Witege
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Da in diesem Thread trennung-vorgeschichtliche-und-geschichtliche-keltike bereits auf die Kulturkontinuität der keltischen Gebiete eingegangen wird, wollte ich hier einmal genauer darüber diskutieren. Da ich mich noch nicht sonderlich mit diesem Thema beschäftigt habe, kenne ich auch nicht die aktuelle Literatur, aber die Archäologen hier können mich ja dann bestimmt korrigieren.
Ich wollte mich zuerst einmal auf den "Kernraum" beschränken, als die ja in der Regel Südwestdeutschland, Ostdeutschland und die Schweiz genannt werden. Sehe ich das also richtig, dass damit die deutschen Mittelgebirge und die entsprechenden Gebiete in Frankreich einschließlich der Vogesen und Ardennen sowie das Jura und Alpenvorland gemeint sind?
Die Kulturkontinuität wird häufig bis in die Urnenfelderzeit angenommen, aus welchem Grund diese auch als protokeltisch bezeichnet wurde (ob das jetzt ein passender Ausdruck ist oder nicht). Aber hört hier diese Kontinuität wirklich bereits auf, oder ist die archäologische Quellenlage für die vorhergehende Zeit einfach zu schwach?
Aus diesem Grund wollte ich einmal auf die ganzen Vorgängerkulturen eingehen und hoffe hier wird von euch noch vieles ergänzt bzw. verbessert:
a) Bandkeramische Kulturen:
Die ersten Ackerbauern der Linearbandkeramik-Kultur scheinen als Neusielder aus dem Karpatenraum gekommen zu sein. Zuerst wurden die fruchtbaren Lössgebiete besiedelt. Charakterstisch waren neben der Keramik die Langhäuser, die als Einzelgehöfte, Weiler und auch Dörfer angelegt wurden. Auch die Nachfolgekulturen wie die Rössener Kultur scheinen keinen großen kulturellen Bruch gebracht zu haben trotz neuer Techniken wie dem Pflug und Wagen und den Kreisgrabenanlagen und Erdwerken.
b) Schnurkeramik- + Glockenbecherkultur:
Erst die Schnurkeramikkultur brachte eine deutliche Veränderung. Charakteristisch sind der Trinkbecher, die Streitaxt sowie die Bestattung in Hocklage unter Erdhügeln. Auch die Siedlungsstruktur scheint sich grundlegend verändert zu haben. Die Häuser waren eher klein und scheinen nicht mehr so lange wie früher benutzt worden zu sein und bildeten nur noch kleine verstreute Gruppen von wenigen Häusern. Auch der Bezug zu den Kreisgrabenanlagen und Erdwerken scheint nicht mehr bestanden zu haben. Insgesamt geht man davon aus, dass die Bevölkerung mobiler geworden war. Die Glockenbecherkultur scheint aus einer regionalen Variante der Schnurkeramik entstanden zu sein und brachte mit Ausnahme der Bevorzugung des Dolches und Bogens und des vermehrten Gebrauchs von Kupfer in diesem Gebiet auch keine große Änderung gebracht zu haben.
c) Straubinger- + Hügelgräberkultur:
In der Bronzezeit gab es immernoch die Hockerbestattung. Die Hügelgräber kennzeichnen dann die erste fassbare Elite durch ihre reichen Grabbeigaben. In diesem Gebiet wurde weiterhin der Dolch bevorzugt, der sich zu einem rapierähnlichem Schwert weiterentwickelte. Die Siedlungen scheinen weiterhin eher bescheiden gewesen zu sein und man kann wohl nicht ein derartiges Verbreitungsmuster wie für die Bandkeramik-Kultur rekonstruieren. Kann man für diese Zeit trotzdem davon ausgehen, dass die Menschen wieder seßhafter wurden, wegen den Hügelgräbern und Fernhandlswegen?
d) Urnenfelderkultur:
In der Jungbronzezeit gab es dann wieder einen starken Wandel. Der Übergang zur Brandbestattung und die Deponierung in Gruben bzw. Urnen kennzeichnet ja diese Epoche. Man begann damit Befestigungsanlagen zu errichten und es gab große Fortschritte in der Metallverarbeitung. Die Landwirtschaft scheint sich mit Ausnahme einiger neuer Pflanzen nicht entscheidend verändert zu haben. Oft geht man ja von einer großen Völkerwanderung in dieser Zeit aus. Betraf diese auch dieses Gebiet? Oder könnte es auch einfach nur eine geistliche Revolution gewesen sein, die die Bestattung änderte. Oder war der Bruch zur vorherigen Kultur einfach zu groß?
Der Übergang zur Halstattkultur verlief ja dann wieder fließend.
Ich wollte mich zuerst einmal auf den "Kernraum" beschränken, als die ja in der Regel Südwestdeutschland, Ostdeutschland und die Schweiz genannt werden. Sehe ich das also richtig, dass damit die deutschen Mittelgebirge und die entsprechenden Gebiete in Frankreich einschließlich der Vogesen und Ardennen sowie das Jura und Alpenvorland gemeint sind?
Die Kulturkontinuität wird häufig bis in die Urnenfelderzeit angenommen, aus welchem Grund diese auch als protokeltisch bezeichnet wurde (ob das jetzt ein passender Ausdruck ist oder nicht). Aber hört hier diese Kontinuität wirklich bereits auf, oder ist die archäologische Quellenlage für die vorhergehende Zeit einfach zu schwach?
Aus diesem Grund wollte ich einmal auf die ganzen Vorgängerkulturen eingehen und hoffe hier wird von euch noch vieles ergänzt bzw. verbessert:
a) Bandkeramische Kulturen:
Die ersten Ackerbauern der Linearbandkeramik-Kultur scheinen als Neusielder aus dem Karpatenraum gekommen zu sein. Zuerst wurden die fruchtbaren Lössgebiete besiedelt. Charakterstisch waren neben der Keramik die Langhäuser, die als Einzelgehöfte, Weiler und auch Dörfer angelegt wurden. Auch die Nachfolgekulturen wie die Rössener Kultur scheinen keinen großen kulturellen Bruch gebracht zu haben trotz neuer Techniken wie dem Pflug und Wagen und den Kreisgrabenanlagen und Erdwerken.
b) Schnurkeramik- + Glockenbecherkultur:
Erst die Schnurkeramikkultur brachte eine deutliche Veränderung. Charakteristisch sind der Trinkbecher, die Streitaxt sowie die Bestattung in Hocklage unter Erdhügeln. Auch die Siedlungsstruktur scheint sich grundlegend verändert zu haben. Die Häuser waren eher klein und scheinen nicht mehr so lange wie früher benutzt worden zu sein und bildeten nur noch kleine verstreute Gruppen von wenigen Häusern. Auch der Bezug zu den Kreisgrabenanlagen und Erdwerken scheint nicht mehr bestanden zu haben. Insgesamt geht man davon aus, dass die Bevölkerung mobiler geworden war. Die Glockenbecherkultur scheint aus einer regionalen Variante der Schnurkeramik entstanden zu sein und brachte mit Ausnahme der Bevorzugung des Dolches und Bogens und des vermehrten Gebrauchs von Kupfer in diesem Gebiet auch keine große Änderung gebracht zu haben.
c) Straubinger- + Hügelgräberkultur:
In der Bronzezeit gab es immernoch die Hockerbestattung. Die Hügelgräber kennzeichnen dann die erste fassbare Elite durch ihre reichen Grabbeigaben. In diesem Gebiet wurde weiterhin der Dolch bevorzugt, der sich zu einem rapierähnlichem Schwert weiterentwickelte. Die Siedlungen scheinen weiterhin eher bescheiden gewesen zu sein und man kann wohl nicht ein derartiges Verbreitungsmuster wie für die Bandkeramik-Kultur rekonstruieren. Kann man für diese Zeit trotzdem davon ausgehen, dass die Menschen wieder seßhafter wurden, wegen den Hügelgräbern und Fernhandlswegen?
d) Urnenfelderkultur:
In der Jungbronzezeit gab es dann wieder einen starken Wandel. Der Übergang zur Brandbestattung und die Deponierung in Gruben bzw. Urnen kennzeichnet ja diese Epoche. Man begann damit Befestigungsanlagen zu errichten und es gab große Fortschritte in der Metallverarbeitung. Die Landwirtschaft scheint sich mit Ausnahme einiger neuer Pflanzen nicht entscheidend verändert zu haben. Oft geht man ja von einer großen Völkerwanderung in dieser Zeit aus. Betraf diese auch dieses Gebiet? Oder könnte es auch einfach nur eine geistliche Revolution gewesen sein, die die Bestattung änderte. Oder war der Bruch zur vorherigen Kultur einfach zu groß?
Der Übergang zur Halstattkultur verlief ja dann wieder fließend.