Institut für Geschichte der Ungarischen Akademie der Wissenschaften schrieb:
Aurelian, befreite Illyricum und Thrakien – bevor er in den östlichen Krieg zog – von den plündernden Barbaren, überquerte die Donau und errang über die Goten bereits auf deren eigenem Gebiet einen Sieg. In den Kämpfen fiel auch der König der Goten, Cannabaudes. Der Krieg kam zu dieser Zeit an der unteren Donau zum Stillstand. Der Sieg brachte Erleichterung für die Bevölkerung, Dazien aber konnte nicht mehr gerettet werden. Auf den zu Beginn der Herrschaft {55.} Aurelians, im Jahre 270 geprägten Münzen künden neben der Aufschrift GENIUS ILLYRICI die Aufschriften PANNONIA und DACIA FELIX von der Wichtigkeit Illyricums und dem Glück Daziens, das dem Reich erhalten geblieben war. Möglicherweise bezieht sich die Münzaufschrift tatsächlich auf die Rettung des trajanischen Daziens, wahrscheinlich ist aber, daß sie sich nur auf die Rettung der Bevölkerung bezieht und die neue, südlich der Donau gegründete Provinz Dacia gefeiert wird. Als sich nämlich Aurelian an Ort und Stelle von den Zuständen überzeugt hatte, hielt er es nicht mehr für sinnvoll, die von den Einfällen stark mitgenommene Provinz mit ihrer zusammengeschrumpften Bevölkerung weiterhin zu halten. Die noch dort stationierten Truppen wurden in kurzer Zeit abgezogen und die verbliebene Bevölkerung nach Mösien umgesiedelt. Um den Schein zu wahren, wurde zwischen den beiden Mösien unter dem Namen Dacia (Ripensis) eine neue Provinz gegründet, mit der Hauptstadt Serdica (Sofia)...
Eutropius begründet die Räumung Daziens nicht nur mit der Unmöglichkeit, die Provinz zu schützen, sondern auch mit der weitgehenden Zerstörung Illyricums und Mösiens. Und nicht nur die Kriege dezimierten die Bevölkerung, sondern auch die seit den 50er Jahren in Illyricum ausgebrochenen Epidemien: „… eine so große Pest ist in den Städten ausgebrochen, wie sie es vorher noch nie gegeben hat; sie ließ die Vernichtungen durch die Barbaren kleiner erscheinen und hatte zum Ergebnis, daß sich die besetzten, ebenfalls zerstörten Städte glücklicher schätzen konnten als die von der Seuche befallenen“, schreibt Zosimus (I, 37). Der Mangel an Menschen war so groß, daß in dem Mösien benachbarten Thrakien noch im 4. Jahrhundert Ansiedlungen vorgenommen werden mußten. Der Umsiedlung der Provinzialen stand nicht nur nichts im Wege, sondern sie war durch die Entvölkerung des Balkans geradezu erstrebenswert. Die römische Staatsführung wiederum war froh, diesmal nicht Barbaren, sondern den eigenen Bürgern einen neuen Wohnsitz vermitteln zu können...
Möglicherweise war nicht die gesamte Bevölkerung ausgewandert, obwohl das durch nichts bewiesen wird. Aufgrund der Quellen aber kann man sagen, daß die Zahl der eventuell Zurückgebliebenen unbedeutend war.