Nun, ich sehe den Pelz eher unter dem Aspekt "Jeder, der das sieht, denkt an Russel Crowe" ... Interessanterweise haben wir keine Überlieferung (zumindest habe ich keine gehört) für Pelzkleidung ausser den eher totemistischen Fellen der frühen Velites und späterer Signiferi. Und ich denke, ein Fell über der Rüstung über den Schultern macht nicht viel her, da stelle ich mir eher einen dick eingemummelten Suworow vor.
Aber verzeih mein Genöle, das ist tatsächlich Luxuskritik an hervorragender Arbeit. Und mit "hervorragen" meine ich das wörtlich. Normalerweise trennt sich die Karthago-Perzeption nur schwer von Flaubert und
Peplum.
"Ausgehanzüge": da stellt sich die Frage, was trug ein Soldat, wenn er nicht gepanzert und kampfbereit war. Aus Rom haben wir da das übliche Bild eines Kerls in Caligae, Tunica, gegürtet mit dem Cingulum militare, eventuell Pugio oder Schwert. Jeder konnte an dem Cingulum sehen, dass dies ein Soldat war; üblicherweise versteckte man den Gürtel eher, die Soldaten liessen also im wahrsten Wortsinn das Soldatsein "raushängen".
Was trug ein hellenistischer Soldat, wenn er nicht gepanzert war? Wodurch kennzeichnete er sich so vor der Zivilbevölkerung? Das Pectorale, das Hannibal bei der Begegnung mit dem Römer trägt, ist eine Schutzwaffe; er könnte annehmen, dass man ihn ermorden will. Als Cicero während der Catilina-Revolte einen Panzer unter der Toga trägt, ist das ein enormer Affront; die Senatoren sind empört, entrüstet, aufgewühlt.
Wir haben einfach keine Ahnung, was wie wo gesehen wurde und wie das akzeptiert wurde. Bei Petronius "Satyricon" läuft der großmäulige Held mit einem Schwert durch die Gegend und behauptet, er sei Soldat; das geht gut bis er an einen echten kommt, der ihm das Schwert abnimmt. Bei Apuleius treten Soldaten auf, die sich aufführen wie die Räuber. Wenn bei uns zivile Männer in Tarnklamotten herumlaufen, halte ich sie entweder für geschmacklich verirrte Deppen, gewaltbereite Arschlöcher oder die Schnittmenge aus beiden (die wenigen Fälle von echten Soldaten, die dann meist in allen Regalia ihres Aufzugs daherkommen, ausgenommen). Ist das eine Kontinuität der Perzeption, die bis ins 3. Jh. v. d. Zw. verlängert werden kann? Kommt diese Perzeption daher? Dass wir es mit einer untergegangenen Kultur zu tun haben, macht die Sache nicht einfacher; ich habe aber in meinen Bemühungen um eine authentische Römerdarstellung festgestellt, dass es schwerer und ungewohnter ist, sich "richtig" als "besser" aussehend zu kleiden, dass es aber letztlich lohnt, sich diese Mühe zu machen, diese Frage zu stellen: laufe ich hier gerade in der römischen Entsprechung eines Ballermanntouristenoutfits herum? Was würde ein Arbiter Elegantiarum dazu sagen, geschlossene Schuhe im Haus und dazu Tunica mit Clavi?
(Und nochmal: entschuldige bitte diese Nano-Kariertheit. Vielleicht liegt es daran, dass ich mit meinen eigenen Projekten noch nicht in die Pötte gekommen bin ...)