Ich weiß nicht, ob das aus-der-Hüfte-Schießen in einer Schlacht wie Gettysburg (oder in einer anderen Schlacht) so das geeignete Mittel des Kampfes ist.
Das war auch so nicht gemeint, sondern allgemein zu dem "aus der Hüfte schiessen" oder wie es auch heist: "instinctive shooting"
Das ist ja doch etwas unsicher. Außerdem gefährlich, da man in Getümmel leicht daneben oder den Falschen trifft. Beim korrekten Pistolenschießen (ausgestreckter Arm, Waffe ein- oder beidhändig gehalten, Linie Auge-Kimme-Korn-Ziel) sieht man genau, wohin der Schuss geht ... oder gehen soll. Beim Hüftschießen eher weniger.
Das ist genau was ich meinte: Ein geübter Schütze kann, auf kurze Entfernung wohlgemerkt, auch ohne groß zu Zielen treffen. Im Nahkampf hat man in der Regel auch keine Zeit zum Zielen.
Ich möchte noch kurz auf die Pistole/den Revolver bei einer Reiterattacke zu sprechen kommen (Dass sich hier das Schießen aus der Hüfte von selbst verbietet, leuchtet ein).
In einem Bericht über die Reiterschlacht von Mars-la-Tour 1870 (näheres siehe Wiki) war zu lesen, dass die französische Kavallerie kurz vor dem Aufeinandertreffen mit der preussischen eine Pistolensalve abgab. Hunderte von Schüssen auf etwa 50 m Entfernung... das hat schon Wirkung. Vor allem bei den Pferden, denn ein Reiter bietet von vorn nur ein recht kleines Ziel. Und wenn es auch nur Pferde waren, die getroffen scheuten oder stürzten - sie bildeten ein Hindernis für die nachfolgenden Reiter und sorgten für Verwirrung, während die französische Kavallerie mit gezogenem Säbel dazwischensprengte.
Von den Preußen habe ich hierzu wenig gelesen; sie scheinen die Pistole im anschließenden Reiterkampf Mann gegen Mann verwendet zu haben, als Vorstufe zum Säbelduell. Für die Preußen war das ein Vorteil, denn die Franzosen hatten sich bereits verschossen und mussten nun mit Blankwaffen gegen Pistolen kämpfen.
Die Pistolen waren übrigens mit Schnüren am Gürtel oder Sattel befestigt, man konnte sie nach dem Abfeuern einfach loslassen.
Gustav Adolf von Schweden war, m.W. der erste der seinen Kavalleristen dass Schiessen in der Schlacht verbot. Die Kavallerie sollte sich nicht verzetteln sondern Schockwirkung zeigen, und das konnte sie nur durch die Attacke mit blanker Waffe.
Friedrich der Große hat das erneuert. Zeitweilig (ich weiss nicht mehr ob bei den Preussen oder bei den Schweden) erhielten die Kavalleristen nur sehr wenige Patronen, ich glaube 6 Stück, damit sie nicht einmal auf den Gedanken kamen, damit die Zeit zu verlieren. Schiessübungen dienten hauptsächlich dazu, um den Soldaten zu zeigen wie wirkungslos die Feuerwaffe war. Pistolen und Karabiner dienten überwiegend dem Vorpostendienst und bei diesem der Alarmgebung.
Erst mit Einführung des Revolvers, hat sich dieses geändert: 5 oder 6 Schuss hintereinander ergeben schon eine größere Chance jemanden zu treffen. Wenn man dann auch noch mehrere Waffen mitführt, um so besser, da Nachladen im Schlachtgetümmel kaum möglich war.
1870 führte die Preussische Kavallerie noch eine einschüssige Pistole:
http://www.zuendnadel.eu/znpistole.jpg
Den "Chok" mit einer Pistole in der Hand an Stelle des Säbels entgegen zu reiten, entsprach auch überhaupt nicht den taktischen Vorgaben der damaligen Ausbildung, nach der Abgabe des einzigen Schusses befand man sich definitiv in Unterlegenheit gegenüber einem Reiter mit Säbel oder Lanze.
Churchill ritt übrigens die Attacke von Omdurman mit einer wesentlich effektiveren Mauser C96 (
http://de.wikipedia.org/wiki/Mauser_C96) und meinte dieses später mit einer angeblichen Verletzung der Schulter entschuldigen zu müssen.
Aus dem polnisch-russischen Krieg habe ich eine Anekdote gelesen bei der sich zwei Kavallerieeinheiten auf einer größeren Lichtung trafen: Die beiden Kommandeure ritten aufeinander zu und feuerten beide ihre Pistolen leer, ohne sich zu treffen. Ein polnischer Ulan erschlug dann den Russen mit dem Säbel, bevor das allgemeine Stechen und Hauen losging.