Spazpresser
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Gab es/ gibt es Belege fuer einen geschlossen Einsatz von Glatiatoren an Roms Seite als Soeldner ???(Gemeint is nicht Spartakus) ?
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Gab es/ gibt es Belege fuer einen geschlossen Einsatz von Glatiatoren an Roms Seite als Soeldner ???(Gemeint is nicht Spartakus) ?
Ja, aber meistens als "letztes Aufgebot" - im Bürgerkrieg des Vierkaiserjahres wurden für die Armeen des Otho und des Vitellius Gladiatoren eingezogen. Es ist aber nicht bekannt, ob sie in ihrer "Show-Aufmachung" kämpften oder ob sie (wahrscheinlicher) mit regulärer Bewaffnung antraten.
Durch die ganze Geschichte Roms sind Gladiatoren nie als Elitetruppen gehandelt worden; sie sind infamis, Außenseiter der Gesellschaft, und sie in eine Kampftruppe eingegliedert zu sehen ist ein Topos römischer Schriftsteller, wenn er die Heruntergekommenheit eines Kommandeurs darstellen will.
...Diese Stelle verstehe ich irgendwie nie so richtig. Eigentlich ist das, was dieser arme Wicht von sich gibt Lobhudelei gegenüber dem Kaiser. Ich verstehe nicht, worin hier die Majestätsbeleidigung gelegen haben soll.....
Hallo Scorpio,
sehr gut, dass Du die Stelle zu Domitian und der Hinrichtung des Zuschauers erwähnst. Da heißt es ja in der Übersetzung zu Sueton:
"Einen einfachen Mann, der im Circus gesagt hatte, ein Thrakischen Kämpfer sei zwar einem Murmillo gewachsen, nicht aber dem Veranstalter der Spiele, ließ er von seinem Platz holen und in der Arena den Hunden vorwerfen, wobei ein Zettel um seinen Nacken hing: >> Ein Anhänger der Thraker, der ohne gebührenden Respekt von seiner Majestät gesprochen hat<<".
Diese Stelle verstehe ich irgendwie nie so richtig. Eigentlich ist das, was dieser arme Wicht von sich gibt Lobhudelei gegenüber dem Kaiser. Ich verstehe nicht, worin hier die Majestätsbeleidigung gelegen haben soll. Liegt sie darin, dass der Kaiser überhaupt in einen Vergleich mit Gladiatoren gesetzt wurde oder worin sonst? Die Tatsache, dass Domitian, wie Du schon sagtest Murmillo-Fan war und der andere seinen favorisierten Thraker-Kämpfer hochleben ließ, könnte ich mir zwar als "Beleidigung" Domitians denken, wenn nur gesagt würde, daß ein Thraker stärker sei als ein Murmillo; aber es kann doch nicht zu einer Majestätsbeleidigung ausarten, wenn der Kaiser der stärkste von allen sein soll.
Das ist mir irgendwie nicht ganz klar. Kann mir das mal jemand auseinanderlegen?
Schon jetzt lieben Dank.:winke:
Scorpio;493030Gerade im Amphitheater und im Circus bestand ja die Möglichkeit schrieb:Genau das ist der Punkt, warum Sueton den Fall wohl wegen seiner Ungeheuerlichkeit erwähnt: Im Circus hatte das römische Volk „sichtbar Anteil“ an der Macht. Die Spielgeber überließen häufig ihr Begnadigungsrecht dem Volk und das gefiel sich in dieser Macht und machte ausgiebig davon Gebrauch! Hier und bei Theateraufführungen konnte das Volk, wenn es dies nicht allzu direkt tat, auch Kritik ungestraft äußern. Das war zwar kein verbrieftes „Recht“, aber ein Gewohnheitsrecht und sinnvoll, da die PR der Kaiser gewisse Freiheiten schon zulassen konnte. Indem der Kritiker hier öffentlich zu Tode kam ist die Handlung des Kaisers besonders bestialisch. Nominal durften ja auch nur römische Bürger als Zuschauer in die Veranstaltung kommen und als römischem Bürger hätte ihm wohl wenigstens ein Majestätsprozess zugestanden, oder? Der Kaiser erscheint hier als ertappter Regelbrecher und als jemand, der Gesetze nach Gutdünken mit Füßen tritt, das sind die Verbrechen, deren er sich schuldig macht. Um seine Manipulation zu verteidigen, scheut er sich nicht vor öffentlichem Mord!
Aus einem einfachen Grund halte ich es für unmöglich, dass Sueton die Hintergründe des Falls nicht recht kannte: Er hätte sie sonst nicht erwähnt oder wie in anderen Fällen vielleicht fragend kommentiert.
Genau das ist der Punkt, warum Sueton den Fall wohl wegen seiner Ungeheuerlichkeit erwähnt: Im Circus hatte das römische Volk „sichtbar Anteil“ an der Macht. Die Spielgeber überließen häufig ihr Begnadigungsrecht dem Volk und das gefiel sich in dieser Macht und machte ausgiebig davon Gebrauch! Hier und bei Theateraufführungen konnte das Volk, wenn es dies nicht allzu direkt tat, auch Kritik ungestraft äußern. Das war zwar kein verbrieftes „Recht“, aber ein Gewohnheitsrecht und sinnvoll, da die PR der Kaiser gewisse Freiheiten schon zulassen konnte. Indem der Kritiker hier öffentlich zu Tode kam ist die Handlung des Kaisers besonders bestialisch. Nominal durften ja auch nur römische Bürger als Zuschauer in die Veranstaltung kommen und als römischem Bürger hätte ihm wohl wenigstens ein Majestätsprozess zugestanden, oder? Der Kaiser erscheint hier als ertappter Regelbrecher und als jemand, der Gesetze nach Gutdünken mit Füßen tritt, das sind die Verbrechen, deren er sich schuldig macht. Um seine Manipulation zu verteidigen, scheut er sich nicht vor öffentlichem Mord!
Aus einem einfachen Grund halte ich es für unmöglich, dass Sueton die Hintergründe des Falls nicht recht kannte: Er hätte sie sonst nicht erwähnt oder wie in anderen Fällen vielleicht fragend kommentiert.
Ich sehe das ebenso. Domitian war von seinem Vater stets nur kritisiert worden und sein Bruder Titus ihm ständig als Vorbild vorgehalten worden. Als Herrscher reagierte er vermutlich deshalb besonders empfindlich auf Kritik und ließ sie als Herrscher auch in keiner Weise mehr zu, was sich auch in seinem Titel" Dominus et Deus"( Herr und Gott) zeigte ,ein Gott hat immer Recht. Vielleicht wollte er sich auch durch sein Verhalten im Amphitheater bewusst von seinem Bruder und Vorgänger abheben. Sein großes Vorbild war ja auch nicht der leutselige Augustus sondern der düstere Tiberius, der ebenso wie er, ein fähiger Administrator war aber auch keinen Draht zur Bevölkerung hatte. Ob Titus wirklich der bessere Kaiser war lässt sich schwer beurteilen, da ihn sein früher Tod die Möglichkeit nahm seinen schlechten Charaktereigenschaften, die ihm ja auch Sueton bescheinigt, freien Lauf zu lassen. Domitians finstere Seite zeigte sich auch erst nach seinen ersten positiven Regierungsjahren.Als moderne Leserin interpretiere ich die Szene im Amphitheater so, dass Domitian - vermutlich aus einem Mangel an persönlicher Souveränität - nicht in der Lage war, so zu reagieren, wie das von einem "guten" Kaiser erwartet wurde. Ein souveräner Herrscher musste einen Mittelweg finden: weder durfte er desinteressiert an den Spielen wirken, noch durfte er sich zu sehr hinreißen lassen, gar selbst in der Arena auftreten oder Zuschauer wegen ihrer Parteinahme bestrafen. Meine Vermutung ist, dass Domitian, dem man ja durchaus Ehrgeiz nachsagen kann, im Bestreben, das Richtige zu tun, oft das Falsche tat. Die Ursachen für sein Verhalten kann man, wie Bengtson das in seinem sehr interessanten Buch "Die Flavier" tut, in den Spannungen zwischen Domitian, seinem Vater und seinem Bruder; seiner Kindheit und Jugend suchen, aber das bleibt zwangsläufig spekulativ.
Ob Titus wirklich der bessere Kaiser war lässt sich schwer beurteilen, da ihn sein früher Tod die Möglichkeit nahm seinen schlechten Charaktereigenschaften, die ihm ja auch Sueton bescheinigt, freien Lauf zu lassen. Domitians finstere Seite zeigte sich auch erst nach seinen ersten positiven Regierungsjahren.
In den 26 Monaten seiner Herrschaft hatte Titus mit zwei großen Katastrophen (Brand von Rom, Untergang der kampanischen Städte durch den Vesuvausbruch) zu tun. Hinzu kamen noch die hunderttägigen Einweihungsfeiern vom flavischen Amphitheater. Er hatte nur sehr wenig Zeit zum Tyrannen zu mutieren. Und wie schon gesagt war Domitian in seinen ersten Regierungsjahren auch noch recht beliebt.Es wurde ja allgemein befürchtet, dass mit Titus ein Tyrann an die Macht kommen würde, und man war überrascht über sein freundliches Auftreten als Kaiser. Ob nun eine Krankheit oder anderes der Grund für die Veränderung seines Wesens war, kann keiner genau sagen.
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