Es war Strabon, der schrieb ein kimbrische Gesandte hätten 5 n. Chr. in Rom dem Augustus einen heiligen Kessel als Reparation geschenkt haben.
Das passt zeitlich mit den Aktivitäten des Tiberius zusammen, der im gleichen Jahr Nordgermanien - namentlich die Chauken, Langobarden und viele kleine Stämme - bis zur Elbe unterwarf.
Laut
Strabon waren die Kimbern ein unbedeutender Stamm am Ozean.
Andere schwächere germanische Stämme sind die Cherusker, Chatten, Gamabiver und Chattuarier sowie am Ozean die Sugambrer, Chauber, Brukterer, Kimbern, die Chauken, Kaulker, Kampsianer und viele andere.
Mir ist nicht ganz klar, wie Strabon ca. zehn Jahre nach Varus und noch weniger Jahren nach Germanicus die Cherusker als
schwachen Stamm ansehen konnte.
Für diesen Brückenschlag betätigt sich Tacitus sogar als Archäologe:
Übersetzung bei Gottwein:
"Von ihrer alten Größe bestehen noch ausgedehnte Spuren, an beiden
Rheinufern gewaltige Lagerplätze, an deren Umfang sich noch jetzt die gewaltige Menschenmasse und Tatkraft dieses Volkes ermessen und jener große Auszug glaubwürdig bestätigen lässt"
"Eundem Germaniae sinum proximi Oceano Cimbri tenent, parva nunc civitas, sed gloria ingens. veterisque famae lata vestigia manent, utraque ripa castra ac spatia, quorum ambitu nunc quoque metiaris molem manusque gentis et tam magni exitus fidem"
Ich würde das eher so sehen, dass Tacitus eine unüberprüfbare Behauptung aufstellt. Dazu gleich mehr:
(Frage an die Lateiner: Wo steht dort eigentlich RHEINUFER?
Ufer=ripa finde ich ja noch, aber Rhein=Rhenus?)
Das ist der Grund, warum man sich nicht auf Übersetzungen verlassen sollte. Mausberger schreibt im Übrigen auch von den Rheinufern, ebenso Benario in seiner englischen Übersetzung. M.E. könnte man aber auch von beiden Ufern der kymbrischen Halbinsel ausgehen, die hier gemeint sind, diese wird immerhin vorher erwähnt, der Rhein das letzte Mal drei Kapitel vorher.
Wenn wir also zurückkehren zu der Aussage, dass Tacitus sich als Archäologe betätige: Gut, die Rheinufer sind Teil des römischen Gebiets, wenn jedoch gar nicht die Rheinufer gemeint sind, sondern tatsächlich die
ripa maris oder
ripa oceani, dann macht Tacitus eine Behauptung, der kaum jemand wird widersprechen können. Wer will schon wissen, ob es dort tatsächlich immense Lagerplätze der Kimbern und Teutonen gab. Wenn Tacitus dafür eine Quelle hatte, dann wird es das soldatische Äquivalent von Jägerlatein und Seemannsgarn gewesen sein.
Ich denke von castra(Lager/Kaserne) zu Burgus ist es nicht unbedingt weit.
Könnte es also sein, daß die Römer glaubten die Varusschlacht hätte in einer Gegend stattgefunden, in der man vermeintliche Überreste des Teutonenzuges zu sehen glaubte?. Vielleicht verlassene keltische Siedlungen oder Fliehburgen etc.
Archäologisch scheint soetwas ja nachgewiesen zu sein. (z.B. Nammer Lager)
Letztendlich wäre die Existenz eines Ortes Teutoburgium in Kroatien auch erträglicher, könnte man sie mit der vermuteten Schlacht von Noreia in Verbindung bringen. Möglicherweise sahen die Römer auch hier irgendwelche Siedlungsreste.
Dann wäre anderes zu erwarten, vor allem kein
Teutoburgiensi saltu (dieser Begriff impliziert die Ableitung des
saltus von einem germanischen, beim Lager in Kroatien vielleicht illyrischen Ortsnamen), eher ein
castrum oder meinetwegen ein
burgus (falls dieses germanische Wort zum damaligen Zeitpunkt überhaupt schon ins Lateinische entlehnt war!)
teutonicum/teutonicus. Eine solche Wendung würde implizieren, dass die Römer den Ort mit einem Lagerplatz der Teutonen identifiziert hätten, nicht aber die Ortsbezeichnung Teutoburgiensi saltu.
Es bleibt also die Vermutung daß Sueton hier bewusst eine Verbindung zwischen den Teutonen und den Marsern herstellen wollte.
Nach wie vor kann ich diese Einschätzung nicht teilen.
Daß die Adressaten sehr wohl wussten, daß dort die Teutonen gemeint waren belegt die zeitgenössische Literatur (Livius,Lucanus etc)
Klär uns doch bitte auf, wieso Livius oder Lucanus dafür herangezogen werden können, dass die Zeitgenossen wussten, dass mit den Marsern nicht die italischen Marser gemeint gewesen sein sollen, sondern die germanischen Marser als Platzhalter für die Teutonen.
Gibt es aus linguistischer Sicht Bedenken gegen die Übersetzung als "Teutonenburgen" ?
Ja. S.o.