Gladiatoren auf dem Schlachtfeld

Spazpresser

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Gab es/ gibt es Belege fuer einen geschlossen Einsatz von Glatiatoren an Roms Seite als Soeldner ???(Gemeint is nicht Spartakus) ?
 
Gab es/ gibt es Belege fuer einen geschlossen Einsatz von Glatiatoren an Roms Seite als Soeldner ???(Gemeint is nicht Spartakus) ?

Wenn ich mich recht entsinne, erwähnt die als Quelle recht fragwürdige Historia Augusta, dass Marc Aurel in den Marcomannenkriegen Gladiatoren eingesetzt habe.
 
Ja, aber meistens als "letztes Aufgebot" - im Bürgerkrieg des Vierkaiserjahres wurden für die Armeen des Otho und des Vitellius Gladiatoren eingezogen. Es ist aber nicht bekannt, ob sie in ihrer "Show-Aufmachung" kämpften oder ob sie (wahrscheinlicher) mit regulärer Bewaffnung antraten.
Durch die ganze Geschichte Roms sind Gladiatoren nie als Elitetruppen gehandelt worden; sie sind infamis, Außenseiter der Gesellschaft, und sie in eine Kampftruppe eingegliedert zu sehen ist ein Topos römischer Schriftsteller, wenn er die Heruntergekommenheit eines Kommandeurs darstellen will.
 
Gelegentlich sollen die lanistae, also die Gladiatorenausbilder, geholfen haben, Rekruten fürs Heer auszubilden.
War natürlich nicht üblich, aber zB für 105 v.C. belegt, als die Konsuln Rufus und Manlius schleunigst ein Heer zusammenstellen mussten, um für Angriffe aus dem Norden gewappnet zu sein.

Ist aber vielleicht nur ne Randnotiz.
 
In den Auseinandersetzungen zwischen Vitellius und Otho wurden auch Gladiatoren eingesetzt. Tacitus schreibt dazu: "Nun lag in der Mitte des Flusses eine Insel, an die sich die Gladiatoren immer wieder in Schiffen mühsam heranarbeiteten, während die Germanen (hier die Bataver) schwimmend vor ihnen hinüberglitten. Als gerade einmal eine größere Zahl drüben war, ließ Macer Liburnerschiffe bemannen und griff sie mit den entschlossensten Gladiatoren an. Aber Gladiatoren zeigen im Kampf nicht die gleiche Standhaftigkeit wie Soldaten, auch konnten sie, hin und her schwankend, von den Schiffen aus nicht ebenso wie bei festem Stand vom Ufer her ihre Hiebe austeilen." ..."Varus Alfenus mit seinen Batavern, die eben den Haufen der Gladiatoren geschlagen hatten..." Historien, 2.Buch 35,44
 
Ja, aber meistens als "letztes Aufgebot" - im Bürgerkrieg des Vierkaiserjahres wurden für die Armeen des Otho und des Vitellius Gladiatoren eingezogen. Es ist aber nicht bekannt, ob sie in ihrer "Show-Aufmachung" kämpften oder ob sie (wahrscheinlicher) mit regulärer Bewaffnung antraten.
Durch die ganze Geschichte Roms sind Gladiatoren nie als Elitetruppen gehandelt worden; sie sind infamis, Außenseiter der Gesellschaft, und sie in eine Kampftruppe eingegliedert zu sehen ist ein Topos römischer Schriftsteller, wenn er die Heruntergekommenheit eines Kommandeurs darstellen will.

Viele römische Kaiser waren Fans bestimmter Gladiatorengattungen. So waren Caligula und Titus Anhänger der Thraker (thraces), während Domitian auf die murmillones, deren Hauptgegner stand. caligula ließ den Sohn eines Primipilaren als murmillo gegen einen Thraker und dann gegen einen Hoplomachus antreten, während Domitian einen Zuschauer hinrichten ließ, der thraex sei zwar dem murmillo, nicht aber dem Veranstalter der Spiele gewachsen. Commodus dagegen war Anhänger und primus palus der secutores und bildete sich viel darauf ein, dass er Linkshänder (scaeva) kämpfte. Auch Hadrian und Titus betrieben Gladiaturfechten als Sport, traten aber nicht öffentlich auf.

Von Caligula berichtet Sueton, dass er thraces in die Garde aufnahm, was allerdings auch das negativen Bild des Caligula abrundet.
 
Hallo Scorpio,

sehr gut, dass Du die Stelle zu Domitian und der Hinrichtung des Zuschauers erwähnst. Da heißt es ja in der Übersetzung zu Sueton:
"Einen einfachen Mann, der im Circus gesagt hatte, ein Thrakischen Kämpfer sei zwar einem Murmillo gewachsen, nicht aber dem Veranstalter der Spiele, ließ er von seinem Platz holen und in der Arena den Hunden vorwerfen, wobei ein Zettel um seinen Nacken hing: >> Ein Anhänger der Thraker, der ohne gebührenden Respekt von seiner Majestät gesprochen hat<<".
Diese Stelle verstehe ich irgendwie nie so richtig. Eigentlich ist das, was dieser arme Wicht von sich gibt Lobhudelei gegenüber dem Kaiser. Ich verstehe nicht, worin hier die Majestätsbeleidigung gelegen haben soll. Liegt sie darin, dass der Kaiser überhaupt in einen Vergleich mit Gladiatoren gesetzt wurde oder worin sonst? Die Tatsache, dass Domitian, wie Du schon sagtest Murmillo-Fan war und der andere seinen favorisierten Thraker-Kämpfer hochleben ließ, könnte ich mir zwar als "Beleidigung" Domitians denken, wenn nur gesagt würde, daß ein Thraker stärker sei als ein Murmillo; aber es kann doch nicht zu einer Majestätsbeleidigung ausarten, wenn der Kaiser der stärkste von allen sein soll.
Das ist mir irgendwie nicht ganz klar:confused:. Kann mir das mal jemand auseinanderlegen?

Schon jetzt lieben Dank.:winke:
 
Ich glaube, bei dieser Stelle geht es v.a. darum, dass Sueton die paranoide Grausamkeit und den Irrsinn Domitians darstellen möchte.
 
Sehr unwahrscheinlich, dass Sklaven den nötigen guten Willen für eine Schlacht mitbringen, die wären doch sofort in den rückwärtigen Raum vorgestoßen. Es sei denn sie würden gut bezahlt werden (u.A. mit der Freiheit nach dem Feldzug).

Davon abgesehen, Söldner gab es genug und diese sind weitaus zuverlässiger als Sklaven.

Das kann ich mir also nur vorstellen in Zeiten der größten Not im 2. Punischen Krieg, wo ohnehin zum Wiederaufbau alles genommen wurde was ein Schwert halten kann.
 
Regeln un Paarungen der Gladiatur

...Diese Stelle verstehe ich irgendwie nie so richtig. Eigentlich ist das, was dieser arme Wicht von sich gibt Lobhudelei gegenüber dem Kaiser. Ich verstehe nicht, worin hier die Majestätsbeleidigung gelegen haben soll.....

Ich bin mir gerade nicht sicher und habe auch nichts greifbar um nachzusehen... Aber wenn ich den Vorfall richtig aus der Erinnerung einordne, kritisiert die Aussage des Unglücklichen die Eingriffe des Kaisers ins Reglement der Gladiatorenkämpfe. Es war nämlich keinesfalls so, dass dort jeder seine Ausrüstung in die Hand bekam und man dann 'ja sehen würde, wer überlebt', sondern man kämpfte nach Regeln und es gibt Bildnisse von Kämpfen, bei denen hinter jedem Gladiator im Zweikampf ein "Schiedsrichter" in Weiß mit einem 'Stab' in der Hand stand, der bei "Regelverstößen" durchaus in den Kampf eingriff!
Die "Paarungen" der Gladiatorenkämpfe waren selten gleichartig: Sprich ein Thraker kämpfte nicht gegen einen Gleichgerüsteten. Die prinzipiellen Unterschiede der Bewaffnung (ein Thraker oder erst Recht ein Murmillo waren schwerbewaffnete Schwertkämpfer), wurden durch entsprechende Regeln so angepasst, dass eine gewisse Chancengleichheit entstand, damit der Kampf interessant wurde!

Gerade der klassische Gegner eines schwer gepanzerten Schwertkämpfers (meist ein Secutor) war der Retarius, ein fast ungepanzerter, aber sehr beweglicher Kämpfer mit Dreizack. Wurfnetz und einen Dolch oder Kurzschwert. Um die Vorteile der Körperpanzerung auszugleichen, hatte der Helm des Secutors nur einen sehr einengenden Sichtkreis. Die große Chance des Retarius war also seine Beweglichkeit, die ihm über Netzwurf und die größere Reichweite des Dreizacks eine faire Siegchance einräumen sollte...
Fühlte sich ein Kaiser besonders zu einer "Waffengattung" der Gladiatoren hingezogen, konnte er versucht sein, diese Balance zu verändern. Im Beispiel mit dem Netzkämpfer etwa die Länge des Dreizacks zu erweitern, als Zweitwaffe statt eines Dolches ein längeres Schwert zuzugeben, oder den Sichtkreis des Helmes seines Gegners noch weiter einzuengen... und dergleichen mehr.
Ich unterstelle im Falle des Domitian mal die Möglichkeit, dass von ihm veranlasste "Regeländerungen" zugunsten der Murmillo - oder zuungunsten des Thrakers, den Bürger zu seinem Ausspruch provoziert haben könnten?
In diesem Fall ist aus Suetons Bericht ebenfalls eine übertriebene Grausamkeit und verletzter Tyrannenstolz lesbar.
 
Zunächst Dank für die Antworten.

Wenn ich Dich richtig verstehe, dann könnte im Ausspruch dieses Mannes so etwas wie verdeckte Herrscherkritik gesteckt haben? - Das klingt interessant und würde sich dann auch erklären lassen, warum der Murmillio schwächer als der Thraker, aber dieser dem Kaiser unterlegen ist, weil der aufgrund seiner Macht in die Fairness des Spieles eingegriffen hatte. Der Kaiser war durchschaut bzw. mußte sich öffentlich als "erwischt" kritisiert fühlen und einen Unfehlbaren zu kritisieren... Aja, klingt zumindest jetzt schon mal ganz logisch. Es ist auch nicht ganz von der Hand zu weisen, weil man ja auch für die Hofdichter Martial, Statius & Co bisweilen schon untersucht und festgestellt hatte, dass diese in ihren Werken versteckte oder sanft verpackte Kritik am Herrscher anbrachten.
Der arme Tropf wäre dann ein Beispiel dafür gewesen, wie es laufen konnte, wenn es der Kaiser durchschaut hatte und ihm nicht gefallen wollte.
Das scheint interessant und eigentlich auch irgendwie plausibel.
Einzig darin sähe ich noch ein Hindernis, dass Sueton weder in diesem Zusammenhang, und auch in keinem mir weiteren bekannten Fall dieser Art, erwähnt hätte, dass der Kaiser hier ins Reglement eingegriffen haben soll. Im Gegenteil, Domitian war eigentlich dafür berüchtigt, es mit den Regeln oft viel zu genau zu nehmen. Ich denke mir nur, dass man es im Fall eines Verstoßes nach seinem Tod dann doch eher breitgetreten hätte.

Also war der Hintergrund für Domitians Verhalten entweder einer, der auch Sueton verdeckt blieb, so dass er nur die ungeheuerliche Reaktion Domitians schilderte, also quasi das Symptom oder er war den Zeitgenossen so einleuchtend, dass darüber nicht mehr extra gesprochen wurde oder aber er war von der Art, dass Domitian hier besser weggekommen wäre, wenn man ihn erwähnt hätte. Den mittleren Fall halte ich hier für weniger überzeugend. Die erste Möglichkeit hingegen könnte auf den von Dir angesprochenen Fall eines verdeckten Regelverstoßes hindeuten für den der Kaiser öffentlich angegangen worden war, was natürlich nicht anders als tödlich enden konnte und der letze Fall könnte die gleiche Variante bedeuten, allerdings mit der Abwandlung, dass Domitian hier ein Regelverstoß unterschoben wurde, was der Kaiser nicht auf sich sitzen ließ und es auch nicht darauf beruhen lassen konnte, was man aber später im Fall der Damnatio Memoriae tunlichst zu erwähnen vermieden hatte.

Jedenfalls könnte ich mir durch Deine Anregung durchaus vorstellen, dass hinter dieser Szenerie noch etwas mehr gestanden haben könnte, das uns heute nicht mehr erschließbar ist.

Dennoch gefällt mir die Idee schon sehr gut. Danke für den Hinweis.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Scorpio,

sehr gut, dass Du die Stelle zu Domitian und der Hinrichtung des Zuschauers erwähnst. Da heißt es ja in der Übersetzung zu Sueton:
"Einen einfachen Mann, der im Circus gesagt hatte, ein Thrakischen Kämpfer sei zwar einem Murmillo gewachsen, nicht aber dem Veranstalter der Spiele, ließ er von seinem Platz holen und in der Arena den Hunden vorwerfen, wobei ein Zettel um seinen Nacken hing: >> Ein Anhänger der Thraker, der ohne gebührenden Respekt von seiner Majestät gesprochen hat<<".
Diese Stelle verstehe ich irgendwie nie so richtig. Eigentlich ist das, was dieser arme Wicht von sich gibt Lobhudelei gegenüber dem Kaiser. Ich verstehe nicht, worin hier die Majestätsbeleidigung gelegen haben soll. Liegt sie darin, dass der Kaiser überhaupt in einen Vergleich mit Gladiatoren gesetzt wurde oder worin sonst? Die Tatsache, dass Domitian, wie Du schon sagtest Murmillo-Fan war und der andere seinen favorisierten Thraker-Kämpfer hochleben ließ, könnte ich mir zwar als "Beleidigung" Domitians denken, wenn nur gesagt würde, daß ein Thraker stärker sei als ein Murmillo; aber es kann doch nicht zu einer Majestätsbeleidigung ausarten, wenn der Kaiser der stärkste von allen sein soll.
Das ist mir irgendwie nicht ganz klar:confused:. Kann mir das mal jemand auseinanderlegen?

Schon jetzt lieben Dank.:winke:


Die Majestätsbeleidigung lag darin, dass sich der Zuschauer erdreistete, dem Kaiser als Veranstalter der Spiele Schiebung zu unterstellen. Der Thraker sei wohl dem murmillo ebenbürtig, bei der Favorisierung des Kaisers könnte er aber trotzdem nicht auf den Sieg rechnen, weil Domitian schon irgendwie dafür sorgen würde, dass sein Favorit gewinnt.

Bei Sueton steht diese Episode sozusagen auch als Kontrast zum Bruder des Kaisers Titus, der als ein Volkskaiser regierte und sich im Amphitheater als leutselig zeugte, obwohl er aus seiner Vorliebe für die thrkischen Fechter kein Hehl machte.


Gerade im Amphitheater und im Circus bestand ja die Möglichkeit, Unmut am Kaiser zu äußern, und die Fähigkeit, bzw der Stil der PR bei so einem öffentlichen auftritt kennzeichnete den Kaiser.
 
Der Frevel des Kaisers

Scorpio;493030Gerade im Amphitheater und im Circus bestand ja die Möglichkeit schrieb:
Genau das ist der Punkt, warum Sueton den Fall wohl wegen seiner Ungeheuerlichkeit erwähnt: Im Circus hatte das römische Volk „sichtbar Anteil“ an der Macht. Die Spielgeber überließen häufig ihr Begnadigungsrecht dem Volk und das gefiel sich in dieser Macht und machte ausgiebig davon Gebrauch! Hier und bei Theateraufführungen konnte das Volk, wenn es dies nicht allzu direkt tat, auch Kritik ungestraft äußern. Das war zwar kein verbrieftes „Recht“, aber ein Gewohnheitsrecht und sinnvoll, da die PR der Kaiser gewisse Freiheiten schon zulassen konnte. Indem der Kritiker hier öffentlich zu Tode kam ist die Handlung des Kaisers besonders bestialisch. Nominal durften ja auch nur römische Bürger als Zuschauer in die Veranstaltung kommen und als römischem Bürger hätte ihm wohl wenigstens ein Majestätsprozess zugestanden, oder? Der Kaiser erscheint hier als ertappter Regelbrecher und als jemand, der Gesetze nach Gutdünken mit Füßen tritt, das sind die Verbrechen, deren er sich schuldig macht. Um seine Manipulation zu verteidigen, scheut er sich nicht vor öffentlichem Mord!
Aus einem einfachen Grund halte ich es für unmöglich, dass Sueton die Hintergründe des Falls nicht recht kannte: Er hätte sie sonst nicht erwähnt oder wie in anderen Fällen vielleicht fragend kommentiert.
 
Genau das ist der Punkt, warum Sueton den Fall wohl wegen seiner Ungeheuerlichkeit erwähnt: Im Circus hatte das römische Volk „sichtbar Anteil“ an der Macht. Die Spielgeber überließen häufig ihr Begnadigungsrecht dem Volk und das gefiel sich in dieser Macht und machte ausgiebig davon Gebrauch! Hier und bei Theateraufführungen konnte das Volk, wenn es dies nicht allzu direkt tat, auch Kritik ungestraft äußern. Das war zwar kein verbrieftes „Recht“, aber ein Gewohnheitsrecht und sinnvoll, da die PR der Kaiser gewisse Freiheiten schon zulassen konnte. Indem der Kritiker hier öffentlich zu Tode kam ist die Handlung des Kaisers besonders bestialisch. Nominal durften ja auch nur römische Bürger als Zuschauer in die Veranstaltung kommen und als römischem Bürger hätte ihm wohl wenigstens ein Majestätsprozess zugestanden, oder? Der Kaiser erscheint hier als ertappter Regelbrecher und als jemand, der Gesetze nach Gutdünken mit Füßen tritt, das sind die Verbrechen, deren er sich schuldig macht. Um seine Manipulation zu verteidigen, scheut er sich nicht vor öffentlichem Mord!
Aus einem einfachen Grund halte ich es für unmöglich, dass Sueton die Hintergründe des Falls nicht recht kannte: Er hätte sie sonst nicht erwähnt oder wie in anderen Fällen vielleicht fragend kommentiert.

Von Caligula ist überliefert, dass er eine protestierende Zuschauermenge mit Stockschlägen traktierte, und aus der Zeit des Commodus überliefert Cassius Dio eine geschichte:

nachdem es Nachschubschwierigkeiten mit Getreide aus Ägypten und der Cyrenaica gab, verbreitete sich das gerücht, das m. aurelius Cleander, ein Freigelassener, der es bis zum Prätorianerpräfekten gebracht hatte, mit Lebensmitteln spekuliere. Nach einem Rennen sprangen Kinder in die arena, loben den Kaiser aber beschimpften Cleander, so dass der Volkszorn überkochte und es zu Unruhen kam, die Commodus so erschreckten, dass er Cleander fallenließ, der ermordet wurde und dessen Leichnam dem Mob überlassen wurde.
 
Durch die interessanten Beiträge hier zum Sueton-Lesen verführt, schweife ich noch ein bisschen vom Thema ab.;)

Man muss Sueton zugute halten, dass er auch die positiven Seiten der Herrschaft Domitians erwähnt, also kein einseitig negatives Bild von ihm zeichnet. Auf diese Ereignisse im Amphitheater geht auch Plinius der Jüngere im Panegyricus (33) ein, als er geradezu erleichtert schreibt, dass die Zuschauer im Circus nun endlich unbesorgt ihre Gunst äußern können.
Das spricht dafür, dass Sueton hier nichts überbewertet oder gar erfunden hat.
Scorpio hat ja auch interessante Beispiele angeführt. Es wäre eine spannende Aufgabe, sich verschiedene Kaiserbiografien hinsichtlich des öffentlichen Auftretens der Herrscher bei den Spielen durchzulesen. (Hätte ich ein paar Extra-Urlaubstage und keine Verwendung dafür, würde ich das gern tun! :)) So habe ich mich auf Augustus und Domitian beschränkt.
Es ist interessant, zu lesen, wie Augustus bei seinen öffentlichen Maßnahmen um Ausgewogenheit bemüht war; aus seiner Biografie geht hervor, was für ein außergewöhnlich kluger, besonnener Politiker und Monarch er war; es wird deutlich, wie sehr seine Regierungszeit das Idealbild des Princeps prägte - und als moderner Leser spürt man auch, wie hoch seitdem die Messlatte lag.

Als moderne Leserin interpretiere ich die Szene im Amphitheater so, dass Domitian - vermutlich aus einem Mangel an persönlicher Souveränität - nicht in der Lage war, so zu reagieren, wie das von einem "guten" Kaiser erwartet wurde. Ein souveräner Herrscher musste einen Mittelweg finden: weder durfte er desinteressiert an den Spielen wirken, noch durfte er sich zu sehr hinreißen lassen, gar selbst in der Arena auftreten oder Zuschauer wegen ihrer Parteinahme bestrafen. Meine Vermutung ist, dass Domitian, dem man ja durchaus Ehrgeiz nachsagen kann, im Bestreben, das Richtige zu tun, oft das Falsche tat. Die Ursachen für sein Verhalten kann man, wie Bengtson das in seinem sehr interessanten Buch "Die Flavier" tut, in den Spannungen zwischen Domitian, seinem Vater und seinem Bruder; seiner Kindheit und Jugend suchen, aber das bleibt zwangsläufig spekulativ.
 
Als moderne Leserin interpretiere ich die Szene im Amphitheater so, dass Domitian - vermutlich aus einem Mangel an persönlicher Souveränität - nicht in der Lage war, so zu reagieren, wie das von einem "guten" Kaiser erwartet wurde. Ein souveräner Herrscher musste einen Mittelweg finden: weder durfte er desinteressiert an den Spielen wirken, noch durfte er sich zu sehr hinreißen lassen, gar selbst in der Arena auftreten oder Zuschauer wegen ihrer Parteinahme bestrafen. Meine Vermutung ist, dass Domitian, dem man ja durchaus Ehrgeiz nachsagen kann, im Bestreben, das Richtige zu tun, oft das Falsche tat. Die Ursachen für sein Verhalten kann man, wie Bengtson das in seinem sehr interessanten Buch "Die Flavier" tut, in den Spannungen zwischen Domitian, seinem Vater und seinem Bruder; seiner Kindheit und Jugend suchen, aber das bleibt zwangsläufig spekulativ.
Ich sehe das ebenso. Domitian war von seinem Vater stets nur kritisiert worden und sein Bruder Titus ihm ständig als Vorbild vorgehalten worden. Als Herrscher reagierte er vermutlich deshalb besonders empfindlich auf Kritik und ließ sie als Herrscher auch in keiner Weise mehr zu, was sich auch in seinem Titel" Dominus et Deus"( Herr und Gott) zeigte ,ein Gott hat immer Recht. Vielleicht wollte er sich auch durch sein Verhalten im Amphitheater bewusst von seinem Bruder und Vorgänger abheben. Sein großes Vorbild war ja auch nicht der leutselige Augustus sondern der düstere Tiberius, der ebenso wie er, ein fähiger Administrator war aber auch keinen Draht zur Bevölkerung hatte. Ob Titus wirklich der bessere Kaiser war lässt sich schwer beurteilen, da ihn sein früher Tod die Möglichkeit nahm seinen schlechten Charaktereigenschaften, die ihm ja auch Sueton bescheinigt, freien Lauf zu lassen. Domitians finstere Seite zeigte sich auch erst nach seinen ersten positiven Regierungsjahren.
 
Ob Titus wirklich der bessere Kaiser war lässt sich schwer beurteilen, da ihn sein früher Tod die Möglichkeit nahm seinen schlechten Charaktereigenschaften, die ihm ja auch Sueton bescheinigt, freien Lauf zu lassen. Domitians finstere Seite zeigte sich auch erst nach seinen ersten positiven Regierungsjahren.

Es wurde ja allgemein befürchtet, dass mit Titus ein Tyrann an die Macht kommen würde, und man war überrascht über sein freundliches Auftreten als Kaiser. Ob nun eine Krankheit oder anderes der Grund für die Veränderung seines Wesens war, kann keiner genau sagen.
 
Es wurde ja allgemein befürchtet, dass mit Titus ein Tyrann an die Macht kommen würde, und man war überrascht über sein freundliches Auftreten als Kaiser. Ob nun eine Krankheit oder anderes der Grund für die Veränderung seines Wesens war, kann keiner genau sagen.
In den 26 Monaten seiner Herrschaft hatte Titus mit zwei großen Katastrophen (Brand von Rom, Untergang der kampanischen Städte durch den Vesuvausbruch) zu tun. Hinzu kamen noch die hunderttägigen Einweihungsfeiern vom flavischen Amphitheater. Er hatte nur sehr wenig Zeit zum Tyrannen zu mutieren. Und wie schon gesagt war Domitian in seinen ersten Regierungsjahren auch noch recht beliebt.
 
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