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Unterstellt, dass der Kurswechsel nicht stattgefunden hat und die Angabe bei Zetterling etc. falsch ist: was schließt Du dann daraus?
Zunächst vielen Dank für das Lob, silesia.:red:
Ich gehe davon aus dass dieser Kurswechsel auf dt. Seite nicht erfolgt ist. Ich kenne beide Bücher nicht, kann also nicht im Detail prüfen, auf welche Quellen sich die Autoren stützen. Mein erster Eindruck ist eher verhalten:
Lt. Internet lautet ein Titel Bismarck: The Final Days of
Germany's Greatest Battleship (Zetterling/Tamelander). Seit dem 25. Februar 1941 war nun Tirpitz das größte dt. Schlachtschiff. Ich frage mich dann immer wie zuverlässig die übrigen Angaben sind, wenn schon so eine Trivialität nicht richtig dargestellt wird.
Die Reviews sind gemischt, in einer Bewertung heißt es:
There's a lot in this account that isn't in earlier sources, such as Mullenheim-Rechberg's book.
Nun, das betrifft mich nicht, ich besitze das Buch des Barons seit über 10 Jahren - und es ist nicht das Einzige zu dem Thema.
Ähnlich geht es mir mit Winklareth, das Leserurteil ist durchaus gespalten.
Zurück zur Dänemarkstrasse:
Die Sichtung durch PoW erfolgte um 5:37 auf eine Entfernung von rund 38.000 yards. Ergänzend heißt es dazu in den
Gunnery Narratives:
The similarity between the two enemy ships was amazing and with the smaller ship "nearer", it was difficult at first to distinguish which was Bismarck. ... the closing rate was very high ...
Wie kommt man zu der Aussage, wenn man die dt. Schiffe nur von hinten sieht?
Um 5:53 eröffnete PoW aus ca. 25.000 yards das Feuer, man war also in 16 Minuten 13.000 yards näher an den Feind gekommen, also rund 6,4 sm, die Annährerungsgeschwindigkeit betrug damit ca. 24 kn.
Das wäre unmöglich, wenn BS und PE von von 5:39 bis 5:54 auf Kurs 265° gelaufen wäre.
Legt man deren Kurs von 220° und eine Geschwindigkeit von 28 kn zu Grunde, legten sie in 16 Minuten rund 7,5 sm zurück, wobei sich ihr Standort um 4,8 sm (= 7,5 sm x sin 40°) nach Westen verschob, gleichzeitig gelangten sie ca. 5,7 sm nach Süden. Damit minderte man unter dem Strich die Annäherungsgeschwindigkeit der brit. Kampfgruppe etwas, ein Gefecht war so aber nicht zu vermeiden.
@Melchior
Ergo, hätte es kein Ausweichmanöver der B gegeben, hätte L diesen übergeordneten Befehl nicht beachtet. Sehr schwer nachzuvollziehen, insbesondere auch bei der ungünstigen Gefechtssituation.
Die Befehle, die Lütjens erhielt waren Weisungen, d. h. ihm wurden die Gesamtabsichten der SKL mitgeteilt. Im Rahmen dieser Absichten hatte er als Flottenchef selbstständige Handlungsoptionen. Mit der Annahme des Gefechtes hat er mit Sicherheit nicht gegen die Weisungen Raeders oder der Gruppe West verstoßen, denn
Hauptaufgabe auch dieser Operation ist die Vernichtung feindlichen Schiffsraums, die Bekämpfung feindlicher Kriegsschiffe nur so weit, wie es die Hauptaufgabe nötig macht und wie es ohne allzu großes Risiko geschehen kann.
(Weisung für weitere Unternehmungen von Überwasserstreitkräften der SKL vom 2. April 1941, Skl. 1 Op. 410/41)
An diese Hauptaufgabe scheint er sich buchstabengetreu gehalten zu haben. Man könnte ihm natürlich vorwerfen, dass er nach der Entdeckung nicht Kehrt gemacht und einen neuen Versuch gestartet hat, wie bei der Operation Berlin.
Zum Risikocontrolling der RN.
Der Risikofall ist eingetreten.
Shit happens - insbesondere im Krieg.
Sinn und Zweck eines Risikocontrollings kann nur Analyse und Überwachung eines Risikos sein, die Entscheidung ob dieses Risiko eingegangen wird oder nicht obliegt ihm nicht.
Bei der Abwägung der Verluste ist es m. E. nicht gerechtfertigt nur von einer 1:1 Situation (1 Schlachtschiff Bismarck : 1 Schlachtkreuzer Hood) auszugegehen. Auf dt. Seite gingen mit der Bismarck immerhin 25% der vorhandenen Schlachtschiffe verloren, auf britischer Seite nur 6% (1 von ca. 16).
Darüber hinaus verloren die Dt. weitgehend die Infrastruktur für eine Überwasserkriegsführung im Atlantik.