Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Fest steht:
Östlich der Ems ist ein römisches Schlachtfeld archäologisch nachgewiesen, auf dem die Erste Legion, die unter Caecina diente, kämpfte. Westlich der Ems ist ein solches unbekannt.

Entschuldigung, aber diese Formulierung ist so sachlich nicht richtig. Es gibt keinerlei Beweis dafür, daß die erste Legion in Kalkriese gekämpft hat.:motz:

Man könnte vieleicht folgendes sagen:
Östlich der Ems ist ein römisches Schlachtfeld archäologisch nachgewiesen, auf dem das Mundblech einer Schwertscheide gefunden wurde, welches eventuell auf die erste Legion hinweist.

Wie dieses Mundblech dorthin gelangte ist nach wie vor unklar.
 
Dort wurde gekämpft, dort hat jemand verloren und dort finden sich ausschließlich Spuren, die römischer Herkunft sind. Wer also sollte dort sonst verloren haben, wenn nicht die Römer?

Das Übermaß an römischen Funden resultiert doch zum Großteil daraus, daß die Römer mehr langsam vergängliche Objekte bei sich führten, sprich Metallgegenstände. Das besagt eben nur, daß die Wahrscheinlichkeit einer römischen Niederlage dort größer ist, aber nicht daß sie unantastbar wäre.

Dann müsste es am Harzhorn ein sehr ähnliches Fundspektrum geben. Gibt es aber nicht. Wie kommt das?

Weil eben dort eine richtige Schlacht stattgefunden hat und weil das die geographischen und geologischen Gegebenheiten zugelassen haben. Besonders stutzig dürfte doch machen, daß trotz eines zweifellos feststehenden Sieges der Römer am Harzhorn, ganze Pfeilsalven im Boden verblieben und nicht aufgesammelt wurden.
Gerade dieser Vergleich (Kalkries - Harzhorn) ist denkbar ungünstig und sprich aus meiner Sicht sogar mehr als alles andere gegen eine Schlacht enormen Ausmaßes bei Kalkriese. Es bleibt momentan eher ein kleiners "Scharmützel" trotz zahlreicher Funde.

Es gibt einen Ausweg aus dem ganzen Dilemma. Mehr Geld in die archäologische Untersuchung stecken, als in die Vermarktung. Dann klappts auch mit den Skeptikern.
 
Wenn in der Varusschlacht, wie u.a. Timpe vermutet Germanen römische Hilfstruppen waren, dann waren auch dort genügend römische Ausrüstungsgegenstände in der Schlacht beteiligt.

Wenn Du schon Timpe heranziehst, dann richtig. Timpe schreibt in seinen Arminius-Studien, daß die Auxilien in Germanien z.Zt. des Varus eine geringe Rolle gespielt haben. Dafür aber um so mehr die festen nationalen Hilfstruppen. Timpe: "Die populares des Arminius wären demnach als eine sicherlich ihrem Habitus nach barbarische, aber als eine ständige und insofern reguläre Einheit anzusehen, die unter Führung eines Praefekten aus Stammesadel in der Regel im Lande selbst stand und einer gewissen römischen Kontrolle unterlag, so, wie es das System dieser Hilfstruppen auch sonst vorsah."
Von einer römischen Ausstattung der germanischen Hilfstruppen kann man daher zu dem Zeitpunkt nicht ausgehen.
Das wurde hier im Forum auch schon von, ich glaube, Tib.Gabinius und Cherusker geschrieben.
 
Zur Ritzinschrift auf dem Mundblech einer Schwertscheide:

Dass der Besitzer dieses Gegenstandes an diesem Ort gekämpft hat, ist dagegen nicht sicher - oder kann man irgendwie ausschließen, dass das Ding auch einfach nur verloren wurde?

Und gleichlautend salvus:
Entschuldigung, aber diese Formulierung ist so sachlich nicht richtig. Es gibt keinerlei Beweis dafür, daß die erste Legion in Kalkriese gekämpft hat.:motz:

Es würde mich interessieren, ob diese Einwände auch auftreten würden, wenn dieses Objekt eine Kennung der 17.,18. oder 19. Legion tragen würde.
Also ´mal ehrlich:
Wenn eine Münze des Tiberius in Kalkriese auftreten würde, könnte man darüber diskutieren, ob sie einem Legionär während der Bestattungsaktion aus der Tasche gefallen sein könnte.
Das Mundblech einer Schwertscheide verliert man dagegen nicht zufällig. Es deutet schon sehr auf Gewalteinwirkung, also Kampfhandlungen, hin.
 
Das Mundblech einer Schwertscheide verliert man dagegen nicht zufällig. Es deutet schon sehr auf Gewalteinwirkung, also Kampfhandlungen, hin.

Zustimmung!:winke:

Daher akzeptiere ich auch das Argument mit der Bestattungsaktion, bzw. mit dem Verlust des Mundblechs während dieser nicht!

Allerdings gibt es diverse andere und zwar durchaus plausible Möglichkeiten, wie das Mundblech dorthin gelangen konnte.

Diese sind in diesem Thread bereits ausführlich diskutiert worden.

Ich selbst bin mittlerweile ein Skeptiker der Kalkriese/Varus These. Schließe diese allerdings nicht aus. Und ich bleibe dabei: Dieses Mundblech eignet sich nicht dazu die Kalkriese/Varus These zu widerlegen.

Zu Deinen anderen Ausführungen:
Ich halte mich schon an Fakten. Funde wie z.B. eine Tiberius Münze o.ä. liegen in Kalkriese nunmal nicht vor. Sollten solche irgendwann auftauchen, so wird man den Fundort natürlich neu bewerten müssen...

Noch ganz kurz:
Würde ein solches Objekt die Kennung der 17., 18. oder 19. Legion tragen, dann wäre dies sicherlich etwas anderes. Denn diese Legionen könnten bei den Germanicus Feldzügen sicherlich nicht dabeigewesen sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es würde mich interessieren, ob diese Einwände auch auftreten würden, wenn dieses Objekt eine Kennung der 17.,18. oder 19. Legion tragen würde.
Ich kenne das Ding nicht aus der Anschauung, sondern weiß nur, was hier dazu geschrieben wird. Und daraus geht erst einmal hervor, dass die Lesung anscheinend nicht so eindeutig ist, wie immer wieder geschrieben.

Wenn ein Objekt unsicherer Lesart für die Varuslegionen auftauchen würden, würden die Einwände also genauso gelten. Es wäre auch dann eine Möglichkeit, aber sicher keine Gewissheit.

Eine Tiberius-Münze wäre natürlich interessante Sache, würde aber nichts entscheiden, weil die Gegner dann sagen, klar, bei pontes longi verloren, die Befürworter sagen, klar, bei der Bestattungsaktion verloren.

Was die Forschung weiterbringen könnte sind Funde von Münzen, die eine Unterscheidung der Münzhorizonte von 9 und 15 n. Chr. erlauben würden.

Und da gibts einen von mir schon mal verlinkten Aufsatz, wo genau das behauptet wurde, dass die beiden Horizonte mittlerweile besser zu unterscheiden sind als bislang - und dass das die Varusthese erhärten würde. Ob das so ist, kann ich nicht beurteilen.

Zu Timpe: War aus der Erinnerung geschrieben, danke für die Präzisierung.
 
Was die Forschung weiterbringen könnte sind Funde von Münzen, die eine Unterscheidung der Münzhorizonte von 9 und 15 n. Chr. erlauben würden.

Ooops, da habe ich etwas verpasst.
Ich habe neulich irgendwo gelesen, das es linksrheinisch so eine Art Germanicus-Horizont geben soll.

Hast Du den angesprochenen Link noch einmal?
 
Wenn ich mir euren Streit so durchlese:
Pontes longi heißt doch lange Brücken, oder?Als stehender Begriff kann keine Pontonbrücke gemeint sein. Und Fundamente bzw Gründungen müssten dann in der Nähe dieses Schlachtfelds zu finden sein
 
Es gibt keinen Grund, jetzt beleidigt zu sein.
Es ist lediglich festhalten, dass eine Aussage, ob Caecina zwingend durch „sichere Gebiete“ zog, nicht aufrechtzuerhalten ist.

Ich bin gar nicht beleidigt (warum auch?). Allein dein Widerspruch überzeugt mich nicht. Ich schrieb auch nicht, das man sich westlich der Ems sicher fühlte, sondern "so sicher", dass man vier Legionen (immerhin gut 20.000 oder mehr Mann) "allein" marschieren lassen konnte. Und doch die Warnung, die pontes longi so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.

Wenn ich mir euren Streit so durchlese:
Pontes longi heißt doch lange Brücken, oder? Als stehender Begriff kann keine Pontonbrücke gemeint sein. Und Fundamente bzw. Gründungen müssten dann in der Nähe dieses Schlachtfelds zu finden sein

Ja, man interpretiert diese langen Brücken i.d.R. als Knüppeldämme. Im Dümmer Moor, etwa zehn km von Kalkriese entfernt, hat man Bohlwege aus der entsprechenden Zeitstellung und ältere gefunden.
 
Ich weiß nicht, wie oft das schon in diesem Thread durchgekaut wurde: Der Wall war gegen die Marschkolonne gerichtet, nicht gegen die Angreifer der Marschkolonne. Dafür sprechen sowohl die Gräben an den Wallenden, als auch der Befund, dass das Vorfeld des Walls abgestochen war, bei Regenwetter die reinste Rutschbahn und die von Salvus erwähnten Durchlässe.

Das finde ich sehr interessant.
Dieser Befund mit dem abgestochenen Vorfeld ist mir neu.
Dienen diese Grassoden nicht in erster Linie zur Stabelisierung eines solchen Walls, da er ansonsten beim nächsten Regenguss sehr schnell aufweicht? Ich könnte mir vorstellen, daß das in erster Linie so gedacht war. Oder hat man da gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen?
 
Dienen diese Grassoden nicht in erster Linie zur Stabilisierung eines solchen Walls, da er ansonsten beim nächsten Regenguss sehr schnell aufweicht?

Vor allem konnte man mit den durch die Wurzeln zusammen gehaltenen Grassoden "mauern".

Ich könnte mir vorstellen, daß das in erster Linie so gedacht war. Oder hat man da gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen?
Wie gesagt, bei feuchtem Boden (hoher Grundwasserspiegel, Regen), wird's ohne Grasnarbe schnell rutschig. Wer schon mal auf dem Festival war, weiß, wovon die Rede ist.
 
Ich wußte immer: Sie war in Lippe!!:winke:

Jetzt ist nur noch die Frage, wie die Kalkrieser an die Funde gekommen sind.:fs:
 
Zweifel am Kalkriese als Ort der Varusschlacht hat man auch in Schieder (Lippe). Die Lippische Landes-Zeitung meldet in ihrer Online-Ausgabe:
Als NRW'ler bin ich natürlich froh, daß wir die Schlacht von Niedersachsen nach NRW verorten!!!

Ganz großartig, ein tolles Beispiel für die Onlinefassung einer Zeitung. Steht doch im Text an einer Stelle "Siehe Kasten", der einzige Kasten aber wirbt für "Singles mit Niveau", "25 Kilo in 6 Monaten" und "Schulfreunde wiederfinden". Whoa!
 
Ganz großartig, ein tolles Beispiel für die Onlinefassung einer Zeitung. Steht doch im Text an einer Stelle "Siehe Kasten", der einzige Kasten aber wirbt für "Singles mit Niveau", "25 Kilo in 6 Monaten" und "Schulfreunde wiederfinden". Whoa!

Auch ansonsten sind die Belege für die Verortungsthese eher zweifelhaft. Geographische Angaben, die passen mögen, und Funde und Befunde, die von den Hobby-Forschern als römisch, aber vom Landesmuseum als mittelalterlich angesehen werden.:confused:

Aber vielleicht wird ja noch was aus der Hypothese. Ich sehe schon den Titel eines zukünftigen Threads vor mir: "Schieder als Ort der Varusschlacht zweifelhaft":cool:
 
Selbstverständlich wurden die gefallenen römischen Legionäre gefleddert (wie Du es ausdrückst). Nur von wem das geschehen ist, war Bestandteil meiner Frage. Wenn die Römer diese Schlacht gewonnen hätten, dann hätten die überlebenden Legionäre genau so ihre gefallenen Kameraden „gefleddert“. Schon allein aus dem Grund, damit die Ausrüstungsteile der Gefallenen nicht in die Hände des Gegners fallen können.

Es ist ziemlich zweifelhaft, dass Römer, die das Schlachtfeld aufgeräumt hätten, die Metalle getrennt hätten, z.B. das Silber von der Reitermaske abgelöst oder die Metalle, sortensortiert, gesammelt hätten.

Wenn nach der Schlacht das Schlachtfeld von den Römern „geräumt“ wurde, dann machen die aufgefundenen Münzhorte einen Sinn. Ich glaube kaum, dass sich ein Legionär die Besitzschaft eines gefallenen Kameraden aneignen durfte, so dass er, wenn er die Geldbörse eines gefallenen Legionärs gefunden hatte, diese erst einmal irgendwo versteckte, um sie später mitzunehmen. Warum das dann nicht geschah, mag in einem für ihn nicht absehbaren Ablauf der nachfolgenden Ereignisse begründet sein.

Nicht gerade logisch: römische Sodaten verstecken nach einer Schlacht im Nirgendwo das Geld ihrer gefallenen Kameraden, um dann, irgendwann, zum Ort zurückzukehren und es wiederzuholen? Und auf so eine Schnappsidee kommen gleich mehrere Legionäre?

Welches Grabungsergebnis legt nahe, dass die zurückgelassenen Leichen Römer waren (eine Frau, drei Leichen ohne Helm)? Deutet das Ergebnis der Ausgrabungen nicht eher darauf hin, dass die Römer dieses Gefecht gewonnen haben? Der Wall wurde offensichtlich von den Römern erstürmt (Ein Maultier hinter dem Wall), jedoch gibt es hinter dem Wall fast keine Kampfspuren, so dass anzunehmen ist, dass diese Stellung von ihren Besetzern nach der Erstürmung aufgegeben wurde.
Nach Aussage der Ausgräber soll der Wall schon innerhalb der Kampfhandlungen teilweise eingestürzt sein. Also hatte dieser Wall an bestimmten Stellen keinerlei abriegelnde Funktion mehr, so dass gerade an diesen Stellen ein Einbruch der Römer Wahrscheinlich ist. Trotzdem gibt es hinter dem Wall keine Kampfspuren. Dieser Umstand deutet darauf hin, dass nach der Erstürmung des Walles die Stellung von den Kämpfern auf dem Wall geräumt wurde.[/FONT]

Auch dies ist nicht logisch und entspricht nicht dem Befund. Pontes longi setzt voraus, der Wall wäre römisch gewesen, was er nachweislich nicht war. Angrivarierwall (abgesehen davon, dass 400 m ein wenig kurz für einen Grenzwall gewesen wären und der Wall nicht in der Nähe zur Weser liegt) würde ein ähnliches Bild wie Kalefeld vermuten lassen: Bolzen im Wall. Ein erfolgreich gestürmter Wall müsste ein Rückzugsgefecht der vorherigen Erbauer des Walls zeigen, also auf der Süd/Hangseite des Walls. Die aber gibt es nicht, wie Maelonn wunderschön ausgeführt hat:

Hinter dem Wall ist nur eine Dolabra gefunden worden. Wäre der Wall gestürmt worden, hätte die erfolgreiche Partei den Kampf über den Wall hinweg weiter getragen und im weiteren Verlauf des Gefechts Spuren hinterlassen. Das völlig Fehlen solcher Spuren südlich des Walls lässt nur einen einzigen Schluss zu: Dort ist nicht gekämpft worden.
Dem ist hinzuzufügen, dass, wenn die Römer hier einen Durchbruch erreicht hätten, es schlichtweg unlogisch wäre, wenn sich keine Kampfspuren südlich des Walls zeigen!

Natürlich haben da Römer gekämpft. Aber in Sachen Leichenbestattung solltest Du Dich noch ein wenig informieren. Tacitus berichtet über die innerrömischen Kriege, die sich ca. fünf Dekaden später zugetragen haben. Dort kämpften die Legionen des Otho gegen die des Vitellius. Tacitus schreibt dazu: "...Leichenhaufen verlegten die Wege, um so größer war das Gemetzel; denn in Bürgerkriegen werden die Gefangenen nicht zur Beute geschlagen. " (2.Buch Historien 44). Aufgrund der Kämpfe vor Bedriacum gab es somit genügend tote Römer. Weiterhin schreibt er: "Gesucht wurde der Leichnam des Legaten Orfidius und dann mit den üblichen Ehren verbrannt. Nur wenige erhielten durch ihre Anverwandten ein Begräbnis, die Masse der übrigen blieb auf dem Erdboden liegen." (45) und dann "...ein abstoßendes und gräßliches Bild: 40Tage nach der Schlacht - zerfetzte Kadaver von Männern und Pferden, getränkt von Blut und Moder die Erde, niedergetrampelte Bäume und Saaten: ein Bild grausiger Verwüstung." (70)

Von Germanicus ist bekannt, daß er die Toten ehrte und Denkstätten errichten ließ. Daher hat er auch den tumulus am Ort der Varusschlacht errichtet. Aber ansonsten hing es bei den Römern auch vom Vermögen und dem Willen der Verwandten ab, ob ein Legionär ein Begräbnis bekam.

Das ist aber auch ein seltsamer Schwenk, zunächst wird beanstandet, dass die Knochengruben in Kalkriese pietätlos gewesen seien, jetzt wird plötzlich behauptet, dass eine Bestattung bei den Römern quasi eine Ausnahmesituation gewesen sei (um deine Aussage mal zu überspitzen).
In Gelduba jedenfalls haben alle Leichen eine Bestattung erhalten, manche eine bessere, andere wurden nur in Gruben gerollt.
Die zitierte Quelle (Tac. Hist. II, 44) lässt sich jedenfalls für deine Schlussfolgerungen nicht wirklich zu Rate ziehen, schließlich geht es um die Flucht der unterlegenen Bürgerkriegsarmee Othos vom Schlachtfeld!
Dass Tacitus explizit erwähnt, dass die Gefallenen auf dem Schlachtfeld liegen blieben (Tac. Hist. II, 45) macht deutlich, dass dies eine Ausnahmesituation war. Wäre das normal gewesen, hätte es nicht extra erwähnt werden müssen, zumal er sehr deutlich klarstellt, was normal gewesen wäre: "requisitum Orfidii legati corpus honore solito crematur; - der aufgefundene Körper des Legaten Orfidius wurde, wie üblich verbrannt".

Die Knochengruben in Kalkriese können auch von Legionären im Jahre 16 n.Chr. errichtet worden sein, die an den pontes longi wiederum vorbeikamen und dort die Kadaver schnell beseitigten. Daher auch die weitgehende erhaltene Hand. Sie kann nicht jahrelang gelegen haben.

Muss man über die Hand immer noch reden? Vor allem ohne einzusehen, dass die Hand ein absoluter Ausnahmebefund ist, der angesichts der Masse der übrigen Knochen einer anderen Erklärung bedarf, als dass die Ligamente noch intakt gewesen wären?!

Es gibt aber erst recht keine Spuren von Römern (siehe Frau, Gefallene ohne Helm, Verscharrung der Menschengebeine mit deutlich erkennbaren Equidenknochen)
Gerade die Frau spricht doch für Varus: Man fühlte sich in Germanien noch sicher, die Stämme galten als unterworfen bzw. verbündet. Auch Unbehelmte sind kein Beleg gegen Römer. Um mir Arbeit zu ersparen, zitiere ich mich selbst:
Da wir über die genaueren Umstände des Todes der betreffenden Individuen nichts wissen, können wir auch keine Angaben darüber machen, warum sie keinen Helm auf hatten. Aber es lassen sich leicht ein paar Hypothesen bilden:
:rechts: es handelte sich um Zivilisten im Tross
:rechts: es handelte sich um schon zuvor verletzte Legionäre, die nun an der Engstelle wieder in die direkten Kampfhandlungen involviert wurden
:rechts: der betroffene Legionär hat seinen Helm verloren
:rechts: der betroffene Legionär war schon entwaffnet, als er erschlagen wurde
:rechts: der betroffene Legionär hatte aus anderen Gründen keinen Helm auf, vielleicht, weil er als Ballistrarius keinen auf hatte. Die Ballistrarii auf der Columna Traiana tragen jedenfalls keine Helme.


Und klar gibts Spuren von Römern. Es sind in Kalkriese doch ausschließlich Funde aus römischer Herkunft gemacht worden.
Es ist doch eher überraschend, dass überhaupt keine germanischen Funde gemacht wurden.

Ein Pferd ist wohl germanischer Herkunft (was aber nicht heißt, dass es nicht vielleicht von einem Römer geritten wurde) und es gibt doch diesen berühmten vereinzelten Reitersporn.

Sind Germanen mit Maultieren in die Schlacht gezogen? Und die Sache mit den Frauenknochen: Warum deutet das Deiner Meinung nach darauf hin, dass es keine Römer waren? Haben die Germanen regelmäßig ihre Frauen in den Kampf geschickt?

Es spricht ja nichts dagegen, dass Germanen Maultiere hatten, aber eigentlich ist das eher unwahrscheinlich, da Esel hierzulande nicht heimisch waren. Und ohne Esel keine Maultiere.

Fest steht:
Östlich der Ems ist ein römisches Schlachtfeld archäologisch nachgewiesen, auf dem die Erste Legion, die unter Caecina diente, kämpfte. Westlich der Ems ist ein solches unbekannt.

Einziger "Beweis" für diese These: Ein unsicheres <P> in einer Besitzerinschrift. So etwas nennt man nicht "feststehend", sondern "wackelnd".

Östlich der Ems ist ein Schlachtfeld nachgewiesen, auf dem sich ein Fundstück findet, dessen Lesung doch nicht ganz gesichert ist und auf die 1. Legion hinweisen könnte. Dass der Besitzer dieses Gegenstandes an diesem Ort gekämpft hat, ist dagegen nicht sicher - oder kann man irgendwie ausschließen, dass das Ding auch einfach nur verloren wurde?

Doch ich glaube schon, dass ziemlich sicher ist, dass das Fundstück nicht einfach so verloren gegangen sein kann, sondern in einem gewaltsamen Akt verloren wurde. Das macht aber die bekannte Lesung weder richtig, noch schließt es aus - angenommen die Lesung wäre richtig -, dass der Letztbesitzer nicht dummerweise ein Teilnehmer an der Varusschlacht war. (Besitzerwechsel, Vexillation).


Es würde mich interessieren, ob diese Einwände auch auftreten würden, wenn dieses Objekt eine Kennung der 17.,18. oder 19. Legion tragen würde.
Müssten sie. Denn auch hier gilt. Besitzerwechsel nicht ausgeschlossen.
 
Ich habe noch ein paar Fragen bezügl. des Walls:

1.
Ist es sicher, daß die Grassoden vor dem Wall entnommen wurden? Wie lässt sich so etwas heute noch feststellen?

2.
Hatten die Germanen (unterstellen wir sie waren hinter dem Wall) irgendwelche "Fernwaffen" um die vorbeiziehenden Römer zu attackieren? Die typische Bewaffnung (frame) war ja eher eine Stich- bzw. Nahkampfwaffe. Hatten die Germanen Bogenschützen?

3.
Abgestochene Grassoden vor dem Wall erschweren den (Wall-) Angreifern ihr Werk. Aber da sind ja auch die Durchlässe. Wenn die Germanen hinter dem Wall auf das Schlachtfeld gestürmt sind, dann befanden sie sich doch auch diese auf rutschigem Grund. Oder?
 
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