Damit sagst Du in meiner Interpretation, daß das deutsche Militär einen Vernichtungsfeldzug in Rußland 1. mehr als billigend in Kauf nahm, 2. ihn so gar plante. D'accord.
zu 1 ja. Sie haben keinen entschiedenen Widerstand geleistet gegen die Vorgaben durch Hitler
zu 2. nein. Sie haben ihn nicht geplant, sondern es wurde Mitte 40 befohlen, einen Blitzkrieg zu planen und zu führen führen, der in 2 bis 3 Monaten beendet sein sollte!!!!!
Und im Rahmen der Diskussion über die Entwicklung des operativen Denkens ist deutlich geworden, dass die WM vor einer Reihe von Problemen stand. Die Planungen zum Vernichtungsfeldzug durch die SS bzw. durch den SD liefen im Anfang Juli 41!!! und stehen schon aus diesem Grund in keinen zeitlichen Kontext zueinander. (vgl beispielsweise dazu die Dokumente Überschär: Dokumente zum Unternehmen Barbarossa als Vernichtungskrieg im Osten, S. 241ff in: Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion, Überschär, Wette Hrsg.)
1. Eine umfangreiche Rote Armee
2. die Dimension des Raumes, der zu erobern war
3. ein zeitliches Problem, angesichts der zu erwartenden Schlamm- und Kälteperiode in Russland.
Vor diesen Voraussetzungen mußte die WM operativ und taktisch folgendes leisten:
1. Schnell und möglichst weit nach Russland vordringen
2. "zwischendurch" im Rahmen von gigantischen Kesselschlachten en passant die Rote Armee vernichten.
Diese objektiv vorhandenen Probleme wären durch die von Maelonn als These behauptete Kriegsführung, die sich gegen die Zivilbevölkerung zusätzlich im Rahmen des Blitzkrieges gezielt hätte richten sollen, schlichtweg konterkariert worden! Sie wäre schlichtweg zu zeitaufwendig gewesen. Die WM war mit den vorhandenen genuinen militärischen Aufgaben bereits hoffnungslos überfordert.
Diese Aussagen beziehen sich auf die Planungen zu Barbarossa und die sollten siegreich im Jahr 41 abgeschlossen sein!!!! Das ist der ursprüngliche Planungshorizont für die militärischen Planungen von OKH bzw. OKW gewesen.
Das ist der Ausgangspunkt und der Rahmen für die These von Maelon. Die Kriegsverbrechen der Wehrmacht im allgemeinen sind von keinem abgestritten worden, jedoch gehören sie analytisch in einen anderen Kontext. Ist zumindest meine Meinung.
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Und dazu ein Vorschlag. Folgt man der generellen Problemstellung "Kriegsverbrechen der Wehrmacht im Osten" dann zeigt sich an der Diskussion, dass eine Zurechenbarkeit, z.B. im Bereich der Lebensmittelversorgung der russischen Zivilbevölkerung, nicht unproblematisch ist.
Aus meiner Sicht erscheint eine 3 x 3 Matrix hilfreich, um das Problem in den Griff zu bekomen.
Die erste Dimension grenzt die relevanten Phasen ab:
1.Phase: geplanter Blitzkrieg bis Ende 1941
2. Phase: Eroberungskrieg bis Kursk 43
3. Phase: Rückzug bis 45
Zweite Dimension wäre die organisatorische Trennung der besetzten Gebiete in Russland nach:
1. Frontbereich
2. rückwärtiger Bereich der Militärbefehlshaber
3. rückwäriger Bereich der Zivilbehörden
Es ergibt sich für die Analyse des Wirkens der WM im Rahmen von Kriegsverbrechen noch eine dritte Dimension, die:
1. von der WM originär und aktiv geplante Aktivitäten
2. passiv als administrative Unterstützung durchgeführt
erkennt.
Die These von Maeleonn wäre dementsprechend in die erste Phase, den Frontbereich und als aktive, geplante Aktivität einzustufen.
In diesen Kontext gehört auch die Durchführung des Kommisarbefehls durch die WM.
Ein anderer Bereich wäre das Einschließen von Leningrad. Dieses Verhalten wäre am ehesten in Übereinstimmung mit der These von Maelon. Allerdings waren es politische Vorgaben durch Hitler, sich in vernichtender Absicht der Stadt zunähern und keine militärische Zielsetzungen!
Ein Großteil der Wehrmachtverbrechen entfällt dementsprechen auch eher auf den rückwärtigen Bereich und ist zudem entweder geplant, teilweise im Rahmen der Partisanenbekämpfung, teils aber auch als passive Unterstützung im Rahmen administrativer Unterstützung der SS bzw. von Einsatzgruppen.
Im Fall der Lebensmittelversorgung betrifft es das Spannungsfeld rivalisierender Interessen der WM und der Zivilbevölkerung. Und in diesem Bereich ergaben sich chaotische Planungszustände folgt man der Beurteilung von Volkmann (Ökonomie und Expansion, S. 410ff).