Sybil Kraft in Ein Bilderbuch aus dem Königreich Sizilien, S. 223 f.:
"[...] auf fol. 130r [...] Die Beischrift >>Mons Casinus<< am oberen Bildrand ist heute größtenteils weggeschnitten. Am Fuß des Berges finden Kämpfe statt, in die insgesamt sieben Personen verwickelt sind. Zwei davon sind Ritter in voller Rüstung und Bewaffnung. die übrigen tragen kurze Kleider und sind mit Messern und Äxten bewaffnet. Auf Helmen und Schilden der Ritter ist jeweils ein Wildschwein abgebildet [...] ein deutlicher Hinweis auf [...] Diepold von Schweinspeunt, der auf diesem Bild demnach zweimal dargestellt ist. Rechts wird er zu Pferd von drei Bauern angegriffen. Links kämpft er zu Fuß gegen zwei Gegner. Ein Pferd liegt tot am unteren Seitenrand, daneben beißt ein Wildschwein in den langen Hals eines Vogels.
Die Beischrift erzählt, wie Diepolds Pferd auf dem Weg nach San GErmano von drei Bauern erstochen wird und wie Diepold tapfer kämpfend den Ort doch noch erreicht. ("Quando Dipuldus aggrediens Santum Germanum equum suum a tribus rusticis digladiatum ammisit et villam viriliter cepit.")
Wir sehen also zwei Phasen des Kampfes [...] Bemerkenswert scheint mir zudem, dass die Szenen, der Leserichtung entgegengesetzt, von rehcts nach links aufeineanderfolgen. Für das Verständnis des Wildschweins in der unteren Ecke hilft die Beischrift nichts.
Der Text der Particula 35 lobt die Tapferkeit Diepolds und priest seine Erfolge im Allgemeinen: Er erbeutet Viehherden, brennt Burgen nieder und nimmt befestigte Orte ein. Dann wird von zwei einzelnen Heldentaten berichtet. Zuerst vom Kampf mit drei Bauern im Gebiete von Montecassino, Anschließend vom Zusammenstoß mit einem Grafen. Der Künstler übernimmt die beiden Phasen des Kampfes mit den Bauern aus dem Text: >>Hanc ferus invadens Dipuldus ab aggere dextro/Dissipat instantes ut leo magnus oves./Cuius ab agricolis circumdatus, a tribus horum/In triplici cultro digladiatur equus./Stans pedes ense pedes duros detruncat et armos.<< Von der Burg aus gesehen stimmt sogar die Richtung der Angreifenden mit dem Text überein, was eine Erklärung für die ungewöhnliche Richtung der Bilderzählung von rechts nach links bieten würde.
Die Auseinandersetzung mit dem nicht namentlich genannten Grafen schildert Petrus in kurzen, abgehackt wirkenden Sätzen: >> Ventum est ab faciem, fit clamor vocis utrinque,/Confractis sudibus, tela reclusa micant./Hic ferit, ille ferit, cadit hic super hunc stat ille.<< In der Beschreibung des Ausgangs des Kampfes wird statt Diepold sein Wappentier genannt: >>Dentipotens comitem denique vicet aper.<< In diesem Vers verbindet der Dichter ganz direkt die metaphorische mit der wörtlichen Ebene: Der Eber mit den kapitalen Hauern besiegt den Grafen. Dieses Textstelle bietet die einzige Erklärung für den Tierkampf im Bild. Es ist allerdings fast die einzige metaphorische Stelle in der ganzen HS, die illustriert wurde, und es lässt sich nicht eindeutig klären, wessen Wappentier der Reiher oder Storch sein könnte. Die Heraldik stand Ende des 12. Jahrhunderts erst am Anfang der Festlegung ihrer Bedeutung, und es wäre durchaus möglich, dass der Vogel eine andere als eine heraldische Bedeutung hat. Es könnte sich z.B. um einen Ibis handeln, der im Physiologus las unreines Tier bezeichnet wird, oder aber er ist mit dem Vogel auf Tankred Krone verwandt und meint ganz allgemein die Tankrediner, was die heraldische mit einer symbolischen Bedeutung vermischen würde. Es handelt sich in jedem Fall um ein in der ganzen HS einzigartiges Bildelement."
Der fett markierte Satz gilt der eigentlichen Ausgangsfrage von Uhtred, nachdem ich den Thread schon so von dieser weggeführt habe. :rotwerd: