kürzester Zeit ganze Herden auszurotten als die Fallensteller, die sich wegen Kleinfelltieren auf die Lauer legen mussten.
 
Nachtrag: Von welchem Bison sprechen wir hier genau?
Denn laut Yellowstone-Nationalpark bemühte man sich noch 2000 Bisons und Rinder zu trennen, da Bisons wohl an Rinder Brucellose übertrugen. Vormals waren Bisons jedoch durch rinder damit in Kontakt gekommen. Zur Erklärung: Im Yellowstone wurden Rinder zur Verköstigung der Touristen gehalten und gezüchtet.
 
Allerdings sind genaue Zahlen für die historische Büffelpopulation nicht vorhanden – es handelt sich bei den verfügbaren Zahlen um Schätzungen. Ebenfalls ist zu beachten, daß die neu ausgebildeten Plainskulturen zunächst weitgehend keinen Kontakt zu Weißen hatten, so daß die von diesen Ethnien jährlich erbeuteten Büffel unbekannt ist und Zahlen nur für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts vorliegen.


Weiter gibt es unterschiedliche Auffassungen über die ursprünglich vorhandene Büffelpopulation. Charles C. Mann gibt zb wieder, daß die Indianer durch Bewirtschaftung (zb Grasfeuer) ein den Büffeln entgegenkommendes Habitat schufen und durch Bejagung die Zahl der Büffel regulierten. Erst nachdem dies unterblieb, da Epidemien die indianischen Ethnien drastisch reduziert hatten, konnten sich die Büffel ungehindert vermehren, wodurch eine 60 bis 100 Millionen starke Population entstand (siehe zb American Bison - Wikipedia, the free encyclopedia ).


Im Wikipedia-Artikel wird zwar erwähnt, daß zb die Nemene (Comanche) den Bestand offenbar mindestens teilweise überjagten; die genannte Zahl für die 1830er Jahre für die Nemene und ihre Verbündeten liegt jedoch bei nur 280.000 Tieren pro *Jahr*. Dies steht in keinem Vergleich zu der Zahl der von Weißen erlegten Büffel.


Der Wiki-Artikel besagt weiter: „Die US-Armee befürwortete und unterstützte das großflächige Abschlachten der Büffelherden. Die US-Regierung förderte die Büffeljagd aus mehreren Gründen, um Ranchern zu ermöglichen, ihr Vieh dort ohne die Konkurrenz anderer Rinder (bovines) zu weiden, und hauptsächlich, um die nordamerikanischen Indianer zu schwächen und auf Reservationen zu zwingen, indem ihnen ihre Hauptnahrungsquelle genommen wurde. Ohne die Büffel waren die indigenen Völker auf den Plains gezwungen, das Land zu verlassen oder zu verhungern.


Die Eisenbahnindustrie wollte die Büffelherden ebenfalls reduziert oder ausgerottet sehen. Die Herden konnten, wenn sie sich auf den Gleisen befanden, die Lokomotiven beschädigen, wenn die Züge nicht rechtzeitig bremsen konnten. Die Herden suchten auch häufig Schutz vor winterlichem Wetter bei den künstlich angelegten Bahndämmen. Büffelherden konnten daher einen Zug für Tage aufhalten.


Der hauptgrund für die Beinahe-Ausrottung der Büffel war, ebenso wie im Fall der Wandertaube, die kommerzielle Jagd.“


Der Wikipedia-Artikel erwähnt außerdem, daß im Jahrzehnt ab 1873 mehrere Hundert, vermutlich über Tausend Büffeljägerteams auf den Plains tätig waren und die Zahl der von Indianern oder einzelnen Jägern erlegten Tiere weit übertrafen; es gebe jedoch keine Statistiken darüber, wieviele Tiere sie töteten. Abhängig von der Jahreszeit wurden durch diese Jägerteams zwischen 2.000 und 100.000 Tiere *pro Tag*! geschossen. Eine gute Büffelhaut erbrachte in Dodge City einen Preis von 3 Dollar; eine sehr gute mit dichtem Winterfell konnte bis zu 50 Dollar bringen (der Tageslohn eines Arbeiters lag zu der Zeit bei unter einem Dollar).




Allein der Vergleich der genannten Zahlen von 280.000 Tiere pro *Jahr* für mehrere indianische Ethnien einerseits und bis zu 100.000 Tiere in der Hauptsaison *täglich* verdeutlicht, daß es nicht als neutrale Position angesehen werden kann, wenn den Indianern eine Mitschuld an der Ausrottung der Büffel zugewiesen wird. Ganz offenbar war die Hege und Bewirtschaftung der Büffelherden immerhin über Tausende von Jahren erfolgreich; die traditionelle Wirtschaftsweise hat den Bestand also nicht gefährdet. Ähnlich wie im Fall der Biber an der Ostküste setzt das extensivere Bejagen durch die indianischen Ethnien aufgrund von Faktoren ein, die auf die Intervention der weißen Siedler zurückgehen. Auch dieser Umstand fällt in der Argumentation a la „Die Indianer haben aber auch“ (und vermutlich mit Grund) hinten runter.
 
Nachtrag: Von welchem Bison sprechen wir hier genau?
Denn laut Yellowstone-Nationalpark bemühte man sich noch 2000 Bisons und Rinder zu trennen, da Bisons wohl an Rinder Brucellose übertrugen. Vormals waren Bisons jedoch durch rinder damit in Kontakt gekommen. Zur Erklärung: Im Yellowstone wurden Rinder zur Verköstigung der Touristen gehalten und gezüchtet.

Ein wenig Leseverständnis kann helfen. Von welchem Bison die Rede ist, sollte klar sein, da es Hybride zwischen Büffel und Hausrind nicht gibt.

Die paar Rinder, die "im Yellowstone" für irgendwelche Touristen gehalten werden sollen, bieten auch keinen Anlaß, die Populationen zu trennen oder trennen zu müssen. Vielmehr geht es darum, daß in harten, langen Wintern die Büffel aus dem Nationalpark Yellowstone in umliegende Gebiete abwandern, wenn sie im Park nicht mehr genug Futter finden. Dadurch wandern sie aber in Gebiete, in denen Viehranches betrieben werden. Das Argument mit der Brucellose wird von Ranchern immer wieder vorgebracht, um den Abschuß solcher abgewanderter Büffel zu rechtfertigen und zu fordern. Wobei offenbar die Rancher generell auf Abschuß von aus dem Park 'ausgebrochenen' Büffeln drängen und andere Methoden wie etwa Versuche, die Büffel in den Park zurückzubewegen, nicht präferieren.
 
Auch dieser Umstand fällt in der Argumentation a la „Die Indianer haben aber auch“ (und vermutlich mit Grund) hinten runter.
So will ich gar nicht verstanden werden. Ohne Pferd und Feuerwaffen (aus weißer Hand) wären die Herden gar nicht nutzbar gewesen. Was ich ausdrücken wollte: Die Plainskulturen, die ja eigentlich erst seit dem 18. Jahrhundert in der bekannten Form existierten, hätten diese intensive Nutzung nicht dauerhaft fortsetzen können. Das erkennt jeder Populationsökologe sofort. So unendlich war die Ressource "Büffel" nämlich nicht.
 
So will ich gar nicht verstanden werden.

Sorry, das bezog sich nicht auf dich, sondern auf die in den letzten Jahren vermehrt auftretenden Veröffentlichungen in diesem Sinne.

Ohne Pferd und Feuerwaffen (aus weißer Hand) wären die Herden gar nicht nutzbar gewesen.

Einspruch, euer Ehren: sie waren nutzbar, über Jahrtausende, und wurden ja auch genutzt. Wie oben geschildert bejagten die im Kulturareal Prärie lebenden Ethnien in der Sommersaison die Büffel auf den Plains. Hierzu zog die Mehrheit der Leute mit tipis und Travois auf die Plains, während in den Dörfern nur wenige Menschen zurückblieben. Die erbeuteten Tiere wurden vor Ort weiterverarbeitet, Häute gegerbt, Fleisch gedörrt etc. und bei Rückkehr in die Dörfer zur Erntezeit auf den Travois mit nach Hause transportiert. Die materiellen Kulturgüter waren also lange eingeführt, bevor die Plainskulturen entstanden, die daher auf ein erhebliches technisches Knowhow zurückgreifen konnten.

Lediglich die Jagdmethode änderte sich mit dem Erwerb von Pferden. Der Erwerb von Schußwaffen war auf indianischer Seite gar nicht so ausschlaggebend, da ein geübter Jäger allemal mehr Pfeile pro Minute verschießen konnte als ein damals im Indianerhandel übliches Gewehr selbst in den letzten Jahren, in denen die Plainsethnien frei leben konnten.

Außerdem war die Jagd für den einzelnen Jäger ungleich gefährlicher, da er sich mit dem Pferd nahe an bzw zwischen die Büffel begeben mußte. Dagegen verfügten die weißen Büffeljäger über weitreichende, großkalibrige Gewehre und konnten aus der Entfernung schießen.


Was ich ausdrücken wollte: Die Plainskulturen, die ja eigentlich erst seit dem 18. Jahrhundert in der bekannten Form existierten, hätten diese intensive Nutzung nicht dauerhaft fortsetzen können. Das erkennt jeder Populationsökologe sofort. So unendlich war die Ressource "Büffel" nämlich nicht.

Das bestreite ich nicht. Die oben genannten Zahlen machen aber auch deutlich, daß bei einer rein indianischen Bejagung im Rahmen der Subsistenzwirtschaft und des Tauschhandels mit indianischen Ethnien anderer Kulturausprägung der Zeitpunkt der Ausrottung der Büffelherden noch weit in der Zukunft gelegen hätte.

Daß die indianischen Ethnien seinerzeit die Endlichkeit der Ressource nicht sahen, kann man ihnen auch schlecht zum Vorwurf machen. Auch die weißen US-Amerikaner waren zutiefst erstaunt, daß die unendliche Zahl der Wandertauben plötzlich doch sehr endlich war.
 
, hätten diese intensive Nutzung nicht dauerhaft fortsetzen können.
Tja, aber was wäre dann passiert ? Eine Übernutzung führt nicht automatisch zur Ausrottung.

Die Populationsökologie kann man simulieren : Wator (meine HP).
Wenn zu viele Beutetiere gejagt werden, lässt die Beutepopulation nach. Dadurch erwischen die Jäger allerdings weniger Beute, so dass sie selbst weniger werden (verhungern). Dadurch kann sich die Beutepopulation wieder erholen und der Zyklus beginnt von vorn.

Diese in der Regeltechnik als "Übersteuerung" bezeichnete Mechanismus äußert sich in Schwingungen, hier : sich periodisch auf und ab bewegenden Populationszahlen.

Wir wissen nicht, ob die Indianer bei nachlassender Bisonpopulation ebenfalls (freiwillig oder unfreiwillig) weniger erwischt hätten, wodurch diese sich wieder erholt hätte, oder nicht. Mit moderneren Waffen (i. V. m. mangelnder Einsicht) schafft man es eben leichter, bei sinkenden Beständen trotzdem viele Beutetiere zu erlegen, und dadurch ein Aussterben auszulösen.

Die Behauptung, dass die Indianer die Bisons bis zur Ausrottung bejagt hätten, ist also nichr beweisbar.
 
Für den Erhalt der letzten Bisons waren vor allem einige wenige Farmer verantwortlich, die eine wirtschaftliche Nutzung des Bisons anstrebten. (Ironie der Geschichte: Die meisten heutigen Bisons leben auf Ranges und dienen, quasi halb-wild, als edles Schlachtvieh.) So kamen Rind und Bison endlich zusammen. :inlove:
Schon früh kam die Idee Bison und Hausrind zu kreuzen, um die Vorteile beider Arten zu vereinen. Nur ein Teil der Hybriden aus Bison und Hausrind ist fruchtbar, was die Sache recht verwirrend macht. Die Kreuzung von Bison und Rind nennt sich Beefalo.
Ähnliche Kreuzungsversuche gelangen auch zwischen europäischen Haus und Wisent in Polen. Das Ergebnis ist das sogenannte Zubron.

Dinge, die hätten passieren können, sind natürlich nicht beweisbar.
Man sollte nur beachten, dass die Prärie-Indianer selbst eben auch mal Wisent-Häute für den Export produziert haben und keineswegs frei von wirtschaftlichen Denken waren. Sie waren eben nur weniger erfolgreich.

Was allerdings beweisbar oder widerlegbar sein müsste, ist Klaus' Ausgangsfrage.
Frage : Steckte hinter dieser Ausrottungsaktion ein zentrales politisches Konzept gegen die Indianer, oder ist die durch Gewinnstreben getriebene Jagd "aus Versehen" eskaliert ?
Klar ist bisher nur, dass es nicht aus Versehen passiert ist. Das belegt allein schon General Sheridans Kommentar zur Bisonjagd, der diese ja als Indianerschädigung gutheißt.
Wenn die Ausrottung einer Tierart politisch gewollt wurde, gab es meist Abschussprämien. Das gab es wohl für Wölfe, zeitweise sogar für Indianer. Und was ist mit Bisons?
Vielleicht waren ja der Preise für Häute und Zungen Anreiz genug für die Jäger, was aber politische Absichten der Bison-Jäger keineswegs ausschließt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das berüchtigte Zitat von Sheridan sollte man nicht überbewerten. Ich denke, es steckte kein übergeordneter Wille bei der Ausrottungsaktion. Es war einfach "Raubtierkapitalismus" des weißen Mannes in Reinform mit allen Konsequenzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das berüchtigte Zitat von Sheridan sollte man nicht überbewerten. Ich denke, es steckte kein übergeordneter Wille bei der Ausrottungsaktion. Es war einfach "Raubtierkapitalismus" des weißen Mannes in Reinform mit allen Konsequenzen.

Der "übergeordnete Wille" bestand darin, den Indianern die Lebensgrundlage zu entziehen, um ihren Widerstand gegen die Landnahme zu brechen und sich das Land aneignen zu können. Daher sollte man das Zitat auch nicht unterbewerten zb als isolierte Aussage eines Offiziers. Sheridan gab nur das wieder, was an politischen sowie auch ökonomischen Bestrebungen vorhanden war. Daß sich außerdem ökonomische Verwertungsmöglichkeiten für Teile der Büffel fanden, war sicherlich hilfreich. Jedoch war der Einfluß zb der Eisenbahngesellschaften (und zwar gerade auf die Politik) seinerzeit so ausgeprägt, daß deren Beweggründe, die Büffel weghaben zu wollen, vermutlich gereicht hätte.
 
Das berüchtigte Zitat von Sheridan sollte man nicht überbewerten. Ich denke, es steckte kein übergeordneter Wille bei der Ausrottungsaktion. Es war einfach "Raubtierkapitalismus" des weißen Mannes in Reinform mit allen Konsequenzen.
Ich dachte immer, Sheridan und andere, hätten die extreme Vehemenz, welche den US-Bürgerkrieg auszeichnete einfach in den Konflikt mit den Indianern übertragen.
 
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