Waren Nazi-Größen bestechlich?

W

wippsteert

Gast
Für meine historische Arbeit wäre ich erneut um Hinweise/ Diskussionsbeiträge dankbar!

Meine Frage diesmal: Waren Nazi- Offizielle, z. B. auch Staatsanwälte, empfänglich für Bestechung, um einzelnen Juden eine bevorzugte Behandlung zukommen zu lassen?

Mein konkretes Beispiel ist ein Mitglied jener jüdischen Familie, die ich untersuchen möchte. Im Jahr 1937 wird dieser Mann wegen Devisenvergehen verhaftet und zu einer enormen Geld- sowie einer Haftstrafe verurteilt.
Wie auch Repo schreibt, war es ja durchaus nicht unüblich, für Devisenvergehen noch härter bestraft zu werden, selbst als "Arier". Weiter wird dieser Jude zunächst in U- Haft verbracht, später dann ins Zuchthaus. In der Gefängnisakte gibt es Vermerke über "seelsorgerische Betreuung durch einen Rabbiner", Fachliteratur, die sich der Insasse schicken ließ etc. Er bekam in regelmäßigen Abständen neue Kleidung zugesprochen und erhielt Besuch von seiner Familie, also eine für einen rechtskräftig Verurteilten durchaus ordentliche Behandlung.

1940 wurde der Verurteilte nach Zahlung von knapp 6000 RM (leider weiß ich nicht, durch wen) vorzeitig aus der Haft entlassen (obgleich immer noch 20 000 RM Strafe ausstanden) und erhielt die Möglichkeit, in die USA auszuwandern.

Alles in allem drängt sich mir die Vermutung auf, dass es hier eine bevorzugte Behandlung gegeben haben muss, oder? Oder haben sich deutsche Gefängnisse tatsächlich noch "ordnungsgemäß" mit jüdischen Häftlingen auseinandergesetzt, als "draußen" die Parole längst Schikane, Vertreibung und schließlich Mord lautete?

Und zu meiner eigentlichen Frage: Ich dachte immer, das Dritte Reich sei zu perfekt bürokratisiert gewesen, um Einzelnen zu gestatten, sich für Gefälligkeiten bezahlen zu lassen. War es nicht zudem schwierig, sich offen für einen Juden einzusetzen, weil man sich dadurch selbst gefährdete? Ob die Absichten nun Mitleid oder Gier waren...

Vielen Dank für eure Antworten!
 
Für meine historische Arbeit wäre ich erneut um Hinweise/ Diskussionsbeiträge dankbar!

Meine Frage diesmal: Waren Nazi- Offizielle, z. B. auch Staatsanwälte, empfänglich für Bestechung, um einzelnen Juden eine bevorzugte Behandlung zukommen zu lassen?

Mein konkretes Beispiel ist ein Mitglied jener jüdischen Familie, die ich untersuchen möchte. Im Jahr 1937 wird dieser Mann wegen Devisenvergehen verhaftet und zu einer enormen Geld- sowie einer Haftstrafe verurteilt.
Wie auch Repo schreibt, war es ja durchaus nicht unüblich, für Devisenvergehen noch härter bestraft zu werden, selbst als "Arier". Weiter wird dieser Jude zunächst in U- Haft verbracht, später dann ins Zuchthaus. In der Gefängnisakte gibt es Vermerke über "seelsorgerische Betreuung durch einen Rabbiner", Fachliteratur, die sich der Insasse schicken ließ etc. Er bekam in regelmäßigen Abständen neue Kleidung zugesprochen und erhielt Besuch von seiner Familie, also eine für einen rechtskräftig Verurteilten durchaus ordentliche Behandlung.

1940 wurde der Verurteilte nach Zahlung von knapp 6000 RM (leider weiß ich nicht, durch wen) vorzeitig aus der Haft entlassen (obgleich immer noch 20 000 RM Strafe ausstanden) und erhielt die Möglichkeit, in die USA auszuwandern.

Alles in allem drängt sich mir die Vermutung auf, dass es hier eine bevorzugte Behandlung gegeben haben muss, oder? Oder haben sich deutsche Gefängnisse tatsächlich noch "ordnungsgemäß" mit jüdischen Häftlingen auseinandergesetzt, als "draußen" die Parole längst Schikane, Vertreibung und schließlich Mord lautete?

Und zu meiner eigentlichen Frage: Ich dachte immer, das Dritte Reich sei zu perfekt bürokratisiert gewesen, um Einzelnen zu gestatten, sich für Gefälligkeiten bezahlen zu lassen. War es nicht zudem schwierig, sich offen für einen Juden einzusetzen, weil man sich dadurch selbst gefährdete? Ob die Absichten nun Mitleid oder Gier waren...

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@wippsteert

Schau mal hier:

Korruption in der NS-Zeit: Die schwarzen Kassen der "Volksgemeinschaft" - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Kultur

http://www.geschichtsforum.de/f194/letzte-haut-31272/

http://www.geschichtsforum.de/f46/dr-konrad-morgen-27746/

Konrad Morgen ? Wikipedia

Publikationen>Infobriefe>Archiv>Infobrief #90, 2003>Die Vernehmung von Konrad Morgen | Republikanischer Anwältinnen - und Anwälteverein e.V.

Das könnte ein Einstieg in die Archivarbeit sein:

http://startext.net-build.de:8080/b...extFb&searchVolumes=all&from=&to=&pageSize=20

(Bei diesem link zum Bundesarchiv, ist der Suchbegriff schon eingestellt, Du mußt nur auf "Suche" klicken und schon hast Du die online Findbücher)

Hier könntest Du einfach anfragen, die sind sehr hilfsbereit:

Fritz Bauer Institut: Archiv und Bibliothek

Das wäre ein Anfang.

M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und zu meiner eigentlichen Frage: Ich dachte immer, das Dritte Reich sei zu perfekt bürokratisiert gewesen, um Einzelnen zu gestatten, sich für Gefälligkeiten bezahlen zu lassen. War es nicht zudem schwierig, sich offen für einen Juden einzusetzen, weil man sich dadurch selbst gefährdete? Ob die Absichten nun Mitleid oder Gier waren...

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Es gab schon Helfer die sich bezahlen liesen. Im Buch "Überleben im Dritten Reich. Juden im Untergrund und ihre Helfer" von Wolfgang Benz. Gibt es ein Kapitel über Helfer die sich bezahlen liesen. Darunter ist auch ein Obersturmbandführer, der eine jüdische Familie erpresste, wenn sie nicht zahlten dann würde er sie der Gestapo verraten. Sie zahlten, er hat sie nicht verraten. Er viel an der Ostfront, sein Sohn machte weiter und sie zahlten bis Kriegsende. (Kurzversion)



Das Interview mit der Erpressten (Name wurde auf ihren Wunsch geändert), liegt im Zentrum für Antisemitismusforschung.
 
Da komme ich nie heraus. Opa war Eisenbahner in Polen. Muss die Verbrechen gesehen haben, war als alter Sozialdemokrat vielleicht sogar dabei. Ich konnte ihn nie fragen, weil er 1945 in Ostpreussen fiel.
 
Erst einmal vielen Dank für die Antwort!

Hmm, vielleicht habe ich meine Frage falsch formuliert. Dass sich im Nationalsozialismus viele am jüdischen Besitz persönlich bereichert haben, korrupt waren, stand für mich außer Frage. Die Untersuchungen Konrad Morgens untermauern dies natürlich.

Ich meinte aber vielmehr: Gab es Bestechung im eigentlichen Sinne, also dass Juden für ihr Geld oder was es auch war tatsächlich eine Gegenleistung erhielten? Gibt es Beispiele dafür, dass sich Juden effektiven Schutz erkauften?
 
Erst einmal vielen Dank für die Antwort!

Hmm, vielleicht habe ich meine Frage falsch formuliert. Dass sich im Nationalsozialismus viele am jüdischen Besitz persönlich bereichert haben, korrupt waren, stand für mich außer Frage. Die Untersuchungen Konrad Morgens untermauern dies natürlich.

Ich meinte aber vielmehr: Gab es Bestechung im eigentlichen Sinne, also dass Juden für ihr Geld oder was es auch war tatsächlich eine Gegenleistung erhielten? Gibt es Beispiele dafür, dass sich Juden effektiven Schutz erkauften?

Nur zum Verständnis. Du meinst, dass Juden auf "Nazi-Grössen" zugingen um sich ihren Schutz zu erkaufen. In dem sie zum Beispiel einen Gestapobeamten bestechen?
 
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Hmm, vielleicht habe ich meine Frage falsch formuliert. Dass sich im Nationalsozialismus viele am jüdischen Besitz persönlich bereichert haben, korrupt waren, stand für mich außer Frage. Die Untersuchungen Konrad Morgens untermauern dies natürlich.

Ich meinte aber vielmehr: Gab es Bestechung im eigentlichen Sinne, also dass Juden für ihr Geld oder was es auch war tatsächlich eine Gegenleistung erhielten? Gibt es Beispiele dafür, dass sich Juden effektiven Schutz erkauften?

Ja, das gab es definitiv. Konkrete Fälle müsste ich jetzt auch erst einmal heriassuchen aber ich habe von verschiedenen Fällen gehört bei denen so etwas vorkam. Schindler hat sich das Wohlwollen der entsprechenden Stellen ja auch durch verschiedenen Gefälligkeiten und Geschenke erkauft.

Dass das Dritte Reich "durchburokratiert" war, ist auch mitnichten eine Garantie gegen Korruption. Die Aufhebung der Gewaltenteilung favorisiert immer Exzesse der verschiedenen Staatsorgane. Für Korruption der ideale Nährgrund.
 
Nur zum Verständnis. Du meinst, dass Juden auf "Nazi-Grössen" zugingen um sich ihren Schutz zu erkaufen. In dem sie zum Beispiel einen Gestapobeamten bestechen?


Ich bin überzeugt, dass es diese Fälle gab. Aber konkret nennen kann ich leider keinen.

Recht gut kenne ich den Fall einer jüdischen Geschäftsfrau. "Arisch" verheiratet. Ihr Mann steht (fälschlich, verm. auf seine Frau bezogen) bereits 1934 in einer Liste der zu boykottierenden jüdischen Geschäftsleute.
Konnte man anscheinend kaufen wie heute ein Adressbuch.
Sie hat den Krieg in unserer Kleinstadt überlebt, das Geschäft hat es überlebt, ich kannte die Frau noch persönlich. (ihr Mann kam bei einem Raubüberfall in den 50ern ums Leben)
Wie die beiden das geschafft haben, weiß ich konkret nicht.

Was man aber nicht vergessen darf, auch der große "Führer" hat ein paar Tausend zu "Ehren-Ariern" ernannt. Warum soll dieses Beispiel nicht bei den kleinen regionalen "Führern" Schule gemacht haben?
Nicht nur Bestechung sondern auch aus "ehrenhaften" (die Tastatur streikt beim Wort im Kontext) Gründen.
 
Nur zum Verständnis. Du meinst, dass Juden auf "Nazi-Grössen" zugingen um sich ihren Schutz zu erkaufen. In dem sie zum Beispiel einen Gestapobeamten bestechen?


OT: Lediglich im Kontext interessant.

Ich habe mal gelesen, dass totalitäre Systeme nur durch Korruption funktionieren würden.
Ohne sofort zusammenbrechen würden.
 
Nur zum Verständnis. Du meinst, dass Juden auf "Nazi-Grössen" zugingen um sich ihren Schutz zu erkaufen. In dem sie zum Beispiel einen Gestapobeamten bestechen?

Ja, zum Beispiel. In meinem geschilderten Fall des inhaftierten Juden müsste es allerdings wohl eher der Oberstaatsanwalt gewesen sein. 1938 wird die Verlegung des Insassen nach Plötzensee nicht genehmigt. Noch am 25.4.1940 weist der Generalstaatsanwalt ein Gnadengesuch auch nach Zahlung der 6000RM zurück ("Die echt jüdischen Machenschaften des Inhaftierten, die gegen die Wirtschaft- und Lebensinteressen des deutschen Volkes verstoßen, sind in solch einem Ausmaße, dass die hinterlegten 6000RM nicht im Geringsten ausreichen werden, auch nur einen Teil des (...) Schadens zu ersetzen").
Am 14.08.1940 wird dem Zuchthaus per Eilboten durch den Oberstaatsanwalt erklärt, dass die Strafe ausgesetzt sei und der Gefangene SOFORT aus der Haft zu entlassen sei. An der Auswanderung sei der Häftling nicht zu hindern.

Ich bin sicher keine erfahrene Historikerin, aber dies war doch sicher nicht gängige Praxis, oder?
 
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Hmm, vielleicht habe ich meine Frage falsch formuliert. Dass sich im Nationalsozialismus viele am jüdischen Besitz persönlich bereichert haben, korrupt waren, stand für mich außer Frage. Die Untersuchungen Konrad Morgens untermauern dies natürlich.

Ich meinte aber vielmehr: Gab es Bestechung im eigentlichen Sinne, also dass Juden für ihr Geld oder was es auch war tatsächlich eine Gegenleistung erhielten? Gibt es Beispiele dafür, dass sich Juden effektiven Schutz erkauften?

@wippsteert

Vllt. können Dir meine Mitdiskutanten schneller helfen. Mein Rechercheansatz wäre bei dieser aktualisierten Fragestellung folgender:

Die von Dir benannte Korruptionsart, also gleichsam "Schutzgeld" käme man m.E. auf zwei Wegen zum Ziel.

1. Weg

Archive in Deutschland. So etwas wurde bestraft, da es nicht systemkonform war. Hier käme eine Archivrecherche in Haupt- und Staatsarchiven (Archive der Landgerichte) bzw. beim Bundesarchiv (Archivbestand zum Reichsgericht bzw. Volksgerichtshof) infrage.

Die einschlägigen RStGB §§ sind 332 und 333 (aktive und passive Bestechung).

Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich (1871) ? Wikisource.

Das grenzt die Archivrecherche gewaltig ein.

Soweit ich weiß, sind die Prozeßakten des "SS-Hauptamt Gerichte" bzw. auch deren Vorgänger in 1945 untergegangen, das für Strafsachen von SS- und Polizeiangehörigen (z.B. Gestapo) zuständig war, am Ende des Krieges im wesentlichen untergegangen.

SS-Hauptämter ? Wikipedia

Das Militärstrafgesetzbuch verweist in § 145 auf das RStGB.

documentArchiv.de - Militär-Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich (20.06.1872)

Dieser Weg ist sehr aufwendig.

2. Weg

Du schreibst wissenschaftliche Institute an, die sich mit der Verfolgung der Juden im Nationalsozialismus beschäftigen und die z.b.: Lebensberichte Überlebender gesammelt haben.

Diese Art von Korruption blieb ja im Verborgenen und kommt nur durch Verurteilungen und Lebensberichte "ans Licht".

Mit dem Fritz-Bauer-Institut habe ich Dich ja schon verlinkt. Du kannst aber auch hier nachfragen:

Yad Vashem Archives

Zukunft braucht Erinnerung

M.

P.S.: Ein Literaturtipp habe ich leider nicht.
 
Ja, zum Beispiel. In meinem geschilderten Fall des inhaftierten Juden müsste es allerdings wohl eher der Oberstaatsanwalt gewesen sein. 1938 wird die Verlegung des Insassen nach Plötzensee nicht genehmigt. Noch am 25.4.1940 weist der Generalstaatsanwalt ein Gnadengesuch auch nach Zahlung der 6000RM zurück ("Die echt jüdischen Machenschaften des Inhaftierten, die gegen die Wirtschaft- und Lebensinteressen des deutschen Volkes verstoßen, sind in solch einem Ausmaße, dass die hinterlegten 6000RM nicht im Geringsten ausreichen werden, auch nur einen Teil des (...) Schadens zu ersetzen").
Am 14.08.1940 wird dem Zuchthaus per Eilboten durch den Oberstaatsanwalt erklärt, dass die Strafe ausgesetzt sei und der Gefangene SOFORT aus der Haft zu entlassen sei. An der Auswanderung sei der Häftling nicht zu hindern.

Ich bin sicher keine erfahrene Historikerin, aber dies war doch sicher nicht gängige Praxis, oder?

Nein gängige Praxis war das sicher nicht. Nun müsste man genau wissen um wen es sich bei dem Juden und bei dem Oberstaatsanwalt handelt. Ich spekuliere mal. Sie könnten sich gekannt haben aus der Zeit vor 1933. Der Jude war ein Weltkriegsteilnehmer etc.
 
Mir ist ein Fall bekannt, dass eine Jüdin jemanden zwar nicht bestochen, aber wohl erpresst hat. Sie hatte wohl die Philosophie, dass es sich am besten in der Höhle des Löwen überleben lasse und hat sich mit Vorliebe dort aufgehalten, wo auch immer Partei oder SS in der Nähe war. Als sie dann irgendwann einmal befürchten musste, dass sie möglicherweise doch erschwischt würde, erpresste sie einen Bekannten, der, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, bei der SS war, eröffnete diesem, dass sie Jüdin sei und Papiere brauche, und wenn er sie verrate oder die Papiere nicht besorge, dann würde sie - die sie ja dann sowieso sterben müsse - behaupten, dass sie eine sexuelle Beziehung unterhielten.
 
Fällt mir noch der "Bruch-Jude" (1/2 oder 1/4 ich weiß es nicht) ein, der den strammen Nazi markierte. Etliche höhere Ämter. (gab ja jede Menge Organisationen mit vielen "Führern")
Bei der Entnazifizierung hat man ihm die "Tarnung" nach etlichem hin und her abgenommen.

Die Einstufung als Jude war ja für die Nazis, wenn die Familie schon 2-3 Generationen den Glauben abgelegt hatte, schwierig.
 
Nein gängige Praxis war das sicher nicht. Nun müsste man genau wissen um wen es sich bei dem Juden und bei dem Oberstaatsanwalt handelt. Ich spekuliere mal. Sie könnten sich gekannt haben aus der Zeit vor 1933. Der Jude war ein Weltkriegsteilnehmer etc.

Es ist gut möglich, dass die beiden sich kannten. Der Jude war ein sehr populärer Arzt, der sich in der Berliner High Society bewegte und anscheinend viele berühmte Persönlichkeiten zu seinen Patienten zählte. Aber trotzdem- bekannte, reiche und einflussreiche Juden gab es doch viele, und genützt hat es kaum jemandem. Die meisten werden doch versucht haben, ihr Geld und ihren Einfluss für sich zu nutzen- warum gab es dann unter den Juden so wenige, die verschont wurden?

War es nicht zudem gefährlich, sich als Oberstaatsanwalt so weit aus dem Fenster zu lehnen und derart offensichtlich nicht nur einem Juden, sondern auch noch rechtskräftig Verurteilten zur Flucht aus Deutschland zu verhelfen?
 
Wer schließlich über sein korruptes Verhalten stolperte, war der berüchtigte Judenhetzer Julius Streicher.

Ich darf Wiki hierzu zitieren:

Nach den Pogromen des 9. und 10. November 1938 zwang die Gauleitung die jüdischen Eigentümer „zugunsten der von dem Beauftragten der Gauleitung noch zu benennenden Erwerber Grundstücke, Häuser und Geschäfte zu erpresserischen Bedingungen (10 % des Wertes) zu verkaufen“. „In Tag- und Nachtarbeit“ging jüdisches Eigentum an Streichers Vertreter und von dort an hohe Parteigenossen. Der Verstoß gegen das Gebot der Entfernung von Juden aus der Wirtschaft ausschließlich durch staatliche Stellen vom 12. November 1938 führte zu einer Untersuchungskommission, die „in ein Wespennest von Korruption“ stieß. Zu beachten ist, dass nicht die Tatsache störte, dass die Juden im Gau Nürnberg faktisch ausgeraubt wurden, sondern dass sich mit Streicher jemand bereicherte, dem dies nach NS-Sicht nicht zustand. Die Kommission ergänzte ihren Bericht mit einer Liste sonstiger Vergehen und Abartigkeiten des Gauleiters, die seine Raffgier, seine exzessive Aggressivität selbst gegenüber führenden Parteigenossen und öffentliches übergriffiges Verhalten gegenüber Frauen thematisierte. Streicher wurde vom obersten Parteigericht zwar nicht bestraft, aber doch durch ein im Februar 1940 tagendes „Gauleiter-Ehrengericht“ aller Ämter enthoben
 
Es ist gut möglich, dass die beiden sich kannten. Der Jude war ein sehr populärer Arzt, der sich in der Berliner High Society bewegte und anscheinend viele berühmte Persönlichkeiten zu seinen Patienten zählte. Aber trotzdem- bekannte, reiche und einflussreiche Juden gab es doch viele, und genützt hat es kaum jemandem. Die meisten werden doch versucht haben, ihr Geld und ihren Einfluss für sich zu nutzen- warum gab es dann unter den Juden so wenige, die verschont wurden?

War es nicht zudem gefährlich, sich als Oberstaatsanwalt so weit aus dem Fenster zu lehnen und derart offensichtlich nicht nur einem Juden, sondern auch noch rechtskräftig Verurteilten zur Flucht aus Deutschland zu verhelfen?


Ich kannte Zeitzeugen, die zeitlebens bezogen auf den Holocaust die Meinung vertreten haben, "umgebracht wurden nur die Armen".
Und so ganz von der Hand ist es wohl nicht zu weisen.

Die Nazi-Größen untereinander waren sich vielfach "spinnefeind" was auch Möglichkeiten bot.
 
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