Bismarcks Kolonialpolitik

Bismarcks Einstellung zum Imperialismus

Hallo zusammen,

welche Frage mich schon seit geraumer Zeit beschäftigt, zu der ich jedoch noch keine wirklich zufriedenstellende Antwort gefunden habe, ist die Frage, wie die Einstellung Bismarcks zum Imperialismus war.
Die Frage, die ich mir dazu besonders stelle, ist, ob er einerseits auf deutsche Kolonien außerhalb Europas aus war, auch wenn dies bedeutet hätte, das damit seine Bündispolitik gefährdet werden würde und wie er die Imperialismuspolitik der anderen Großmächte betrachtete.
Vielleicht könnte man das Thema unter der Fragestellung zusammenfassen: War Bismarck ein überzeugter Imperialist ?

Besonders über Literaturemphelungen, die sich mit dieser Fragestellung auseinandersetzt, würde ich mich freuen.
 
Spitzen wir mal zu:

Das Koloniegedöns der Jahre 1884/85 folgte innenpolitischem Druck und außenpolitischen Vorteilsabwägungen der Bündnispolitik, temporärem Druck auf England zwecks Erlangung von Faustpfändern.

Ähnlich ist sein Verhalten bzgl. potenzieller Kolonien, in der "Orientalischen Frage" bzgl. der Gebiete des Osmanischen Reiches.

Aber das ist alles im Einzelnen sicher diskutabel und eine Frage der Zeitpunkte.

Siehe auch hier:
http://www.geschichtsforum.de/f58/penjdeh-krise-und-die-frage-der-ffnung-der-meerengen-36987/
http://www.geschichtsforum.de/f57/das-wettrennen-um-emin-pascha-1886-a-7876/
http://www.geschichtsforum.de/f58/n...-ckversicherungsvertrages-mit-russland-31698/
 
Vielen Dank für die schnelle Hilfe. Du hast mein Sichtfeld auf die Ereignisse bedeutend erweitert. Habe ganz vergessen mehr auf den innenpolitischen Druck zu achten. Vielen Dank:yes:
Das einzigste, was mir bei meiner kleinen Bismarckrecherche noch sehr helfen würde, ist, ob du mir villeicht das ein oder andere gute Fachbuch nennen könntest, das sich explizit mit Bismarcks Kolonialpolitik und speziell mit der Orientalischen Frage auseinandersetzt.
Ich sehe mich nämlich mit dem aktuellen Problem konfrontiert, dass man von der Fülle von Werken über Bismarck quasi erschlagen wird.
 
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Spitzen wir mal zu:

Das Koloniegedöns der Jahre 1884/85 folgte innenpolitischem Druck und außenpolitischen Vorteilsabwägungen der Bündnispolitik, temporärem Druck auf England zwecks Erlangung von Faustpfändern.

Ähnlich ist sein Verhalten bzgl. potenzieller Kolonien, in der "Orientalischen Frage" bzgl. der Gebiete des Osmanischen Reiches.

Aber das ist alles im Einzelnen sicher diskutabel und eine Frage der Zeitpunkte.

Siehe auch hier:
http://www.geschichtsforum.de/f58/penjdeh-krise-und-die-frage-der-ffnung-der-meerengen-36987/
http://www.geschichtsforum.de/f57/das-wettrennen-um-emin-pascha-1886-a-7876/
http://www.geschichtsforum.de/f58/n...-ckversicherungsvertrages-mit-russland-31698/


Der innenpolitische Druck war u.a. die anstehenden Reichstagswahlen Ende 1884. Bismarck ging es darum, eine Mehrheit der Freisinningen Partei, also der Partei, die sich dem Kronprinzen als künftige Regierungspartei empfehlen wollte, zu verhindern. Zu diesem Zwecke wurde dann auch wieder eine Zusammenarbeit zwischen Nationalliberalen und Konservativen praktiziert. Und das mit Erfolg.

Des Weiteren wurde von Bismarck ganz gezielt die Kolonialpolitik gestartet, um einen künfitgen Kaiser Friedrich III. die Umgestaltung des Reichs nach britischen Vorbild zu erschweren.Des Weiteren galt es eine zu enge Bindung an das Inselreich zu torpedieren, da Bismarck, und nicht nur dieser, befürchtete, das man so in ein antirussisches Fahrwasser geraten könnte. Und zwischen Briten und Russen gab es ja genügend Konfliktstoff. Aus diesem Grunde hat Bismarck sich auch massiv dafür verwendet, eine Eheschließlung zwischen den Fürsten Alexander von Batternberg von Bulgarien zu und der Tochter vom deutschen Kronprinzenpaar zu verhindern. Auch hier galt es mögliches Konfliktpotential mit Rußland zu verhindern. Kronprinzessin Victoria war das allerdings vollkommen egal, aber Bismarck setzte sich durch, da er den kaiser auf seiner Seite hatte.

Just zu jenem Zeitpunkt, als die Zusammensetzung die Reichstagswahl wie gewünscht ausgefallen war, das Heiratsprobjekt zu den Aken gelegt war und ein Fundament für eine künftige Arbeitsbeziehung zwischen den künftigen Kaiser Friedrich III. und Bismarck in trockenen Tüchern war, verlor Bismarck schlagartig jedes Interesse an der Kolonialpolitik. Es war als letzten Endes eine Machtfrage, die sowohl innen- wie außenpolitisch motivert war. Als diese zugunsten Bismarcks geklärt war, war das Thema Kolonialpolitik unter Bismarck erledigt.
 
Als diese zugunsten Bismarcks geklärt war, war das Thema Kolonialpolitik unter Bismarck erledigt.

Das haben die Nachfolger nicht begriffen: die Kolonien als Tauschobjekt und als Pfand zwischen Großbritannien und Frankreich.

Das Kolonialreich hatte - ohne Fundierung durch eine Stützpunktkette zwischen Nordsee und Daressalam - keine Chance.
 
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