Der Landser - Nazi glorifizierend?

Du darfst doch aber der Trivialität nicht das Recht absprechen, das Thema Zweiter Weltkrieg aufnehmen zu dürfen.

Das sicherlich nicht. Aber dennoch darf man hinterfragen, welche Auswirkungen diese Darstellungen auf das Bild hatten, das sich das Nachkriegsdeutschland von dem WW2 gemacht hattte.

Und es gibt für die USA, beispielsweise die Arbeiten von Slotkin, oder zu Japan, die Arbeiten von Young (Total Empire), die auf die Bedeutung der Beeinflussung dieser Weltbilder, sprich Ideologien, durch mediale Produkte, TV, Filme oder Printmedien, hinweisen.

Meine These wäre, daß beispielsweise die heftige Reaktion auf die "Wehrmachtsausstellung" (blendet man mögliche "handwerkliche" Ungenauigkeiten mal aus) auch deswegen so heftig ausfiel, weil die Botschaften der Ausstellungen konträr zu den Darstellungen der WW2 - Ideologie der Wehrmachtsgenerale, literarischer Aufbereitung (08/15, Arzt von Stalingrad etc.) und den Darstellungen in den Landser-Heften stand.

Das vorherrschende Bild des Krieges war im wesentlichen eine unkritische Beurteilung.

In diesem Sinne darf man die Landser-Hefte durchaus kritisieren, als Versuch einer verzerrten, unkritischen Darstellung des WW2.
 
In diesem Sinne darf man die Landser-Hefte durchaus kritisieren, als Versuch einer verzerrten, unkritischen Darstellung des WW2.
Man sollte sie auch kritisieren. Sie sind Schund, Kitsch und Klischee; keine Frage. Aber die öffentliche Diskussion geht in Richtung Verbot.
Was mir am meisten Angst macht: Welche Instrumente möchte der Scharfrichter auspacken, um dieses Verbot durchzusetzen? Müssen neue Instrumente geschaffen werden? Wem kann man diese eventuell neuen Instrumente noch anpassen?
 
In diesem Sinne darf man die Landser-Hefte durchaus kritisieren, als Versuch einer verzerrten, unkritischen Darstellung des WW2.
und, wie schon gesagt, wird diese verzerrte Darstellung einzig mittels Trivialität geleistet (((fast ist man versucht zu sagen, dass eine solche verzerrte Darstellung ohne erzählerische Trivialtechniken gar nicht machbar ist...)))
 
was hat die erzählerische Qualität von Texten mit Küchenpsychologie zu tun???
Gar nichts. Das hat auch niemand behauptet.
Der Hinweis bezog sich darauf, "das Phänomen zu erklären", wofür man auf die damaligen Adressaten (=Käufer) abstellen müsste.


...oder darf hier nichts zu Struktur, Sprache, Erzähltechnik etc. solcher Produktionen gesagt werden?...
Das war kein Angriff, also kein Grund für Spitzen.

Oben sind jede Menge Ausführungen zu der Produktion dieser Trivialliteratur.

Wenn man andere Produktionen qualitativ höher einstufen möchte (zB auch einiges aus der Reihe der Generalitätsmemoiren), kann man solche Vorurteile, Legenden und Verdrängungen auch darunter finden. Ich würde das somit nicht unbedingt auf die Trivialliteratur beschränken, bzw. die Trivialität sozusagen stilistisch als Voraussetzung sehen.
 
Wenn man andere Produktionen qualitativ höher einstufen möchte (zB auch einiges aus der Reihe der Generalitätsmemoiren), kann man solche Vorurteile, Legenden und Verdrängungen auch darunter finden.
tatsächlich gibt es, wenn auch außerhalb der historischen Sekundärliteratur, noch ganz andere Literatur, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg befasst; es genügt, wenn ich Heinrich Bölls Roman Gruppenbild mit Dame oder Günther Grass´ Roman die Blechtrommel oder auch Alfred Anderschs Roman Winterspelt erwähne - die genannten drei zeichnen sich zumindest dadurch aus, dass sie weder verharmlosende Klischees verbreiten noch erzähltechnisch trivial sind :winke: (und literarisch sind weit genug von "Generalsmemoiren" und Landserheftchen entfernt

Ich würde das somit nicht unbedingt auf die Trivialliteratur beschränken, bzw. die Trivialität sozusagen stilistisch als Voraussetzung sehen.
wir würden ein literarisch niveauvoll konstruiertes Opus benötigen, welches absichtlich Geschichtsklitterung verbreitet - kennst du ein solches? Ich bleibe dabei: Verfälschung, Klitterung etc. lässt sich noch am ehesten mit den Groschenromantechniken der Trivialschreibe betreiben.
 
So hoch wollte ich den Anspruch nicht schrauben, zumal "absichtlich" schwer belegbar sein kann.

Der Hinweis bezog sich darauf, dass "oberhalb" der Groschenhefte Geschichtsklitterung oder Falschdarstellungen möglich sind.

Als Beispiel fallen mir neben den Memoiren auch einige Werke aus der Geschichtsschreibung ein, etwa "Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges". Der Mehrbänder unterscheidet sich zB in der Heroisierung wenig vom Landserniveau.
 
...wir würden ein literarisch niveauvoll konstruiertes Opus benötigen, welches absichtlich Geschichtsklitterung verbreitet - kennst du ein solches? Ich bleibe dabei: Verfälschung, Klitterung etc. lässt sich noch am ehesten mit den Groschenromantechniken der Trivialschreibe betreiben.

Mir würde da "Der Fragebogen" von E. v. S. einfallen, die verdichdete zeitgenössische Exculpationsstrategie der im Thread angesprochenen Generation. Das literarische Niveau kommt selbstverständlich nicht an Grass oder Böll heran, aber es ist schon beachtlich.

M. :winke:
 
Vieleicht bewege ich mich jetzt auf einem schmalen Grad, aber ich denke, daß man unmittelbar nach dem Krieg bis weit in die jetzige Zeit eine Art Unterschied gemacht hat. Und offensichtlich ist "Der Landser" ein Musterbeispiel dafür.

Auf der einen Seite gab es den Holocaust, politisch Verfolgte, Rassenwahn etc.

Auf der anderen Seite gab es die Wehrmacht. Und die hatte damit nichts zu tun. Zumindest glaubte man das und wollte von Kriegsverbrechen der Wehrmacht nichts wissen. Eine Armee, welche bis in die Nachkriegsjahre eine Art "Heldenstatus" genoss. Der "Landser", der erstmals in den 50ern erschien, hat diesen Status aufrechterhalten, wenn auch auf triviale Weise. Und wahrscheinlich hatte er zunächst mit den Veteranen eine durchaus treue Lesergemeinde.

Eine wirklich kritische Auseinandersetzung mit der Wehrmacht und zwar auf breiter Front hat es doch erst in letzterer Zeit gegeben. Stichwort Wehrmachtsausstellung oder durchaus auch eine Reihe wie "Unsere Mütter - unsere Väter" welche auch hier im Forum diskutiert wird.

Tatsache ist wohl, daß im "Landser" eine Art Kriegsromantik dargestellt wird. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit fehlt. Für triviale Literatur allerdings alles andere als untypisch. Das beängstigende ist durchaus, daß wie bei Wikipedia erwähnt, die Leserschaft wohl über die Jahre gewechselt hat. Wer liest diese Heftchen denn wohl heute? Wer ist die Zielgruppe in der heutigen Zeit?

Ein Groschenroman und dabei handelt es sich wohl auch beim "Landser" ist nunmal trivial. Die Krankenschwester verliebt sich in den Arzt, der wilde Westen war voller Helden etc.
Bleibt die Frage, ob sich der 2.Weltkrieg für solch triviale Literatur eignet. Viele wissen, daß es sich beim "Landser" um Trivialliteratur handelt. Andere können wahrscheinlich schwerer unterscheiden...

Aber sollte man so etwas deshalb verbieten?
Der "Wilde Westen" wird in diesen Romanen auch als toll und herrlich und voller Helden dargestellt. Das dort diverse Indianerstämme nahezu ausgerottet oder umgesiedelt oder auch unterdrückt wurden, das wird auch dort ausgespart. Niemand käme auf die Idee "Westernromane" zu verbieten.
"Der Landser" ist und bleibt trivial.
Ich halte es durchaus mit ELQ:
Sommerloch und Saure-Gurken-Zeit!
 
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Kurzbeschreibung

Erscheinungstermin: 6. August 2013
Über die Entstehung des Mythos von der "sauberen Wehrmacht" im literarischen Feld der Nachkriegszeit.Bis heute gilt die Schlacht von Stalingrad als der symbolische Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs. Die Einkesselung gehört zu den zentralen Erfahrungen deutscher Soldaten auf dem östlichen Kriegsschauplatz. Ebenso eindrücklich war die Rücksichtslosigkeit, mit der die Wehrmachtsjustiz die Soldaten in den aussichtslosen Kampf schickte und Deserteure verfolgte.Die Erfahrung des doppelten Eingekesseltseins zwischen militärischem Gegner und Militärgerichtsbarkeit prägte das Erzählen in der frühen Bundesrepublik nachhaltig: Die deutschen Frontsoldaten wurden dadurch als Leidtragende des deutschen Vernichtungskriegs dargestellt. Die Behauptung, der Soldat sei ausweglos von tödlichen Feinden umgeben gewesen, stilisiert den Kampfeinsatz zur Überlebensstrategie und verschleiert das Verhältnis von Täter und Opfer.Norman Ächtler zeichnet die Herausbildung des Soldatischen Opfernarrativs im publizistischen Diskurs der Nachkriegszeit und seine literarische Ausgestaltung im Kriegsroman der frühen Bundesrepublik nach. Erstmals geraten Kriegsromane - u.a. von Ernst Jünger, Theodor Plivier und Heinrich Böll - auf einer breiten empirischen Basis in den Blick einer wissenschaftlichen Studie. Mit der Untersuchung von genretypischen Argumentationsschemata und Erzählstrukturen und ihrer Bedeutung für die Verankerung des Bilds vom deutschen Landser als Opfer von Totalitarismus und Krieg im kollektiven Gedächtnis der Deutschen betritt der Band Neuland.
 
ich hab den "Landser" nie wirklich wahrgenommen, aber bei der Suche nach alten Büchern auf dem gebrauchtmarkt bin ich gestern nochmal drüber gestolpert.

da waren auch Themen wie "Todesinsel Guadalcanal" und andere aus dem Pazifikkrieg dabei.

Weis jemand wie der "tonfall" ist, wenn weder deutsche noch Sowjets beteiligt sind?
Ich dachte bisher das es nur "deutsche" Geschichten im Landser gibt.
 
Über den Landser kann ich nicht urteilen, habe nie ein Exemplar gelesen. In Spanien als ich ein Junge war, waren die Romane von Sven Hassel sehr populär: (Sven Hassel - Wikipedia, the free encyclopedia).

Das erste war eine ziemlich unverschämte Kopie von "Im Westen nichts Neues" aber im 2 WK. Die Bücher waren spannend zu lesen und in keiner Weise beschönigend. Eher im Gegenteil da alle Beteiligten völlig abgebrüht und brutalisiert dargestellt wurden. Die Handlung war jedoch hahnebüchen und die technischen Details teilweise völlig unsinnig.

So handelte es z.B. von einem deutschen Strafbataillion das mit Tiger und Panter-Panzern ausgestattet war (was schon völlig unrealistisch ist) und jeder normale Panzer war mit einem Flammenwerfer ausgestattet, mit dem man gelegentlich auch die eigenen Infanteristen versehentlich fritierte.

Ich habe mal gehört, der Film "Steiner, das eiserne Kreuz" soll in diesen Romanen inspiriert gewesen sein, kann es mir jedoch nicht vorstellen, da dieser Film die rein militärischen Aspekte recht realistisch darstellte. Es kann jedoch sein dass einige Figuren und das Verhältnis zu den Offizieren übernommen worden sind.
 
In Frankreich, gab es, gibt es ähnliche Hefte. Nur das die Helden da Allierte waren, die Darstellung des Krieges-schwachsinnig bis kriminell.
 
Über den Landser kann ich nicht urteilen, habe nie ein Exemplar gelesen. In Spanien als ich ein Junge war, waren die Romane von Sven Hassel sehr populär: (Sven Hassel - Wikipedia, the free encyclopedia).

Das erste war eine ziemlich unverschämte Kopie von "Im Westen nichts Neues" aber im 2 WK. Die Bücher waren spannend zu lesen und in keiner Weise beschönigend. Eher im Gegenteil da alle Beteiligten völlig abgebrüht und brutalisiert dargestellt wurden. Die Handlung war jedoch hahnebüchen und die technischen Details teilweise völlig unsinnig.

So handelte es z.B. von einem deutschen Strafbataillion das mit Tiger und Panter-Panzern ausgestattet war (was schon völlig unrealistisch ist) und jeder normale Panzer war mit einem Flammenwerfer ausgestattet, mit dem man gelegentlich auch die eigenen Infanteristen versehentlich fritierte.

Ich habe mal gehört, der Film "Steiner, das eiserne Kreuz" soll in diesen Romanen inspiriert gewesen sein, kann es mir jedoch nicht vorstellen, da dieser Film die rein militärischen Aspekte recht realistisch darstellte. Es kann jedoch sein dass einige Figuren und das Verhältnis zu den Offizieren übernommen worden sind.


Der Film Steiner- das Eiserne Kreuz" geht auf eine literarische Vorlage von Willi Heinrich rurück mit dem Titel "Das geduldige Fleisch", die Heinrich über die Grenzen Deutschlands bekannt machte.
 
Und da ist er wieder: Nennt sich jetzt "Weltkrieg Erlebnisberichte". Laut Zeitschriftenhändler handelt es sich um Neuauflagen, es sei aber "etwas Neues" geplant. Soviel zur angeblich nicht ausreichenden Auflage. Auf mein Befragen äußerten 3 verschiedene Händler, dass die Kundschaft nur noch aus "älteren Herren" bestehe.
 
Schwesterblatt WamS macht sich heute über die Verbotsdebatte eher lustig. Motto: gibt´s den Landser auch noch? Und reiht ihn zwischen Hautarzt Dr... und Santiago der wilde Cowboy ein.

Was mich an eine nette Glosse über "Perry Rhodan" erinnert: Die StZ bezeichnete die Weltraumsaga mal als" Fortsetzung des Landsers mit anderen Mitteln"
Bei Edeka steht er da auch, zwischen Oma-Heftchen. Ich finde die Forderung nach einem Verbot albern.
 
Abgesehen davon, das ich früher nur die Hefte mit infanteristischen Darstellungen las ist der Inhalt zumindest bei allen neuen Darstellungen einfach nur schlecht. Damals hat noch die Erlebnisgeneration geschrieben. Die heutigen germanistikgeschulten Wehrdienstverweiger stolpern von einem inhaltlichen Fehler in den nächsten. Das Fehlen der Erlebnisgeneration merkt man auch bei anderen Periodika (Zeitschrift für Heereskunde). Der Verlag macht Geld, wohl kaum Ideologie. Das er nur für ein Publikum veröffentlicht und nicht noch zur A- eine B-Ausgabe herausbringt kann wohl kaum zum Vorwurf gemacht werden. Und wem das Ganze nicht paßt, der kann ja die grundgesetzkonforme B-Ausgabe machen. Kauft dann bloß keiner, da es eben nur ein Zielgruppe (Publikum) gibt. Gesehen habe ich das Heft zum ersten Mal zur DDR-Zeit bei einem Klassenausflug in das DHM. Olsenbandengeschult habe ich ein viertel Stunde vor der Vitrine gestanden um einen Weg an das Westheft zu finden. Ergebnislos. Ach ja, wer hier meint das da was singulär Böses veröffentlicht wird, sollte sich mal mit der Geschichte derartiger Heftreihen von Rhodesien bis Frankreich beschäftigen. Dabei sollte man auch nicht den Militärverlag der DDR und die dort erschienenen sowjetischen Kriegsmemoiren vergessen. Heute würde das Material wohl eher unter dem Reihentitel Verstehen sie Spass laufen.
 
Ach ja, wer hier meint das da was singulär Böses veröffentlicht wird, sollte sich mal mit der Geschichte derartiger Heftreihen von Rhodesien bis Frankreich beschäftigen.

Kot stinkt auch dann noch, wenn ein zweiter Haufen daneben gesetzt wird.

Eine bessere Analogie fiel mir bei dem Thema einfach nicht ein.
 
ich denke es stellen sich hier zwei Fragen,
a) muß es wirklich zu jedem Thema irgendwelche Schundhefte geben?

und

b) soll man alles was nicht einem nicht gefällt verbieten?

Ich könnte mir vorstellen, daß zu Frage a) sehr viele mit "nein" antworten. Letztlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob er es kauft oder nicht, liest oder nicht.
Problematisch ist eine Antwort auf Frage b). Wo ist denn dann Schluß? ich erinnere mich an meinen Deutschlehrer auf dem Gymnasium. Er wollte Tom und Jerry als Gewalt verherrlichend verbieten lassen. Es läuft so viel Schund im Fernsehen, so viel Sex und Gewalt, unsere Politiker lügen in Talkshows, daß sich die Balken biegen und diese Dschungel- und Casting-shows sind der reinste Müll. Was ist mit dieser Gangster-Rap-Musik, was mit Punk und Heavy-Metall, mit Gothic, was mit diesem Volksverdummungs-Schlager- und der Volksmusik? Wo ist letztlich bei Verboten Schluß? Wer verbietet was wem?
 
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