Heeresführung Gallier & Germanen

H4551

Neues Mitglied
Hallo!
für ein Latein-Referat brauche ich dringend Informationen zum Kriegswesen der Gallier und Germanen. Mein persönliches Thema ist dabei die Führung. Dazu habe ich bisher nur herausfinden können, dass bei den germanen gaufürsten die führung übernahmen bzw ein (?) herzog gewählt wurde.
BITTE ALLES WAS IHR DAZU WISST hierrein schreiben! sowohl für Gallier als auch Germanen!

Danke, mfG H4551
 
Deine bisherige Infos zur "Führung" scheinen auf der Germania des Tacitus zu beruhen.
Herzog ist nur die althergebrachte Übersetzung von lateinisch dux.
 
Also, für die "Gallier" kann ich mich nur auf die Schlacht an der Alissa (war das richtig?) beziehen. Da sollen vor der Schlacht nackte Gallier vorgetreten sein und gerufen haben "Ich bin soundso, der Sohn des Soundso, der Enkel des Soundso, und ich fordere einen angemessenen Gegner". So ein bisschen wie bei den Vulkaniern bei StarTrek. Damit haben die Gallier versucht, die Schlachtreihe der Römer aufzulösen, indem sie einzelne Kämpfer zum Vortreten animiert haben. Geschickter Schlachtzug.
 
Also, für die "Gallier" kann ich mich nur auf die Schlacht an der Alissa (war das richtig?) beziehen. Da sollen vor der Schlacht nackte Gallier vorgetreten sein und gerufen haben "Ich bin soundso, der Sohn des Soundso, der Enkel des Soundso, und ich fordere einen angemessenen Gegner". So ein bisschen wie bei den Vulkaniern bei StarTrek. Damit haben die Gallier versucht, die Schlachtreihe der Römer aufzulösen, indem sie einzelne Kämpfer zum Vortreten animiert haben. Geschickter Schlachtzug.
Bei Caesars Bericht über Alesia (das meinst du doch?) finde ich das nicht wieder.
 
Ich denke auch eher an die Schlacht an der Allia. Allerdings wird die von Ogrim geschilderte Begebenheit in der Schlachtschilderung weder bei Livius (5,38) noch Cassius Dio (7. Buch) erwähnt. Bei Dionysios von Halikarnassos und Appian ist kein Schlachtbericht erhalten. Keine Ahnung, wo das sonst noch stehen könnte.

Dass allerdings Gallier vor der eigentlichen Schlacht gerne Gegner zum Zweikampf aufforderten, weiß man aus den Geschichten von Titus Manlius Torquatus und Marcus Valerius Corvus, die beide einen Gallier im Zweikampf getötet haben sollen.
 
Zweikämpfe vor den Heerhaufen...

Also, für die "Gallier" kann ich mich nur auf die Schlacht an der Alissa (war das richtig?) beziehen. Da sollen vor der Schlacht nackte Gallier vorgetreten sein und gerufen haben "Ich bin soundso, der Sohn des Soundso, der Enkel des Soundso, und ich fordere einen angemessenen Gegner". So ein bisschen wie bei den Vulkaniern bei StarTrek. Damit haben die Gallier versucht, die Schlachtreihe der Römer aufzulösen, indem sie einzelne Kämpfer zum Vortreten animiert haben. Geschickter Schlachtzug.


Derartige Begebenheiten sind sehr häufig zu finden. Allerdings müssen es nicht immer „nakte“ oder „Gallier“ sein. Noch bei Prokopios von Caesarea in der Spätantike sind etwa während der Eroberung Italiens durch Justinian I. derartige Kämpfe zwischen hochrangigen Kämpen beider Seiten überliefert, wobei es sich meist um Germanen gehandelt haben dürften. Diese aber kämpften vom Pferde aus gegeneinander: Häufig mit der langen, mit 2 Händen zugleich geführten Stoßlanze! Man kann derartiges zeitlich noch weiter zurückgehen und zwar bis zur Illias. Beim Trojanischen Krieg werden ebenfalls Zweikämpfe der Helden vor den Augen beider Schlachtformationen geschildert – und nehmen sogar den hervorragendsten Raum der Erzählung ein!

Zum Vortreten „animierte“ Gegner etwa heimtückisch durch Fernwaffen oder ähnliches zu töten hätte dem Kriegerkodex dieser Zeiten widersprochen und gewiss auch Unruhe in der eigenen Gefolgschaft ausgelöst. Das biblische Beispiel eines Zweikampfes vor den feindlichen Reihen: David gegen Goliath – scheint dem zu widersprechen, aber es war trotzdem ein Zweikampf und daher keine Heimtücke des David. Auch die homerischen Griechen oder die Goten haben sich teils mit Wurfspeeren zu Beginn des Zweikampfes bekämpft…. Also kein Zweikampf aus taktischen Gründen, eher schon ein fast zeitloses Phänomen (das vielleicht erst in der Neuzeit endete! Man könnte noch darüber hinausgehen und Parallelen bis hin zum Duell-Unwesen der feudalen, neuzeitlichen Heere ziehen, die ebenfalls vor Publikum stattfanden, aber nun losgelöst vom Kontext des Krieges rein um der "Ehre" willen.


In der rituellen Vorstellung wollten sich die Herausforderer als würdige und aus der Masse herausragende Kämpen outen. Noch im Mittelalter konnte es vorkommen, das die Resultate eines vor den Heeren arrangierten Zweikampfes das Ergebnis einer echten Schlacht vorwegnahm, denn die Kerne solcher Heere bildeten meist die Gefolgschaften großer Herren/Adeliger. Wenn ein solcher durch eine Art „Gottesurteil“ fiel, hatte das einige Rückwirkungen.

Dieser Hintergrund erklärt mE. schlüssig genug, dass der Zweck derartiger Zweikämpfe eben nicht das von Ogrim ins Spiel gebrachte „auflösen der Schlachtreihen“ war! Bei arrangierten Zweikämpfen reißt das Hervortreten eines einzelnen Kämpfers nicht gerade eine echte Lücke in die Reihen der Infanterie. Es ist ja einer Kernpunkt der Kämpfe zwischen, dass gefallene Kämpfer durch Nachrücker aus den Reihen dahinter ersetzt werden können.
 
Derartige Begebenheiten sind sehr häufig zu finden. Allerdings müssen es nicht immer „nakte“ oder „Gallier“ sein. Noch bei Prokopios von Caesarea in der Spätantike sind etwa während der Eroberung Italiens durch Justinian I. derartige Kämpfe zwischen hochrangigen Kämpen beider Seiten überliefert, wobei es sich meist um Germanen gehandelt haben dürften.
Nicht nur in Italien: Auch in den Perserkriegen erwähnt er solche Zweikämpfe, z. B. in 1,13, wo ein gewisser Andreas zwischen den beiden aufmarschierten Heeren nacheinander zwei Perser besiegt.

Zweikämpfe spielten aber auch im alten Japan eine Rolle, allerdings nicht nur im Vorfeld der Schlacht. Für die Samurai stand ihre Ehre im Vordergrund. Japanische Schlachten im Mittelalter sahen so aus, dass sich die Samurai auf dem Schlachtfeld würdige Gegner suchten und sich mit ihnen duellierten. Schlachten lösten sich also rasch in lauter Einzelkämpfe auf. Das wurde bei den mongolischen Invasionen im 13. Jhdt. zum Problem, denn die Mongolen kämpften diszipliniert und ordneten sich ihren Anführern unter, die somit Formationen bilden und taktische Manöver durchführen konnten. 1274 besetzten die Mongolen zuerst die beiden kleinen Inseln Tsushima und Iki, wo es zu ersten Gefechten kam. Dabei zeigte sich ganz deutlich der Unterschied im Kampfstil: Wie gewohnt, forderten die einzelnen Samurai auf Tsushima die tapfersten Mongolenkrieger zu Zweikämpfen auf - und wurden von den Horden niedergemacht.
Erst später, als die großen Ashigaru-Heere aufkamen, entwickelte sich ein disziplinierterer Kampfstil.
 
Gefolgschaftskrieger und Stammeskrieger - Aufgebote und Adelige

alles zur zeit cäsars

Das beste Beispiel dazu ist wohl Ariovist, den Cäsar angriff und aus Gallien herausdrängen konnte. Ariovist hatte vom römischen Senat den Titel "König und Freund der Römer" erhalten und führte wohl eine Koalition verschiedenster, germanischer Stämme - vornehmlich suebischer Abkunft!

Einige haben versucht aus den Angaben weitere Erkenntnisse zu gewinnen und so sieht etwa Klaus Tausend den Ariovist einerseits als einen Dux und andererseits bereits Elemente eines Heerkönigs in ihm. Es werden viele Stämme erwähnt, die ihm wohl gefolgt waren, aber als Resultat ihrer Siege über die Gallier hatten sie nicht etwa die Kelten verdrängt, sondern sich zwischen diesen Angesiedelt. Das spricht gegen eine gewöhnliche Landnahme "wandernder Stämme". Wenn aber andererseits so viele Stämme genannt werden, die dennoch nicht raumgreifend in der Lage sind das Land direkt an sich zu reißen, dann seien die Männer des Ariovist wohl eher Gefolgschaftsverbände germanischer Adeliger statt klassischer "Stammeskrieger"! Dafür spreche einiges:
Erstens hatten - weniger die gewöhnlichen Legionäre, dafür aber umso mehr der gebildete Anhang Cäsars und Offiziere einen Heidenrespekt vor den Germanen vor der Schlacht, was für "Elitekrieger" spricht, die den Kern von Gefolgschaften auszumachen pflegten!
Zweitens spricht Ariovist selbst im Gespräch mit Cäsar davon, dass seine Männer bereits seit Jahren kein Dach mehr über dem Kopf gehabt hätten. Ein solcher Lebensstil über Jahre hinweg ist von gewöhnlichen "Stammeskriegern", die als Aufgebot Weib und Kind verteidigen würden oder auch nur auf Landsuche sind, wohl kaum zu erwarten. Erklärbar sei es aber wenn man davon ausgehe, wenn es sich um Gefolgschaftskrieger adeliger Herren handele, die ihre Waffen zum Ruhme für die Interessen ihres Herrn ergriffen hätten... (Das wäre eine Art germanisches Äquivalent zu "Berufssoldaten", denen man ein solch hartes Leben wohl schon zumuten könne).
Als Drittens würde ich noch die recht planvolle und disziplinierte Kampfesweise der Germanen gegen Cäsar als Argument sehen. Wir finden keine wilden Zweikampfforderungen, kein zahlreiches Volk das den frühen Kampf erzwingen kann. Stattdessen erreicht Ariovist zu Anfang durch geschicktes Stellungsspiel Vorteile, indem er ein weiteres, offensichtlich befestigtes Lager errichtet! Man vergleiche das mit dem Verhalten der Germanen beim Kimbern & Teutonenzug, als die Germanen das Lager des Marius kampffordernd mit Mann und Maus umzogen. Oder mit Fällen, wo die Männer die frühe Schlacht von ihren Führern erzwangen, damit sie wieder ins Zivilleben zurückkonnten...

Also angenommen dass sich die Scharen des Ariovist weitgehend aus adeligen Gefolgschaften zusammensetzten, die ihrerseits von Adeligen diverser Stämme gestellt worden waren: Es würde die zahlreichen erwähnten Stammesnamen erklären, die bei Ariovist involviert waren. Wobei einige Stämme später erst viel weiter im Osten Erwähnung finden und bei Cäsar im französisch-schweiznahen Raum auftauchen! Da Gefolgschaften gewöhnlich weniger mit Frau und Kindern auszogen, wundert es dann nicht, dass Ariovist auch eine Keltin als Frau zu sich nahm. Überhaupt sieht man bei den späteren Kämpfen des Cäsars gegen wirkliche "wandernde Germanenvölker" sehr wohl wieder den Anhang (Familien) seiner Feinde hervorgehoben... Ariovists führte diese Kämpfer an und doch fallen noch wenigstens zwei weitere Namen germanischer Anführer in seinem alten Verband, die aber an der Schlacht nicht teilnehmen. Es dürfte sich dabei um weitere Gefolgschaften gehandelt haben.

Also allgemein zu den Germanen gesagt: Wir alle kennen die gewöhnliche Vorstellung von Stammeskriegern, wenn ein Stamm seine Mannschaften aus dem Zivilleben zu den Waffen ruft um zu kämpfen. Dann legte der gewöhnliche Bauer seine Sichel beiseite und griff zu den Waffen, die er sich leisten konnte und formierte mit seinen Nachbarn zusammen einen Kriegerhaufen, der sich einem Adeligen, oder sonstigen geachteten Mann unterstellte als Führer für den Kampf. Mehrere solche Haufen formierten dann das Gros der Stammesarmee. Zu diesem etwas "romantischen" Kriegertyp trat der Gefolgschaftskrieger. Zum Gefolgschaftswesen schreibt Tacitus in seiner Germania einiges. Diese Männer schlossen sich einem geachteten Adeligen an und erwarteten von diesem Unterhalt und auch Waffen, sowie Geschenke und Möglichkeiten zu Kampf und Ruhm. Im Gegenzug dienten sie diesem Herrn unbedingt. Den Gefolgschaftsherren brachte eine tüchtige und kopfstarke Gefolgschaft besondere Anerkennung und Gewicht (Prestige) innerhalb und außerhalb seines Stammes. Er konnte sie für Kriegs- oder Beutezüge einsetzen, oder tatkräftig auch gegen einen Konkurrenten führen...

Wenn der Threadstarter mit seiner Frage nach "Führung" nun Offiziersränge erwartet, muss ich ihn enttäuschen! Die Germanen jener Zeit kannten keinen Staat und wohl auch keine explizite Steuer (eher Geschenke oder gar Tribute und wohl auch ein gewisses Klientelwesen) und daher auch keine damit finanzierte Armee! Die freien Männer konnten sich bis zu einem gewissen Grade ihre Anführer selbst aussuchen. Dafür prädestiniert waren Männer mit Ruhm, Prestige und wohl auch einigen Besitz - kurzum aus der Oberschicht oder dem Adel. Um solche Männer scharten sich schon in Friedenszeiten Gefolgschaften von Kriegern und der Ruhm der Krieger (oder gar der Besten unter ihnen)) kamen dem Prestige ihres Herren zugute. Häufig gruppierten sich die "Bauernkrieger" eines Stammes im Ernstfall um solche Gefolgschaftsherren, deren Gefolgschaftskrieger dann den Kern einer solchen Truppe bildeten. Die "Haufen" mehrerer solcher Adeliger zusammen bildeten dann eine Armee und der Geachtetste unter ihnen führte sie alle an... Ein „Dux“ / Herzog war ein Anführer, dem sich andere Adelige mit ihren Kräften eher freiwillig unterstellten. Ein „König“ konnte derartige Unterordnung einfordern. In der Praxis scharten sich aber auch um Könige freiwillig weitere Kräfte und mancher dieser Adeligen waren im Kleinen gesehen auch so etwas wie „Könige“. Nicht umsonst spricht man auch 400 Jahre später von den Kleinkönigen der Goten oder der Alamannen. Etwa hier:
Schlacht von Argentoratum ? Wikipedia
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht nur in Italien: ...
Weitere Beispiele für eine Mentalität, die es offensichtlich nicht nur in Europa und angrenzenden Gebieten gab! Dazu nennst du als herrliches Gegenbeispiel die mongolische Invasion in Japan. Dergleichen Mentalitätsunterschiede finden sich auch später noch: Die Indianer Nordamerikas fanden nichts dabei aus dem Hinterhalt zu schießen, während dies für europäisch geschulte Kämpfer als unehrenhaft galt. Wenn dem Gegner keine Kriegerehre zuerkannt wurde, kam es nach den Kämpfen ganz gewöhnlich zu Exzessen mit dem Charakter eines "Strafgerichts", wo nun "Konventionen und Regeln" keine Nachsicht für den Besiegten zuerkannt wurden. Mittelalterliche Ritter gaben in der Schlacht einander gewöhnlich Pardon, schonten ihr Leben und erhielten dafür im Gegenzug "Lösegeld". Gegenüber "barbarischen" oder "unehrenhaften" Feinden gab man kein Pardon! Barbarische Gegner aus ritterlicher Sicht waren etwa Heiden - Unehrenhaft dagegen waren nicht zuletzt aufständische Bauern...

"Ritualisierte" Kämpfe kannte man zum Beispiel auch bei den afrikanischen Völkern vor dem Auftreten von Shaka Zulu.
Shaka ? Wikipedia
 
Mir ist noch ein Beispiel eingefallen: Flavius Iosephus beschreibt in seinem "Jüdischen Krieg" (6,2) eine Szene bei der Eroberung Jerusalems, in der ein Jude namens Ionathan den besten Römer zum Zweikampf forderte. Lange Zeit wollte niemand gegen ihn antreten, aber dann tat es ein gewisser Pudens doch - und wurde von Ionathan getötet. Als Ionathan mit seinem Sieg prahlte, wurde er aber von einem Centurio namens Priscus mit einem Pfeil erschossen.
 
Zuletzt bearbeitet:
bzgl dem Hervortreten aus der Schlachtreihe um seinen Namen zu rufen, fällt mir gerade ein, das während der Sengoku-Jiddai-Zeit in Japan, gerade jenes auch deshalb gemacht wurde (befohlen wurde?) um sich der Gefolgschaft seiner Krieger zu versichern.
Ist man einmal hervorgetreten und hat seinen Namen gerufen, war eine Flucht vom Schlachtfeld mit einem Gesichtsverlust verbunden.

Das lässt sich so zwar sicher nicht mit den antiken Stämmen Europas Vergleichen, aber es lässt zumindest weitere Deutungsmöglichkeiten zu.
 
Kaiserliche Legionen...

Mir ist noch ein Beispiel eingefallen: Flavius Iosephus beschreibt in seinem "Jüdischen Krieg" (6,2) eine Szene bei der Eroberung Jerusalems...

Das Buch ist ohnehin jedem zu empfehlen der einmal mit drastischen Worten geschildert lesen will, wie die römische Armee kämpfte und nach dem Sieg gegen die Besiegten vorging! Statt wie Caesar in seinem „Gallischen Krieg“, der einseitig die Gräuel seiner Gegner herausstellte und seine eigenen Taten bestenfalls in Nebensätzen erwähnte, kann in den letzten Kapiteln des Buches von Flavius Josephus unter anderem nachgelesen werden, was mit den Überlebenden Jerusalems nach dessen Eroberung geschah:

Flavius Josephus schrieb:
…Da die Soldaten des Mordens müde waren und immer noch eine Menge Überlebende zum Vorschein kamen, befahl der Caesar [pers. Anm.: gemeint ist Titus], nur die, die bewaffnet waren und Widerstand leisteten zu töten, die Übrigen jedoch lebendig gefangen zu nehmen. Doch machten die Soldaten außer den von Titus bezeichneten auch die Alten und Schwachen nieder: die aber, die… noch verwendbar waren, […] schlossen sie… ein…
[Titus bestimmte]…Fronto jedem das verdiente Schicksal zu[zu]sprechen... Dieser ließ die Empörer …, die sich gegenseitig denunzierten, hinrichten; die schönsten und größten Jünglinge wählte er aus, um sie für den Triumphzug aufzubewahren. Von den übrigen Gefangenen schickte Titus die mehr als 17 Jahre alten in die Bergwerke Ägyptens; die meisten jedoch verschenkte er in die Provinzen, wo sie in den Arenen entweder durchs Schwert [pers. Anm: Er meint wohl „Gladiatorenkämpfe“?] oder durch wilde Tiere umkommen sollten. Was unter 17 Jahren war wurde verkauft. Während der Tage, da Fronto die Auswahl traf, starben noch 11 000 vor Hunger…

Die Gesamtzahl der in diesem Kriege Gefangenen belief sich auf 97 000; ums Leben kamen während der Dauer der Belagerung [pers. Anm.: gemeint ist Jerusalem] 1 100 000…
Buch 6, Kapitel 9 (Übersetzung Heinrich Clementz) ISBN 3-379-1519-9; S 459f


Die Zahlen bleiben von mir unkommentiert. Zu bedenken ist, dass Jerusalem als rebellische Stadt gegen römische Oberherrschaft nach sehr langem und hartnäckigem Widerstand ein besonders hartes Schicksal erwarten musste. Die Stadt selbst wurde geschleift! Die Judäer wurden als Rebellen und nicht als „Krieger“ behandelt, wobei Rom da keinen generellen Unterschied machte - in Ausnahmefällen aber durchaus relativ großzügig Kriegern gegenüber sein konnte, ohne wirklich kalkulierbar zu sein!

Man fragt sich wo hier die „Kriegerehre“ der römischen Berufssoldaten geblieben ist? Gegen Rebellen gab es keinen Pardon! Und je „disziplinierter“, strenger taktischer Führung unterstellte eine Armee ist, desto weniger neigt sie dazu „Heldenidealen“ zu folgen. Dazu kommt das die römische Armee gerade jener Zeit in ihren Gegnern niemals ebenfalls eine „Kriegerelite“ akzeptierte, die ähnlichen Tugenden folgte wie sie selbst. Entsprechend hatte die taktisch sehr disziplinierten Legionen der Kaiserzeit und ihre Offiziere“ keinen Grund“ ihren Feinden gegenüber Rücksichten aufgrund ìrgendeines` Kriegerkodex einzuhalten. Das Beispiel von Ravenik mit dem Zweikampf des Ionathan ist wieder bezeichnend dafür:


Die Aufforderung zum Zweikampf nahm nicht etwa ein Legionssoldat an, sondern ein Reiter, also aus der „nichtrömischen“ Auxiliartruppe. Erschossen wurde der siegreich prahlende Judäer danach durch einen römischen Centurio – und die hatten üblicherweise meist das römische Bürgerrecht.
 
Kurzer Nachtrag:
Ja, ich meinte die Schlacht an der Allia, nicht Alesia. Ich kenne kein Alesia.
Allerdings macht mich Ravenik jetzt sehr nachdenklich, ich kann nämlich leider auch kein Schriftstellerzitat nennen, das dieses Verhalten belegen würde. Ich bin mir zwar sicher, das von gewöhnlich seriöser Seite aufgeschnappt zu haben, habe es aber nie an den Quellen hinterfragt.

Tejason, den Zweck dieser Maßnahme würde ich auch nicht unbedingt nur in der Störung der Schlachtreihen sehen, sondern so wie du in einem ähnlichen Konzept wie es die Schlachten im Trojanischen Krieg zeigen: Die wichtigen, adligen Krieger werden sozusagen auf dem Streitwagen in den Kampf gefahren, kämpfen gegen angemessene Gegner und entscheiden damit maßgeblich den Verlauf des Gefechtes.

Und deswegen fand ich diese Überlieferung so spannend: Offensichtlich hat sich das römische Heer ja durch diese martialische, anachronistische Kriegsführung der Gallier (so noch jemand ein verwertbares Literaturzitat finden sollte) nicht von seiner vielgerühmten Disziplin abbringen lassen. Haben die Römer damit vielleicht gegen sehr alte, traditionsreiche Kriegsregeln verstossen zugunsten der Effizienz der eigenen Truppen?
 
Archäologie der Gefolgschaft

Es war wohl doch nicht hier in diesem Thread, sondern woanders, wo ein Mit-Diskutant die militärische Brauchbarkeit von Gefolgschaften in Zweifel gezogen hat, die ich oben angerissen hatte. Nun ist mir per Zufall im Netz ein Beitrag von Heiko Steuer aufgefallen, den ich aus dem Buch "2000 Jahre Varusschlacht-Konflikt" kenne und neben allgemein Passendem, vor allem aus archäologischer Sicht einen Blick auf diese Gefolgschaften wirft. Zu finden ist der Beitrag hier:


Guide: Epochen & Kulturen/Antike [Archäologie Online]


# 3 von oben : "Archäologie der Gefolgschaft"

Ach und wer sich beim Thema Gefolgschaften vielleicht ab und an einmal an Details aus "König Arthus Tafelrunde" erinnert fühlt, liegt da gar nicht mal immer so falsch: Wenn er den König durch den Gefolgschaftsherrn ersetzt und die "Ritter der Tafelrunde" durch gehobene Gefolgschaftsleute... natürlich ohne das romatische Drumrum!

Gefolgschaften spielten auch in der Völkerwanderungszeit eine große Rolle und da drängen sich durchaus Begriffe wie "Traditionskern" oder "Multiethnische Verbände" auf - aber das ist ferner Horizont und eben nicht alles - genau wie der Einwurf mit der "Tafelrunde"...
 
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