Hallo Köbis17,
ich wollte Dich mit meinem Beitrag nicht persönlich angreifen, falls es so rübergekommen ist, bitte ich dafür um Entschuldigung.
Du hast also auf die Bezeichnung der Geschütze und nicht deren Rohraufbau abgestellt, dass war bei mir anders rübergekommen.
Im Schmalenbach geht es m. E. primär um den unterschiedlichen Rohraufbau:
Abschnitt "Künstliche Rohre"
Daher brachte man zusätzlich äußere Schichten oder Lagen auf das bisherige Kern- oder Seelenrohr, und zwar in England durch Wickelungen mit erhitztem Draht mit rechteckigem Querschnitt, in allen anderen Ländern durch erhitzte Ringe und weitere, die Ringe überdeckende Mäntel. ... So waren die Kruppschen Rohre bei gleichem Kaliber und bei gleicher Kaliberlänge wesentlich dünner und leichter.
und als Erläuterung der Zeichnung Z20 Geschützrohre:
a) Ringrohr (1866)
b) Mantelrohr (etwa 1870)
c) Mantelringrohr (1882)
d) mit auswechselbarem kurzem Futterrohr (etwa 1910)
e) mit langem Futterrohr und abschraubbaren Bodenstück (1925)
f) mit auswechselbarem, nicht selbsttragenden Seelenrohr und abschraubbaren Bodenstück (1934)
Erstens zur Abgrenzung gegenüber den in England üblichen Drahtrohren und zweitens zur Unterscheidung der mehrteiligen Rohre gegenüber ihren einteiligen Vorläufern.
Entsprechend auch der zeitgenössische Sprachgebrauch auch außerhalb der Marine bei Feld- und Festungsartillerie (s. a.
Meyers).
Mit Einführung von Geschützen mit verkürzten Ladezeiten entstand nun Bedarf, diese von ihren Vorläufern abzugrenzen, die dt. Marine wählte dazu den Begriff "Schnell-Lade-Kanone (S.K.)" (Schmalenbach) und lt. Reventlow runter bis zum Kaliber 5 cm, für die er Feuergeschwindigkeiten von 10 Schuß / 1 min., im Schnellfeuer 20 Schuß / 1 min. angibt.
Noch eine kurze Anmerkung zum Begriff "Schnellfeuergeschütz", der auf der
dt. wiki-Seite leider etwas oberflächlich behandelt wird, die
engl. Seite ist hier präziser:
Nach der deutschsprachigen Definition
Als
Schnellfeuergeschütz wurden um 1900
Geschütze bezeichnet, die mehrere
Schuss pro Minute abgeben konnten.
wäre auch die 77 mm Feldkanone 96 mit ihren 8 - 9 Schuß / Minute als Schnellfeuerkanone einzustufen.
Das wurde sie aber nicht, da erstens die Betätigung des Verschlusses noch zwei Handgriffe erforderte und zweitens auf Grund der mangelhaften Standfestigkeit a. G. des fehlenden Rohrrücklaufes (Hans Linnenkohl, Vom Einzelschuss zur Feuerwalze, S. 69).
Die Definition auf der englischen Seite entspricht m. E. eher den historischen Anforderungen / Entwicklungen:
Merkmale eines Schnellfeuergeschützes sind:
- ruhiger Stand des Geschützes
- Einhandbedienung des Verschlusses
- ungeteilte Munition
Die englischsprachige Seite erwähnt auch die
russische Entwicklung, die auf der dt. Seite nicht vorkommt.
Davon abzugrenzen ist der Begriff der Maschinenkanone mit ihrem vollautomatischen Ladevorgang. Auch hier finden sich auf der
deutschen wiki wieder einige Unschärfen:
- Maschinenkanonen (auch Schnellfeuerkanonen genannt)
- Der Begriff Maschinenkanone entstand zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, um eine terminologische Abgrenzung zu den Maschinengewehren zu erhalten.
Maschinenkanone und Schnellfeuerkanone sind keine Synonyme!
Wieso verwendet Reventlow 1901 auf S. 235 in "Die deutsche Flotte" einen Begriff, der angeblich erst zur Zeit des zweiten Weltkrieges entstand? Er schreibt:
An Maschinen-Waffen sind in die Marine eingeführt:
Die 3,7 cm Maschinenkanone, das 0,8 cm Maschinengewehr.
Vielen Dank übrigens für den Hinweis auf die unterschiedl. Turmmodelle bei der alten Kaiserklasse. Ich habe die Darstellung bei Schmalenbach (Z26, Z27) gefunden, leider äußert er sich nicht zur Feuergeschwindigkeit.