Spielfilme angesiedelt im 18.Jh.

Was ist der beste Film zum Thema 18.Jahrhundert?

  • Barry Lyndon (1975)

    Stimmen: 18 22,8%
  • Gefährliche Liebschaften (1988)

    Stimmen: 14 17,7%
  • Jefferson in Paris (1995)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Der letzte Mohikaner (1992)

    Stimmen: 19 24,1%
  • Rob Roy (1995)

    Stimmen: 3 3,8%
  • King George - Ein Königreich für mehr Verstand (1995)

    Stimmen: 5 6,3%
  • Revolution (1985)

    Stimmen: 4 5,1%
  • Farinelli (1994)

    Stimmen: 2 2,5%
  • Marie Antoinette (2006)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Amadeus (1984)

    Stimmen: 12 15,2%

  • Umfrageteilnehmer
    79
"Sommer der Gaukler" (2011) M.H. Rosenmüller

Gibt's eigentlich irgendeine Meinung eurerseits zu "Sommer der Gaukler"?
Ich habe es nicht als historischen Film betrachtet und es daher nicht hier aufgeführt.

Aber ich habe den Film damals im Kino gesehen (war sehr schlecht besucht).

Die Handlung will ich kurz umreißen. Emanuel Schikaneder (Max von Thun) ist mit seiner Inszenierung der "Agnes Bernauer" recht erfolgreich. Als er in Salzburg keine Genehmigung zur Aufführung bekommt, bleibt er in einem Bergdorf hängen.
Hier wächst sich der Streit zwischen dem Bergwerksbesitzer Pacolli (Erwin Steinhauer) und den Arbeitern zu einem handfesten Streit aus. Zufällig wird Georg Vester (Maxi Schafroth) zum gefeierten Anführer der Unzufriedenen, als er versehentlich den Sturz des Vorarbeiters (Christian Lerch) verschuldet. Statt die Sache bereinigen zu können, wird der Unglücksrabe verhaftet, weil er angeblich Pacolli angreifen wollte. Unwillentlich wird dadurch Vester zum Idol für Pacollis schöne Tochter (Anna Maria Sturm).
Derweil bekommt Schikaneder Probleme mit seiner Theatertruppe, da das Geld aufgebraucht ist, mit seiner Kreativität ist es ohnehin nicht sehr weit. Aus falschem Stolz schlägt er ein verlockendes Angebot Franz Pacollis aus. Immerhin begegnet er bei einem orgienhaften Gelage des Grundherrn Baron von Playen (Fritz Karl) den berühmten Komponisten Mozart (Florian Teichtmeister). Zurück im Dorf bekommt er Probleme mit dem Richter (Butz Ulrich Buse), da er seine Rechnung beim Wirt nicht begleichen kann, als der Baron wegen Freimaurerei belangt wird, der für die Rechnung beim Gastwirt (Martin Weinek) gebürgt hatte. Bis auf seine Frau (Lisa Maria Potthoff) und seinen Rivalen Wallerschenk (Nicholas Ofczarek) sowie den Bedienten Alfons (Michael Kranz) hat sich der Rest der Truppe davon gemacht.
Durch eine Finte gelingt es Schikaneder, der sich vor Babette Pacolli als ihr Vester ausgibt, aus seinem Gefängnis, das er nun mit Vester teilt, zu entkommen.
Schließlich kommt es doch zur unausweichlichen Aufführung der "Agnes Bernauer" vor der Dorfeinwohnerschaft in Anwesenheit Mozarts. Während der Aufführung ergreifen allerdings die Zuschauer Partei für die Rolle der Bernauerin wodurch Schikaneder, der die Rolle ihres Gegenspielers mimt, beinahe ermordet wird. Letztlich richtet sich der Zorn der Einwohner aber gegen Pacolli, dessen Intrigen - er hatte ja versucht, den Baron zu stürzen - man durchschaut hatte. Eleonore Schikaneder entscheidet sich dann doch für den Schikaneder und einer Zusammenarbeit zwischen Mozart und Schikaneder steht nichts mehr im Wege.

Ersteinmal will ich auf die großen Pluspunkte des Filmes eingehen. Da wären vor allem die tollen Drehorte zu nennen. Das betrifft genauso das Theater am Anfang wie das wunderbar aufgenommene Museumsdorf Bayerischer Wald, das als Kulisse für das Bergdorf diente und selbst das Bergwerk ist ganz schön inszeniert. Die Landschaftsszenen waren auch sehr schön gefilmt.
Filmerisch hatte der Streifen seine Höhepunkte, wenn sich der Schikaneder versuchte der Babette Pacolli zu nähern oder man in die Fantasiewelt des Theaterschaffenden im Walde sozusagen entführt wurde. Gerade die Szene zwischen Richter, Pacolli, dessen Tochter und Schikaneder hatte eine besondere Atmosphäre durch den Gegensatz zwischen der Aufgedrehtheit und gespielten weltmännischen Art des Prinzipals und der bäuerlichen Einrichtung des Herrn Pacolli, bei dem sich andererseits Schikaneder, der arme Theaterschaffende, endlich mal wieder nach Herzenslust den Bauch voll schlagen durfte.
Der Film funktioniert als fantasievolles Lustspiel ganz gut. Leider gerät er nur in einigen Szenen ins Stocken, wie bei der eher unmotivierten und überdehnten Tanzeinlage der Bergleute. Wenn man sich auf das Lustspiel einlassen will, muss man freilich öfter als einmal und auch öfter als bei den Werken Schikaneders und Co. wahrscheinlich das Hinterfragen von Logikfehlern (Welcher Baron wurde schon wegen Freimaurerei verhaftet, wenn der Kaiser selber Freimaurer war? Warum soll sich Mozart bei dem Baron in der Wildnis aufhalten? etc.) verkneifen.
Die Ausstattung konnte man freilich komplett vergessen. Hieran wurde gespart und kräftig in die Mottenkiste gegriffen. Warum Max von Thun einen dämlichen Bart trug und immer eine Art Witzfigurenfrisur hatte, erschloss sich mir auch nicht. Es war zwar üblich, dass sich Schauspieler wegen bestimmter Rollen einen Bart stehen ließen, v.a. für Räuberrollen oder dergl., aber das erklärt noch nicht die lächerliche Frisur. Wohlgemerkt, der Film sollte 1780 spielen und angesichts dessen, waren Kostümbild etc. schlichtweg "no period".
Positiv zu vermerken ist das gut aufgelegte Ensemble, wobei mir Anna Maria Sturm, Nicholas Ofczarek und Michael Kranz am besten gefielen.

Wem es nicht um einen historisch korrekt gemachten Film geht, wird eine zumindest in weiten Teilen unterhaltsame Komödie anschauen dürfen. :winke:
 
Der Film ist damals anscheinend völlig an mir vorbei gegangen. Andererseits sieht das Filmplakat auch ziemlich abschreckend aus.
 
"Tom Jones" (1963)

"Tom Jones" (Regie: Tony Richardson)

"Tom Jones" ist eine Verfilmung des gleichnamigen Romans "The History of Tom Jones, a Foundling" (1749) von Henry Fielding, der im 18.Jh. sehr beliebt war. Auch in Jane Austens "Northanger Abbey" wird er bspw. erwähnt.

Die Handlung ist sehr umfangreich, da man sich hier tatsächlich um eine Verfilmung des umfangreichen Romans (in 18 Büchern!) bemüht. Ähnlich wie in vielen Romanen der Zeit werden unheimlich viele Abschweifungen gemacht, die satirisch dadurch karikiert werden, dass Fielding die meisten jeweils in das 1. Kapitel jedes Buches warf. Diese Abschweifungen konnten natürlich nicht verfilmt werden.

Tom Jones wird als Säugling im Bett des Masters Squire Allworthy (George Devine) gefunden, der zugleich wie damals üblich Friedensrichter ist. Mr. Partridge und Jenny Jones werden für die Eltern des Findlings gehalten und bestraft. Squire Allworthy nimmt Tom (als Erwachsener: Albert Finney) bei sich auf und lässt ihn in seinem Haushalt, in dem auch seine Schwester Bridget lebt, neben seinem Neffen Mr. Blifl (David Warner) erziehen. Tom entwickelt sich zu einem jungen Mann voller Fehltritte, sei es wenn er die Jagd über die Grenzen fortsetzt oder sich mit der mittellosen Molly (Diane Cilento) einlässt, die ihm ein Kind unterschieben will, das aber auch von Toms und Blifls Informator Mr. Square sein kann. Jones verliebt sich in Sophie Western (Susannah York) die Tochter des wohlhabenden Landbesitzers Squire Western (Hugh Griffith), dem die Jagd und das Saufen über alles gehen. Aus beiden Leidenschaften und wegen seinem Verständnis für Jones Hingabe für Molly freundet sich der Squire mit Jones an. Als dann aber Westerns Schwester (Edith Evans) Blifl als Bräutigam von Sophia vorschlägt, ist Squire Western, der sich sonst fortwährend mit seiner Schwester streitet, hellauf begeistert und will von Jones und Sophias Gefühlen füreinander nichts wissen.
Da es den Intrigen Blifls nach dem Tod seiner Mutter und dem Unfall auch des Squire Allworthy gelingt, Jones bei diesem anzuschwärtzen und Sophia auf keinen Fall Blifl heiraten will, befinden sich nun getrennt voneinander Jones und Sophia auf abenteuerlicher Flucht bzw. Odysee durch das England der Zeit des Jakobiteraufstandes. Schließlich kommen beide in London an. Unterdessen hatte Tom Jones seinen vermeintlichen Vater, Partridge getroffen. Jones verstrickt sich in ein Gewirr von Affären, u.a. mit Lady Bellaston. Zufällig treffen Sophia und Jones in deren Räumen aufeinander. Sie erfährt dort von seinem Lebenswandel und wendet sich ab von ihm. Ihr Vater Squire Western rettet sie aus den Fängen des Lord Fellmar (David Tomlinson), aber eigentlich nur um sie Mr. Blifl auszuliefern. Derweil soll Jones wegen eines Duells hingerichtet werden. Als die Wahrheit über Toms Herkunft heraus kommt - er ist in Wahrheit ein Sohn der verstorbenen Schwester von Squire Allworthy - wendet sich erneut das Blatt für ihn. Squire Western rettet Jones quasi direkt vom Galgen weg, um ihn seiner Tochter zuzuführen, weil nun Jones eine reiche Partie geworden ist.

Viele Nebenhandlungen, die im Film auch angerissen werden, musste ich hier weglassen. Der Film schafft erstaunlicherweiser sein Meisterstück damit ziemlich gut den wie gesagt zeittypisch geradezu monumentalen Umfang des Romans zu verarbeiten. Selbst viele Nebenfiguren wie Mr. Square und Mr. Thwackum, die Erzieher von Blifl und Jones, und sogar solche Nebenfiguren wie die Zechgemeinschaft von Mr. Western kommen vor und haben sogar eine passende Charakterisierung.
Am meisten kürzte der Film, der immerhin nur 128 Minuten hat, für mich die Rolle von Mr. Partridge. Er ist eine ungemein amüsante Figur, die im Roman viel Raum einnimmt und vergleichbar dem Sancho Pansa auf der Fußreise im unerschütterlichen Glauben an das Glück von Tom Jones dessen Gepäck trägt. Seine Streitereien mit Gastwirten und Wirtinnen und seine ständig geäußerte Meinung zum Geschehen, ebenso wie sein standhaftes Missverständnis (er glaubt durchweg Tom sei eigentlich Allworthys Bastard), fallen hier völlig weg. Er tritt im Film erst kurz vor der Ankunft in London auf und in ihm verschmelzen die Rollen von Partridge und die eines tollpatschigen Highwayman, der sich später durch Jones Güte für ihn bei Squire Allworty verwendet.
Gerade am Ende wurde freilich etwas dick aufgetragen, aber das mag man damit entschuldigen, dass man sehr schön Tyburn zeigen wollte (um einen Bogen dazu zu schließen, dass man Tom den Galgen prophezeite).

Regie und Drehbuch schaffen es aber den sprühenden Witz des Romans filmisch einzufangen und dafür zu sorgen, dass es einen Bilderreigen der Zeit gibt und die Handlung nie irgendwie einschläft. Wie schaffen sie es? Da wäre der unheimliche Aufwand zu nennen, der im besonderen Maße bei der langen Sequenz mit der Jagd zu erkennen ist. Eine solche Kameraarbeit und so viele Statisten, solch eine Action bei einer Jagdszene habe ich noch nicht gesehen. Da wird gehetzt, da wird die Jagdlust und die blutige Seite dieser grausamen Sportart gezeigt: zertretene Gänse, stürzende Reiter, Peitschenknallen ohne Rücksicht etc.. Die Schnitte, Tricktechnik, Kameraführung, der Witz mit Ideen wie der dem Stummfilm entlehnten Passage, Zeitraffer oder auch mal einfach minutenlang Menschen beim Essen zeigen - das ist alles unheimlich geschickt eingesetzt. Manchmal dachte ich mir beim Zuschauen: sowas würde man sich heute nicht trauen (z.B. lange Szenen ohne Filmmusik und Gespräche).

Die Ausstattung ist so lala, aber für den Zeitschnitt recht gut. Bei den Gewändern erkennt man zumindest grob, dass sich die Verantwortlichen Bilder aus der Zeit angeschaut haben. Für 1963 sind die Kostüme ziemlich gut, die Frisuren sogar gerade bei Geistlichen wie Mr. Thwackum z.B. richtig toll. Die moderne Frisur von Tom Jones erinnerte mich immer an die des jungen Barry in "Barry Lyndon".

Ganz wesentlich kann aber der Film mit den Gebäuden und Schauspielern punkten. Egal ob das Haus von Allworthy oder das von Squire Western, die Straßen von London etc., alles sieht genauso aus, wie ich mir das vom Roman her vorgestellt habe.
Die Schauspieler sind fantastisch ausgewählt und bis in jede Rolle passend besetzt. Meine Lieblingsdarsteller waren die von Mr. Square, Mr. Thwackum, Squire Western und Miss Western (nicht Sophia!). Der besoffene, herumpöbelnde Western wurde herrlich getroffen, ebenso die ständig streitenden Erzieher.

Wenn ich mir vorstelle, dass der Film 1963 entstanden ist, ist er erstrecht eine Wucht. Für jeden Fan des 18.Jh. ein Muss. Allerdings muss man eventuell zur besseren Verständlichkeit den fetten Roman zuvor gelesen haben, um all die vielen Rollen zu verstehen.

Trotz Ausstattungsmengel einer der besten Filme, die ich seit langem gesehen habe, 8 von 10 amourösen Abenteuern. (Prädikat wertvoll)
 
"City of Vice" (2008)

Erzählt wird die Geschichte vom Aufstieg der Verbrechensbekämpfung durch die Brüder Fielding. Ich habe nur die erste Episode angeschaut.

Darin sagen die Brüder Fielding einer Dame den Kampf an, die eine Art Freudenhaus, genannt "3 temples", führt und worin auch Kinder scheinbar prostituiert werden. Henry Fiedling gelingt es, ein Mädchen aus den Fängen der Verbrecherin zu retten, die in Haft genommen wird. Letztlich kommt sie wieder frei und führt ihr Geschäft weiter.

Ich muss zugeben, dass ich die Inszenierung einfach nur nervig fand. Die technischen Spielereien haben irgendwie die ganze, im Grunde interessante, Handlung in den Schatten gestellt. Wie soll man einen Film ernst nehmen, wo die halbwegs historisch gekleideten Darstellern in einer Art Messehallen wohnen? Oder wo die Wohnung von den Fieldings eher aussieht wie ein modernes Polizeirevier?
Verfremdungen können auch kunstvoll zum Gelingen eines Films beitragen (z.B. in dem Kunstfilm "Der Kontrakt des Zeichners"), aber hier war es dann doch des Guten zuviel. Hinzu kam, dass der Darsteller des Henry Fielding einfach nur aussah wie ein über 70-jähriger, während der hist. Fielding keine 50 wurde. Trotz seiner Krankheit wird er so nicht ausgesehen haben, was man schon durch einige Porträts weiß.

Mein Fazit: Schade um die gute Idee, es mangelte an der Umsetzung.
 
"A Harlot's Progress" (2006) (Justin Hardy(Regie))

"A Harlot's Progress" (2006) (Justin Hardy(Regie))

Erzählt wird hier nicht die Geschichte eines Menschen sondern einer Bilderfolge (A Harlot's Progress, entstanden 1731-32) anhand einer fiktiven Handlung um eine Schaffensperiode des englischen Malergenies W. Hogarth.

Am Anfang ist Hogarth (Toby Jones) ein recht erfolgloser Künstler und muss sich auch mit der Produktion von Visitenkarten und dergleichen durchschlagen. [Nebenbei: ein sehr übliches Gewerbe auch für renommierte Künstler wie Moreau le Jeune oder den berühmtesten der St. Aubins.] Er hat die Tochter (Sophie Thompson) eines hoch angesehenen Malers Sir James Thornhill (Richard Wilson) geheiratet. Die ansonsten glückliche Ehe wird aber nicht mit einem Kind gesegnet. Hogarth lernt die junge Mary Collins (Zoe Tapper) kennen, deren Werdegang von der Geliebten eines reichen Herrn bis zur armen Prostituierten er einfängt. Nebenbei bekommt sie noch von ihm ein Kind, das sie William nennt. Nachdem sie in einer elenden Behausung gestorben ist, ohne ihren Herzenswunsch erfüllt bekommen zu haben von ihm als feine Dame gemalt worden zu sein, stellt sich für William Hogarth ein großer Erfolg mit seiner Bilderserie ein, die er auch als Stiche verbreiten lässt und die, wenn auch durch eine falsche Auslegung, selbst seinem Schwiegervater sehr gut gefällt.
Am Ende wird nochmal Hogarths Liebe zu Kindern thematisiert und, da er keine eigenen hat, sein Engagement für Corams Foundlings Hospital vorgestellt.

Deutlich weniger als in "City of Vice" (hat man es da aus diesem Film abgekupfert?) wurde hier auf PC-Animation gesetzt. Die Kostüme und die Ausstattung fand ich ganz in Ordnung. Etwas schade fand ich, dass die Prostituierte leider etwas arg moralisch "clean" dargestellt wird. Hogarths beißender Humor aus dem 2. Bild der Reihe Reihe (siehe hier: A Harlot's Progress - Wikipedia, the free encyclopedia ) kommt nicht zur Geltung. Überhaupt wird sich mancher generell an der Handlung stören, da es natürlich sehr spekulativ ist, dass jemand wie Hogarth ein konkretes Vorbild für sowas wie diese Bilderreihe brauchte.
Am besten gefielen mir aber die Schauspieler, allen voran Toby Jones und Sophie Thompson. So habe ich mir (wenn auch vielleicht nicht äußerlich so ganz) Hogarth vorgestellt.
Die Mischung aus dokumentarischen Charakter (z.B. mit der Einblendung, dass Gin soundso oft damals verzehrt wurde) und Spielfilm fand ich teilw. ausnehmend gut gelungen.
Manche Zeichnungen, die gezeigt wurden, fand ich aber ein bisschen zu modern wirkend und nicht nach dem Stil von Hogarth.

Insgesamt ein sehenswerter Film für Freunde von Kunst dieses Zeitschnittes. :)
 
Hier will ich kurz zusammen auf beide Teile der deutsch-französischen Produktion "Die Lederstrumpferzählungen" sowohl "Der letzte Mohikaner" als auch "Das Fort am Biberfluss" (1969) eingehen.

Die Handlung unterscheidet sich in beiden Fällen gravierend von den Romanen, weshalb ich sie hier recht weitschweifig wiedergeben muss.

1. "Der letzte Mohikaner"
Der Film beginnt mit der Erzählung, dass die weißen Siedler den Mohikanern die Büffelherden getötet hätten. Deswegen würden die Mohikaner sterben. Nat Bumppo findet im verschneiten Dorf der Mohikaner als einzigen Überlebenden Chingachgook und dessen Sohn, der noch ein Baby ist. Da in der Folge dieser Sohn schon erwachsen ist, müsste der Anfang des Filmes um 1740, also kurz nach der Handlung von "Wildtöter" und die nächsten Sequenzen dann in den späten 1750ern spielen. Uncas (David Alexandru) und sein Vater Chingachgook leiden darunter, dass es in den Wäldern nur noch kaum Tiere zum erlegen gäbe. Nat ist ein Freund des Kommandanten eines Forts Oberst Munroe (Otto Ambros). Der Oberst kann oder möchte nichts für die hungernden Delawaren und Huronen tun, die von ihm Pulver und Blei zur Jagd haben wollen, weil er nicht ermächtigt sei, ihnen diese Güter zu überlassen. Erbost ziehen die Ureinwohner ab. In Magua bekommen sie einen Anführer, der eine persönliche Rechnung mit den Briten begleichen zu müssen glaubt, weil er von ihnen für die Zerstörung eines Gebäudes in Trunkenheit bestraft worden war.
Derweil tut Magua so, als sei er vom Oberst ausgeschickt worden dessen Töchter Alice und Cora zum Fort zu führen. Stattdessen will er sie, einen Offizier und den Musiklehrer aber in die Arme seiner Komplizen locken. Doch schafft es vorerst Nat und seinen Freunden den Angriff abzuwehren und daraufhin die Reisegesellschaft aus den Händen von Maguas Leuten zu befreien. Nat glaubt nun die beiden Schwestern sicher beim Oberst. In seiner Abwesenheit gelingt es jedoch den Huronen und Delawaren gemeinsam das Fort durch eine List zu erobern und alle bis auf die Mädchen, die entführt werden, umzubringen. Die Gefangenen Maguas legen nun Nat und seinen Gefährten einige Spuren, damit sie sie wiederfinden. Allerdings wird dabei Uncas gefangen genommen, als er irgendwie mit zwei Bäumen hingerichtet werden soll, fällt den Delawaren seine Tätowierung auf, die seine Verbindung zum Häuptling der Delawaren beweist. Schließlich werden die beiden Töchter des Obersten befreit, nicht ohne dass Uncas und Magua sein Widersacher den Tod finden.

2. "Das Fort am Biberfluss"
Dieser Teil wird ähnlich wie die beiden vorigen durch eine längere Episode eingeleitet. Darin werden Nat und Chingachgook vom Sheriff beim Schießen von Wild während der Schonzeit erwischt. Das Ganze spielt sich wieder am Susquehanna ab, dem Fluss, der auch schon im "Wildtöter" erwähnt wurde. Nat kommt vor Gericht, wird aber vor allem wegen seiner Missachtung des Sheriffs zu einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Er flieht zusammen mit seinem Freund Richtung Westen. Bald treffen sie auf Mabel (Julliet Villard), die von Sioux überfallen wird, wobei ihre Eskorte zu Tode kommt. Nat und Chingachgook bringen sie sicher zum Fort Henry, wo sie von ihrem Vater Major Dunham. Nat verguckt sich in Mable, auf die allerdings auch schon Captain Muir (Gilbert Normand) ein Auge geworfen hat, obwohl sie eigentlich nur Leutnant Jasper (Christian Duroc) liebt. Bei einem Überfall während eines Festes im Fort zerstören die Sioux das Munitionsdepot und entkommen wieder. Nat ahnt, dass ein Offizier der Verräter ist, der den Sioux den besten Weg ins Fort mitteilte. Anschließend werden die Soldaten einmal vor das Fort gelockt, wo sie unter hohen Verlusten geschlagen werden. Der Major fällt. Am Ende wird aber der Spion entlarvt und getötet. Nat sieht es ein, dass das Leben in der Wildnis nichts für Mable Dunham ist und gibt seinen Versuch sie für sich zu gewinnen auf.

Ohne großartig auf Details zu achten, fällt schon allein, wenn man knappe Inhaltsangaben der Romane mit der Handlung der Fernsehfilme vergleicht, dass hier kaum noch Nähe zum Stoff vorhanden ist. Der englisch-französische Konflikt verschwindet vollkommen in der Filmhandlung, obwohl er für beide Romane "Der Pfadfinder" und "Der letzte Mohikaner" von großer Bedeutung ist. Erst davor erscheinen die Handlungen und auch die Tragik des Kampfes der Delawaren, Irokesen, Mohikaner oder auch Huronen gegeneinander im richtigen Licht. "Das Fort am Biberfluss" orientiert sich nur in ganz entfernten Motiven und anhand der Namen einiger Rollen am Roman, bei dem auch der See eine viel größere Rolle einnimmt. Auch wurden die Irokesen durch Sioux ersetzt. Die ganze Handlung könnte in die 1760er verlegt worden sein; in "Der letzte Mohikaner" ist übrigens auch von Reservaten bereits die Rede und die meisten der Waldindianer sind beritten. Bei "Der letzte Mohikaner" stimmt nicht bloß wegen der Problematik, dass die Franzosen weggelassen werden und die Huronen als bitterböse Schurken auftreten, garnichts mit dem Roman überein, sondern weil eben auch einige Figuren an unpassenden Stellen sterben. So spielte eigentlich Gamut auch bei der Befreiung der Mädchen später noch eine gewisse Rolle, wird hier aber als komplette Randfigur mit der Garnison des Forts in demselben von Maguas Leuten getötet.

Gerade weil man nun in beiden Teilen ein wenig mehr von den Briten sieht, wird offensichtlich, dass sich die Verantwortlichen offensichtlich auf keinem Auge mit der Zeit beschäftigt hatten. Die Kostüme der Damen könnte man als "no period" bezeichnen. Man könnte sie quasi in jeden anderen Zusammenhang genauso gut stellen und man würde nicht erraten können, dass sie irgendwie mit 18.Jh. zu tun haben sollen. Die Hütchen, denn als Hüte kann man sie wirklich nicht bezeichnen, der englischen Offiziere mit orangen Federchen daran sehen einfach nur wie aus dem Karnevalsversand aus. Die einfachen Soldaten sind entweder aufs Pferd gesetzte oder zu Fuß herum laufende Pseudogrenadiere. Die Kopfbedeckungen sollen wohl Bärenfellmützen immitieren; sollen sage ich deswegen, weil man weder Fell noch sonstwas passendes dazu erkennen kann. Nur von der Form her und wegen der lieblos daran befestigten Federstützchen (?) könnte man auf die Assoziation kommen, dass es Bärenfellmützen sein sollen. Ein typischer Filmfehler sind Säbelbandeliers ohne Säbel darin. Es scheint auch, als hätten die Zuständigen für die Bauten noch nie eine Abbildung von einem Fort aus der Zeit geschweige denn des historischen Forts William Henry gesehen, worauf ja in dem Roman "Der letzte Mohikaner" von Cooper offensichtlich angespielt wurde. Die Frisuren sind überwiegend modern, d.h. einfach Kurzhaarfrisuren Anno 1969. Cooper soll sein Wissen zu den Lebensweisen der Mohikaner usw. hauptsächlich aus Büchern gekannt haben; dennoch wäre es sicher besser gewesen sich danach zu richten, als sich selbst eine "gute, falsche" Indianerwelt zusammen zu fantasieren.

Fazit:
"Der Wildtöter" hatte schon einige Schwächen, aber immerhin hielt er sich noch halbwegs an die Romanhandlung. Bei den beiden folgenden Teilen wird aber ganz frei damit umgegangen, so dass nicht mal eine brauchbare Widergabe des Romanstoffes über die Ausstattungsmängel hinwegtrösten kann. Die Erzählerstimme, ein Mittel was eigentlich ganz OK ist, vermittelt dabei völlig unzutreffender Weise, dass man sich an den Roman hielte.

Mir sind nur wenige Verfilmungen bekannt, die sich einigermaßen getreu an die Handlung der Romane James F. Coopers halten. In Michael Manns Bearbeitung von 1992 überzeugten einige Darsteller, vor allem Wes Studi als Magua durch schauspielerische Leistungen, die Verfilmung geht aber extrem frei mit der Romanvorlage um, und die Liebschaft Cora Munroes mit dem Waldläufer Nathaniel ist ausgesprochen unglaubwürdig. Die Romanvorlage hätte durchaus Stoff für eine Dreiecksbeziehung hergegeben, nur wären nicht Hawkeye, Heyward und Cora, sondern Magua, Uncas und Cora Munroe die Protagonisten gewesen.
Heyward wird im Roman als Offizier aus Virginia porträtiert, der sich für die jüngere Tochter Alice interessiert. Munroe klärt ihn darüber auf, dass seine Töchter verschiedene Mütter hatten. Munroe bewarb sich um seine Jugendliebe, verfügte aber nicht über das Vermögen ihr einigen Lebensstandard zu bieten und nimmt Kriegsdienst in Nordamerika. In der Karibik lernte er Coras Mutter kennen, die Tochter eines Pflanzers und einer Sklavin war. nach deren Tod erbt er ihr Vermögen, was ihm erlaubt, seine Jugendliebe in Schottland zu heiraten, die immer noch unverheiratet ist. Dem Enkel von Alice und Heyward, Captain Duncan Uncas Middleton hilft der ca 90 jährige Natty im letzten Teil der Lederstrumpferzählungen seine Verlobte zu befreien. Recht nah an die literarischen Vorlagen hielten sich eine Stummfilmvariante aus den 20er Jahren in der Bela Lugosi als Chingachgook zu sehen ist.
 
Mir sind nur wenige Verfilmungen bekannt, die sich einigermaßen getreu an die Handlung der Romane James F. Coopers halten. In Michael Manns Bearbeitung von 1992 überzeugten einige Darsteller, vor allem Wes Studi als Magua durch schauspielerische Leistungen, die Verfilmung geht aber extrem frei mit der Romanvorlage um, und die Liebschaft Cora Munroes mit dem Waldläufer Nathaniel ist ausgesprochen unglaubwürdig. Die Romanvorlage hätte durchaus Stoff für eine Dreiecksbeziehung hergegeben, nur wären nicht Hawkeye, Heyward und Cora, sondern Magua, Uncas und Cora Munroe die Protagonisten gewesen.
Heyward wird im Roman als Offizier aus Virginia porträtiert, der sich für die jüngere Tochter Alice interessiert. Munroe klärt ihn darüber auf, dass seine Töchter verschiedene Mütter hatten. Munroe bewarb sich um seine Jugendliebe, verfügte aber nicht über das Vermögen ihr einigen Lebensstandard zu bieten und nimmt Kriegsdienst in Nordamerika. In der Karibik lernte er Coras Mutter kennen, die Tochter eines Pflanzers und einer Sklavin war. nach deren Tod erbt er ihr Vermögen, was ihm erlaubt, seine Jugendliebe in Schottland zu heiraten, die immer noch unverheiratet ist. Dem Enkel von Alice und Heyward, Captain Duncan Uncas Middleton hilft der ca 90 jährige Natty im letzten Teil der Lederstrumpferzählungen seine Verlobte zu befreien. Recht nah an die literarischen Vorlagen hielten sich eine Stummfilmvariante aus den 20er Jahren in der Bela Lugosi als Chingachgook zu sehen ist.
Vielen Dank für Deinen Beitrag, Scorpio.

Ich kenne bis jetzt nur die von mir rezensierten Verfilmungen und die von 1992. Bei der von 92 tue ich mich noch wegen einer Einschätzung schwer - mag auch daran liegen, weil ich es bis jetzt nur in schlechter Bildqualität sah. Zum anderen ist es ein bisschen aufwändig die Handlung auseinander zu setzen, weil ja, wie Du selber geschrieben hast, da viel vorkommt, was mit dem Roman nichts zu tun hat.

Derzeit gucke ich immer mal, ob ich die eine oder andere etwas bessere oder zumindest interessante Verfilmung mit dem dargestellten Zeitschnitt zu fassen kriege, die ich noch nicht kenne.
Einige Filme, wie die vielen Verfilmungen des Romans "Le Bossu", sind es aber auch in meinen Augen nicht wert, hier noch ausführlich behandelt zu werden, wenn das keinen Erkenntnisgewinn bringt. In der Regel geht es mir ja eher in diesem Thread mittlerweile um Tipps für jeden Geschmack. :)
 
"Longitude" (2000)

Die Miniserie, die 250 Minuten Spielzeit hat, spielt sowohl in der 1. Hälfte des 20. Jh. als auch zur Zeit von John Harrison im 18.Jh..

Commander Rupert Gould (Jeremy Irons) zieht sich nach dem 1. Weltkrieg aus dem aktiven Dienst bei der Navy zurück. Sein Interesse gehört rasch der Zeitmessung des John Harrison. Goulds Forschung rund um die Erfindungen von Harrison sind der rote Faden an dem die Lebensgeschichte von Harrison erzählt wird. Gould selbst erleidet auf seinem Weg nach Anerkennung seiner Arbeit immer wieder Rückschläge, wobei ihn besonders hart trifft, dass seine Frau (Anna Chancellor) keinerlei Verständnis für seine Forschungen auf- und ihn über die Zeitung in Verruf bringt. Seine Frau trennt sich mit seinem Kind von ihm und er muss bei seiner Mutter (Barbara Leigh-Hunt) einziehen, welche ihn allerdings ermuntert, nicht aufzugeben. Letztlich schafft er es aber zusehends seine Ergebnisse vor einem interessierten Publikum zu Gehör zu bringen bis hin zu Radio- und Fernsehauftritten. Besonders trifft ihn, da er unter einer Art Kriegstrauma leidet der Ausbruch des 2. Weltkrieges. Nach einem Aufenthalt in einer Heilanstalt erzielt er die besagten Erfolge im Fernsehen. Am Ende der Serie erfährt man, dass heute noch immer seine Veröffentlichungen nicht vergessen sind und dass man die hervorragenden Leistungen Harrisons um den Längengrad anerkennt.

Ein Sturm und die Katastrophe bei den Scilly-Inseln des Admirals Sir Cloudsley Shovell (Jonathan Coy) 1707 führt zu dem Beschluss im sogenannten Longitude Act 1714 einen Preis bzw. mehrere für die Herstellung eines präzisen Chronometers auszuschreiben.
Neben eher zwielichten bis amüsanten Versuchen anderer Bewerber wie Sir Kenelm Digby (Stephen Fry) dringt John Harrison (Michael Gambon) mit seinem Chronometer mehr und mehr durch. Leider entsprach seine erste Fahrt nach Lissabon und zurück nicht ganz den Anforderungen des Longitude Act, auch wenn die Genauigkeit seiner H1 bestechend war. Zurück in England will ihn die Longitude Board dazu bringen sogleich erneut aufzubrechen, was er aber ablehnt. Zuerst möchte er seine Erfindung überarbeiten. So vergehen viele Jahre bis sein Sohn William (Ian Hart) die ursprünglich von seinem Vater vorgesehen Reise nach Westindien unternimmt. Eigentlich bewährt sich die neue Entwicklung seines Vaters hervorragend, dennoch wird das Preisgeld von 20.000 Pfund Harrison verwehrt, da die Aufzeichnungen William Harrisons als unwissenschaftlich abgestempelt wurden. Zusehends zeigt sich, dass die Longitude Board eigentlich die Argumente gegen das Verleihen des Preises ausgehen, es aber die Wissenschaftler primär stört, dass ein Handwerker und kein Akademiker den Preis bekommen könnte.
Einer der größten Gegenspieler Harrisons Nevil Maskelyne (Samuel West) wird neben anderen Wissenschaftlern nun als Begleitung von William Harrison auf eine weitere Expedition geschickt, um mit astronomischen Beobachtungen die Richtigkeit des H4 zu überprüfen. Natürlich versucht Maskelyne mit allen Mitteln die Fortschritte zu behindern und tut so, als ob er keine Lagebestimmungen anstellen könne, was ihn immer wieder auf der Reise mit dem Entwickler eines Beobachtungsstuhls Christopher Irvin (Tim McInnerny) aneinander geraten lässt.
Als die Expedition wieder zurück gekehrt ist, wirkt sich besonders verhängnisvoll für John und William Harrison aus, dass Maskelyne zum Leiter der Komission aufsteigt. Nach einigem Sträuben, da John Harrison mittlerweile schon sehr alt ist, erklärt er sich dazu bereit vor versammelten Wissenschaftlern seine H4 zu zerlegen und zu erläutern. Dies nutzt ihm aber nicht viel, denn man ist immernoch nicht dazu bereit, das Preisgeld auszuzahlen. Selbst die Intervention des Königs George III. (Nicholas Rowe), der ein großes Interesse an dem Projekt zeigt, nutzt nicht viel und die Anerkennung des Preises durch die Komission bleibt John Harrison, der sich letztlich weigert aus Altersgründen noch weitere Chronometer herzustellen, um die angeblich nicht ausreichend nachgewiesene Praktikablität der Erfindung aufzuweisen, verwährt. Da der Trumpf mit dem König nicht zog, mischt sich letztlich das Parlament in den Streit ein und sorgte dafür, dass Harrison entscheidende Zahlungen zugestanden wurden.

Ersteinmal war für mich augenfällig, dass man scheinbar einen an herausragenden Schauspielern hervorstechenden Film (Serie) vorlegen wollte. Bis in die kleinsten Nebenrollen sind berühmte britische Schauspieler und Schauspielerinnen zu sehen, was die Serie zu einer Art "who is who" des britischen Kino- und Fernsehfilms der 90er und 2000er Jahre macht. Selbst Heike Makatsch hat als Queen Charlotte einen winzigen Auftritt (auch wenn ich die Ähnlichkeit, außer des breiten Mundes nicht sehr groß fand). Anders als in vielen anderen Produktionen wurde bei Darstellerstab in die Vollen gegriffen, was auch den positiven Effekt mit sich bringt, dass die Schiffe tatsächlich dauernd von unterschiedlichen Kapitänen kommandiert werden, während man in anderen Produktionen ja oftmals mehrere historische Personen zusammen fallen lässt, damit man weniger Schauspieler benötigt.

Die Ausstattung in der Handlung, die in den 1920er bis 40er Jahren spielt, kann ich nicht wirklich beurteilen.
Bei der Haupthandlung im 18.Jh. wurde bei den Schiffen in der Regel auf Modelle/PC-Animationen zurückgegriffen, die aber immerhin besser gemacht wirken als im etwa zeitgleich entstanden "Patriot". Das eine scheinbar "echte" Schiff, was bei der ersten Reise nach Westindien auf der Rückfahrt auftaucht, scheint mir allerdings nicht in den Zeitschnitt zu passen. Was halten die Marineexperten hier im Forum davon?
Es entsteht mancher Lapsus mit Gemälden, die man in den Räumen im Hintergrund sieht und die entweder nicht in den aktuell gezeigten Zeitschnitt passen, weil später entstanden und damit auch die aktuellen Uniformen konterkarieren (z.B. wenn man auf einem Gemälde im Hintergrund einen Marineoffizier mit moderner Uniform als die Offiziere davor erkennt).
Generell sind die Kostüme recht ordentlich. Das Hauptaugenmerk liegt sowieso eher auf den technischen Inovationen, welche die Haupthelden des Films neben deren Erfindern sind.

Spannend ist die Miniserie für mich leider ganz und garnicht gewesen. Besonders die Streitereien vor der Komission waren auf die Dauer ermüdend.

Fazit: Gut gemacht TV-Miniserie mit Staraufgebot. Für Interessierte der Marinegeschichte ein Muss.:yes:
 
Hat jemand schonmal "John Andrews" von 1977 gesehen? Es ist ebenfalls wie "Tom Jones" eine Verfilmung eines Romans von Henry Fielding durch Tony Richardson.
 
"Peter the Great" (1986) L. Schiller, M. J. Chomsky

"Peter the Great" (1986)

Die Handlung dieser Miniserie, die insgesamt über 370 min. umfässt, ist schwer zusammen zu fassen. Ich selbst bin jetzt bis zum Zeitpunkt vor dem Großen Nordischen Krieg angelangt.
Der Film beginnt mit dem Machtkampf zwischen den Anhängern Sophias (Vanessa Redgrave) und der Mutter Natalya (Lilli Palmer) des jungen Peter (Graham McGrath). Auch wenn die Bojaren, repräsentiert durch Fürst Feodor Romodanovsky (Omar Sharif) mehrheitlich auf der Seite Peters und dessen Mutter zu stehen scheinen, gelingt es Sophia mit Hilfe der Strelitzen mit einem Putsch sich zum Regenten für Peter und seinen geistig schwachen Halbbruder Ivan (Nilolay Lazarev) aufzuschwingen.
Als Peter bereits ein Erwachsener (nun: Jan Niklas) ist, heiratet er die junge Eudoxia Lopukhina (Natalya Andrejchenko), deren fromme Auffassung von der Ehe und deren Charakter aber rasch zu einer unglücklichen Beziehung führen. Peter lässt sich aber von den westeuropäischen Kolonisten faszinieren, die er in deren Siedlung unweit Moskau trifft. Vor allem Colonel Gordon (Jeremy Kemp) gewinnt sein Vertrauen. Hier begegnet er aber auch westlicher Lebensart, lernt zu tanzen und beginnt die Kleidung der Fremden zu mögen, lernt die Niederländerin Anna Mons (Renée Soutendijk). Ein unglücklicher Feldzug von Sophias Favoriten Fürst Golitsyn (Geoffey Whitehead) stürzt sie in eine Krise. Selbst die Strelitzen lassen sich nicht mehr in ihrem Sinne mobilisieren, als sie und ihr Geliebter gestürzt und verbannt werden. Nun sieht Peter seine Chance gekommen, die Türken aus Asow zu vertreiben. Bei dem Feldzug begleitet ihn sein enger Freund Alexander Menshikov (Helmut Griem), der trotz seines niederen Ranges im Militär einigen Einfluss aufweist. Auf dem Feldzug muss bereits Peters Sohn Alexis (Tolly Thwaites) den Zaren begleiten und lernt die Schrecken des Krieges kennen. Peter verliebt sich in Asow in die junge Katharina (Hanna Schygulla), was später zu großer Erbitterung auf Seiten von Peters Gemahlin führt.

Erfolgreich zurück vom Feldzug beschließt Peter (nun Maximilian Schell) eine Reise durch Europa, um Beziehungen zu anderen Staaten zu knüpfen. Der nunmehr [hier im Film zumindest!] erwachsene Sohn Alexis (Boris Plotnikov) möchte den Vater nicht auf die Reise begleiten. Das Volk, hier vertreten durch Menshikovs Vater, glaubt Peter vom Teufel besessen und unter dem unheilvollen Bann der Ausländer.
Peter überzeugt Friedrich von Preußen (Mel Ferrer) von einem Handel wegen Geschützen für die russische Armee, während er von Königin Charlotte [hier schon Königin, auch wenn unhistorisch] (Elke Sommer) unterstützt die passende Gemahlin für seinen Sohn findet.
In den Nierlanden lernt er den Schiffsbau, in England trifft er den König William (Laurence Olivier) und Newton (Trevor Howard), dessen Werk ihn fasziniert.
Derweil schmiedet Karl XII. (Christoph Eichhorn) einen Plan gegen Peter, wobei Athalie (Ursulla Andress) bspw. Gordon ausspionieren soll.
Sophia verbündet sich mit den Unzufriedenen in Russland und schürt eine Rebellion, der sich aber Alexis nicht anschließen möchte. Peter kehrt gerade rechtzeitig heim, um den Aufstand der Strelitzen niederzuschlagen. Viele werden vor den Augen des Volkes, von Alexis und der Zarin u.a. durch Peter persönlich hingerichtet.


Anmerkungen:
Schon in der ersten Episode fällt der Aufwand ins Auge, mit welchem man versuchte das Moskau der Frühen Neuzeit wieder ins Leben zu rufen.
Weitaus weniger Gedanken hat man sich aber bspw. mit dem kurbrandenburgischen Hof gemacht, der hier auf eine westeuopäische Burg transloziert wird :confused:. Die eine Szene in einem Saal, der irgendwie romanisch aussieht (die Schlafgemächer sind im Stil des 18.Jh. gestaltet) wirkt regelrecht grotesk.

Die Chronologie der Ereignisse wurde genauso wenig beachtet wie die Beziehung zwischen Menshikov und Peter. Menshikov wird hier als ein Bauer dargestellt, der sozusagen vom Bauernhof von Peter an den Zarenhof gezogen wird, weil er Peter beim Staatsstreich der Sophia das Leben gerettet haben soll. Menshikovs Vater - Menshikovs Herkunft ist ja eigentlich kaum fassbar - wird hier zum Redelsführer von aufrührerischen Kreisen erhoben.

Skuril wirkt der Sprung bei den Besetzung ins Jahr vor Peters Reise durch Europa. 1697 war Alexis 7 Jahre alt (!) wird hier aber als Erwachsener dargestellt. Der ganze Plot hat an dieser Stelle keinen Sinn bzw. passt nicht mit den geschichtlichen Ereignissen überein. Was in den scheinbar 30 Jahren (der Schauspieler von Alexis wirkt um die Mitte 30, der von Peter I. wie um die 50-60) zwischen Asow und der Reise Peters geschehen sein soll, erfährt man nicht.
Man muss sich nur mal vor Augen führen, dass der historische Peter nur etwa so alt wurde, wie der Darsteller (Maximilian Schell) um 1700 ist.

Die hier im Film dargestellte Eroberung von Asow in dem Feldzug nach dem Sturz Sophias ist unhistorisch, wenngleich es zu dem Zeitpunkt einen Feldzug in die Richtung gab.

Am sonderbarsten wirkte auf mich ein Gespräch zwischen Friedrich I. und Katharina, worin Friedrich behauptet lieber Countrydances zu tanzen. Dabei war Friedrich I. bekanntlich schwer gehbehindert. Handelt es sich hier um einen schlechten Scherz der Filmmacher? Davon abgesehen war Friedrich I. in den 1690ern kein alter Mann sondern erst etwa 40 - Mel Ferrer hingegen um die 70!

Ein im Verhältnis zu den historischen Fehlern kleinerer Laspsus ist, dass in der Kolonistensiedlung einmal zu Musik von Jean-Philippe Rameau getanzt wird. Abgesehen davon, dass das Bühnenmusik ist, war Rameau zur Handlungszeit etwa 10, die Opernmusik, die hier gespielt wurde, stammt aus seinem späteren Schaffen ab seinem 50. Lebensjahr (1730er). Wie immer schießen Soldaten mit Gewehren, die offensichtlich kein Pulver auf der Pfanne haben, die Pfannendeckel offen stehen etc.. Das kommt natürlich daher, wenn man nicht mit funktionsfähigen Nachbauten arbeitet, sondern den Statisten lediglich Atrappen in die Hand drückt.

Besetzung
Am auffälligsten ist wohl, dass sämtliche Darsteller für Peter dem GROSSEN allesamt viel zu KLEIN für Peter sind, der mit über 2 Metern Körpergröße über die meisten anderen Personen der Darstellerriege hinausragen müsste. Währenddessen ist Jan Niklas bspw. hier im Film kleiner als der Darsteller Gordons.
Scheinbar ging es hier bei der Auswahl der Darsteller primär darum, eine große Zahl von weltberühmten Schauspielern in Cameoauftritten (Mel Ferrer, Trevor Howard, Laurence Olivier etc.) einsetzen zu können, ob diese vom Alter oder anderen Faktoren zur Rolle passen oder auch nicht. Es ist natürlich schön, dass man dadurch einiges schauspielerisches Können vorgeführt bekommt, dem Film schadet es aber dennoch irgendwie.

Ganz furchtbar war das gebrochene Englisch, das weite Teile der Rollen (v.a. Maximilian Schell als Peter) sprechen. Soll dies einen russischen Akzent der Russen andeuten, um diese z.B. von Gordon abzuheben? Auf jeden Fall finde ich das nur störend und auch, egal welcher Hintergedanke dabei ist, als stilistisches Mittel einfach lachhaft.

Fazit
Trotz des großen Aufwandes und der verhältnismäßig guten Kostüme, schlagen die massigen historischen Fehler mächtig rein. Selbst wenn man nichts von Geschichte versteht, sind manche Sprünge wie die in der Besetzung unlogisch. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es in den weiteren Episoden (nach 1700) besser wird. Man sieht sich also ständig mit dem Problem konfrontiert, dass man dauernd hinterfragt, was denn nun an dem Plot historisch ist und was nicht, wenn schon so vieles offensichtlich nicht stimmt.

5 von 10 eroberte Provinzen.:fs:
 
Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck (1972)

"Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck" Fritz Umgelter (1972)

1. Teil
König und Kadett
Friedrich II. (Rolf Becker) trifft Trenck (Matthias Habich) 1742 in der Königsberger Universität und holt ihn nach Berlin. Trenck wird auch gleich ein enorm gelehriger Kadett, der bereits nach wenigen Monaten zum Kornett befördert wird. Seinem Rittmeister Jaschinski (Mario Erpichini) ist der rasante Aufstieg von Trenck ein Dorn im Auge, auch aus Neid. Zufällig begegnet Trenck später Amalie (Nicoletta Machiavelli), die jüngste Schwester des Königs. Dies entwickelt sich zusehends zu einer verhängnisvollen Beziehung, weil diese dem König bekannt wird und zum anderen Trenck immer wieder dazu verleitet, den Dienst zu vernachlässigen. Im 2. Schlesischen Krieg zeichnet sich Trenck bei der Attacke auf eine Artilleriestellung derart aus, dass er zum Leutnant avanciert. Ganz geschickt ist die Annäherung! Die Reiter vom Garde du Corps stürmen nicht die Stellung in gestrecktem Galopp, sondern gehen mit ihren Pferden zu Boden - beim Kampf um die Kanonen sind sie immerhin so fair, extra abzusteigen, statt von den Pferden herab auf die Artilleristen einzuschlagen... In der Folge erhält Trenck den Befehl für die Armee auf Beutezüge zu gehen, wobei er sich dergestalt schlägt, dass er den Orden Pour le Mérite verliehen bekommt, obwohl er zugibt, dass ein Untergebener bei einem Handstreich viel mehr als er selbst brilliert hat. Zurück in Berlin wird Trenck verhaftet nachdem er sich mit Leutnant von Rochow (Francois Jaubert) duelliert hat und 4 Minuten zu spät beim Ausmarsch der Truppe erschienen ist, weil er ohne Urlaub bei der Prinzessin gewesen ist. In Arrest begeht er den Fehler seinen Vetter, den Pandurenanführer Trenck in einem Brief um Hilfe zu ersuchen. Wieder im Feld wird das Misstrauen des nKönigs gegen Trenck dadurch genährt, dass Franz von der Trenck einen verdächtigen Briefverkehr mit Friedrich von der Trenck unterhält und ihm sogar freundschaftlich seine Pferde zurück erstattet. Der König wird letztlich von Rittmeister Jaschinsky von Trencks Schuld überzeugt. Außerdem beschließt Friedrich II. seine Schwester Amalie zur Äbtissin von Quedlinburg zu machen.

Ausstattung
Offensichtlich hat man sich zumindest ein wenig mit der Vielschichtigkeit der Uniformen des Regiments Garde du Corps beschäftigt. Die Brustpanzer etc. wirken aber sehr unnatürlich, eher wie bemalte Pappe. Die zivile Kleidung ist aber ganz furchtbar, v.a. die Hemden und die Damenkleider, die wie üblich in der Zeit der Entstehung des Films teilweise nur kaum etwas mit der Mode der Zeit gemein haben.
Bei den Feuerwaffen handelt es überwiegend um billige Attrappen, was vor allem in den Schlachtszenen auffällt. Auf einem Foto von einer Spielszene erkennt man sogar eindeutig eine zweiläufige Perkussionspistole!
Für ein TV-Film, wenn auch eine internationale Produktion (D, I, F, Ö), ist der Stoff zu fordernd. Eine Feldschlacht lässt sich mit dem Budget nicht filmen. So sehen die wenigen Kürassiere und Infanteristen regelrecht verloren in so manchem Filmausschnitt aus. Bei "Barry Lyndon" sieht man hingegen wie man geschickt gefilmt auch mit wenigen hundert Darstellern interessante Schlachtsequenzen gestalten kann (ohne dass sich diese Trenck-Verfilmung je mit einem solchen Werk messen wollte).

Drehorte
Man kann eigentlich nicht wirklich sagen, wo viele der Szenen in "Berlin" spielen sollen. Ein solches Schloss in einem Park hat Friedrich II. nie bewohnt (davon abgesehen, dass das Garde du Corps sicher nicht laufend vor ihm rumgeritten ist).
Die Schlossinnenräume wirken ziemlich heruntergekommen, jedenfalls nicht so, als ob die Gebäude (was im Verhältnis zur Handlungszeit ja der Fall sein müsste) gerade erst errichtet wurden.
Von den Sehwerten bilden die Drehorte aber immerhin noch die besseren Aspekte des Films.

Handlung
Diese ist extrem frei nach der literarischen Vorlage. Ein paar Beispiele: Trenck hat den Orden pour le Mérite im Zuge der Schlacht bei Soor errungen, die er selbst auch ganz anders beschreibt als diese Pseudoschlacht hier im Film. Die Rolle der Amalie ist weitaus nicht so umfangreich wie hier im Film, auch der Umgang mit Friedrich II. nicht so innig und allgegenwärtig.
Einige Szenen sind komplett unglaubwürdig wie die, als Trenck auf einem Ball einfach seinen Posten verlässt, um mit Amalie zu tanzen als er ihr ein Schnupftuch zurück gibt.
Typisch für die Zeit ist auch die Problematik, dass die Darsteller offenbar nicht historisch fechten können (z.B. schlagen sie mit Degen, statt zu stechen) und obendrein oftmals daneben stechen, dann das aber als Treffer seitlich gefilmt dargestellt wird.
Kanonen ohne Rückstöße, explodierende Kanonenkugeln etc. geschenkt. :pfeif:

Darsteller
Wie v.a. zu der Zeit üblich stimmen die Darsteller überhauptnicht mit den Rollen zusammen. So soll der damals 32-jährige (und locker wie über 40 aussehende) Matthias Habich einen Studenten mit 15 Jahren mimen! Der König, der 15 Jahre älter sein müsste, sieht sogar jünger als Trenck aus. Und so setzt sich das fort... Es wäre oftmals schön gewesen, wenn die Schauspieler ein wenig oder deutlich motivierter gewesen wären. Manchmal scheinen einige nur einfach ihren Text runterbeten zu müssen.

Der größte Pluspunkt an der Produktion ist wohl, dass generell an die historische Person des Friedrich Freiherr von der Trenck erinnert wird und vielleicht mit dem 6-Teiler (bzw. auf der DVD 5-Teiler) zum Nachlesen beim "echten" Trenck ermuntert wird.

4 von 10 Lügengeschichten.:cool:
 
"Peter the Great" (1986)

Die Handlung dieser Miniserie, die insgesamt über 370 min. umfässt, ist schwer zusammen zu fassen. Ich selbst bin jetzt bis zum Zeitpunkt vor dem Großen Nordischen Krieg angelangt.
Der Film beginnt mit dem Machtkampf zwischen den Anhängern Sophias (Vanessa Redgrave) und der Mutter Natalya (Lilli Palmer) des jungen Peter (Graham McGrath). Auch wenn die Bojaren, repräsentiert durch Fürst Feodor Romodanovsky (Omar Sharif) mehrheitlich auf der Seite Peters und dessen Mutter zu stehen scheinen, gelingt es Sophia mit Hilfe der Strelitzen mit einem Putsch sich zum Regenten für Peter und seinen geistig schwachen Halbbruder Ivan (Nilolay Lazarev) aufzuschwingen.
Als Peter bereits ein Erwachsener (nun: Jan Niklas) ist, heiratet er die junge Eudoxia Lopukhina (Natalya Andrejchenko), deren fromme Auffassung von der Ehe und deren Charakter aber rasch zu einer unglücklichen Beziehung führen. Peter lässt sich aber von den westeuropäischen Kolonisten faszinieren, die er in deren Siedlung unweit Moskau trifft. Vor allem Colonel Gordon (Jeremy Kemp) gewinnt sein Vertrauen. Hier begegnet er aber auch westlicher Lebensart, lernt zu tanzen und beginnt die Kleidung der Fremden zu mögen, lernt die Niederländerin Anna Mons (Renée Soutendijk). Ein unglücklicher Feldzug von Sophias Favoriten Fürst Golitsyn (Geoffey Whitehead) stürzt sie in eine Krise. Selbst die Strelitzen lassen sich nicht mehr in ihrem Sinne mobilisieren, als sie und ihr Geliebter gestürzt und verbannt werden. Nun sieht Peter seine Chance gekommen, die Türken aus Asow zu vertreiben. Bei dem Feldzug begleitet ihn sein enger Freund Alexander Menshikov (Helmut Griem), der trotz seines niederen Ranges im Militär einigen Einfluss aufweist. Auf dem Feldzug muss bereits Peters Sohn Alexis (Tolly Thwaites) den Zaren begleiten und lernt die Schrecken des Krieges kennen. Peter verliebt sich in Asow in die junge Katharina (Hanna Schygulla), was später zu großer Erbitterung auf Seiten von Peters Gemahlin führt.

Erfolgreich zurück vom Feldzug beschließt Peter (nun Maximilian Schell) eine Reise durch Europa, um Beziehungen zu anderen Staaten zu knüpfen. Der nunmehr [hier im Film zumindest!] erwachsene Sohn Alexis (Boris Plotnikov) möchte den Vater nicht auf die Reise begleiten. Das Volk, hier vertreten durch Menshikovs Vater, glaubt Peter vom Teufel besessen und unter dem unheilvollen Bann der Ausländer.
Peter überzeugt Friedrich von Preußen (Mel Ferrer) von einem Handel wegen Geschützen für die russische Armee, während er von Königin Charlotte [hier schon Königin, auch wenn unhistorisch] (Elke Sommer) unterstützt die passende Gemahlin für seinen Sohn findet.
In den Nierlanden lernt er den Schiffsbau, in England trifft er den König William (Laurence Olivier) und Newton (Trevor Howard), dessen Werk ihn fasziniert.
Derweil schmiedet Karl XII. (Christoph Eichhorn) einen Plan gegen Peter, wobei Athalie (Ursulla Andress) bspw. Gordon ausspionieren soll.
Sophia verbündet sich mit den Unzufriedenen in Russland und schürt eine Rebellion, der sich aber Alexis nicht anschließen möchte. Peter kehrt gerade rechtzeitig heim, um den Aufstand der Strelitzen niederzuschlagen. Viele werden vor den Augen des Volkes, von Alexis und der Zarin u.a. durch Peter persönlich hingerichtet.


Anmerkungen:
Schon in der ersten Episode fällt der Aufwand ins Auge, mit welchem man versuchte das Moskau der Frühen Neuzeit wieder ins Leben zu rufen.
Weitaus weniger Gedanken hat man sich aber bspw. mit dem kurbrandenburgischen Hof gemacht, der hier auf eine westeuopäische Burg transloziert wird :confused:. Die eine Szene in einem Saal, der irgendwie romanisch aussieht (die Schlafgemächer sind im Stil des 18.Jh. gestaltet) wirkt regelrecht grotesk.

Die Chronologie der Ereignisse wurde genauso wenig beachtet wie die Beziehung zwischen Menshikov und Peter. Menshikov wird hier als ein Bauer dargestellt, der sozusagen vom Bauernhof von Peter an den Zarenhof gezogen wird, weil er Peter beim Staatsstreich der Sophia das Leben gerettet haben soll. Menshikovs Vater - Menshikovs Herkunft ist ja eigentlich kaum fassbar - wird hier zum Redelsführer von aufrührerischen Kreisen erhoben.

Skuril wirkt der Sprung bei den Besetzung ins Jahr vor Peters Reise durch Europa. 1697 war Alexis 7 Jahre alt (!) wird hier aber als Erwachsener dargestellt. Der ganze Plot hat an dieser Stelle keinen Sinn bzw. passt nicht mit den geschichtlichen Ereignissen überein. Was in den scheinbar 30 Jahren (der Schauspieler von Alexis wirkt um die Mitte 30, der von Peter I. wie um die 50-60) zwischen Asow und der Reise Peters geschehen sein soll, erfährt man nicht.
Man muss sich nur mal vor Augen führen, dass der historische Peter nur etwa so alt wurde, wie der Darsteller (Maximilian Schell) um 1700 ist.

Die hier im Film dargestellte Eroberung von Asow in dem Feldzug nach dem Sturz Sophias ist unhistorisch, wenngleich es zu dem Zeitpunkt einen Feldzug in die Richtung gab.

Am sonderbarsten wirkte auf mich ein Gespräch zwischen Friedrich I. und Katharina, worin Friedrich behauptet lieber Countrydances zu tanzen. Dabei war Friedrich I. bekanntlich schwer gehbehindert. Handelt es sich hier um einen schlechten Scherz der Filmmacher? Davon abgesehen war Friedrich I. in den 1690ern kein alter Mann sondern erst etwa 40 - Mel Ferrer hingegen um die 70!

Ein im Verhältnis zu den historischen Fehlern kleinerer Laspsus ist, dass in der Kolonistensiedlung einmal zu Musik von Jean-Philippe Rameau getanzt wird. Abgesehen davon, dass das Bühnenmusik ist, war Rameau zur Handlungszeit etwa 10, die Opernmusik, die hier gespielt wurde, stammt aus seinem späteren Schaffen ab seinem 50. Lebensjahr (1730er). Wie immer schießen Soldaten mit Gewehren, die offensichtlich kein Pulver auf der Pfanne haben, die Pfannendeckel offen stehen etc.. Das kommt natürlich daher, wenn man nicht mit funktionsfähigen Nachbauten arbeitet, sondern den Statisten lediglich Atrappen in die Hand drückt.

Besetzung
Am auffälligsten ist wohl, dass sämtliche Darsteller für Peter dem GROSSEN allesamt viel zu KLEIN für Peter sind, der mit über 2 Metern Körpergröße über die meisten anderen Personen der Darstellerriege hinausragen müsste. Währenddessen ist Jan Niklas bspw. hier im Film kleiner als der Darsteller Gordons.
Scheinbar ging es hier bei der Auswahl der Darsteller primär darum, eine große Zahl von weltberühmten Schauspielern in Cameoauftritten (Mel Ferrer, Trevor Howard, Laurence Olivier etc.) einsetzen zu können, ob diese vom Alter oder anderen Faktoren zur Rolle passen oder auch nicht. Es ist natürlich schön, dass man dadurch einiges schauspielerisches Können vorgeführt bekommt, dem Film schadet es aber dennoch irgendwie.

Ganz furchtbar war das gebrochene Englisch, das weite Teile der Rollen (v.a. Maximilian Schell als Peter) sprechen. Soll dies einen russischen Akzent der Russen andeuten, um diese z.B. von Gordon abzuheben? Auf jeden Fall finde ich das nur störend und auch, egal welcher Hintergedanke dabei ist, als stilistisches Mittel einfach lachhaft.

Fazit
Trotz des großen Aufwandes und der verhältnismäßig guten Kostüme, schlagen die massigen historischen Fehler mächtig rein. Selbst wenn man nichts von Geschichte versteht, sind manche Sprünge wie die in der Besetzung unlogisch. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es in den weiteren Episoden (nach 1700) besser wird. Man sieht sich also ständig mit dem Problem konfrontiert, dass man dauernd hinterfragt, was denn nun an dem Plot historisch ist und was nicht, wenn schon so vieles offensichtlich nicht stimmt.

5 von 10 eroberte Provinzen.:fs:


Mehr würde ich dieser Produktion, trotz namhafter Darsteller, auch nicht zubilligen. Diese Miniserie basiert übrigens auf der mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete Biographie von Robert K. Massie, die vielleicht nicht die beste, mit Sicherheit aber die am besten lesbare Biographie zur Zeit Peters I. ist. Massie schrieb sein Werk nicht für Fachkollegen, sondern ausdrücklich für Laien, bei denen unmöglich das Hintergrundwissen um Zeit und Akteure vorausgesetzt werden kann, und es macht Massies meisterhafte Charakterisierung von Persönlichkeiten wie Karl XII., Leopold I., Menschikow einen großen Teil des Lesevergnügens aus. Das auch nur ansatzweise filmisch umzusetzen, war die Produktion eindeutig überfordert. Der Film erzählt Geschichte als Geschichte großer Männer und Frauen die hinter ihnen stehen und als Geschichtchen, die großen Handlungsstränge werden dann aber stark simplifiziert beziehungsweise phantasiert. Die Flucht des Zarewitsch Alexej wird gar nicht erwähnt, statt dessen sind Peters Halbschwester Sophia, Jewdokija und Alexej in eine altrussische Verschwörung verstrickt, bei der auch Menschikows Vater mitmischt, der sich gegen Peter stellt, weil der Kirchenglocken zu Kanonen einschmelzen lässt. Dass zwischen Narwa und Poltawa 9 Jahre lagen, der Krieg mehr als 20 Jahre dauerte und Peters Mentor General Gordon zu Kriegsbeginn schon gar nicht mehr am Leben war, erscheint bei soviel Geschichtsklitterung und vielen, vermeidbaren, Fehlern schon fast nebensächlich. Trotz durchaus guter schauspielerischer Leistungen und Actionszenen, die noch von Komparsen nachgespielt wurden, statt durch Computeranimation eingefügt, ist nicht mehr als Durchschnitt dabei heraus gekommen.
 
Mehr würde ich dieser Produktion, trotz namhafter Darsteller, auch nicht zubilligen. Diese Miniserie basiert übrigens auf der mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete Biographie von Robert K. Massie, die vielleicht nicht die beste, mit Sicherheit aber die am besten lesbare Biographie zur Zeit Peters I. ist.
Wobei ich es immer fies finde, wenn wie hier oder bei „The Duchess“ oder „Marie Antoinette“ (2006) eine Biographie als Grundlage angegeben wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Biograph solch haarsträubende Fehler begeht. Wenn nun aber von der Biographie praktisch nichts übrig bleibt, könnte man auch genauso gut unzählige Biographien als Grundlage angeben, weil die Filme dann eben keiner von denen gerecht werden. Die Biographie, die angeblich „The Duchess“ zu Grunde lag, steht bei mir im Bücherregal und ich habe sie mal überflogen. Eine solche Gewichtung innerhalb der Darstellung wie in dem Film zur Herzogin von Devonshire kann man nirgends in der Biographie finden. Hm, vielleicht ist das mit den angeblich zur Vorlage genommenen Biographien auch ein Deal zwischen Autoren und Filmemachern. :grübel: Auf der einen Seite suggerieren die Filmemacher, dass die Biographien, an die sie sich ja angeblich orientieren, total falsch sind und kurzum Müll - was die Biographien runterzieht. Auf der anderen Seite macht der Verweis auf eine Literaturvorlage ein bisschen Werbung für dieselbe.

Gibt es irgendwelche Biograhien, die mal verfilmt wurden und wo man in den Verfilmungen die Gewichtung im Lebenslauf der Person wiederfindet? :grübel:

Im Übrigen: Danke Scorpio, dass Du meinen Beitrag so aufmerksam gelesen hast und darauf eingegangen bist. :) Schöne Antwort Deinerseits.
 
Deine Rezensionen zu lesen macht auch Spaß, wobei ich allerdings geneigt bin, Fritz Umgelters Trenck Verfilmung wesentlich besser zu bewerten. Ist aber vielleicht auch eine Altersfrage, denn mit der Tradition der Abenteuer- Vierteiler im ZDF bin ich aufgewachsen. Das war noch graue Vorzeit, als es noch drei fernsehprogramme + DDR 1 und DDR 2 gab, und an den Seewolf Harmstorff, an " Jahre Ferien, Jean Marait als Cagliostro oder den noch ganz jungen Michael Ande als Jim Hawkins in die Schatzinsel denke ich sehr gerne zurück. Das waren Straßenfeger mit hohen Einschaltquoten, und wenn man dass mit Trenck zwei Herzen und eine Krone oder mit DSDS vergleicht, wird man zum Kulturpessimisten oder fragt sich, dass womöglich früher wirklich alles besser war, wie viele meiner Altersgenossen behaupten.

Trenck habe ich mit 9 oder 10 zum ersten Mal gesehen, und wenn ich auch damals noch vieles nicht verstand, kann ich mich nach über 30 Jahren noch an Handlung und Darsteller erinnern. In Punkto Detailgenauigkeit bei Uniformen schneidet diese Produktion recht gut ab, ist jedenfalls um Klassen besser, als der 1977 gedrehte Streifen "Der Winter der ein Sommer war." Die Illustratoren Fred und Liliane Funcken machten in ihrem Band über historische Uniformen des 18. Jhds dieser Trenck Verfilmung Elogen.

Die Vierteiler zeichneten sich durch sehr gute Besetzung aus, und mancher Schauspieler wurde dadurch berühmt. Franz Seidenschwan, an den sich viele "alte Säcke" als jungen Humphrey van Weyden und Dick Sand in 2 Jahre Ferien erinnern werden und Patrick Bach wurden zu Teenieschwarms, während der Seewolf in meiner Phantasie für mich immer mit Raimund Harmstorff verbunden bleiben wird. Eine der letzten Vierteilerproduktionen war "Tödliches Geheimnis- die Abenteuer des Caleb Williams wurde für Günther M. Halmer zum Durchbruch. Anfang der 80er Jahre endete mit "Der Mann von Suez" diese Tradition. Eigentlich schade, dass es nicht wiederholt wurde.

Allerdings gab es nicht nur im Westen gute Schauspieler, und einige Defa- Produktionen waren von hohem Niveau. Gerne denke ich an "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" zurück oder an "Das große Abenteuer des Kaspar Schmeck, das als Kontrastprogramm zu "Der Winter der ein Sommer war" besticht. Über schlechte Kostüme kann ich mich trösten, aber Äbbelwoihessisch in Kassel??? Trotzdem, Günther Strack als Landgraf und Heinz Baumann als Óberst Rall waren genial, und bei mir stellt sich dabei ein Zauber der Nostalgie ein, der mich dabei über so manche Ungereimtheiten hinwegsehen lässt.

In DDR Filmen hat es nicht so richtig geknallt, im Gegensatz zu Lex Barker und Pierre Price schossen Rolf Hoppe und Manfred Krug mit Zündplättchenmunition.

Im Verlag Schwarzkopf &Schwarzkopf hat sich vor ein paar Jahren eine Publikation mit den Abenteuervierteilern beschäftigt: "Seewolf und Co"
 
Im Übrigen: Danke Scorpio, dass Du meinen Beitrag so aufmerksam gelesen hast und darauf eingegangen bist. :) Schöne Antwort Deinerseits.

Als ich den Thread noch einmal las, fiel mir ein russischer Film ein, den ich ehrlich gesagt gar nicht so schlecht fand. Du hast mir vor längerer Zeit schon einmal Ausschnitte daraus geschickt- es handelte sich um Filmszenen der Schlacht von Poltawa. Vielleicht erinnerst du dich. Den ganzen Streifen habe ich kürzlich gesehen, deutsch trägt er den komischen Titel "Pakt der Bestien" Englisch "The Souveran´s Servant"

Man schreibt das Jahr 1709, Schweden und Russland liegen im Krieg, doch das ist für die französischen Adeligen Charles de Bresse´ und Graf de la Bouche weit weg. De Bresse´ hat ein Auge auf eine Hofdame geworfen, die dem alternden Sonnenkönig auch schon aufgefallen ist. Durch intrigante Höflinge wird de la Bouche provoziert, de Bresse´ zum Duell zu fordern, das beide mit leichten Blessuren überleben. Louis XIV. verordnet allen beiden den Heldentod und schickt sie mit Briefen nach Russland. De la Bouche wird zu Karl XII, de Bresse´ zu Peter dem Großen geschickt, offiziell um nach Frankreich zu berichten, tatsächlich um in den dicksten Schlamassel geschickt zu werden. Im russisch- polnischen Grenzgebiet ist es inzwischen nicht geheuer, schon mehrere Kuriere wurden umgebracht, und ein Phantom, der "Schwarze reiter" geht um. Alexander Menschikow beordert den Sergeanten Gregori, Grischa Voronow, sich dort umzusehen.

Briso schrieb damals, dass ihn die Schlachtszenen, die übrigens weitaus brutaler sind, als in den blutrünstigsten Hollywoodstreifen- an Fridericus Rex- filme aus den 30ern erinnern, während ich eher an Sergej Bondarschuk denken musste. Der Film endet als Anti- climax, die meisten Sympathieträger sind tot, wer aber nur gutes, solides Popcornkino zur Unterhaltung ansehen will, wird bei dem Streifen auf seine Kosten kommen, die schauspielerische Leistung der im Westen kaum bekannten Darsteller hat irgendwie etwas erfrischendes, wobei besonders Alexander Bucharow (Voronow) recht überzeugend ist.
 
1.
Deine Rezensionen zu lesen macht auch Spaß, wobei ich allerdings geneigt bin, Fritz Umgelters Trenck Verfilmung wesentlich besser zu bewerten. Ist aber vielleicht auch eine Altersfrage, denn mit der Tradition der Abenteuer- Vierteiler im ZDF bin ich aufgewachsen. Das war noch graue Vorzeit, als es noch drei fernsehprogramme + DDR 1 und DDR 2 gab, und an den Seewolf Harmstorff, an " Jahre Ferien, Jean Marait als Cagliostro oder den noch ganz jungen Michael Ande als Jim Hawkins in die Schatzinsel denke ich sehr gerne zurück. Das waren Straßenfeger mit hohen Einschaltquoten, und wenn man dass mit Trenck zwei Herzen und eine Krone oder mit DSDS vergleicht, wird man zum Kulturpessimisten oder fragt sich, dass womöglich früher wirklich alles besser war, wie viele meiner Altersgenossen behaupten.

2.
In Punkto Detailgenauigkeit bei Uniformen schneidet diese Produktion recht gut ab, ist jedenfalls um Klassen besser, als der 1977 gedrehte Streifen "Der Winter der ein Sommer war." Die Illustratoren Fred und Liliane Funcken machten in ihrem Band über historische Uniformen des 18. Jhds dieser Trenck Verfilmung Elogen.

3.
Die Vierteiler zeichneten sich durch sehr gute Besetzung aus, und mancher Schauspieler wurde dadurch berühmt. Franz Seidenschwan, an den sich viele "alte Säcke" als jungen Humphrey van Weyden und Dick Sand in 2 Jahre Ferien erinnern werden und Patrick Bach wurden zu Teenieschwarms, während der Seewolf in meiner Phantasie für mich immer mit Raimund Harmstorff verbunden bleiben wird. Eine der letzten Vierteilerproduktionen war "Tödliches Geheimnis- die Abenteuer des Caleb Williams wurde für Günther M. Halmer zum Durchbruch. ...
1.
Du wirst lachen, ich kannte die Filme auch aus Kindertagen. Müssen mal in den 90ern oder so wiederholt worden sein. In meiner Erinnerung vom Trenck hatte ich vor allem, dass der lange angeschmiedet war und irgendwie bei den Österreichern in der Schlachszene nur Artillerie vorkam. So ganz falsch lag ich also mit meiner Erinnerung nicht. Insgesamt hatte ich das Ganze zumindest als besser als moderne Verfilmungen im Hinterkopf, was auch so ziemlich gestimmt hat.

2.
Hier hätte ich zu gern Beispiele.
Ich fand es eigentlich direkt umgekehrt. Die preußischen Infanteristen sahen bei der Trenck-Verfilmung fast durchgehend wie Funkengarde aus. Die Hüte passen von der Form schon garnicht. Die Offiziere haben bessere Uniformen (auch von der Farbe her) und da sind die Hüte auch eher in der Form der preußischen Hüte des Zeitschnittes. Am besten fand ich bis jetzt die Husaren, Regiment von Ruesch (die mit dem Totenkopf), die hatten sogar Karabiner.;)
Bei "Der Winter der ein Sommer war" hatte ich eigentlich uniformmäßig nicht viel zu beanstanden, außer dass die Einheiten immer wieder verwechselt wurden, was aber teilweise eher am Drehbuch lag.

3.
Generell fand ich bei den Fernsehfilmen, die Du meinst, die Qualität schon recht unterschiedlich. Das kam natürlich wie bei "Cagliostro" auch daher, dass zuviele Köche den Brei verderben, was bei internationalen Produktionen nicht selten der Fall ist (heute wird das auch noch dadurch verschärft, dass das Heer der Regisseure und Drehbuchautoren zu einem Film immer mehr aufgebläht wird, dass es tatsächlich Logikfehler innerhalb der Handlung geben könnte, die eher von der Produktion rühren). Bei "Cagliostro" wurde die französische Fassung ja einfach für den deutschen Markt nochmal komplett neu geschnitten und eine andere Story daraus gebastelt.


Jetzt aber wieder zum Trenck.
2. Teil
Auf der Flucht

Trenck ist mittlerweile auf dem Weg nach Glatz.
Eigentlich will Friedrich II. den Trenck nur ein Jahr in Haft halten. Trotz des Zuredens von Generaladjudant von Bork (Alf Marholm) sträubt sich der König aber dagegen, Trenck dies mitzuteilen. Friedrich hat Amalie nun zur Äbtissin von Quedlinburg gemacht und sie läuft darum dauernd in so einer Art geistlichem Gewand rum.
Auf der Festung Glatz versucht Oberleutnant Nikolai (Michael Hinz) den Trenck zu einer Verschwörung zu überreden, worin fast die ganze Wachmannschaft involviert wäre: alle Soldaten und Offiziere wollen desertieren. Nikolais Plan wird aber entdeckt und er muss spießrutenlaufen. Bei dieser Strafe muss Trenck zusehen und wirft in Rage den Festungskommandanten aus dem Pferd mit dem er zu fliehen versucht. Er wird allerdings überwältigt und nun unter verschärfter Aufsicht gestellt. Ein weiterer Fluchtversuch allerdings gelingt. Zusammen mit einem anderen Offizier der Festung flieht er verfolgt von Militär und schließlich auch den aufgebotenen Bauern. Trenck und sein Gefährte können sich über die Grenze nach Österreich retten, wo sie sich nun verkleidet als Landstreicher durchschlagen müssen, v.a. weil Trenck nicht zu seinem Vetter nach Wien will. Unterwegs treffen sie auf eine Gruppe von preußischen Häschern, die von einem Offizier von Schmettau (Volker Kraeft) angeführt wird. In einer Auseinandersetzung wird Schmettau getötet. Die überlebenden und natürlich als Zivilisten getarnten Preußen rufen österreichische Dragoner zur Verstärkung indem sie angeben, die beiden seien Straßenräuber. Die Österreicher nehmen Trenck gefangen. Auf dem Weg nach Königgrätz nimmt die Truppe bei der Baronin Lazar Quartier für die Nacht, die allerdings Trenck aus dem Krieg wiedererkennt und ihn rettet.

Der Vorteil hier bei der Folge ist recht eindeutig, dass kaum historische Fehler gemacht werden können. Der bemerkenswerteste ist, dass Amalie historisch gesehen erst 1756 Äbtissin zu Quedlinburg wurde. Geändert hat sich damit an ihrem Lebensalltag allerdings nicht viel (jedenfalls am wahren - nicht dem hier im Film!). Überhaupt wird Amalie etwas skuril dargestellt. Die Affäre mit Trenck war damals im 18.Jh. bereits bekannt. Ganz unhistorisch war aber bspw. die eine Szene als Amalie im 1. Teil ihren Bruder, den König, darauf hinweist, dass er seiner Gemahlin mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Dabei war die echte Amalie die größte Intrigantin gegen die Königin, was nicht nur von dieser so empfunden wurde.
 
"Chasing the Deer" Graham Holloway (Regie) 1994

"Chasing the Deer" Graham Holloway (Regie) 1994

Der Film wurde schonmal von Saint-Simone besprochen, aber vielleicht habe ich eine andere Gewichtung.

Der Beginn des Films erscheint etwas unverständlich. Man begreift erst mit der Zeit, dass die hier für 1715 gezeigte Szene mit dem Angriff von Jakobiten auf die Campbells im Grunde keine Relevanz für die Handlung hat.

1745. Dann sieht man Major Elliot (Brian Blessed), der von einem britischen Befehlshaber konsultiert wird und danach in Highlanderkleidung zurück zu seiner Garnison reitet, wo er die Highlander-Miliztruppen für die Krone ausheben soll. In Rückblicken erfährt man, dass Elliots eigener Sohn schon als Offizier bei den Briten diente und gestorben ist.
Derweil verliebt sich der Sohn von Alistar Campbell (Mathew Zajac) namens Tullibardine (Iain Guthbertson) in ein Mädchen. Als ihr Vater, ein Gastwirt, der sich als Anhänger der Hannoveraner verraten hat, von einem Jakobiten unter Cameron (Fish) getötet wird, überrascht Tullibardine die Jakobiten und wird von diesen überwältigt. Cameron gelingt es daraufhin Alistar Campbell mit dem Leben von dessen Sohn als Faustpfand dazu zu zwingen, sich der jakobitischen Sache anzuschließen. Was daran so clever ist, einen einzigen Mann, der obendrein scheinbar völlig ohne Einfluss auf seinen Clan ist, zu überzeugen, habe ich nicht begriffen. Während Alistar Campbell bei den Jakobiten eintrifft, wird ein Trupp Jakobiten, die Tullibardine abführen von Briten überrascht. In der Folge wird Tullibardine Trommler unter dem Kommando von Major Elliot. Später kommt Elliot in Edinburgh an und soll dafür sorgen, dass die Jakobiten geschlagen werden. Eine Schlacht, die wohl Prestonpans darstellen soll (aber nichts mit derselben zu tun hat), wird von den Jakobiten gewonnen. Die Jakobiten marschieren daraufhin nach Süden. Bonnie Prince Charles (Dominique Carrara) entscheidet aber einen schmälichen Rückzug, als man bereits weit nach England vorgedrungen ist. Währenddessen freundet sich Maj. Elliot mit Tullibardine an, den er fast wie einen Sohn behandelt. Die Jakobiten hungern und leiden, raffen sich aber zu einer letzten Schlacht bei Culloden 1746 auf, wo eine Überrumpelung misslingt. Sie werden in der Schlacht, die scheinbar ohne sinnige Führung auf schottischer Seite abläuft geschlagen. In dem Getümmel fällt Tullibardine von einer Jakobitenkugel. Als sein Vater ihn retten will, wird das von Maj. Elliot falsch interpretiert und er verwundet Alistar Campbell, der später von einem anderen englischen Soldaten mit dem Bajonett getötet wird. In einer letzten Sequenz sieht man, dass Tullibardines Freundin ein Kind bekommen hat. Er selbst und sein Vater sind aber scheinbar tot.

Insgesamt eher ein Jugendfilm mit einer trivialen, unglaubwürdigen Handlung, die ab der Hälfte des Films extrem vorraussehbar ist.

Das Beste was man über die Ausstattung sagen kann, ist dass die Musketen offenbar funktionstüchtig sind. Die Uniformen sind überwiegend ein Graus, und gerade die Highlandertrachten sehen eher nach Landhausmode aus - v.a. die modernen Hemden (!) etc.. Cameron trägt eine Mütze, die irgendwie nach Wollfließ oder sowas aussieht. Die Broadswords wirken manchmal wie Spielzeuge. Kein Wunder, dass mal einer seinen in die Erde rammt und dass die marschierenden Highlander in Schnee und Regen oftmals die Schwerter in den Händen statt in den Scheiden tragen, damit sie richtig schön verrosten können... Dass viele Darsteller Vollbärte und einfach moderne Frisuren (passen freilich auch besser zu der Barttracht) haben, dass ein paar Höflinge ausschauen wie die Schauspieler in "Blackadder" (mit solchen hohen Frisuren wie in den 1770ern), die Zivilkleidung einfach teilw. grotesk ausschaut, spielt bei dem Film, der zum einen langweilig, zum anderen teilweise laienhaft gefilmt wirkt, keine große Rolle mehr. Die einzigen Darsteller, die scheinbar schauspielern wollten oder konnten, sind wohl Brian Blessed und ein oder zwei andere. Dass teilw. an Originalschauplätzen wie in Culloden gedreht wurde, tut nicht mehr viel zur Sache.

Insgesamt 3 von 10 verrosteten Breitschwertern.
 
Sluga gossudarew / Pakt der Bestien (2007)

"Pakt der Bestien" (Oleg Ryaskow) 2007

Scheinbar wurde der deutsche Titel nur gewählt, um an den finanziellen Erfolg von dem franz. Fantasy-Trash-Abenteuer "Pakt der Wölfe" anzuknüpfen, denn hier kommt garkein Pakt vor und Bestien auch nicht, außer vielleicht man würde den Verfasser der deutschen Dialogfassung als eine solche bezeichnen. =)

Der Film beginnt am französischen Hof zur Zeit der Belagerung von Poltawa, 1709. Der Comte de la Bush (Valeri Malikow) und der Chevalier de Brese (Dmitri Miller) duellieren sich wegen irgendeiner dämlichen Bemerkung beim Kartenspiel (scheinbar spielen sie sowas wie Poker, was aber auch egal ist, da die Karten eh ganz normale moderne Spielkarten sind...). Der König von Frankreich (Dmitri Schiljajew) ist darüber verärgert und schickt die beiden Edelleute als Boten nach Russland, den einen zum Schwedenkönig (Eduard Flerow) und den anderen zu Peter dem Großen (Andrei Suchow). Letzterer wird im Film meistens selbst von seinen Landsleuten und sogar von seinen Gegnern "Peter der Große" genannt, bisweilen auch "König" und in ganz seltenen Fällen mal "Zar". =) Der König von Frankreich macht sich die Abwesenheit des Chevaliers zu Nutze, um Charlotte de Monterras (Xenia Knjasewa) als Mätresse für sich zu gewinnen, die aus irgendeinem Grund nachher de Brese hinterher reist.

Unterdessen werden russische Meldereiter von einem "schwarzen Reiter" in einem Wald ermordet. Dies versetzt die russischen Truppen, die Poltawa verteidigen in Angst und Schrecken.

In Russland angekommen kleidet sich de Brese von einer Art buntem Karnevalfummel mit der obligatorischen Feder am Hut (wir hatten dazu mal einen tollen Thread =)) in ein Dress mit komischem Ledermantel um, der irgendwie wie eine Billigkopie aus "Pakt der Wölfe" ausschaut. In einem Wirtshaus begegnet er einem Geschwisterpaar, das er eine Weile begleitet bis es von einer Art Räubern möglichst blutrünstig ermordet wird. Bei der Gelegenheit wird de Brese von der russischen "Leibwache Peter des Großen" - wohl so ne Art Pseudobodyguard - Grigoriy Voronov (Alexander Bucharow) gerettet. Dann gibt es eine irgendwie belanglose Oddysee durch Russland, wo eine Vergewaltigungsszene, eine "geklaut aus "Mel Gibson-The Patriot"-Befreiungsszene", eine "verkleidetes Mädel kämpft gegen Held-Szene" und ein paar andere unnötige Einlagen vorkommen. Nebenbei schießt Voronov Karl XII. bei einer Gelegenheit in den Fuß, weswegen er bei der folgenden Schlacht bei Poltawa rumgetragen werden muss. Der schwarze Reiter entpuppt sich nebenbei als ein Mädel, was sich irgendwie für ihren von Russen in Polen getöteten Vater retten will. Alle ihre Versuche Peter den Großen deswegen zu erschießen, schlagen fehl. Dann kommt es auch noch zur Schlacht bei Poltawa, die von den Russen gewonnen wird, weil Voronov und de Brese eine Schanze heldenmütig verteidigen. "Peter der Große", der vor der Schlacht eine reichlich langweilige Ansprache hält, scheint während der Schlacht völlig verwirrt. Sein Schlachtplan ist ganz wirr und dann faselt er einmal was davon, dass die Schweden die Russen einkesseln würden(?). :autsch: Nach ein bisschen hin und her und einem möglichst blutig in Szene gesetzten Gemetzel entkommt der schwedische König, aber de la Bush und die meisten schwedischen Soldaten werden gefangen genommen. Obwohl der König von Frankreich mit seinen Nachrichten an Peter und Karl mit der Instruktion, sie mögen die Überbringer an der gefährlichsten Stelle der Schlacht einsetzen, praktisch ein Todesurteil für sie unterschrieben hatte, überleben beide Poltawa. Dann gibts nochmal ein recht unmotiviertes Duell vor versammelter, russischer Mannschaft, wobei diesmal de la Bush gewinnt. Das Mädel "der Schwarze Reiter" wird gehängt, weil sie nochmal versucht hatte Peter den Großen zu erschießen, wobei sie allerdings Voronov tödlich in den Rücken trifft. Anschließend gibt es eine unverständliche Unterhaltung zwischen de la Bush und Peter dem Großen.
Am Ende trifft Charlotte de Monterras in Russland ein und begegnet natürlich zufällig auf der Straße de Brese und de la Bush (wäre ja auch langweilig gewesen, wenn sie jetzt, da der "schwarze Reiter" tot ist, noch ein paar Stunden im Film hätte erstmal ihren Dollen suchen müssen). Sie segelt mit ihm und Voronows elternlosen Kindern auf einem Schiff in eine unbekannte Zukunft. Die Häscher des verärgerten Franzosenkönigs, die er ihr hinterher geschickt hatte, erwischen sie nicht mehr.

Wie in so manchem Film, der primär für große Kinder ausgelegt ist, sollte man hier die Birne ausschalten. Madame de Maintenon oder auch nur die franz.-schwed. Beziehungen kommen garnicht vor. Scheinbar wusste der Drehbuchautor (Oleg Ryaskow) nur ungefähr, dass es einmal einen "Sonnenkönig" gab, der viele Mätressen hatte. Sehr amüsant auch, als ihm (1709 wohlgemerkt!) ein Minister, oder sowas, vorliest, dass Poltawa von den Schweden verloren wurde und ein Erzherzog von Österreich den spanischen Thron plötzlich beanspruche:autsch::rofl:. Louis XIV ist hier auch kein etwa 70-jähriger kränkelnder Monarch, sondern kommt einem hier recht fit vor.
Das Drehbuch ist so banal, um nicht zu sagen dumm, dass die furchtbaren Dialoge (vielleicht liegt das auch nur an der Synchronisation?) kaum ins Gewicht fallen. Oftmals erscheinen die Beweggründe der Figuren dieses oder jenes zu tun, enorm unmotiviert oder unlogisch. Wie es geschehen konnte, dass die beiden Franzosen - und das mitten in einem Krieg, auch Seekrieg! - binnen der Belagerung von Poltawa von Versailles bis nach Poltawa gelangen konnten, blieb mir ein komplettes Rätsel.
Scheinbar traute sich der Drehbuchschreiber auch keine eigenen Ideen zu, denn der Film wirkt wie ein Sammelsorium von fremden Einfällen - ein Mix aus Sleepy Hollow, The Patriot, Pakt der Wölfe... Hauptsache es findet sich immer mal ein Vorwand, dass Unmengen von Filmblut verspritzt werden - vorzugsweise gibt es Kopfschüsse in Nahaufnahme. Wichtig ist, das Blut rinnt schön, auch immer mal aus dem Mund der sterbenden...
Dass Degen Stichwaffen sind, hat dem guten Mann scheinbar auch keiner gesagt. Die Ausstattung ist ein seltsamer Mix. Die Uniformen wirken garnicht so schlecht. Dafür sehen dann wieder die Kanonen sehr albern aus. Die Kostüme bei Hofe sind schon grauslig und wenn dann mal eine Laterne aus dem Baumarkt am Zelt von Peterchen hängt, tut das auch nichts mehr zur Sache...

Am besten hat mir das Aussehen vom Schlachtfeld von Poltawa gefallen, davon abgesehen, dass auf die enorme nummerische Unterlegenheit der Schweden v.a. auch an Artillerie nicht eingegangen wurde. Aber diese Landschaft mit den Wäldern, welche die russischen Linien einrahmten und die Schanzen hat ganz hübsch ausgeschaut.

Wenn man mitdenkt und einem die massigen historischen oder auch nur logischen Fehler stören, dann kann man an diesem Filmchen schon verzweifeln. Vielleicht taugt er eher was bei ein-zwei und mehr Glas Wodka. Der Aufwand ist beachtlich. Deswegen gibt es wie bei "Chasing the Deer" (da wegen der immerhin hübschen Landschaften) noch 3 von 10 bekoppten Botschaften an den Zaren - äh "Peter den Großen".
 
Zurück
Oben