Pelasgier, Schmelztigel und Rumänen
das ist genau der falsche weg. in ungarn gibt es seit sehr lange zeit ein problem mit siebenbürgen...
also tut mir leid für was ich brauche und forsche, ungarische quellen haben keinen wert.
Bevor ich begann zu zitieren hatte ich auf den nationalen Gegensatz zwischen Ungarn und Rumänien betreffs Siebenbürgen/Transsylvaniens hingewiesen. Dass du allein aufgrund dieser Gegensätze alle Veröffentlichungen ungarischen Ursprungs sofort ausblenden willst, beweist, dass dieser Konflikt immer noch aktuell bleibt. Man könnte mit dem gleichen Recht behaupten, alle rumänischen Abhandlungen zu diesem Thema wären aufgrund ihrer Herkunft unbrauchbar, da tendenziell politisch motiviert?! Über die Umwälzungen bei der Zusammensetzung der Bevölkerung im Rahmen der trajanischen Eroberung hat Silesia einige neuere Werke mit einer Kernaussage genannt, die den Charakter der Region als Schmelztiegel betonen - mit gleichem Fazit wie die ungarische Akademie der Wissenschaften: „Bei der Romanisierung Daziens ist also der Anteil der Daker minimal.“
Was in dem von mir geposteten Link über die Zusammensetzung der Bevölkerung vor, während und direkt nach der römischen Okkupation geschrieben steht, hat keinerlei Auswirkungen zu dem nationalen Konflikt Ungarns mit Rumänien in heutiger Zeit: Ob die Bevölkerung vor Eroberung durch die Römer nun überwiegend dakischer, keltischer, sarmatischer, pelasgischer oder von mir aus auch „fernöstlicher“ Zusammensetzung gewesen wäre, ist völlig ohne Relevanz dafür! Wir können feststellen, dass die Eroberung durch Trajan einen gewaltigen Einschnitt in deren Zusammensetzung mit sich brachte und bei der darauf folgenden Wiederbesiedlung auf Bewohner aus dem ganzen Reich zurückgegriffen wurde. – Auch hier wieder eine Parallele zum Dekumatland, das eigentlich am „nichtrömischen" Ufer des Grenzflusses lag. Am Ende der Provinzialisierung findet sich in Dakien eine romanisierte Bevölkerung, die in vizidoc‘s Sinne auch als Wurzel der modernen Rumänen in Frage kommt – gleichgültig ob sie nun dakischen- oder syrischen Ursprungs gewesen sein mag! Aber eine derartig geprägte Bevölkerung gab es auch südlich der Donau im ganzen westlichen Balkanraum (weiter im Osten setzte sich die Gräzisierung weiter durch!). Schon nach diesem Einschnitt ist es mehr als unwahrscheinlich, dass im fraglichen Raum noch eine „pelasgische“ Restbevölkerung verbleiben konnte, die stark genug gewesen wäre als Kern für eine neue Ethnogese zu dienen.
Die erheblichen Bevölkerungsverschiebungen nach Aufgabe der Provinz und während der Völkerwanderungszeit sind offensichtlich: Fast alle großen und kriegerischen (!) Völker jener Zeit haben sich zumindest zeitweilig in Teilen dieser Gegend aufgehalten und zu Umwälzungen geführt. Wieder zeigte sich der Raum als Durchgangsgebiet und damit auch als Schmelztiegel! Wie hätte erneut eine autochthon/pelasgische Vorbevölkerung unter solchen Umständen überleben – oder gar neben „imperial-romanischen Bevölkerungsteilen“ – eine eigenständig, prägende Kraft behalten können? Ich verweise auf die Verzweiflung des Goten-Iudex Athanarich und seines Anhangs im Jahre 376 nach seiner Niederlage gegen die Hunnen: Um sich zu retten, die vorher die alte „Gothia“ mit seinen vielen Völkern in einem Bund dominiert hatten, entschlossen sie sich das entlegene „Caucaland“ erobern zu wollen, wo sarmatische Volkssplitter bislang ihr Rückzugsgebiet gehabt hatten… Auf der Flucht vor mächtigeren Kriegervölkern waren bereits Generationen von Geschlagenen über die Jahrhunderte in die Berge geflohen! Eigentlich schade, dass Athanarichs überlieferter Angriff nicht den Pelasgiern gegolten hatte, denn dann wären sie jetzt historisch fassbar…
Die „ethnische“ Zusammensetzung der Völker jener Zeit bleibt zweitrangig, solange die spätere Formierung der heutigen Rumänen nicht unbedingt auf Pelasgier, Daker oder wen auch immer zurückgeführt werden soll. Die Magyaren tauchten ohnehin erst deutlich später auf.
Ein Blick nach Südamerika mag lehren, wie ohne umwälzend große Neubevölkerung, eine imperiale Macht in der Lage war, riesige Gebiete sprachlich relativ einheitlich umzuprägen! Rom bewies die gleiche Kraft für weite Bereiche Europas und Nordafrikas, warum nicht auch für Rumänien?
Das Australische Englisch ist ja auch auf einem riesigen Gebiet sehr einheitlich.
In Großbritannien, wo die Sprache einheimisch ist, gibt es dagegen viele Dialekte auf engem Raum.
Genau das meine ich auch.
...Rumänisch ist selbstverständlich eine romanische Sprache und gehört zusammen mit dem ausgestorbenen Dalmatischen zur Gruppe der balkanromanischen Sprachen. Anders als die westromanischen Sprachen, die während ihrer frühen Entwicklung vom Lateinischen als Hochsprache überdacht waren, verlief die Entwicklung des Rumänischen ohne Kontakt mit der lateinischen Schriftsprache.
Die Basis des rumänischen Wortschatzes sind die Elemente des gesprochenen Balkanlatein, die sich erbwörtlich entwickelt haben. Aus dem vorrömischen Dakischen haben sich nur etwa 80 Substratwörter erhalten, während das Rumänische zahlreiche slawische Lehnwörter aufgenommen hat.
Ich finde hier bislang nichts, das gegen diese Zusammenfassung sprechen sollte.
Wichtig für die Ethnogese der heutigen Rumänen ist eher, dass sie sich einer als romanisch kategorisierten Sprache bedienten. Es ist (fast?) zwingend, dass diese sprachliche Prägung im Kontext mit der römischen Expansion und Romanisierung zu suchen ist. Das erklärt auch den relativ einheitlichen und zeitweilig räumlich so weiten Verbreitungsgrad, bedingt durch die dabei geprägte, balkanromanische Bevölkerung. Aber vielleicht ist das eher einen eigenen „Rumänen-thread“ wert, als das „römische Dakien“ damit zu belasten? Die Quellenlage zu einem solchen Thema erscheint mir eher schwach?