Kann ich bei dem Diskussionsverlauf gut verstehen.
Wenn Du das so gut verstehen kannst, dann frage ich mich, warum Du Isleifson nicht darauf hingewiesen hast, dass er mit seiner m.E. leichtfertig formulierten These, eine der zentralen europäischen bzw. deutschen historischen Diskussionen berührt und bisher dokumentiert, dass seine entsprechende Literaturkenntnis, vorsichtig formuliert, weder aktuell ist, noch die zentralen historischen Kontroversen angemessen berücksichtigt.
Wenn Du ihn also so gut verstehst, warum hast Du ihn nicht sofort auf die direkte konkurrierende These von Nolte (im Rahmen des Historikerstreits) zur Vorbildfunktion der Gulags für die NS-Vernichtungslager aufmerksam gemacht. Nolte`s These ist nicht vereinbar mit der Sichtweise von Isleifson.
Warum hast Du ihn nicht auch auf den gravierenden akademischen Konflikt zwischen Broszat u.a. (u.a. Der Staat Hitlers) und Friedländer (z.B. das Dritte Reich und die Juden) aufmerksam gemacht, der die Frage der Kontinuität und die Einordnung der NS-Vernichtungslager zentral betraf. Und deutlich macht, dass eine Beurteilung der Vernichtungslager ohne das Verständnis des "politischen System" nicht möglich ist (ich wiederhole mich, sorry!)
Zudem, warum hast Du ihn nicht darauf hingewiesen, dass beispielsweise Kershaw (Der NS-Staat, S. 149ff) genau dieses als zentrales Problem der entsprechenden Forschung zum Holocaust formuliert: "...vielmehr soll damit gesagt werden, dass das Problem der Erklärung des Holocaust Teil der größeren Fragestellung ist, wie das Naziregime funktionierte - vor allem, wie im NS-Staat Beschlüsse zustande kamen und ausgeführt wurden." (S. 149/150) Es also zentral wichtig ist, sofern man die These über die Konstanz formuliert genau die Ähnlichkeiten aufzeigen muss.
Dieses hatte ich in Anlehnung an die Differenzierung zwischen der Ideologie bzw. Zielsetzung der "Weltpolitik" und dem "Lebensraum-Motiv" versucht auch inhaltlich bzw. ideologisch zu fassen.
Weiter: Gewalt als Instrument gegen andere im Rahmen politischer Konflikte ist keine deutsche Spezialität, ist auch bereits gesagt worden. Das hättest Du ihm auch erklären können und beispielsweise auf die Arbeiten von Pinker zu diesem Thema verweisen können, der das Phänomen im Rahmen von zahlreichen Schaubildern und Statistiken in seiner historischen Entwicklung verdeutlicht und gerade die Universalität der Gewalt auch als europäisches Phänomen betont.
Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit - Steven Pinker - Google Books
Und warum hast Du ihn nicht darauf hingewiesen, dass u.a. gerade auch ein Historiker wie beispielsweise Fritz Fischer, der normalerweise die Kontinuitätsthese vertritt, also voll auf der Linie von Isleifson liegen sollte, wie beispielsweise in "Bündnis der Eliten", dann formuliert: "Diese Verbrechen [gemeint war der Vernichtungskrieg] lagen nicht in der Tradition der preußisch-deutschen Armee;..." (F. Fischer: Zum Problem der Kontinuität in der deutschen Geschichte von Bismarck zu Hitler" (S. 781). Also gerade an diesem Punkt man explizit keine Kontinuität erkennen kann und somit explizit sich gegen die These von Isleifson stellt.
Nationalsozialistische Diktatur, 1933-1945: eine Bilanz - Google Books
Und vielleicht hättest Du Isleifson ermuntern sollen, die inhaltlichen Positionen anderer Forumsteilnehmer ein wenig ernster zu nehmen. Zumal gerade diejenigen im Forum ihm widersprochen haben, die sich mit dieser Periode am intensivsten beschäftigen und dieses auch durch entsprechende aktuelle Literatur unterlegt haben.
Schließlich und endlich habe ich (und auch andere) seine These ernst genommen, mir Gedanken gemacht und Literatur angesehen und sachliche Erwiderungen geschrieben. Allerdings ohne eine sachlich argumentierte Antwort zu erhalten.
Und hab mehrmals erklärt das ich nicht auf Streit aus bin.
Es ist niemand auf Streit aus. Nur darf man Deiner These auch durchaus widersprechen, wie Ursi zu Recht bereits betont hat. Und wenn Du diesen Widerspruch einfach ignorierst, dann solltest Du Dich nicht wundern, dass ein noch deutlicherer Widerspruch kommt.