Wann gab es erstmalig Anglizismen?

Brissotin

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Ich amüsiere mich immer, wenn ich mir anschaue, dass sich auch mit sinnlosen Anglizismen nicht viel geändert hat. D.h. dasselbe Phänomen gab es schon mehrfach. Historisch zuerst fand das wohl um 1800 statt, als auch deutsche Herren als "fine gentlemen" bezeichnet wurden.
Man könnte dagegen anführen, dass damals die Anglizismen nur einen kleinen Teil der Gesellschaft erreichten. Einerseits bin ich mir nicht ganz sicher, ob das stimmt, andererseits werden ja auch nicht alle Deutsche heute gleichermaßen von den Anglizismen erobert.

Kennt jemand das umfangreiche Auftreten von Anglizismen in der deutschen Sprache vor 1800?
 
Ich amüsiere mich immer, wenn ich mir anschaue, dass sich auch mit sinnlosen Anglizismen nicht viel geändert hat. D.h. dasselbe Phänomen gab es schon mehrfach. Historisch zuerst fand das wohl um 1800 statt, als auch deutsche Herren als "fine gentlemen" bezeichnet wurden.
Müssen sie "sinnlos", ich vermute du meinst deutsche Begriffe ersetzend, sein? Es gibt auch Anglizismen, die ergänzend oder differenzierend und damit eben nicht sinnlos sind.

Kennt jemand das umfangreiche Auftreten von Anglizismen in der deutschen Sprache vor 1800?
Nein, zu der Zeit dürften Gallizismen (im übrigen versehen mit einer vergleichbaren Diskussion wie heute bei den Anglizismen, war also alles schon mal da) überwiegender gewesen sein. Einige Anglizismen könnte man (also jemand der in entpsrechender Literatur bewanderter ist als ich :winke:) aber mal entsprechend ihres Vorkommens überprüfen:
Clown
Couch (interessanterweise ein Gallizismus im Englischen, bei uns aber über den anglizistischen Umweg unterwegs)
Gentleman (gabs den vor 1800 nicht? Oder war da noch eher der gentilhomme unterwegs?)
Keks
Pudding
Pullover
Sandwich
Slip
Steak
Start
Stop(p)
Straps
Toast (einen Aussprechen und den zum Futtern)
 
'Slip' ist vermutlich ein Anglizismus, wenn der Begriff auch in beiden Sprachen unterschiedliche Kleidungsstücke meint.

Der Liste hinzuzufügen wäre zb noch Koks - also der zum Heizen :scheinheilig: .
 
Müssen sie "sinnlos", ich vermute du meinst deutsche Begriffe ersetzend, sein? Es gibt auch Anglizismen, die ergänzend oder differenzierend und damit eben nicht sinnlos sind.


Nein, zu der Zeit dürften Gallizismen (im übrigen versehen mit einer vergleichbaren Diskussion wie heute bei den Anglizismen, war also alles schon mal da) überwiegender gewesen sein. Einige Anglizismen könnte man (also jemand der in entpsrechender Literatur bewanderter ist als ich :winke:) aber mal entsprechend ihres Vorkommens überprüfen:
Clown
Couch (interessanterweise ein Gallizismus im Englischen, bei uns aber über den anglizistischen Umweg unterwegs)
Gentleman (gabs den vor 1800 nicht? Oder war da noch eher der gentilhomme unterwegs?)
Keks
Pudding
Pullover
Sandwich
Slip
Steak
Start
Stop(p)
Straps
Toast (einen Aussprechen und den zum Futtern)

Keks ist ein Anglizismus?

Schade. Im Spanischen wüsste ich ein Instrument, mit dessen Hilfe ich online das erste Vorkommen eines Wortes im Spanischen, kontextuell eingebunden herausfinden könnte. Für das Deustche ist mir eine solche Datenbank nicht bekannt. Annäherungsweise vielleicht noch das Grimmsche Wörterbuch.
Keks - kein Eintrag im Grimm
Toast - seit dem 18. Jhdt.
Clown - kein Eintrag im Grimm
Couch - kein Eintrag im Grimm
Gentleman - kein Eintrag im Grimm
Pudding - seit dem 18. Jhdt.
Pullover - kein Eintrag im Grimm
Sandwich - kein Eintrag im Grimm
Slip - kein Eintrag im Grimm
Steak - kein Eintrag im Grimm
Start - findet sich zwar im Grimm, ist aber feminin und anders gemeint.
Stop(p) - wird nicht als Anglizismus gewertet
Straps - Verwendung erst seit dem 20. Jhdt.
 
@Lili, deine Kindersicherung ist ungeheuerlich - die gibt vor, was Unanständiges ausgemacht zu haben, dabei sind es nur verhunzte Links :D.


Sandwich müßte eigentlich zu finden sein, da dat Bütterken nach dem Erfinder (irgendein Earl oder Lord of Sandwich) benannt wurde. Nu frach mich aber keiner, wann das war... irgendwie 17hundertschießmichtot oder 18hundertleipzig.
 
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Müssen sie "sinnlos", ich vermute du meinst deutsche Begriffe ersetzend, sein? Es gibt auch Anglizismen, die ergänzend oder differenzierend und damit eben nicht sinnlos sind.

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Nein, zu der Zeit dürften Gallizismen (im übrigen versehen mit einer vergleichbaren Diskussion wie heute bei den Anglizismen, war also alles schon mal da) überwiegender gewesen sein.
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Nein, sie können auch sinnvoll sein.
Z.T. sollten die Anglizismen ja bestimmte Wesensmerkmale beschreiben oder bspw. auch an deutschen Herren aufzeigen, welche eben typisch englisch waren.

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Schade.
Wobei ich das auch interessant finde, woher das wohl um 1800, abgesehen von der vorbildhaften englischen Mode in allen Lebensbereichen, kommt.
 
Die ersten Anglizismen erreichten "Deutschland" im 8. Jahrhundert im Rahmen der angelsächsischen Mission unter Bonifatius.
Die bekannteste Beispiel ist Ostern. Die meisten angelsächsischen Lehnwörter, die allesamt Begriffe rund ums Christentum waren, setzen sich nicht durch und spielten nur in der Anfangsphase eine Rolle. Schnell kamen ganz andere Begriffe auf, als die Führungsrolle angelsächsischer Mönche durch einheimische Kleriker abgelöst wurde.

Ein putziges Phänomen der Gegenwart ist, dass z. Z. neue Entlehnungen ältere Lehnübersetzungen verdrängen.
So etwa:
Slip - Schlüpfer
Hobby - Steckenpferd
Gleichermaßen ersetzten drittklassige Lehnübersetzungen althergebrachte Formulierungen: "eigentlich nicht" wird zu "nicht wirklich" (not really); "keine Ahung" zu "keine Idee" (no idea)
 
Zuletzt bearbeitet:
@Lili, deine Kindersicherung ist ungeheuerlich - die gibt vor, was Unanständiges ausgemacht zu haben, dabei sind es nur verhunzte Links :D.
Jaaaa! Meine Kindersicherung ist ungeheurlich und zwar kompliziert, ich krieg sie nämlich nicht raus! :motz: ("drolligerweise" lässt sie Extremismus durch :nono:)

Sandwich müßte eigentlich zu finden sein, da dat Bütterken nach dem Erfinder (irgendein Earl oder Lord of Sandwich) benannt wurde. Nu frach mich aber keiner, wann das war... irgendwie 17hundertschießmichtot oder 18hundertleipzig.
Ja, 18. Jahrhundert. Zum Slip: da hab ich mal irgendwo aufgeschnappt (jetzt fang ich auch noch damit an :red:), dass das Wort ursprünglich gleiches meinte, also das Unterkleidchen, sich aber im Deutschen eine Bedeutungsverschiebung ergab.

Nein, sie können auch sinnvoll sein.
Z.T. sollten die Anglizismen ja bestimmte Wesensmerkmale beschreiben oder bspw. auch an deutschen Herren aufzeigen, welche eben typisch englisch waren.
Spontan fallen mir noch Lebensmittel ganz im Allgemeinen ein, also bspw. Grapefruit, Cashew usw.

Da hat deine Kindersicherung völlig recht. So ein Schweinkram!
Komisch dass die immer wieder bei dir anschlägt :still: Danke! So gehts.
 
Ich hab mal bei meiner Schwester (Jahrgang 1930) im Bücherschrank ein Büchlein aus den 40ern (mit Zulassung durch die franz. Besatzungsbehörde) eines englischen Bestseller-Autors entdeckt.
Da war dauernd von "gebratenem Brot" die Rede.

Es ging eine ganze Zeit bis mir klar war, was damit gemeint ist.
Man hat in den 60ern nicht mehr damit gerechnet, dass ein solcher Begriff übersetzt wird. (und dann auch noch so...)
 
Wenn man Bücher aus der Zeit um 1900 liest, dann findet man Ausdrücke wie:

"Sie bot ihm ein paar Cakes an", daraus wurden die Keks (oder Kekse)

"Er trug einen Sweater" - Das wurde dann zu Pollover verdeutscht...ääh...

"Er war ein Sportsmann" (das war die Übersetzung von Sportsman), später wurde Sportler daraus. Das Wort Sport hat übrigens relativ schnell das deutsche Turnen oder Leibesertüchtigung ersetzt.

Man hatte um 1900 weniger Probleme mit Anglizismen, eher mit französischen Ausdrücken. Immer wieder wurden Bücher veröffentlicht "wider die welsche Sprache". Aus Rendezvous wurde dann ein Stelldichein, heute sagt man Date.

Interessant ist übrigens, dass man fast alle Ausdrücke aus dem Fußball (der ja ursprünglich ein englischer Sport war) eingedeutscht hat. Im Spanischen beispielsweise heißt es heute noch penalty oder corner. Heutzutage hätte man das wohl auch so ins Deutsche übernommen.
In der Schule haben wir auch noch Korbball gespielt, das sagt heute auch keiner mehr.
 
Interessant ist übrigens, dass man fast alle Ausdrücke aus dem Fußball (der ja ursprünglich ein englischer Sport war) eingedeutscht hat. Im Spanischen beispielsweise heißt es heute noch penalty oder corner.
In Österreich auch.... Da heißt Colgate auch Colgate (jetzt bitte englisch aussprechen). :still:
 
Gerade im www gefunden: "Anmerkungen zu einer populären Anglizismen-Kritik".

Da heißt es u.a.:

Gerhard Stickel hat anhand der Schrift "Wider die Engländerei in der deutschen Sprache" von Hermann Dunger, die 1899 in erster, zehn Jahre später in zweiter Auflage erschien, eine Fülle von Anglizismen aufgelistet wie beispielsweise Supper, Diner, Grill-room, Garden-Party, Five o’clock tea, die seinerzeit Gegenstand sprachpflegerischer Kritik waren, heute aber im Deutschen nicht mehr verwendet werden.
Dort finden sich auch Beispiele für erfolgreiche Verdeutschungen von Anglizismen (z.B. im Fußball: back / Verteidiger, center / Mitte, penalty cick / Strafstoß, half time / Halbzeit usw. ) und innere Entlehnungen, deren englische Vorbilder uns heute gar nicht mehr bewusst sind (Außenseiter / outsider, Gemeinplatz / common place, Jungfernrede / maiden speech, Selbstverwaltung / self government usw.).
 
ein Beispiel ist der Manchester (Cord) Stoff, der z.B. für Hosen verwendet wird (nach der Stadt Manchester benannt, wo er auch produziert wurde. Ebenfalls: Manchester-Kapitalismus. Oder auch die Masseinheit Watt (nach James Watt).

Im Rahmen des British Empire (Kolonialzeit), Ländernamen wie Rhodesien.

Das Sandwich hat der Earl of Sandwich zwar vermutlich nicht erfunden (es dürfte existieren, seit es so etwas wie Fladenbrot gibt), aber er ist immerhin der Namensgeber.

Sportarten wie Cricket, Rugby, Badminton, Volleyball, Basketball. Tennis wurde zwar nicht in England erfunden, aber der Name ist englisch:
http://www.tcweinfelden.ch/hist-ten.htm

Oder nehmen wir die Worcestersauce. Desweiteren: Greenwich Mean Time.

Nicht zu verachten sind ebenfalls die uralten Universitäten Oxford und Cambridge (wobei man hier diskutieren kann, inwiefern diese Universitätsnamen Anglizismen waren).

Klassiker: Pudding. Hierzulande bekannt: Plumpudding.

Der Umstand, dass die Züge in Kontinentaleuropa links fahren, ist ebenfalls ein Anglizismus (wenn auch kein sprachlicher Anglizismus): der Linksverkehr auf der Schiene wurde von England nach Kontinentaleuropa übertragen.

Mit der Industrialisierung wurden ebenfalls ein paar Anglizismen eingeführt:
- Streik (kommt vom englischen to strike = treffen)
- Boykott (kommt aus dem englischen: Boycott - Wikipedia, the free encyclopedia)
 
Zuletzt bearbeitet:
Recht interessant, hab ich in einem Buch von Irving über Rommel gelesen, nämlich dass in der Generalität des deutschen Heeres englische Aussprüche durchaus en vogue waren, z.B. "ich sehe black".
 
megatrend schrieb:
ein Beispiel ist der Manchester (Cord) Stoff, der z.B. für Hosen verwendet wird (nach der Stadt Manchester benannt, wo er auch produziert wurde.

Dieses Beispiel paßt nicht wirklich in die Reihe der bisher genannten Importe, da dieser Stoff auf englisch nicht 'Manchester' heißt, sondern corduroy, cord velvet oder nur cord. Dieser Begriff wiederum wurde erst später entlehnt.

Ebenfalls: Manchester-Kapitalismus.
Ein Import ist das auch nicht. Die Prägung des Begriffs wird ja im allgemeinen Fritze Engels zugeschrieben, der zwar aus erster Hand Einsicht in die entsprechenden Praktiken hatte, da ihn seine Familie in die dortselbst belegenen Betriebe geschickt hatte; Fritze war aber eindeutig deutschsprachig. Der Begriff ist mW aus dem Deutschen ins Englische gewandert.


- Streik (kommt vom englischen to strike = treffen)
Strike bedeutet eher schlagen, 'treffen' nur im Sinne von 'auftreffen' (zb lightning struck, the tree struck the house when it fell), kann aber auch im Zusammenhang als 'streichen' übersetzt werden - wie zb in 'strike sail', Segel streichen, und das ist vermutlich auch eine Entlehnung aus dem Englischen. Wie so vieles im nautischen Bereich (wenn es nicht zb aus dem Arabischen kommt).
 
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